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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 4 - Buchstabe F

Band 4, Seite [unpaginiert]
Gross Laubach
Fahrgasse 138
A.2
13. April 1881
Im Schlußstein der Hausthüre J. C. R. 1772.
Sonst nichts Bemerkenswerthes.
Band 4, Seite 1
Mönchhaus | An der rothen Badstube
Fahrgasse 69
A.101
April 1859
Auf einem Tragstein unter dem 1ten Stock eine Kanne, 1711 I. K.
Band 4, Seite 3
Goldnes Schiff
Fahrgasse 116
A.102
Mai 1859
An dem Tragstein des zweiten Stocks eine Hausmarke. Dieser Tragstein stößt an das Nebenhaus Klostergasse 69, A.101 an. Sodann ein Erker, dessen Unterseite geschmackvoll und reich mit sich durchschneidenden Streben verziert ist. s. Abb. [R0336] Unter dem Ueberhang des 2. Stocks geschnitzte Knaggen.
Das Haus scheint aus dem Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrh. herzurühren, jedoch ist es vielfach verändert seit jener Zeit und die Hauptform allerdings mit entstelltem Giebel und Erker noch erhalten. Auf dem Giebel als Wetterfahne ein Schiff.
Siehe auch:
Band 4, Seite 5
Fahrgasse 112
A.104
16. Juni 1878
Ein Haus aus dem Ende des 16. Jahrh., stark verändert, doch ist der Nasengiebel mit dem Knauf noch erhalten, ebenso wie zwei Tragsteine unter der Brandmauer des ersten Stocks von vortrefflicher Arbeit und höchst geschmackvoller Anordnung.
Band 4, Seite 7
Fahrgasse 110
A.105
16. Juni 1878
Ein modernes Haus, das durch den Umbau und die damit verbundene Entfernung der Ueberhänge nun weit gegen die allgemeine Fronte zurücksteht. An den stehengebliebenen Resten der Brandmauern findet sich an einem Tragstein des zweiten Stocks eine Bretzel und an dem ersten Stock ein Weck ausgehauen, was auf die Erbauung des Hauses durch einen Bäcker schließen läßt.
Band 4, Seite 9
Klein Krachbein | Wetterhahn
Fahrgasse 90
A.125
25. Juni 1866
Soeben im vollen Abbruch begriffen. An einem Tragstein fand sich die Jahreszahl 1654 eingehauen.
Siehe auch:
Band 4, Seite 11
Wetterhahn | Kleingedanken
Fahrgasse 88
A.126
6. Mai 1865
In diesem Hause wurde der hiesige Bürgersohn Siegmund Schwarzschild den 6. Feb. 1853 Vormittags 9-10 Uhr, in seiner Wohnung im 1. Stock daselbst ermordet vorgefunden, und zwar durch Messerstiche. Der Ermordete hatte mit 3 Brüdern zusammen in derselben Wohnung gewohnt, war an jenem Sonntag Vormittag allein zu Haus, hatte mit seinen Brüdern ein Lotterie- und Geldwechslergeschäft betrieben.
Nach Angabe der Brüder wurde aus dem Zimmer des Ermordeten eine Büchse mit ungefähr 100 Gulden Geld zugleich geraubt. Die wegen dieses Raubmords geführte Untersuchung war bezüglich der Thäterschaft bis zum heutigen Tage, 6. Mai 1865, ohne Resultat. Gefällige Mittheilung des Herrn Dr. jur. Linker. Das Haus gehörte dem Bäckermeister Johann Adam Pflug.
Band 4
6. Mai 1875
Das Haus wurde dieser Tage Behufs der Schnurgassenverlängerung niedergelegt.
Band 4, Seite 13
Reifenberg
Fahrgasse 80
A.130
Februar 1860
Unter dem Giebel eingehauen 1557.
Band 4
März 1865
Soeben fängt man an, das Haus bis auf den Grund abzubrechen.
In diesem Haus betrieb der Portraitmaler Peter Donett die Gastwirtschaft bis zum Jahr 1720, in welchem er starb. Siehe Gwinner, Kunst und Künstler in Frkft. p. 250.
In der neuesten Zeit war das Haus einigermaßen verrufen und manchmal der Aufenthalt fahrender Dirnen. Bei dem Abbruch dachte ich nunmehr Interessantes zu finden, war aber getäuscht, indem vielfache Reparaturen ziemlich alles Alte hinweg geschwemmt hatten. Dem äußeren Aussehen nach jedoch hatte es immer noch den alten Charakter, eine geräumige Einfahrt, Ueberhänge und Fenster von allen Formen und Größen, theilweise noch mit der alten Verbleiung. Der Hof namentlich stellt immer noch ein ziemlich getreues Bild der älteren Zeit vor Augen.
Band 4, Seite 14a
Fahrgasse 70
A.138
19. März 1881
Es ist von diesem Hause dasselbe wie von 68, A.139 zu sagen, s.d.
[Im Folgendem von der Chronologie abweichende Paginierung, z. T. ergänzt C. K.]
Band 4, Seite 14b
Fahrgasse 68
A.139
19. März 1881
Ein kleines Holzhaus, mit seiner vorderen Seite in das ohnehin enge Gäßchen, mit seiner hinteren Seite in das noch schmalere Allment sehend, unbeschreiblich dunkel und winkelicht, sodaß man nach unseren jetzigen Anschauungen kaum begreifen kann, daß in diesen Räumen und Räumchen Menschen jahraus, jahrein wohnen können. Man sieht namentlich im Erdgeschoß darin keine Hand vor den Augen. Durch den Abbruch der benachbarten Hinterhäuser von A.139, A.140, A.141, welche in die Verlängerung der Schnurgasse fallen, ist auf einmal gerade diejenige Seite, welche bisher am dunkelsten war, in den Genuß des Tageslichtes getreten, indem das Allment durch den Abbruch grade an dem Hause geöffnet wurde, was nun allerdings die Armselichkeit der Bauten jetzt recht hervortreten läßt.
Der Eingang in die Hausthür vom Gäßchen her übersteigt alles, was ich bis jetzt von dieser Art dahier gesehen. Der Ausgang nach dem Allment ist natürlich durch den erwähnten Abbruch tageshell geworden.
Band 4, Seite 14c
Sanduhr
Fahrgasse 66
19. März 1881
Bei dem Abbruch desjenigen Theils des Hauses, welcher in die Schnurgassenverlängerung fällt und der nunmehr seit einiger Zeit vollendet ist, lernte ich das Haus leider etwas zu spät für die Zwecke meiner Untersuchungen kennen. Es waren die eigentlichen Hinterhäuser, die aus interessanten Holzbauten bestanden wie man an dem stehengebliebenen Vorderhaus, unter welchem sich das Eingangsthor befindet, heute noch sehen kann. Dieses Thor besteht noch mit seiner alten Holzconstruction wie zur Zeit seiner Erbauung, die wahrscheinlich in den Anfang des 16. Jahrh. fällt.
Durch den Abbruch ist der Einblick in eine Menge bis dahin verdeckter Localitäten ermöglicht, die wahrscheinlich jetzt rasch von der Neuzeit verschlungen werden. Auf der Abbruchstelle liegen im Augenblick drei Sockelsteine von Trägern, von denen ich nicht in Erfahrung bringen konnte, ob sie diesem Hause angehört hatten oder aus dem nahen Dominikanerkloster entnommen sind. Das Material ist blauer Bockenheimer Stein und die Ausführung eine höchst sorgfältige. Zwei sind rund und sehr fein profilirt, einer ist achteckigt und der Uebergang aus dem Viereck in der bekannten Weise vermittelt. Noch andere Hausteine liegen umher, deren Bedeutung ich nicht zu ermitteln vermag, sie sind sämmtlich aus blauem Bockenheimer Stein hergestellt und nur ein Thürsturz mit flachem Segmentbogen aus rothem Sandstein
Band 4, Seite [14ca]
darunter befindlich. Was aus der ganzen Umgebung wird, ist vor der Hand noch nicht abzusehen.
Band 4, Seite 14d
Fahrgasse 62
A.142
19. März 1881
Ein altes Haus mit massivem Unterbau, die Hausthüre mit flachem Segmentbogen überdeckt, in welchem sich eine Jahreszahl eingehauen befindet, die leider durch die darauf geschraubte Hausnummer zum Theil verdeckt ist.
Ich vermuthe der Form der Ziffer 1 nach, die offen liegt, sowie der Ziffer 5? am Ende derselben, daß es 16?5? heißen soll.
Band 4, Seite 15
Goldne Zange | Engel | Sperber
Fahrgasse 52 | Dominikanergasse 16
A.147
Mai 1859
Ein großes Haus mit massivem steinernem Unterbau, das über den Fenstern und Thüren mit zierlicher Steinhauerarbeit geschmückt ist. Ueber der Thüre in der Fahrgasse eine in Stein gehauene Figur, ein Knabe, der eine vergoldete Zange hält, darüber ein sitzender Sperber, über der Thüre in der Dominikanergasse auf einem Wappenschilde ein Sperber. Auf dem Dach des Hauses ein Thürmchen mit reizender Aussicht. Das Haus ist mit ziemlichem Aufwande ausgeführt und gehört den Formen der Verzierungen nach in das vorige Jahrhundert. Im Keller befindet sich ein alter Brunnen und dabei in die Wand eingemauert ein sehr schön gearbeiteter Stein, welcher die Wappen der Familien Altenhoff und v. der Lahr trägt, mit der Jahreszahl 1653; er soll früher im Hofe angebracht gewesen seyn und gehört wahrscheinlich einem früher hier gestandenen, im Jahr 1653 erbauten Hause an und wurde bei dessen Neubau, um ihn zu erhalten, in dem Keller vermauert.
Das Haus steht auf drei Seiten frei und stößt mit einem kleinen Theil der vierten auf das Haus 54 auf dem Plätzchen.
Band 4
28. Mai 1875
Soeben wird die Eingangsthür in der Dominikanergasse zugemauert, ein neben ihr liegendes Fenster als Thüre eingerichtet, um den Hausgang besser im Raum verwerten zu können.
Band 4, Seite 17
Nachrichten über die Familien Moscherosch und v. der Lahr
8. Juli 1874
Auszug aus einem alten geschriebenen Familienbuch der Familie M., dermalen im Besitz der Familie Brönner, welches er mir zu diesem Behufe freundlichst überlassen:
Gottfried v. der Lahr heirathet Katharina Altenhoff wahrscheinlich 1653. Aus dieser Ehe entsprang Johannes v. d. Lahr, welcher Maria Margaretha Müller heirathete, deren Tochter Christina v. der Lahr 1695 Johann Melchior Moscherosch heirathete. Die Familie Moscherosch zählt unter ihre Ahnherren auch den berühmten Feldherrn Sebastian Schärtlein v. Burtenbalk Johann Michael Moscherosch geb. zu Wildstädt in der ehemaligen Grafschaft Hanau am 5. März 1601 gestorben.
4. April 1669 zu Worms war ein ausgezeichneter Mann, er ist unter anderem der Verfasser der bekannten Geschichte des Philander von Sittewald, welchen Namen er trug als Mitglied einer damaligen gelehrten sogenannten Fruchtbringenden Gesellschaft. Er durchlebte den ganzen dreißigjährigen Krieg. Höchst bezeichnend für die damaligen Zustände ist die Art und Weise, wie die Familie durch ihn um Ansehen und Vermögen kam. Er wurde von dem Grafen Friedrich Casimir von Hanau und Zweybrücken als Stadtrath nach Hanau berufen und hatte diesem 100.000 fl. vorgeschossen, wofür ihm der ehemals hanauische Flecken Eschersheim verschrieben wurde. Die Originalquittungen aber spielte man den rechtmäßigen Inhabern, den Herrn Anth. und Nic. Moscherosch nach seinem Tode listigerweise aus den Händen unter dem Schein guter Freundschaft, und wie wohl dieselben sich arm und zu Thode processirt, konnten sie doch nichts erhalten, da der verstorbene Herzog von Lothringen die sämmtlichen Briefschaften gewaltsamerweise nach Nancy bringen ließ, mithin die Processe wider Lothringen und Hanau betreffend
Band 4, Seite [18]
daselbst noch unerörtert und solange als die Familie noch leben wird, keine 100.000 fl. bekommen werden.
Die Familie Moscherosch stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus Spanien und hieß Mosenros oder Musenros, sie war in der Provinz Arragonien ansäßig. Die sicheren Documente laufen bis Anno 1400.
Die schweren Processe gegen den Herzog von Lothringen und den Grafen Casimir von Hanau haben sie veranlaßt, sich nach und nach in den Bürgerstand zu begeben.
Die Familie führte beifolgendes Wappen:
[MZ_4-1]
Um die Rose über dem Helm der Spruch:
spinis. armate. triumphat / Per.crucem.ad.lucem.
Nebeneinander gestellte Wappen der Familien Altenhoff und Moscherosch und ist nebst der Jahreszahl 1653 hinzugefügt.
„Diese zwei Wappen stehen auf der Cisterne des Hauses zur goldenen Zang.“
Band 4
Familie v. der Lahr
Obwohl nicht bekannt, woher die von der Lahr‘sche Familie ihren Ursprung ziehen, so ist es doch gewiß, daß solches ein Niederländisch Hispanisches Geschlecht, so vermuthlich von dem Flecken Lahr bey Straßburg gelegen, in älteren Zeiten ihre Denomination erhalten, weil sie antiqué ihren Siz daherum gehabt, bis sie unter den barbarischen Verfolgungen des Herzogs d‘Alba ihr Hab und Gut im Stich gelassen und sich seit 200 Jahren um der reinsten
Band 4, Seite 19
Religion willen in hiesigen Landen niedergelassen haben.
Band 4, Seite 21
Kleiner hölzerner Gaul | Klein Hachenburg | Roseneck
Fahrgasse 50
A.148
Mai 1859
An dem Tragstein des ersten und zweiten Stocks die in der Abb. [R1056] nachzusehenden Zeichen, dieselben befinden sich auf der Seite, die in der Dominikanergasse liegt. Das Haus hatte zwei Ausgänge, der nach der Dominikanergasse hin ist jetzt vermauert.
Band 4, Seite 23
Lichter Brunnen
Fahrgasse 44
A.151
Mai 1862
Ueber der Hausthür 1710.
Band 4, Seite 25
Kühler Brunnen
Fahrgasse 42
A.152
Mai 1862
An einem Tragstein des zweiten Stocks ein Senkbeil und ein Schnitzer (krummes Messer), an einem Tragstein unter dem 1ten Stock ein Schnabelschuh, sodann die Jahreszahl 1626. W. Z.. Der Tragstein ist von guter Arbeit.
Band 4
20. August 1880
Im 2ten Stock eine reich verzierte Stuckdecke, ein großes rundes Medaillon und eine Figur in der Mitte darstellend.
Band 4, Seite 27
Fahrgasse 40
A.153
Mai 1862
An der stehengebliebenen Brandmauer gegen das Nebenhaus 42 findet sich ein vortrefflich gearbeiteter Tragstein vor, der aller Wahrscheinlichkeit nach aus derselben Zeit wie der an dem Nebenhause stammt, nämlich von 1626. Sonst ist das Haus von Grund aus erneuert und hat nichts Bemerkenswerthes.
Band 4, Seite 29
Fahrgasse 36
A.155
27. April 1878
Ein altes Haus, das mit einer langen Seite in das Gäßchen hineinzieht und daselbst eine spitzbogige Thüre hat, welche ziemlich alt ist und ihrer Profilirung nach Ende des 15. oder höchstens Anfang des 16. Jahrh. entstanden ist. Die nach der Fahrgasse liegende schmale Hauptseite des Hauses verdankt ihre Entstehung dem Anfang des vorigen Jahrh.
Band 4, Seite 31
Klein. Hirschsprung | Selgenstadt
Fahrgasse 34
A.156
14. Juni 1864
Dieses Haus bildet das Eck mit dem kleinen jetzt verschlossenen Gäßchen, das neben der Goldnen Gerste hinzieht und das Gerstengäßchen hieß. Nur mit Mühe gelang es mir, aus einem Nebenhause (A.155) den Stein, s. Ab. [R1326], der ganz frei in der Giebelmauer steht, zu zeichnen und die darauf befindliche Inschrift und Hausmarke entziffern, 1613 ist wahrscheinlich die Erbauungszeit des Hauses, was sonst nicht architektonisch Merkwürdiges aufzuweisen hat.
Band 4
Juli 1866
Seit der Vollendung des Neubaues des Hinterhauses der Gold. Gerste ist das Gäßchen geöffnet und dem Verkehr zurückgegangen.
Siehe auch:
Band 4, Seite 33
Goldne Gerste
Fahrgasse 30 | Klostergasse 5
A.159
1515.
Goldne Gerste
Fahrgasse 30 | Klostergasse 5
A.159
Juni 1858
Ist an dem Thor in der Fahrgasse in Holz geschnitten
Band 4
1627.
An einem Tragstein unter dem ersten Stock am Vorderhaus in der Fahrgasse, an demselben Tragstein befindet sich die Hausmarke [MZ_4-2] eingehauen die Buchstaben auf derselben heißen A. B. P., s. Ab. [R1058] [R1405]
Das Haus trägt noch die alte Form in seinem Aeußeren, der außerordentlich steile Giebel mit vielen Fenstern übereinander ist mit Schiefersteinen beschlagen. Im Hofe ein offener Altan mit hölzerner Gallerie. Das Haus hat weitläufige Hintergebäude, welche nach der Predigergasse hin liegen, auch mündet dahin die Ausfahrt, welche das Haus hat. Das Hinterhaus hat viele Eigenthümlichkeiten und trägt noch durchaus unverändert die Zeichen seines Originalcharakters. Es ist ein Holzbau mit steinernem Unterbau mit einem ebenfalls sehr steilen Dach und vielen Stockwerken übereinander. Der kleine thurmartige Ausbau zum Umsehen auf dem Dach wurde (1854) Baufälligkeits halber entfernt. Die Bestimmung des Hauses als Gasthaus und Fuhrmannswirthschaft zeigt sich deutlich am Hinterhaus an einem Tragstein neben dem Thor am Haus unter dem ersten Stock. Dieser Tragstein ist mit der Abbildung eines Fuhrmannskarrens mit einem Pferd davor verziert, merkwürdigerweise aber stehen Pferd und Karren das Unterste zu Oberst gekehrt. Der andere Tragstein, dessen genaue Abbildung [R0316] [R1357] hier beigefügt wird,
Band 4, Seite [34]
hat zwey Wappenschilder, auf dem einen die Buchstaben G. G. G., sodann eine Marke mit Z. G. W. J.
Auf dem anderen Schild A. W. mit drei Sternen. Dieß sind die beiden Tragsteine auf den Ecken. Die übrigen sind einfach verziert ohne Schrift, allein zwischen ihnen ist die untere Fläche des Ueberhangs weiß ausgetüncht und an den Rändern mit farbigen Linien eingefaßt. Die Steine sind roth angestrichen und die Balken in ihrer natürlichen Farbe. Es scheint dieß ein damals durchaus herrschender Geschmack gewesen zu seyn, denn ich habe es an vielen Häusern bereits gefunden, und nun, da ich einmal aufmerksam darauf bin, finde ich es noch weit öfter. Auf der Altgasse steht, nur in kleinerem Maaßstab, ein ebensolches Haus. C.121 ([Leerstelle]) s.d.
Ueberhaupt siehe Ab. gold. Gerste, Hof, Hinterhaus, Tragstein.
Band 4
Mai 1860
Ueber den umgestürtzten Fuhrmann geht in der Nachbarschaft die Sage, daß dieß eine Abbildung einer wirklichen Begebenheit sey, indem ein Fuhrmann mitsammt Pferd und Karren in ein Loch gefallen sey, wahrscheinlich ist damit eine der großen und tiefen Antauchen
Band 4, Seite 35
gemeint, welche früher in unserer Stadt so freigiebig ihren Duft verbreiteten. Eine alte Frau aus der Nachbarschaft wollte sich diese Erzählung durchaus nicht abstreiten lassen.
Band 4
14. März 1864
Bisher war dieses Haus noch ganz in seiner Eigenthümlichkeit erhalten und ein wahrer Zufluchtsort für denjenigen, welcher sich mit kulturhist. Studien beschäftigt, soeben aber legt die Neuzeit ihre Hand an, es zu zerstören. Der Thorbogen nach der Fahrgasse hin wurde in ein Zimmer verwandelt, und nach der Messe soll das ganze Hinterhaus, welches gerade der interessanteste Theil ist, abgebrochen werden. Hoffentlich wird mir noch eine Gelegenheit, in das Innere desselben einzudringen und zu retten, was zu retten ist. Es ist wirklich ein einziges Exemplar an Holzbau und mit dem fällt eine lange Reihe von Erinnerungen an das alte Frankfurt abermals weg. Wer wird die Klostergasse wiedererkennen, wenn die Goldne Gerste fehlt?
In diesem Hause wohnte einstmals ein türkischer Gesandter und wird noch der Saal gezeigt, in welchem er gewohnt haben soll.
Band 4
14. April 1865
Obige Voraussagung ist eingetroffen, das Haus bis auf den Grund abgebrochen worden und ein neues steinernes Haus bereits an dessen Stelle aufgeführt.
Durch diesen Umstand wurde das kleine Gäßchen, das neben dem Hause herzog und verschlossen war, aufgeräumt und dem Verkehr wiedergegeben.
s. Fahrgasse 34
Band 4, Seite 37
Eber | Fröhlicher Mann
Fahrgasse 28
A.160
22. Juni 1858
Auf einem Tragstein unter dem ersten Stock zunächst der Gold. Gerste beifolgende Hausmarke, s. Ab. [R1059] [R1402]
[MZ_4-3]
1627.
Band 4, Seite 39
Goldner halber Mond
Fahrgasse 24
A.162
13. November 1876
Ueber der Hausthür des massiven Unterbaus ein halber Mond ausgehauen und dabei die Buchstaben J. J. M. 1767, welche Jahreszahl die Erbauungszeit anzudeuten scheint.
Band 4, Seite 41
Löwensteiner Hof | Rother Ochs
Fahrgasse 14
A.168
30. Juni 1858
Die nach der Fahrgasse hin liegende Vorderseite des Hauses ist in ihrem Äußeren sehr verändert und ihres alten Kleides beraubt, dagegen das Hinterhaus, das nach dem Arnsburger Hof liegt, so wie der Hof und Durchgang nach der Straße zu reich mit Steinhauerarbeit verziert. Dieser schmale Hof macht mit dem eben genannten Hinterhaus einen höchst alterthümlichen Eindruck, wozu die Thüre des Treppenhauses an Letzterem mit ihren reichen Steinschnitten geradezu prächtig zu nennen ist. Auch finden sich in diesem Hinterhaus in den unteren Räumen Stuckdecken von einem Geschmack in der Anordnung und Ausführung, die nichts zu wünschen übrig läßt.
Die Seite des Hinterhauses im Arnsburger Hof zeigt an zwei Tragsteinen sowie über einem Thüreingang eine Hausmarke, sodann an einem Tragstein noch eine andere Hausmarke, sämmtlich mit der Jahreszahl 1676,
s. Abb. [R1071] [R1413]
In dem Hausgang des Vorderhauses oder vielmehr in dem Durchgang, dessen Decke ebenfalls eine schöne Eintheilung aufweist, befindet sich unter einem Durchzugsbalken ein Tragstein mit derselben Hausmarke wie die anderen, jedoch mit der Jahreszahl 1675. Der nach der Straße zu gelegene, jetzt zu einem Materialgeschäfte benutzte Raum hat ebenfalls reiche Deckeneintheilung.
Band 4
27. Juni 1880
Seit einiger Zeit sind an dem Hause Reparaturen im Gange, bei deren weiterer Verfolgung ein schönes, in Stein gehauenes und bemaltes Doppelwappen unter dem Kalkputz zum Vorschein kam, welches auf die von Herrn Conservator
Band 4, Seite [42]
Cornill und mir betriebene Veranlassung von dem jetzigen Eigenthümer des Hauses, Herrn J. Humbert, mit der größten Bereitwilligkeit für unsere Zwecke bloßgelegt und sodann von mir gezeichnet wurde, s. Abb. [R1604]
Die Wappen gehören den Familien Becker und Jekel? an. Dieser Wappenstein scheint als Ueberrest eines älteren Baues an seine jetzige Stelle Behufs der Erhaltung versetzt worden zu seyn, bei der im Anfang dieses Jahrh. vielleicht vorgenommenen Reparatur, welche die Herstellung eines neuen Kalkputzes nöthig machte, wurde er von unverständigen Händen stellenweise flach gehauen und überputzt, ein Schicksal, das ihm nun abermals bevorsteht.
Band 4
18. Juli 1880
Der fragliche Stein ist wieder mit Kalkputz überzogen und keine Spur mehr von ihm zu sehen, die Fronte der Häuser wurde abermals verändert und somit jede Spur seines alten Aussehens verwischt.
Band 4, Seite 43
Elenden Herberge | Zeughaus | Zeughof
Fahrgasse 123
H.12
29. August 1870
In diesem Hause verstarb am 29. Aug. dieses Jahres Lazar Geiger; es ist diese Stätte durch ihn geweiht; Friede sey seinem Angedenken. Diese Zeilen sind unter dem Eindruck des herbsten Schmerzes geschrieben, welchen das frühe Dahinscheiden dieses Edlen allen denen bereitete, welche das Glück hatten, mit ihm befreundet zu seyn.
Band 4
7. Juli 1880
Von außen hat das Haus seit dem Jahr 1848 viele Veränderungen erfahren, indem die nach dem Graben gerichtete Seite früher unten mit kleinen Läden bebaut war, welche an verschiedene Leute vermiethet waren.
Seitdem dieselben weggebrochen worden sind, ist sein Aussehen ein ganz anderes geworden, was namentlich auch dadurch geschah, daß in seinem unteren Stockwerk ein Laden eingerichtet wurde, welcher ein Fenster nach dem Graben hat.
Durch den Abbruch des gegenüberliegenden Hauses Hirschsprung, s.d., und den Bau der Markthalle, dem natürlich die Niederlegung sämtlicher Schoppengebäude des Grabens sowie dessen Thor vorherging, ist der Platz kaum wieder zu erkennen. Es entstanden an Stelle der Hinterhäuser der Töngesgasse eine Menge neuer Pracht- und Bedürfnisbauten, die alte Stadtmauer fiel u.s.w., und es dauert vielleicht nicht lange mehr, so muß auch dieses Haus sein altes Gewand mit einem neuen vertauschen.
Band 4, Seite 45
Hirscheck | Bornheimerpforte
Fahrgasse 119 | Baugraben 1
H.17
28. Juni 1858
Das Eck mit dem Baugraben. An dem Tragstein unter dem ersten Stock die Inschrift:
Dies Haus steht in Gottes Hand
Got behüte es für Feuer und Brant
Zum Hirscheck ist es genannt. 1590
An der Thüre des kleinen Hofes nach dem Graben zu 1786. O. K.
Band 4
25. Juni 1876
Heute wurde mit dem Abbruch des Hauses begonnen, das aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrh. zu stammen scheint und nichts Bemerkenswerthes aufzuweisen hat.
Band 4
29. Juli 1876
Ist der Erde gleich.
Band 4, Seite 47
Kännchen
Fahrgasse 113
H.20 | H.21
28. Oktober 1877
An dem mit dem Nebenhause 111 gemeinschaftl. Tragstein an der Brandmauer des 3. Stocks 1720.
An dem Tragstein im 2. Stock J. B. B.
Im Hofe steht noch ein Ueberrest der alten Stadtmauer in seiner ganzen Höhe und befindet sich in der Mauerdicke ein Schornstein, der von einer im Hofe befindlichen, mit einem Rundbogen überdeckten, ziemlich tiefen Blende seinen Anfang nimmt.
Band 4
349. Brandplan
Bei dem Brande von 1719, welcher an dem anstoßenden Bornheimerthurm sein Ende erreichte, wurde das Haus bis auf den Grund zerstört und, wie es scheint, im Jahr 1720 wieder aufgebaut. Es gehörte damals einem Barbier Namens Joh. Michael Balk.
Band 4, Seite 49
Bornheimerpforte | Pförtchen | Unter der Bornheimerpforte
Fahrgasse 142
H.24
1. Oktober 1860
Bei dem Abbruch dieses Hauses wurde die alte Stadtmauer in ganzer Dicke blosgelegt, und es fand sich in der Höhe des ersten Stocks ein kleines Pförtchen, das wahrscheinlich die Bestimmung hatte, von dem Thorturm (Bornheimerthurm) auf den Wehrgang der Stadtmauer zu führen. Jedenfalls muß es das Ende eines, wenn auch nur kurzen, jedoch in der Mauerdicke befindlichen, Ganges gewesen seyn. Die Mauer ist hier nicht ganz rechtwinkelicht durchschnitten und steht noch beinahe ganz erhalten in vielen Bogen hinter der ganzen Judengasse her bis an das Dominikanerkloster, allwo ein Bogen sichtbar wird, indem er um seine ganze Breite in die Straße vortritt.
Das Pförtchen gehört seiner Structur nach in die erste Hälfte des 14. Jahrh. und ist wahrscheinlich der einzige Ueberrest der alten Bornheimerpforte. Das Häuschen, in dem es sich vorfand, war kaum viel breiter als die Dicke der Stadtmauer, und es bildete das Pförtchen am Ende der zu dem ersten Stock führenden Treppe eine Blende. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße steht die Mauer zwischen den Häusern ebenfalls noch eine Strecke lang.
Das Pförtchen wurde von mir an Ort und Stelle gezeichnet und ist in der Abb. [R1051] sammt seinem Grundriß nachzusehen, es war äußerst zierlich und reinlich in blauen Hausteinen ausgeführt. s. Hinterhäuser der Töngesgasse, Baugraben, Stadtmauer daselbst u.s.w.
Band 4, Seite 51
Zwei gold. Tauben
Fahrgasse 111
H.22 | H.25
28. Oktober 1877
An dem mit dem Nebenhause 113 gemeinschaftl. Tragstein 2. Stock: 1720. Unter den Fenstern des 1. Stock ein Schild in Holz geschnitzt mit zwei Tauben und der Schrift zwei goldene Tauben. 1788. Wurde bei dem Brand von 1719 bis auf den Grund zerstört.
Es gehörte damals einem Zinngießer Namens Joh. Riecher.
Band 4
348. Brandplan
Band 4, Seite 53
Stempel |Stümpel
Fahrgasse 107 | Töngesgasse 2
H.27
22. Juni 1858
Eck mit der Töngesgasse und Fahrgasse. Unterbau massiv. An einem Tragstein auf dem Eck eine Hausmarke mit der Jahreszahl 1546 nebst einem Stern und der Abb. eines Knochens? s. Abb. [R1060] [R1359]
Wurde bei dem Brand von 1719 bis auf den Grund zerstört, so daß nur kleine Reste des Unterbaues stehen blieben, zu welchem auch dieser Tragstein zu gehören scheint. Es gehörte damals einem Spezereihändler Tit. Christoph Kohl.
Band 4
346. Brandplan
Band 4, Seite 55
Fahrgasse 105
H.28
19. Juni 1873
An einem mit dem Nachbarhause 103 gemeinschaftlichen Tragstein unter dem 1. Stock D. R.
Ferner an zwei weiteren Tragsteinen D. M. R. 1719.
Band 4
305. Brandplan
Wurde bei dem Brand von 1719 bis auf den Grund zerstört. Es gehörte einem Kürschner mit Namen Dominicus Rücker. Den Buchstaben an dem Tragstein nach wurde es auch von ihm in demselben Jahre wieder aufgebaut.
Band 4, Seite 57
Alter Riese
Fahrgasse 103
H.29
16. Mai 1859
Auf dem Tragstein unter dem ersten Stock am Eck die Abbildung eines Mannes in einer Rüstung mit Helm und Lanze. Auf einem Bande befindet sich die Inschrift Zum alten Riesen.
Das Haus wurde 1719 bei dem großen Brande zerstört, gehörte damals einem Kaufmann Tit. Jean Caucanas und wurde den Buchstaben nach, welche der mit dem
Band 4
304. Brandplan
Nachbarhause 105, H.28 gemeinschaftliche Tragstein ausweist, mit diesem in demselben Jahre wieder aufgebaut.
Die Buchstaben hier J. C., und auf dem Tragstein des Nachbarhauses D. R. , s.d.
Band 4, Seite 59
Grosse Scheibe
Fahrgasse 99
H.30
Mai 1859
Auf dem Tragstein unter dem ersten Stock am Eck die Schrift Zur grossen Scheib 1719.
Das Haus brannte 1719 ab bis auf wenige Reste und wurde wahrscheinlich der Neubau noch in demselben Jahr wieder unternommen.
Es gehörte vor dem Brande einem Bäcker mit Namen Johann Wigant Kohl.
Band 4
302. Brandplan
Band 4, Seite 61
Falkenberg
Fahrgasse 95 | Lindheimerg. 22
H.32
11. Juni 1858
Zum Falkenberg. Ueber der mittleren Thüre auf einem Schild ein Falke mit der Jahreszahl 1778. Unterbau massiv.
Am ersten Stock zwei Tragsteine rechts und links, welche die Brandmauervorsprünge tragen, auf dem einen ein offener Helm mit der Inschrift A. M. Z., auf dem anderen ein geschlossener Helm mit der Inschrift F. P. Z., auf einem Tragstein im 2. Stock J. A. Z., s. Abb. [R1061]
Band 4
299. Brandplan
Bei dem großen Brand von 1719 wurde das Haus sammt dem Hinterhause ein Raub der Flammen. Es gehörte damals einem Eisenhändler, Tit. Andreas Zahn und wurde auch wahrscheinlich von diesem wieder aufgebaut.
Band 4, Seite 63
Goldner Stern
Fahrgasse 93 | Lindheimerg. 18
H.33 | H.141
Mai 1859
Im Hofe alte Holzgallerien durch einen Theil des ersten Stocks. s.Ab. [R0335] Ueber der Treppenthüre ein Wappen wie beifolgt mit den Buchstaben J. W. B. B. Sonst finden sich noch alte hölzerne Träger vor. Eine Jahreszahl konnte ich nicht ermitteln. Ueber dem Thore der Ausfahrt in der Lindheimergasse im Schlußstein ein Stern mit der Inschrift Zum goldnen Stern. An dem Tragstein mit dem Nachbarhaus Lindheimerg. 16, H.36
Band 4
297. Brandplan
gemeinschaftlich findet sich die Jahreszahl 1719. Ueber der Hausthür des dazu gehörigen Nebenhauses 20, H.141 die Jahreszahl 1720.
In der Fahrgasse an den beiden Tragsteinen unter dem Ueberhang des 2. Stocks auf einem Wappenschild J. W. B. B., ferner auf dem mit dem Nachbarhause 95 gemeinschaftlichen Tragstein 1720.
Wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört, es gehörte damals einem Wirth Namens Joh. Wilhelm Breitenbach, Gasthalter zum gold. Stern.
Band 4, Seite 65
Kleine Scheibe
Fahrgasse 91
H.34
Mai 1862
Auf der Wetterfahne ein Storch mit der Jahreszahl 1721.
Wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals einem Kaufmann Namens Andreas Wilhelm Pilarius.
Band 4
296. Brandplan
Band 4, Seite 67
Kleine Scheibe
Fahrgasse 87 | Lindheimergasse 16
H.36
Mai 1859
Am Hinterhaus in der Lindheimergasse ein Tragstein, welcher mit dem Hause zum goldnen Stern gemeinschaftlich ist und die Jahreszahl 1719 trägt. s. gold. Stern.
Es wurde bei dem Brande von 1719 bis auf den Grund zerstört und gehörte damals einem Buchhalter mit Namen Friedrich Matern Merkel.
Band 4
286. Brandplan
Band 4, Seite 69
Scherer | Goldnes Fass | Goldner Hase
Fahrgasse 83 | Lindheimergasse 14
H.38
Mai 1859
An dem Hinterhaus Lindheimergasse 14, H.38 ist an der Brandmauer gegen das Haus 16, H.36 hin ein Stein eingemauert, welcher die Jahreszahl 1795 trägt. Das Haus wurde bei dem Brande von 1719 zerstört und wahrscheinlich in erstgenanntem Jahre wieder aufgebaut. Auf dem Brandplan ist es als Hinterhaus eines Herrn Vieni bezeichnet.
Band 4
287. Brandplan
Band 4, Seite 71
Goldnes Herzberg
Fahrgasse 71
H.44
22. Juni 1858
Ein sehr schöner durch alle Stockwerke gehender offener Treppenthurm von Holz mit Gallerie mit der Jahreszahl 1727. An einem Schornstein im Hofe findet sich die Jahreszahl 1709.
Band 4
7. Juli 1880
Ist seit längeren Jahren verändert und die schöne Treppe dabei verschwunden.
Band 4, Seite 73
Würtzburgereck | Kircheneck
Fahrgasse 63 | Schnurgasse 2
H.48
11. Juni 1853
Ein Haus mit einem Erker auf dem Eck, der durch alle Stockwerke reicht. Batton berichtet davon, daß die Schrift unten an dem Erker im Jahr 1783 zerstört worden sey, was ein Irrthum ist, indem ich sie heute noch genau gelesen habe, mir auch erlaubte, dieß als Notiz seinem Manuskript anzufügen.
Band 4
Würzburger Eck
6. Januar 1875
Seit einigen Tagen sind die drei Thüren des Ladens im
Band 4
Schnurgasse
Erdgeschoß, nämlich eine nach der Fahrgasse führende und zwei in der Schnurgasse im unteren Theile vermauert um als Ladenfenster zu dienen und ist nur die zunächst an dem Hause Freieneck gelegene Hausthüre verblieben.
Band 4, Seite 75
Klein Lumpenhaus | Schmiedeberg | Gambecher | Gross Schmiedeberg
Fahrgasse 25
L.12
Juni 1862
1649 unter dem Nasengiebel eingehauen, mit Ueberhängen und hölzernen Streben, noch ziemlich im alten Aussehen erhalten. Es bildet das Eck nach dem kleinen Plätzchen an der Kannengießergasse.
Band 4, Seite 77
Goldner Löwe | Würtemberger Hof
Fahrgasse 41
L.23
1. Mai 1854
Seit Febr. 1840 Würtemberger Hof. Nach dem vor mir liegenden Bauriß wurde das Vorderhaus desselben im Jahr 1764 von Grund aus erneuert. Bei der am 1. Mai 1854 vorgenommenen Bauveränderung im Hinterhause, welches mit der einen Seite auf den Johanniter Hof stößt, wurde ein bis dahin ganz unbeachtet gebliebenes Doppel-Kreutzgewölbe aufgedeckt, das allem Anschein nach eine Kapelle oder ein Capitelsaal gewesen seyn mochte. Die Gewölbe sind an die Mauer des Johanniter-Hofes direct angebaut, jedoch nicht in dieselbe eingebunden. Den Profilen der Gurten und Rippen nach gehört der Bau der letzten Hälfte des 15. Jahrh. an. Es fanden sich im Bauschutt, womit der Raum über dem Gewölbe ausgefüllt war, ein Stück von einem Tabernakel, welcher mich bestimmte, zu glauben, daß der fragliche Raum ursprünglich nicht wohl zu profanen Zwecken gedient haben mochte. Dieses Steinfragment scheint mir jedoch älter als die Gewölbe und ist vielleicht ein Rest von einem älteren Bau, welcher bei dem großen Brande von 1344 zerstört wurde. Deutlich sieht man außen im Johanniter-Hofe, wie weit damals das Feuer um sich gegriffen und wird dieß namentlich bemerkbar an dem bedeutend dickeren Unterbau der Mauer, an welche die Gewölbe angelehnt sind und welche dahie, wie es scheint, die alte Ringmauer des Johanniter-Hofes nur durch ihre Stärke geschützt stehen blieb und nun gegen die später darauf gesetzte dünnere Wand bedeutend vorspringt.
Ein Theil des Estrichbodens besteht aus kleinen gebrannten Thonplättchen, deren sich viele im Schutt vorfanden und dem Muster nach in das 16. Jahrh. gehören; sie kommen zu dieser Zeit hier überall vor.
Im ersten Stock über den Gewölben in der vortretenden dicken Wand befindet sich eine tiefe Nische, welche mit einem
Band 4, Seite [78]
Spitzbogen geschlossen ist. Meiner Meinung nach gehört sie zu den von dem Feuer verschont gebliebenen Theilen der Gebäude. Ein Wandschrank nicht weit davon, der auf seiner hölzernen Thüre ein zierlich durchbrochenes Schloßblech trug, gehört in das Ende des 16. Jahrh. Die Abb. [R0932] zeigt dasselbe deutlich, es war von Eisen, verzinnt und der innere Grund mit blauem Papier unterlegt, welches ich noch eigenhändig in Stücken herausgenommen hatte. Es ist ziemlich nachlässig gearbeitet, macht aber trotzdem einen geschmackvollen zierlichen Eindruck.
Die Thüre war von starkem Eichenholz und sammt dem Blech im Laufe der Jahre wenigstens 8-10 mal mit Oelfarbe überstrichen.
Bei den vielfachen Veränderungen, denen das Haus durch den steten Wechsel der Besitzer, welche es nach ihren jeweiligen Zwecken und Bedürfnissen einrichteten, unterworfen war, ist es sehr zu verwundern, daß so viel von den älteren Theilen stehen geblieben ist. In den Gewölben fanden sich mehrere Oeffnungen, welche jedoch zum Theil wieder zugemauert worden waren; dieselben waren meistens mit eisernen Stäben versehen, und die vom Hofe hereinführende Thüre trägt den späteren Rundbogen der Renaissance und war offenbar nicht ursprünglich als Eingang vorgesehen, sondern später erst hineingebrochen, als man anfing, den feuerfesten kühlen Raum als Vorrathskammer u.s.w. zu häuslichen Zwecken zu benutzen und dem gemäß einzurichten. -
Es ist mir nicht gelungen, die ursprüngliche Bodenlinie zu ermitteln, die Pfeiler staken mit den Sockeln tief eingesenkt und war von den Letzteren keine Spur zu sehen. Der älteste Theil der ganzen Liegenschaft ist ohnstreitig die hinten vorbeiziehende Mauer, als Grenze des Gärtchens am Johanniter-Hofe herziehend. Es ist, wenn auch nicht auf der Seite des Löwen, vielleicht doch auf der gegenüberliegenden Seite
Band 4, Seite 79
der daranstoßenden nur durch ein schmales Allment getrennten Mauer der Hintergebäude des Köpplerhöfchens und des Hainerhofes sogar mit völliger Gewißheit nachzuweisen, daß wir noch ein Stück Originalmauer der ersten Begrenzung unserer Stadt, welche bekanntlich hier vorbeizog, vor uns haben, da gerade jenes Allment genau die Stelle des ehemaligen ersten Stadtgrabens bezeichnet und somit die Erbauung dieses Theil in das 12. Jahrh. und zwar in dessen erste Hälfte, etwa um 1140.
Der jetzige Besitzer, Herr Köhlreuter, welcher die Wirthschaft im Hause wieder bedeutend in Schwung gebracht hat, ein höchst gefälliger und glaubwürdiger Mann, hat mir heute erzählt, daß er im Jahre 1848 bei Gelegenheit einer Baureparatur in seinem Keller eine Oeffnung wie ein Thürbogen untersucht hätte. Herr Dr. jur. Bansa, den ich auch persönlich kannte, sey darauf in die nur durch ein 2 ½ Fuß vom Boden erhöhte Schwelle abgesperrte Höhlung, welche man bisher immer nur für eine bloße Nische gehalten, hineingestiegen, und es habe sich ergeben, daß es ein Eingang zu dem Keller des Hauses L.177 im Hainerhof, den gegenwärtig Herr Mettenheimer besitzt, gewesen ist; auch fand sich ein zweiter Gang, der in der Richtung nach dem Dom hinführte. Herr Köhlreuter ließ die Öffnung vermauern, und ich habe mich persönlich an Ort und Stelle von dem frisch aufgetragenen Speisansatz, welcher noch genau die Form der Thüre angiebt, überzeugt. Dieselbe war überwölbt mit einem rundbogigen Sturz, welcher keinen Zweifel übrig läßt, daß diese Oeffnung von Uranfang an beabsichtigt als Thüre gedient hat. Sie liegt am südlichen Ende des Kellers, welcher sich links unter dem Vorderhause nach Süden in der Richtung nach dem Hainerhof hinzieht. -
Vergleiche Hainerhof und Köpplerhöfchen sowie Johanniter-Hof.
Band 4, Seite [80]
Noch verdient eine Sage hier ihren Platz, welche sich vom Gasthause zum goldenen Löwen erhalten hat.
Vor länger als hundert Jahren schon wurde eines Tages von dem Besitzer desselben ein kostbarer Silberpokal Vermiß;, der Verdacht des Diebstahls fiel auf einen Hausknecht, welcher anfänglich leugnete und seine Unschuld betheuerte, später aber auf der Folter bekannte, er habe den Becher schon seit längerer Zeit gestohlen und das aus dem Verkaufe desselben erlöste Geld verthan. Auf dieses Geständniß hin wurde er zum Tode verurtheilt und durch das Schwert hingerichtet. Nach vielen Jahren fand sich bei einer Bauveränderung in einem bis dahin verborgenen Wandschrank jener Becher wieder, welcher wahrscheinlich von dem eigentlichen Dieb dorthin versteckt, nicht abgeholt worden war und auf diese Weise in Vergessenheit geraten war.
Band 4, Seite 81
Altes Haus
Fahrgasse 47
L.27
24. April 1872
[kein Text vorhanden S. E.]
Siehe auch:
Band 4, Seite 83
Fahrgasse 55 | Fahrgasse 57 | Fahrgasse 59
L.31 | L.32 | L.33
13. März 1876
Heute wurde der Anfang mit dem Abbruch der Häuser 55, 57, 59 gemacht, nachdem sie lange Zeit abgesprießt und dem Einsturz nahe gewesen. Die nach dem Johanniter-Hof hin gelegene Seite derselben war ein sehr malerisches Bild und ist an derselben die alte Ringmauer des ehemaligen Hofes noch vollkommen erhalten. Sie sind erst recht sichtbar geworden, als man vor einigen Jahren die in dem Hofe vor ihnen gestandenen Schoppengebäude abgebrochen hatte, was gleichzeitig mit dem Abbruch der Kirche und der übrigen alten Hofesgebäude geschah. s. Joh. Hof.
Die Rückseite dieser Häuser, welche eben die in Rede stehende nur nach Westen gelegen ist, war großentheils mit Schiefersteinen beschlagen und hat einen außerordentlich alterthümlichen Eindruck gemacht. Vergl. Lit. L.33 in den Textnotizen.
Band 4, Seite 85
Fahrgasse 59
L.33
Mai 1859
Steht mit dem Nachbarhause 57, L.32 unter einem gemeinschaftlichen Dache. Das Haus hat an einem Tragstein unter dem 1. Stock nach der Seite der Johanniter-Kirche hin einen Schild mit einem Wappen, s. Ab. [R1073]

Bei dem im Jahr 1845 erfolgten Abbruch der Sakristei an der Johanniterkirche, mit welchem zugleich auch die kleinen Lädchen, die zwischen die Chorpfeiler derselben und an die Wand nach der Schnurgasse hin angebaut waren, der Zerstörung anheimfielen, wurde auch das schöne, mit einem Spitzbogen überdeckte Thor, das an dieses Haus angebaut war, entfernt. s. Ab. und somit dieselbe in ein Eckhaus verwandelt, das nach dem Plätzchen an der Johanniterkirche, welches durch die erwähnten Abbrüche entstanden war, einen Eingang und Fenster erhielt, welche es früher nicht hatte. Eine Abb. des Hauses findet sich auf dem Blatt König v. England.
Band 4
13. März 1876
Heute wurde der Anfang mit dem Abbruch des Hauses gemacht. Vergl. L.31, L.32, L.33.
Band 4, Seite [unpaginiert]
Johanniterhof
Fahrgasse 61 | Schnurgasse 1
L.34
[kein Datum]
Band 4, Seite 87
Johanniterhof
Fahrgasse 61 | Schnurgasse 1
L.34
Juni 1859
Gegenwärtig wird der Johanniterhof, d.h. das Hauptgebäude, zum (Vergantungs Local eingerichtet. Bei dieser Gelegenheit wurden durch Abbruch mehrere Eckchen frei und mir zugänglich; ich untersuchte abermals das ganze Gebäude und fand in dem Erdgeschoß links neben dem Eingang in dem Hauptbau L.34 eine nach dem Gärtchen zu sehende spitzbogige Thüre mit einem Wappenfeld im Schlußstein. Wappen der Familie Schwalbach. Im Innenraum ein Fenster neben dieser Thüre mit schön profilirtem Träger und ebenfalls dem Schwalbachschen Wappen, sodann im Haupthaus neben der Eingangsthür das Zimmer rechts einen alten, mit goth. Laubwerk verzierten Träger, unten ein Engelskopf. Hinten im Gärtchen ein Schoppen, welcher an die Mauer von L.38 angelehnt ist. Diese Mauer ist sehr alt, wahrscheinlich die alte Ringmauer mit alten, halbzerstörten Bogen, Tragsteinen und Nischen, überhaupt alten Spuren einer gewaltsamen Zerstörung.
Band 4
Juni 1860
Bei einer abermaligen Untersuchung des Johanniter Hofes entdeckte ich beifolgend abgebildeten Stein, der ein Wappen trägt, zwei voneinander abgekehrte Beile mit den Buchstaben A.C. 1606, s. Ab. [R1055] [R1344]
Band 4, Seite [88]
Ebenso fand ich die Spuren eines alten Ziehbrunnens im Hofe, dicht neben dem Thor in das kleine Höfchen. Man hat wie gewöhnlich den Ziehbrunnenkranz zerstört und eine Pumpe hineingestellt; nur an der Mauer des Hauses findet man noch die Spur der alten Rundung in Sandsteinquadern. Merkwürdig ist der Reichthum an Steinhauerarbeit, welcher bei dem Bau um 1454 entfaltet wurde, und es ist schade, daß man mit diesen Dingen so schonungslos umgeht und sie ganz ohne Noth zerstört. Wie man spricht, sollen in dem Hof Armenwohnungen gebaut werden, und somit hat wahrscheinlich die ganze Herrlichkeit ein Ende, wie man zu sagen pflegt.
In einem der oberen Räume befindet sich noch eine Capelle, welche ihre Entstehung wahrscheinlich dem Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts verdankt, in ihr ein Altar mit dem Ordenswappen. Architektonisch Bemerkenswerthes hat sie nicht.
Band 4
29. Januar 1872
Heute wurde mit dem Abbrechen der Schoppengebäude im Johanniterhofe angefangen und werden noch weitere Bauten nachfolgen, um den nöthigen Raum für die städt. Eiche [Eichamt] zu gewinnen.
Band 4
9. Mai 1872
Bei einer abermaligen genauen Besichtigung der während des Abbruchs der alten Gebäude blosgelegten und zum Vorschein gekommenen Gebäude fand ich in der Mauer, welche das Gärtchen des
Band 4, Seite 89
Goldenen Löwen, jetzt Würtemberger Hofes, von dem daran vorbeiziehenden Allment trennt, einen merkwürdigen Stein eingemauert, dessen Abb. [R0191] anbei folgt. Die Oberfläche desselben hat außerordentlich gelitten, so daß nicht einmal mit Sicherheit bestimmt werden kann, ob das Kreuz ein Crucifix gewesen oder das einfache Johanniterwappen dargestellt hat. Die beiden unteren Figuren halte ich für Lilien, die Buchstaben A. S. sind unzweifelhaft und vortrefflich erhalten. Das obengenannte Allment bezeichnet die älteste Grenze der Stadt, ihre erste Umfassung und ist ein Ueberrest des ehemaligen Grabens, der hier zu Tage tritt. Das Gärtchen, welches jetzt mit in den Bauplan gezogen wird, war dem Besitzer des Gasthauses zu Würtembergerhof von der Stadt leihweise überlassen worden und wird jetzt leider zerstört. Es war eines der traulichsten Plätzchen, die man inmitten des städtischen Gewühles nur finden konnte und verlieh der ganzen Oertlichkeit einen eigenen Reiz. Mit nächstem wird auch das alte Commendehaus und die Kirche fallen und somit abermals ein Hauptcharacterzug jenes Stadtteils spurlos verschwinden.
Band 4, Seite [90]
24. Juni 1872
Heute wurde mit dem Abbruch des Flügels begonnen, welcher an den Hauptbau anstößt und die obenerwähnten Schlußsteine und verzierte Träger enthält. Das Haupthaus wird nun bald nachfolgen, während die Kirche noch einige Zeit stehen bleiben soll.
Band 4
10. August 1872
Der erwähnte Hauptbau ist nun auch bis auf das Erdgeschoß heruntergebrochen und steht gegenwärtig in Ruine da. Im ersten Stock fanden sich noch schön profilirte spitzbogige Thürchen vor, welche in der nach der Kirche hin sehenden Mauer angebracht waren und das Ansehen von Zellenausgängen hatten, s. Ab. [R0203a-b] Unten im Erdgeschoß wurde der bereits erwähnte Träger blosgelegt, ein Köpfchen mit zierlich durchbrochenem goth. Laubwerk überdeckt. Eine Thür, die bisher als Wandschrank gedient hatte, wurde freigelegt und zeigt in ihrem Sturz die Jahreszahl 1620 nebst dem Wappen der Familie „vom Rhein“, roh in Stein ausgeführt.
Band 4
28. Februar 1874
Seit Montag, den 23. Feb. hat der Abbruch der Kirche begonnen, das Maaßwerk in den Fenstern, die Gewölberippen und überhaupt alle Steinhauerarbeit an derselben soll vorsichtig heruntergenommen, aufbewahrt und in Bornheim wieder aufgestellt werden für die dasige kath. Gemeinde. Auf diese Weise bleibt wenigstens ein Theil des Bauwerks würdig erhalten. Ich habe schon vor langen Jahren das Bemerkenswertheste daraus gezeichnet und dieselbe ganz genau untersucht. Einzelne Theile derselben sind sehr alt und stammen ohne allen Zweifel aus der letzten Hälfte des 13. Jahrh., jedoch wurde dieselbe im Laufe der Zeiten vielfach verändert und ihres ursprünglichen Lebens mehr und mehr entfremdet. Jedenfalls ist ein großer Theil
Band 4, Seite 91
Maaßwerk an den Fenstern noch aus der ersten Anlage erhalten. Ich erinnere mich noch aus dem Anfang der 40. Jahre her, daß die Rippen des Gewölbes bemalt waren und zwar in Schwarz, Weiß und Gold gestreift, was einen sehr guten Eindruck machte. Das kleine Sockelchen und Baldachinchen, was an einem der Pfeiler des Chores sich außen befindet, gehört ebenfalls der ersten Anlage im 13ten Jahrh. an. Sonst ist wenig erhalten. Bei dem dermalen im Gange befindlichen Abbruch kam noch ein in den Boden der Kirche versenkter Sockel der ehemaligen Kanzel zum Vorschein, welcher der Zeit der Renaissance angehörend, durch diese Eingrabung erhalten blieb; er trägt auf der Vorderseite einen Engelskopf mit zwei Flügeln, auf der einen Seite ein Doppelwappen in reicher Verzierung, dessen Abb. [R0190] beifolgt. Es ist das Wappen des Johanniterordens und die zwei gegeneinander gestellten Beile und gehört wahrscheinlich dem Jahr 1606 an. s. oben die Notiz über den Stein.
Ein kleines Schild mit einer wahrscheinlich darauf gemalten Schrift, die nunmehr unkenntlich geworden ist, befindet sich auf der anderen Seite, und die Einfassung desselben deutet ganz bestimmt auf jene Zeit hin. Die ganze Arbeit ist reinlich und sauber ausgeführt und wahrscheinlich aus derselben Zeit wie der oben erwähnte Stein.
Auf dem Dach der Kirche befand sich eine Wetterfahne, die das Bild eines Reiters zeigte mit dem daran gestellten Wappenschilde der Johanniter und der Jahreszahl 1624. Sie befand sich früher auf dem Thürmchen des Daches, und als dieses im Jahr 1824?? entfernt wurde, steckte man sie auf eine Stange auf das
Band 4, Seite [92]
Dach, wo sie allerdings seltsam genug angebracht war, doch soll sie erhalten werden. Zwei Träger im Inneren der Kirche unter den Gewölberippen oder vielmehr deren Ansätzen auf der Südseite gehören dem 13. Jahrhundert an, s. Abb., ebenso die Thüre mit dem Wappen der Familie v. Bellersheim, welche auf derselben Seite vom Hofe hereinführt. Der Speicher der Kirche war mit dem darangebauten Commende-Haus in dessen oberstem Stock durch einen hölzernen, mit Schiefersteinen gedeckten Gang verbunden, wie aus den Abb. zu ersehen ist.
Früher standen vor der Treppe des Haupteinganges in dieses Haus zwei Lindenbäume, deren einer noch vorhanden ist wie ihn die Abb. [R0197] zeigt, doch wurden dieselben schon bei der bereits früher erwähnten Veränderung entfernt, erst der eine und ein paar Jahre darauf der andere. Das schöne Portal mit der Treppe davor und dem Wappenstein über dem Spitzbogen, das auf der Südseite des Capitelhauses in das daran stoßende kleine Gärtchen führte, ist in den genauen Abb. [R0197] [R0200] nachzusehen. Dieses Portal ist dahier einzig in seiner Art und seine nunmehrige Zerstörung höchlichst zu beklagen.
Zwischen den Fenstern des ersten Stocks über diesem Eingang war mehreremale, und zwar ziemlich groß, das Wappen des Ordens angemalt in Freskofarben mit Vergoldung, wie es schien, aus dem vorigen Jahrhundert, jedoch durch mehrere darüber angebrachte Anstriche verdeckt, welche jedoch durch Wetter und Zeit verblichen, die alte Malerei wieder zum Vorschein kommen ließen.
Das ganze Haus hatte überhaupt im Laufe der Zeiten
Band 4, Seite 93
vielfache tiefeingreifende Veränderungen zu erleiden gehabt, welche mitunter äußerst schwer zu entdecken waren. So fand ich z.B. erst nach langem Suchen, daß die kleinen, äußerst zierlichen Tragsteine im Hausgang, s.Ab. [R0196], mit Wappenschildern verziert waren, man hatte sie mit einer blau und weiß gestreiften Tapete quer überzogen, welche die eigentliche Form derselben kaum erkennen ließ, geschweige denn die so äußerst fein ausgeführten Gliederungen nebst den Wappen, die in ihrer Feinheit von den schreienden Farben vollständig verschlungen wurden.
Der Hausgang war ehedem ein viel größerer Raum, von einem hölzernen, fein profilirten Pfeiler unterstützt, der aber bei der Anlage des einen Zimmers halb in die Wand eingemauert wurde. Was mag erst vor der Neugestaltung des Jahres 1624 u.s.w. verloren gegangen seyn.
Der ganze Hof war mit Schoppengebäuden umringt, die als Waarenlager und Remisen vermiethet wurden; die Hinterhäuser der Borngasse waren durch eine niedrige Mauer von demselben geschieden, welche jedoch jedem Hause noch ein kleines Höfchen gestattete. Der südliche Theil wurde von der alten Antauche, die überbaut war, begrenzt. Durch mannichfache Zeitläufte hindurch hatte der Hof bis zum Jahr 1845 sein äußeres altes Ansehen sich ziemlich zu erhalten gewußt, wie die Abb. [R0184] zeigt, welche uns die Kirche mit der davorgebauten Sacristei und den kleinen Lädchen zeigt, über einem derselben wuchs ein Hollunderbaum auf einem Vorsprung zwischen zwei Pfeilern des Chors so üppig in die Straße heraus, daß er häufig zurück-
Band 4, Seite [94]
geschnitten werden mußte. Es war ein gar heimliches und trautes Bild mit dem alten ehrwürdigen Dom im Hintergrunde. Neben der Sacristei stand ein kleines Wohnhaus und an dieses schloß sich das mit einem Spitzbogen überdeckte Thor an, das den Eingang zu dem Hofe bildete; mit dem Abbruch desselben sowie der Sakristei und den oben erwähnten kleinen Lädchen nebst dem kleinen Hause, was im Vorsommer 1845 geschah, verschwand aber dieser Eindruck immer mehr und mehr, indem auch in die Kirche, um dieselbe als Waarenlager zu vermiethen, noch verschiedene Thüren nach der Schnurgasse hin eingebrochen wurden, welche dieselbe bis zu Karrikatur entstellten. Bei dieser Gelegenheit wurde auch den alten Feuerleitern, welche an derselben unter einem Dach nach der Schnurgasse zu hingen, ein anderer Platz angewiesen, das Dach weggenommen und somit der ganze Eindruck vollständig umgewandelt.
Mit dem Abbruch der Kirche verschwindet auch der letzte Rest der Erinnerung, indem seit zwei Jahren die alten Bauten des Hofes nach und nach abgebrochen wurden und ein neues Eichgebäude hingesetzt worden war.
Die jetzt kommende Generation wird sich schwer einen Begriff von dem Aussehen des ganzen Gebäudecomplexes in der alten Zeit verschaffen können; mögen deßhalb diese Notizen sowie die mit großer Genauigkeit und Sorgfalt an Ort und Stelle von mir aufgenommenen Zeichnungen ihr dieses Bestreben erleichtern.
Band 4
3. März 1874
Heute wurden die verschiedenen Grabsteine, welche bisher in dem Fußboden der Kirche mit dem Gesicht nach
Band 4, Seite 95
unten gelegt waren, herausgehoben und umgewendet, sie werden jedenfalls erhalten und aufbewahrt und wird alsdann mir Gelegenheit werden, dieselben, wenn sie gereinigt sind, zu zeichnen und zu beschreiben. Der eine trägt das Bild einer männlichen Figur mit der Jahreszahl MCCCCLVII. (Die übrige Schrift war noch nicht zu entziffern). Auf den vier Ecken befinden sich vier Wappen Schwalbach.
Ein anderer Grabstein trägt das Wappen der Familie Weyland, s. Ab. [R0202]
Band 4
7. März 1874
Am 4ten März fand sich noch im Bodenschutt versteckt und eingewühlt ein Madonnenbild mit dem Christuskinde auf dem Arm, gar nicht übel im Motiv sowohl als auch in der Ausführung und etwa dem Anfang des 16. Jahrh. entstammend, leider entsetzlich verstümmelt, indem beiden Figuren die Köpfe abgeschlagen sind. Die Madonnenfigur ist etwa 4 Fuß hoch.
Noch ein weiterer Grabstein fand sich vor mit einer Maske, s. Abb. und der Jahreszahl 1519.
Weiter fand man eine Figur des Heilandes mit einem Schäfchen auf dem Arm, etwa aus dem Anfang des 16. Jahrh.
Noch eines Säulenfragmentes muß ich erwähnen, das den oberen Theil eines geharnischten Ritters trägt und von allem Bildwerk, das man gefunden, das schönste ist. Leider ist es ebenfalls sehr zerstört. Die Ritterfigur ist klein, aber von äußerst sorgfältiger Arbeit, s. Abb. [R0193]
Eine ziemliche Menge Schädel und Gebeine wurden ausgegraben und werden der Erde wieder übergeben werden.
Band 4, Seite [96]
14. März 1874
Heute wurde mit dem Abbruch der Wände der Kirche begonnen und theilweise bereits das Kranzgesims entfernt. Das Mauerwerk bröckelt sich leicht ab und hat wenig Festigkeit. Bei dem Abbruch fand man auch noch einen Baldachin, in Stein gehauen, der jetzt im Hofe unter den Trümmern liegt. Er ist von blauem Stein und eigenthümlich in der Form, s. Abb. [R0195]
Band 4
18. April 1874
Nunmehr ist die Kirche beinahe der Erde gleich und wird bald jede Spur von ihr verschwunden seyn.
Die an das Nachbarhaus Schnurgasse 3, L.35 anstoßende Wand der Kirche hat im Erdgeschoß eine Thür, deren hölzerne Flügel reich mit Ornamenten aus der Zeit der Renaissance bemalt sind, und zwar in Nachahmung von Bronzefarbe. Obgleich vollständig erhalten, sind dieselben doch schwer zu erkennen und wird es mir viel Mühe machen, dieselben zu zeichnen. Diese Thüre führt in ein schmales Allment oder Gäßchen, das aber schon seit längerer Zeit überbaut ist.
Band 4, Seite 97
Gross Hattstein
Fahrgasse 3
M.2
16. November 1866
Im Hofe ein thurmartiger Unterbau mit einer Thür, die mit einem Spitzbogen überdeckt ist und in einen feuerfesten gewölbeartigen Raum führt. Jedenfalls ist dieß der älteste Theil des ganzen Hauses, indem das Vorderhaus vielfach repariert und, wie es scheint, im vorigen Jahrhundert von Grund auf neu gebaut wurde. Aus den Fenstern des Hauses 15 Fischergasse, s. Abb. [R0355] bemerkt man den alten thurmartigen Charakter erst recht, und ich vermuthe, daß dieser Bau bis zum 1. Stock wenigstens in den Anfang des 15. Jahrh. hinaufreicht, während die oberen Stockwerke von Holz dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrh. angehören.
Es sind derartige Reste dahier große Seltenheiten und jedenfalls der Aufzeichnung werth. Lange Zeit stand dieser Bau unbeachtet und ungekannt, bis vor einigen Wochen in dem daranstoßenden kleinen Nebenhäuschen Abends gegen 10 Uhr Feuer ausgebrochen war, und obgleich dasselbe schnell wieder gelöscht wurde, war das Häuschen doch derart zerstört, daß eine längere Behandlung und Besichtigung durch Bauhandwerker stattfinden mußte. Bei dieser Gelegenheit nun entdeckte Herr Architekt Klein, dessen Kenntnissen und Aufmerksamkeit ich schon manchen schätzenswerthen Beitrag verdanke, dieses räthselhafte Fragment und war so gefällig, mir sogleich davon Mittheilung zu machen und sich mit mir an Ort und Stelle zu verfügen, allwo ich durch den Anblick des Gebäudes selbst nicht wenig überrascht war, denn von dieser Seite hat es noch seinen ursprünglichen
Band 4, Seite [98]
Kalkputz, während es auf der Seite des Hofes, wo sich die oben erwähnte Eingangsthüre befindet, mit einem gelben Oelfarbenanstrich bedeckt ist. Ich hätte nicht geglaubt, daß mir bis heute ein so interessanter Gegenstand hätte verborgen bleiben können und was mag erst zu Grunde gegangen seyn, ohne daß mir davon Kenntniß geworden.
Auf dem Merian‘schen Plan ist davon nichts zu erkennen, spätere Forscher wußten auch nichts davon, wie denn überhaupt das Ganze so versteckt liegt, daß es sich aller Beachtung entzog und diejenigen, welche es täglich vor Augen hatten, vermochten nicht seine Bedeutung zu erkennen.
Band 4, Seite 99
Spitzer Diamant
Fahrgasse 7
M.4
22. Mai 1864
Ueber der Hausthüre ein Ring mit einer Diamantspitze als bildliche Darstellung des Hausnamens mit der Jahreszahl 1728, also wahrscheinlich in diesem Jahre von Grund auf neu erbaut. Ueber einem Fenster daneben das beifolgende Wappen der Familie Reuss, welcher es heute noch gehört. An einem Tragstein die Jahreszahl 1686, s. Ab. [R1049]
An einem Treppengeländer im Hausgang ein schönes schmiedeeisernes Gitter.
[In fremder Schrift S. E.:] (Befindet sich jetzt im historischen Museum.)
Band 4, Seite 101
Schwartzer Kopf
Fahrgasse 11
M.6
1. Juni 1864
Der Unterbau massiv von Stein mit ziemlich reicher Steinhauerarbeit, etwa aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Ueber der Hausthür das beifolgende Emblem, wahrscheinlich ist es das Handwerkszeichen eines Gärtners oder Winzers. Ob das J. H. S. den Namenszug des Eigenthümers bedeutet oder den Jesuitenspruch: in hoc signe?
Band 4, Seite 103
Weide
Fahrgasse 15
M.8
29. Juni 1858
Eines der wenigen Häuser, die ihr altes Kleid und Aussehen noch bewahrt haben, indem auch gewiß noch nicht das Geringste an seiner Außenseite geändert worden ist. Unter den Fenstern des ersten Stocks befindet sich von nicht ungeschickter Hand ein Fresko gemalt: Ein Bauer, der eine Weide dreht, wahrscheinlich zum Binden, und darunter auf einem Band „zur Wyden genant. 1767“.
Merkwürdig sind die Dachkändel, die weit in [die] Straße vorspringen und Thierfiguren darstellen mit vielem Geschnörkel. Die Giebelfeldseite ist mit Schieferstein beschlagen und der übrige Theil des Hauses gleich dem anstoßenden Fürsteneck, zu dem es gehört und mit dem es im Inneren verbunden ist, roth angestrichen.
In die Fischergasse hat es mehrere verlassene Thüren, die längst nicht mehr im Gebrauch sind und im ersten Stock daselbst ein zierliches Erkerchen von Glas, um bequemer die Straße übersehen zu können oder um Blumen hineinzustellen. Gegenwärtig befindet sich das Geschäftslokal des Herrn Zickwolff darin, die es seit dem Anfang dieses Jahrh. besitzen, nun aber ein neues Haus in der Falkengasse bauen und nach dessen Vollendung das Geschäft dahin verlegen. Bei dieser Gelegenheit wird das Haus geräumt und nebst dem Fürsteneck von seinen bisherigen Besitzern verlassen und nach ihren Aussagen wahrscheinlich versteigert werden, und es unterliegt kaum einem Zweifel, daß damit
Band 4, Seite [104]
abermalige entstellende Veränderungen über das Gebäude hereinbrechen.
An einem Tragstein in der Fischergasse findet sich die Jahreszahl 1792.
Band 4
April 1860
Das Haus zur Weide wurde mit dem Fürsteneck zusammen verkauft und ihm sein alterthümliches Kleid mit Gewalt vom Leibe gerissen.
Es folgen nachstehend die genauen von mir selbst gemachten Abschriften und Auszüge aus denjenigen Originalurkunden [O. U.], welche mir zur Verfügung standen.
Band 4, Seite 105
1. O. U.
1509, 9. Juli gewährt Carl von Hynsberg, Bürgermeister, seinem Nachbar im Haus zu Wied, Tielmann Wijssel, einen steinernen Giebel auf seine (Hynsbergs) Mauer zu bauen, jedoch mit dem Vorbehalt, daß derselbe unter eintretenden Umständen auf dessen Kosten wieder abgebrochen werden muß. „die Mauer, welche bis an seinen Erker gegen die Fischer zu geht“.
Und Hynsberg an seinem Bau nicht hindern.
Band 4, Seite [106]
2.
1582, 18. Oct. Gab Schneidermeister Nicolaus Schrötter eine Supplic bei Rath ein, er habe vor wenigen Jahren die Behausung zur Wied theuer und schwerlich erkauft und erbaut und sei niemals eine Regentraufe von den drei Sauköpfen neben seiner Behausung heruntergefallen, denn nur allein was die an demselben Ort stehenden Erkerlein getropft, das aber für nichts zu achten gewesen. Sobald aber Seyfrid Deublinger die drei Sauköpfe erkauft und zu bauen angefangen, habe er ihm zugemuthet, er solle ihm vergünstigen, etliche Fenster aus den drei Sauköpfen in das Höfchen zur Wied zu brechen; da er ihm aber seines Liedleins nicht singen wollen, ist Deublinger zugefahren und habe aus lauter Trutz den halben Theil seines Traufs gegen die Wiede zugeführt, also daß dieselbe wegen der großen Höfe auf Schneiders Behausung falle. Wetter-Brett, Wände und Läden verderbt, auch von dem Wind in die Gemächte geschlagen wird viel, geschweige was er für ein Geplätsch und Gespreng vor und in dem Laden machte.
Er bäte um Abänderung und Hülfe, da die Traufe nicht aus Nothdurft sondern aus Trutz geschehen und wegen genügsam und überflüssiger Gelegenheit besser hinunterwärts nach dem Ochsen ummittels seines Dachs hätte abgeführt werden können. (Sieh. Fürsteneck).
Band 4, Seite 107
3. O. U.
1614, 26. April Verkauft die Wittwe Margarethe Schröder an den Kaufmann Dietrich Gossmann das Lichtrecht in ihrer Behausung zur Wiedt genannt. Ebenso die Gerechtigkeit des Wasserlaufs oder Wasserausführens durch ohngedachter Behausung Höfchen laut Notariatsinstrument vom 27. März 1614. Der Verkauf geschah um 250 fl.
Band 4, Seite 109
4.
1623, 6. August wurde zwischen Gerhard Gossmann und Catharinen, seiner Hausfrau, Inhaber der Wied und Johann Carl Unkel und Catharina, seiner Hausfrau, Inhaber der drei Sauköpfe folgender Vergleich geschlossen: Es sollte nämlich eine neue Brandmauer von der Fischer-Gasse bis auf die Vorderbehausung der drei Sauköpfe aufgeführt werden und dieselbe beiderseits ins gemein gebrauchet und gemein seyn. Und weil noch ferner eine alte Mauer zwischen der Behausung zur Wied und den drei Sauköpfen vom Fürsteneck auf die angeführte neue Brandmauer überzwerch ziehend vorhanden, welche vermöge eines alten Vergleichungsbriefs von 1362, 18. Mai zwischen Johann von Holtzhausen, Schöff und Rathsverwandter als Inhaber des Fürstenecks und den drei Sauköpfen wie sie damals zusammen gehöret und anderntheil Heinze, Bierbrauer, Inhaber der Wied besagtem Joh. v. Holtzhausen allein zuständig - ferner vermög noch eines Vergleichungsbriefs 1509 - Montags nach Kiliani oder 9. Juli zwischen Carl von Hynsberg und Tielmann Wijsel, Kellner zu Steinheim abermal bemerkter Mauer zu drei Sauköpfen allein zugehörig, außer daß Tielmann Wijsel ein Giebel darauf zu bauen vergünstigt worden, so haben sich beide, Gerhard Gossmann und Johann Carl Unkel nachbarlich verstanden, daß diese zween Briefe gänzlich cassirt werden sollen, solcher Gestalt, daß besagte Mauer von unten bis oben aus beiden Häusern
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zur Wied und drei Sauköpfen gleich der neu aufgeführten Brandmauer von der Fischergaß gemein sey und von jedem Theil gleich gebraucht werden solle. Zur Recompens und Wieder Vergeltung dieser Gemeinschaft Machung hat Gerhard Gossmann, Besitzer der Wied die halbe Unkosten so Unkel an der neu aufgeführten Mauer sammt Krachsteinen zu tragen schuldig gewesen sei, allein auf sich genommen. Worauf ferner Unkel dem Gossmann vergünstige, in der nunmehr gemeinschaftlichen Mauer oben im Gebbel gegen dem Dach zu drei Sauköpfen zu zwei Fenster einzubrechen, doch mit Eisen vergrenztet [?] und verglaset zuzuhalten, also wenn über kurz oder lang Inhaber der drei Sauköpfe besagte Mauer höher führen wollen, gedachte Fenster wieder zugemauert werden sollen.
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5.
1636, 29. April wurde das Haus zur Wied verkauft von Gerhard Gossmanns Handelsmanns nachgelassener Wittwe Frau Catharina mit Vorwissen ihres Tochtermanns Friedrich Glaser und ihren anderen Kindern an Johann Günther Dr. j. und Advocat und seine Frau Maria Margaretha, „gelegen gegen gemeiner hiesiger Stadt Bauhof über der Fahrgasse“. Für die Summe von 4600 fl. in guter jetziger Frankfurter Währung, den Reichsthlr. zu 1 ½ fl. gerechnet. Dieses Haus giebt jährliche Pension an Philipp Ludwig Fleischbein‘s Erben fl. 25 - 16 Sch. und Beckmann sel. Erben fl. 30 - welche mit fl. 1113 1/3 abzulösen. Käufer übernehmen gedachte 1113 1/3 fl. für die Summe von 1100 fl. - zahlten vor Einräumung des Hauses, 2500 fl. auf Pfingsten 1636 fl. 500 - und fl. 500 bleiben zu 5 p.[…] stehen. Die überschießenden 13 1/3 empfingen Kaufende sogleich von den Verkäufern baar. Sodann sind Käufer schuldig, der nebengelegenen Behausung Fürsteneck eine Dienstbarkeit des Tags und Lichts wie auch des Wasserausführens zu leisten, mehreren
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Inhalts eines Schöffen Werner vom 26ten April 1614 confirmirten Contrakts, „es solle beim angeregten confirmirten Contract sein Bewenden haben und gelassen werden, über welches jedoch die Verkäuferin für sich, ihre Erben und Inhaber ihrer nebengelegenen Behausung zum Fürsteneck bewilliget und zusaget, zu winterlichen harten Frostzeiten und damit durch solchen Wasserfluss das Höflein zur Wied mit dem Eis nicht überschwemmt werden möge, das Wasser aus ihrer Behausung, deren Ende nicht aus und in die Behausung zur Wied zu schütten, sondern dasselbe durch ihre Behausung zum Fürsteneck auf die gemeinen Gassen heraus tragen zu lassen.
Wenn den Käufer die Nothdurft erheischt, eines und das andere gegen das Fürsteneck zu repariren oder neu aufrichten, so bewilligt Verkäuferin einen oder mehrere Krachsteine in die am Fürsteneck allein gehöriger Mauer gegen ein auszustellendes Revers zu machen, damit keine Gerechtigkeit an die gesucht werde, sondern es nur eine nachbarliche Vergünstigung sey. -
Band 4, Seite 113
6.
1640, 22. Februar verkaufte Gerhard Gossmanns Wittwe Katharina die Eckbehausung an der Brücke „zur Wied“ genannt, neben der Verkäuferin Haus gelägen, stoeßt hinten auf das Haus des Rathsherrn Konrad Klaß an Maria Margaretha Günter, Wittwe des Dr. jur. Johann Günter für f. 4100.
Die Behausung gibt f. 25 Vorhinzins an den Schöffen Rathsherrn Philipp Ludwig Fleischbein. zugegen war Georg Mangold, der Verkäuferin Tochtermann.
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7.
1649, 6. November vertauschen Johann Adam Uffsteiner, Rathsherr und Adam Emmerich als Vormünder des Sohnes von Maria Margaretha Günter, jetzt Frau des Dr. juris August Beckstein, die Eckbehausung an der Brücke, „zur Wied“ genannt, an Johann Aubry.
f. 26, 16 Schilling Zinsen an Ludwig Fleischbeins Wittwe,
f. 25 Zinsen an Gerhard Goßmanns Wittwe,
f. 25 an Dr. medic. Isaac Chombart.
gegen eine Behausung im Gäßlein gegen dem Papagey über neben Erwin Perdirgs [?] Erben und Hans Georg Ehlinger und zahlen noch f. 500.
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8. O. U.
1650, 21. Jan. verkauft Margarethe Beckstein mit Erlaubniß der Vormünder ihres Sohnes erster Ehe (mit Dr. jur. Günther) das ihr und ihrem Sohn erster Ehe zuständige Haus, zur Wiedt genannt, eine Eckbehausung in der Fahrgasse, an der Brücke gelegen, an den Zuckerbäcker Aubry gegen dessen in der Papageygasse gegen dem Papagei über gelegenes Haus.
Besagte Beckstein hatte das Haus 1636 am 29. April von den Erben des verstorb. Kaufmanns Gerhard Gossmann erkauft. Der Tausch geschah eigentlich 1649, 13. Octob., die Tauschurkunde ist aber erst 1650 ausgestellt.
Band 4
9. O. U.
1666, 21. Sept. versetzt Joh. Aubry, Bürger und Zuckerbäcker allhier das Haus zu Wiedt an der Brücke an Herrn Schöffen Hector von Holtzhausen um 1200 Reichsthaler, den Gulden zu 60 Sch. gerechnet.
Band 4
10.
1670, 4. Mai verkaufte Johann Aubry, Zuckerbäcker die Eckbehausung an der Brücke, „zur Wiedt“ genannt, an Adolph Döttert für f. 4050, neben dem Fürsteneck und Conrad Cloß gelegen (ohne Zinsbelastung).
Band 4, Seite [116]
11.
1686, 29. December verkaufte Adolph Döttert die Behausung „zur Widt“ an Johann Ohlenschläger, Eisenhändler für 5300 fl.
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Fürsteneck
Fahrgasse 17
M.9
[kein Datum]
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Fürsteneck
Fahrgasse 17
M.9
29. Juli 1858
Unter den älteren Gebäuden unserer Stadt spielt das Haus zum Fürsteneck unstreitig eine der hervorragendsten Rollen und drängt dem Beschauer unwillkürlich die Frage auf, wie es sich mit seiner Entstehung, Bedeutung und seinen Schicksalen verhält und soll die Beantwortung die Aufgabe nachfolgender Zeilen seyn.
Wenn ich darin den Weg, nur das Baugeschichtliche und kunsthistorisch Interessante zu berücksichtigen und genügend hervorzuheben, theilweise verlasse, und einen Schritt weiter aus der mir vorgesteckten Bahn heraustrete, so war die Veranlassung dazu nur in dem Umstand zu suchen, daß mir bei meinen Forschungen und Untersuchungen ein so reichhaltiges und interessantes Material in den mir zur Durchsicht und Benutzung bereitwilligst anvertrauten Originalurkunden entgegengebracht wurde, daß ich es als eine schwere Unterlassungssünde bereut hätte, davon nicht den ausgedehntesten Gebrauch gemacht zu haben.
Schon der äußere Eindruck, den das Haus auf den Beschauer hervorbringt, ist ein überaus stattlicher. Durch seine Höhe und den steilen Neigungswinkel seines Daches mit den vier vorspringenden Thürmchen auf den Ecken hat es etwas ungemein Herrschendes, und wären die Spitzbögen über den unteren Thüren noch vorhanden und nicht durch wagerechte Stürze ersetzt, so würde man ein vollständiges Bild eines Hauses aus dem fünfzehnten Jahrh. vor sich haben. Es hat im Laufe der Zeiten vielfache Veränderungen erlitten und manche Unbill erfahren, auch jetzt droht ihm durch den gegenwärtigen Wechsel des Besitzers vielleicht eine abermalige Vergewaltigung, und wenn nicht ganz besonders günstige Umstände obwalten und für seine Erhaltung eintreten, so dürfte es leicht um die jetzige Form des Gebäudes für immer geschehen seyn. Benützen wir also im Augenblick
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sich günstig zeigende Gelegenheit, dasselbe bei der bevorstehenden Räumung gründlich untersuchen zu können.
Daß es bereits im Jahre 1349 einem Juden Namens Liepmann gehörte, welcher mit seiner ganzen Familie bei der damals stattgehabten Judenverfolgung darin erschlagen wurde, ist eine bekannte Sache. Wie das Haus, das dabei theilweise in Flammen aufging, damals ausgesehen hat, wissen wir nicht. Johann v. Holtzhausen, der dasselbe, d.h. den wüsten Fleck (sogenannter Judenfleck), erst teilweise erhalten und später käuflich erwarb, führte einen Neubau auf, von dessen Aussehen und Einrichtung wir abermals keine Kunde haben, denn Abb. aus jener fernen Zeit giebt es keine. Nicht ganz ein Jahrhundert später sehen wir einen Philipp von Fürstenberg als Besitzer abermals einen Neubau unternehmen, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach in den Jahren 1439-1441. Das damals von ihm aufgeführte Gebäude ist dasselbe, welches in seinen Haupttheilen heute noch vor Augen steht, und mit seiner Untersuchung und Beschreibung haben wir es allein zu thun.
Es giebt nur eine zuverlässige ältere Abbildung, welche uns das Haus in seinem früheren Zustande, d.h. wie es nach den Veränderungen, die der damalige Besitzer, Herr Zickwolff damit vornehmen ließ, und zwar ist dies ein recht gutes Blatt von unserem Altmeister Radl, es stellt den Empfang der französischen republikanischen Truppen vor, welcher am 22. Oct. 1792 in der Fahrgasse vor der Mehlwaage stattfand. Wir sehen
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auf ihm das Haus sowohl wie seine ganze Umgebung sammt dem alten Brückenthurm vortrefflich abgebildet. Weiter sind mir keine älteren Abbildungen bekannt, denn die Pläne von Faber aus dem Jahr 1552 sowie der Merian‘sche aus dem Jahr 1628 behandeln es nur ganz oberflächlich und sind auch in einem viel zu kleinen Maßstab gegriffen, um irgendwie bei einer Untersuchung als Material verwendet werden zu können. Auf besagter Abb. nun hat das Haus die Spitzbogen über den Thüren des Erdgeschosses bereits eingebüßt, ist auch außen nach dem Geschmack des vorigen Jahrhunderts, von oben bis unten roth angestrichen mit künstlichen Steinfugen und eingetheilten Feldern zwischen den Fenstern bemalt und hat sich dieser Anstrich allerdings, obwohl sehr verblichen, bis heute erhalten. Bei der soeben erwähnten Umgestaltung büßte der Saal auch seinen alten Kachelofen ein, mit welchem ein Hauptstück seiner Eigenthümlichkeit zu Grund ging.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde es im Jahr 1615, nachdem es mehreremal seit seiner Erbauung seine Besitzer gewechselt hatte, einer durchgreifenden Reparatur unterworfen, welche ihm auch theilweise äußerlich sein altes Kleid abstreiften, namentlich aber auf seine innere Einrichtung und Ausstattung den allerentschiedensten Einfluß hatte. Vor allem gehört in diese Zeit die Herstellung und Ausschmückung des großen Saales im ersten Stock, welcher damit sein Holzgetäfel und seine Stuckdecke erhielt.
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Daß dies aber in dem obengenannten Jahre der Fall gewesen, zeigt uns die Inschrift und Jahreszahl, welche sich auf einem runden thönernen Wappenschild befand, das, als man es Behufs einer Reparatur aus dem Getäfel herausnahm, auf der Rückseite folgende Inschrift zeigte:
Christianuss Steffen possirer und Haffner
Foecit 1615.
Wie dieses Wappen jedoch angebracht war, konnte ich bis jetzt nicht ermitteln. Was die Notiz Batton‘s anbelangt, der ein anderes und größeres Wappen mit einem Lindenbaum und zwei Schwänen über der Thüre des Saales angiebt, so ist sie mir nur insofern unverständlich, als über den beiden Thüren des Saales sich Wappen befinden, die ganz unzweifelhaft gleich mit der ersten Herstellung desselben entstanden waren, welche aber keinen Lindenbaum zeigen; sondern das eine trägt auf silbernem Felde einen blauen Querbalken mit drei silbernen Sternen und in dem unteren Felde einen Schwan, das andere einen schrägen Querbalken, ebenfalls blau mit drei silbernen Sternen. Ich lasse hier zu genauerem und besserem Verständniß eine Abbildung [R1047] [R1501] [R1500] folgen, die, an Ort und Stelle aufgenommen, keinen Zweifel aufkommen läßt. Es müßte gerade ein späterer Eigenthümer die Wappen haben einsetzen lassen, oder es müßte ein Mißverständnis obwalten und der vorerwähnte Lindenbaum mit den Schwänen
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auf dem obengenannten runden Wappenschilde angebracht gewesen seyn. Dasselbe ist nun nicht mehr vorhanden, allein in dem Hause zu den drei Sauköpfen, das früher mit dem Fürsteneck vereinigt war und ein Haus bildet, findet sich ein Wappen vor mit einem Lindenbaum. Es ist an einem Bau im Hofe angebracht und trägt die Buchstaben H. L. nebst der Jahreszahl 1732, und in der Wetterfahne dieses Hauses ist ebenfalls ein Lindenbaum in Blech ausgeschnitten. Ich vermuthe, daß es das Wappen der Familie Lindheim ist, welche in der Wetterau ansäßig war.
Ueber den Thüren im Saal aber kann nie etwas anderes gewesen seyn als die beiden oben angeführten Wappen. Treten wir nun hinein, um ihn einer genauen Besichtigung zu unterziehen, so finden wir einen niedrigen schiefwinkeligten Raum vor, dessen Grundriß ein unregelmäßiges Fünfeck bildet. Es hat, wie die Abb. [R0332] Zeigt, ringsum an den Wänden ein hohes Holzgetäfel, das jedoch nicht bis zur Decke hinauf reicht, sondern um einige Fuß niedriger ist. Hier und da ist es mit einem erstaunenswürdigen Fleiße in verschiedenen Holzsorten eingelegt und finden sich in demselben Einzelnheiten, welche, obgleich sie mit der größten Mühe und Sorgfalt hergestellt sind, trotzdem den Augen des Beschauers wirkungslos und vollständig verloren gehen, so daß sie eigentlich viel mehr Künstlichkeit als eigentliche Kunst beurkunden und den Maßstab eines geläuterten Urtheils in keiner Weise ertragen; dasselbe gilt von den Schlössern an den Thüren, welche reich mit Gravierung bedeckt, dazwischen wieder Rohheiten zur Schau tragen, die geradezu unbegreiflich sind und nur dem bereits stark gesunkenen Kunstgeschmack des 17. Jahrh. unterstellt werden können. Oberhalb der Thüren in den darüber
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befindlichen Feldern sind die beiden obenerwähnten Wappen eingepaßt. Sie sind mit ihren reichen Helmdecken umgeben und bunt bemalt, ein wahrer Schmuck des Zimmers.
Auf dem Pfeiler zwischen den Thüren steht eine in Holz geschnitzte freistehende Fortuna auf einer Kugel mit zwei Flügeln; rechts und links zu beiden Seiten am Ende der Thüreinfassung befinden sich in gleicher Höhe auf demselben Gesimse stehend zwei ganz frei stehende Reiterfiguren, beide den heil. Georg darstellend wie er mit der Lanze den Lindwurm ersticht. Sie sprengen grade in das Gemach herein und machen eine recht reiche und gute Wirkung.
Auch die Decke, welche in ihrer Ueberladung etwas Unruhiges hat, zeigt manche Zierlichkeiten in der Anordnung und stimmt harmonisch in das Ganze ein. Es ist nicht zu leugnen, daß die Gesamtwirkung etwas Imposantes hat, und da dieser Saal hier in Frankfurt das einzige Exemplar dieser Art ist, das sich bis auf unsere Tage in seiner Eigenthümlichkeit erhalten hat, so ist es schon der Mühe werth, ihm eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Kennt man jedoch andere Leistungen auf diesem Felde, so tritt gleich die ganze Herrlichkeit an den Platz der Kunstgeschichte, an welchen sie gehört. Denkt man sich übrigens die alten Fenster mit runden Scheiben und vielleicht gemalten Wappen oder Figuren verziert, sodann den alten Kachelofen und die entsprechenden Möbel dazu, alte schwere Stühle, Tische und Truhen, so kann man sich schon bis in die Zeit vor dem Anfang des 30jähr. Krieges lebhaft zurückdenken.
Die Ausstattung, in der er sich eben befindet, entspricht in keiner Weise dem Charakter der Oertlichkeit.
In dem zweiten Stock befand sich früher ebenfalls ein Saal mit Holztafelwerk, jedoch einfacher gehalten; dieses Holzwerk ließ bei
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der eben erwähnten Reparatur Herr Zickwolff heraus nehmen und die Wände dafür mit Tapeten bekleiden; ob er aber damit so wie mit der Verwandlung der spitzbogigen Thüren im Erdgeschoß gut gethan, wollen wir dahin gestellt seyn lassen.
Es ist überhaupt damals an dem Hause viel umgebaut worden; die Treppen vor allem erhielten eiserne Geländer statt der früheren hölzernen, es wurden Fensterstellungen verändert, Thüren gebrochen u.s.w., wie es eben das Bedürfnis des jeweiligen Besitzers mit sich brachte, zuletzt wurde es für das große Eisenwarenlager in seinen verschiedenen unteren Räumen hergerichtet, wobei wiederum manche Eigenthümlichkeit verloren ging. In diesem Zustand trat es in die Jetztzeit ein, wie unsere Generation es kennt. In den oberen Stockwerken blieb es ziemlich in altem Zustand, die nach denselben führenden Treppen haben ihr altes, aus zierlichen gedrehten Stäben bestehendes Holzgeländer behalten, sie sind ziemlich schmal und steil, doch gut im Holze und leicht zu ersteigen.
Die Vorplätze liegen hinten nach dem Hofe und lassen von dem Lärm der Straße wenig vernehmen. Höchst interessant aber ist der Speicher des Hauses mit seinen übereinander liegenden Böden, aus deren verschiedenen Gaupen man die reizende und in der That überraschende Aussicht auf die naheliegenden Dächer und Gebäude sowie über dieselben hinweg in die Umgegend hat. Das Dach des Fürstenecks ragt nämlich über alle Häuser des ganzen Stadttheils merklich hervor und ist eines der höchsten in der ganzen Stadt. Eine alte 92jährige Frau meiner Bekanntschaft (Frau Bertina) erzählte mir öfter, daß sie als Kind mit ihrer Mutter von diesen Bodenfenstern
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aus die Schlacht bei Bergen (13. April 1759) mit angesehen habe, sie hätten damals in dem Haus gewohnt und seyen durch das Schießen aufmerksam geworden und hinaufgestiegen. Ich war überrascht, ihre Aussage so glänzend bestätigt zu finden, als ich zum erstenmale den Speicher bestieg und fand, daß man die ganze Gegend bei Bergen mit der Warte und dem ganzen Schlachtfelde vollständig übersehen kann. Ebenso wurde im Jahre 1830 am 30. Oct. von den Bewohnern des Hauses die Schlacht bei Hanau von hier aus beobachtet.
Auf dem untersten Boden befindet sich eine alte Drehspindel mit einem Haspel um von unten der Straße herauf Lasten aufzuziehen, zu welchem Zweck ein eigenes Fenster mit einem Zugbalken nach der Fahrgasse hin, hergestellt ist. Es werden daselbst die leeren Fässer hinaufgezogen und auf dem Speicher abgestellt.
Die Thürmchen waren früher in zwei Stockwerke abgetheilt, jetzt sind aber die Balken ausgebrochen, und man kann nur den unteren Theil betreten. Merkwürdig dabei ist, daß sie aber sowohl wie der Grundriß des ganzen Hauses stark schiefwinkelicht sind und deßhalb eine verzogene Form haben.
Mein anfänglicher Glaube, daß das Dach des Hauses hinter die Mauer zurückgetreten sey
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und erst später mittelst starker Leistenbrüche seine Ueberragung derselben erhalten, ist durch die nähere Untersuchung einigermaßen wankend gemacht worden, doch will ich nicht ganz diese Meinung aufgeben.
Nach dem Hofe des Hauses zu den drei Sauköpfen hin, mit dem es früher, wie schon erwähnt, zusammenhing, besitzt es ein kleines Höfchen, welches eigentlich in den Hof des letztgenannten Gebäudes hineingelegt und nur durch eine etwa 10 Fuß hohe Mauer von demselben getrennt ist.
Band 4
22. März 1860
Heute wurde mir abermals Gelegenheit, das Haus zu untersuchen; man hat nämlich seit vier Tagen, wie ich vermuthet, in demselben allerlei Veränderungen vorzunehmen, welche durch den Wechsel des Besitzers herbeigeführt wurden. Das schöne Gitter an dem großen Fenster neben dem Thoreingang der drei Sauköpfe wurde entfernt sowie ein Theil der unteren Räume zu Läden eingerichtet, was den Charakter des Hauses total zerstört.
In dem Raum nun, welcher das ebenerwähnte Gitterfenster hatte, fand ich die in der Abbildung beigegebenen Wappen auf einer Wand sauber in Stuck ausgeführt. Sie liegen beide in vertieften Ringen, das eine wahrscheinlich ein halber fliegender
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Vogel (Adler), vielleicht das Wappen der Familie Weiß von Limburg, das andere wahrscheinlich drei Hämmer.
Genauer vermochte ich dieselben nicht zu bezeichnen, da sie durch unzählige Anstriche, die man im Laufe der Jahre darübergezogen, beinahe bis zur Unkenntlichkeit entstellt waren.
In einem Zimmer des zweiten Stocks fand ich, daß die Wände unter dem Kalkputz mit kleinen thönernen Fußbodenplättchen bekleidet waren, eins am andern in unzähliger Menge, sie hatten alle das bekannte Muster, das hier immer wieder vorkommt.
Weitere Erläuterungen geben die Abbildungen, welche besser als alle Beschreibung einen klaren Blick über das Aussehen gestatten, auch mögen die Notizen, welche Batton über das Haus giebt, zu Rathe gezogen werden, doch sind dieselben, namentlich was die Baugeschichte betrifft, nur mit großer Vorsicht zu benutzen.
Die Urkunden lasse ich in chronologischer Ordnung folgen, ich habe sie selbst abgeschrieben und genau im Auszug wiedergegeben. Der Eingeweihte wird die verschiedenen Schicksale des Hauses trotz der trockenen Form danach deutlich durchschimmern sehen.
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1.
1293. Gyselbertus oder Geypel von Holtzhausen war 1293 Schöff, in welchem Jahr er starb.
[...] Albratis von Perusa erbaute 1258 das Fürsteneck an der Mainbrück.
Dessen Enkel Joh. v. Holtzhausen der alte schrieb sich zum Fürsteneck. Starb 1392.

Diese Nachrichten giebt Herr Senator Georg Steitz im Jahr 1806 an Herrn Zickwolff als aus den Holzhausischen Dokumenten und Stammbäumen stammend. Sie finden sich mit der Unterschrift Zickwolff versehen, unter den Papieren des Hauses zum Fürsteneck.
Band 4
2.
1350 hieß das Fürsteneck das Jud Liebermanns Haus auf der Antauch. Das Eck in der Fahr- und alten Judengasse gegen den Pfarr Kirchhof (nunmehr Mehlwag und Garküchenplatz) und nach der Abend Seite an Jud Kostermanns Haus (drei Sauköpfe) stoßend.
Band 4
5.
1441. In einem alten geschriebenen Buch, welches bei hiesigem Schuhmacher Handwerk aufbewahrt wird, steht „Philipp von Fürstenberg saß 2 Jahr bis 1441 an Schultheißen Statt. Dieser hatt das Fürsteneck gebaut. Ist auch zu dieser Zeit einer der gelehrtesten Männer im Reich gewesen.

Diese Notiz findet sich unter den zu dem Haus Fürsteneck gehörigen Papieren und gehört der Handschrift nach in das vorige Jahrh.
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6. O. U.
1582, 6. April verkauften die Edlen und Ehrenfesten Wolff Albrecht Geörgens Hannsens Sigmundt und Abraham von Schleunitz Gebrüder zu Stauchig [...], dem ehrbaren Seyfried Teublinger Tuchgewandern und Anna, seiner ehelichen Hausfrau die Behausung Fürsteneck sammt dem Hof zweier hinten daran stoßenden Zinshäusern mit dem Höflein hinter der Behausung zum grünen Baum um 3100 fl. guter genannter unserer Stadt Währung.
Band 4, Seite 128a
1368 empfangen Ortwin zur Ecken Canon. beatae Mariae virginis ad Gradus zu Mainz, Johan von Holtzhausen und Gudgen zur Ecken ux. Briefe über etliche Wiesen und Acker zum Goldstein von H. Eberhard Hr. zu Epstein
[Von der Chronologie abweichende Paginierung C. K.]
Band 4
5a.
1368 feria 2 ante Thomae verkaufen Heinz Bierbrauer Dilge (Ottilia) ux. an Johann v. Holtzhausen Scabini, Gutgen ux. ihr Haus in der Fahrgasse (jetzt die Sauköpfe) um 120 […] Heller.

Notizen aus den auf hies. Stadtbibliothek befindlichen v. Fichard‘schen handschr. Aufzeichnungen.
Fasc. „von Holtzhausen“, Bog. 19
Band 4, Seite 129
3.
19. Mai 1362
1362, 19. Mai. Wir die Burgermeistere die Scheffin und der Rad zu Frankinford irkennen uns uffinliche mit diesz briffe das vor uns stunden an unsz geinwortikeid Johan von Holtzhusen unsz midde scheffin und Ratgeselle Gudechin sin eliche wirten uff eyne syten Heintze Byrbruwer Elsebz sin eliche wirten. Rudeger von Wyrtzeburg und Gerhus sin eliche wirten uff die andirn syten, und irkanten sich bei dir syt daz sie beidersyt eyne ordenunge hetten gemacht vireyneget und geslichtit sint umb ire Hoffestede Huser und gesezfe in der fargazsen gelegen gein nuwen falhinstein alse man zu der porten get gein Sassinhusin wy sie beider syt undir eyn bliben sollen alse her nach stet geschrebin und wolden für sich und ire Erbin das daz gehaldin solle werden mit namen sal Johan und Gudechin und ire Erbin uffuren eynen gebil uff dem aldin grunde nach der snur und sollen auch die zwo tunen in den gebel muren und sollen Rudeger und Gerhus und ire Erbin adir wer ir Hus inne hat kein recht me in den gebil han. Auch sollen Johann und Gudechin die muren hin-der dem selbin gebil uff tun muren uff ir selbis Kost, und sollen Heintze Byrbruwer und Elsebet uhr ire Erbin adir wer den Hob inne hat hie keynerleie recht in den gebil noch in die muren han, auch sollen Heintze und Elsebz die vorg. adir ire Erbin, nach der muren uswendig eyn band lazsen uff geen und zyhen in ihren Hob und eyne wand forwerter uzmachen bys zu-wendig des verbers band gein dem moyne nach der snur uff die selbin Heintzen und Elsebeden allirdinge und sal die selbe wand Johane Gudechen den vorg. und iren Erbin adir wer ir gesezse inne had freden gebin und sollen auch Johan und Gudechen und ihre Erbin kein recht in die wand habin. Gescheen vor dem gemeinen
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Rade uff dem Rathuse. Zu urkunde diesir dinge han wir unser stede Inges. durch iren beidir syten bedde willen an diesem briff gehangen. Datum anno D‘ni million CCC [dreihundert] sexagesimo secundo, fina quarta post dominicam Cantate.
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4. Übersetzung: (Uebertragung vorstehender Urkunde auf heutiges Hochdeutsch)
1362, 19. Mai wurde zwischen Johann von Holtzhausen Mitschöff und Raths Geselle und Gudechin seiner ehelichen Wirtin einer Seits und Heintze Bierbrauer nebst Elsebeth seiner ehe-lichen Wirtin, Rudeger von Würzburg nebst Gerhus seiner ehelichen Wirtin ander Seits folgendes beschlossen, „daß sie eine Ordnung hätten gemacht um ihre Hofstätte und Gesaße in der Fahrgasse gelegen gegen dem dem Neuen Falkenstein als man zu der Pforte gehet gegen Sachsenhausen. Wie sie beiderseit unter ein bleiben sollen als hernach steht geschrieben und wollen für sich und ihre Erben daß gehalten solle werden. Mit Namen soll Johann und Gudechin und ihre Erben aufführen einen Giebel auf dem alten Grund nach der Schnur und sollen auch die zwei Durchzüge Balken in den Giebel mauern und sollen Rudeger und Gerhus und ihre Erben oder wer ihr Haus innehat, kein Recht mehr in den Giebel haben. Auch sollen Johann und Gundechin die Mauer hinter demselbigen Giebel aufthun mauern auf ihre selbst eigene Kosten und sollen Heintze Bierbrauer und Elsebeth und ihre Erben oder wer den Hof innehat, hier keinerlei Recht in den Giebel noch in die Mauer haben, auch sollen Heinze und Elsebet oder ihre Erben nach der Mauer außwendig ein Band lassen aufgehen und ziehen in ihren Hof und eine Wand vorwärts ausmachen bis auswendig des Färbers Band gegen den Main nach der Schnur auf dieselbe Heinze und Elsabet allerdings, und soll dieselbe Wand Johann und Gudechin und ihre Erben oder wer ihr Geseße innehat, Frieden geben, und sollen auch Johann und Gudechin kein Recht in die Mauer haben. Geschehen vor dem gemeinen Rath auf dem Rathause.
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7. O. U.
1582 Antwortet Seyfried Deublinger (siehe Wied) auf die Schrift des Schneiders Nikolaus Schröder, Besitzers der Wied folgendes: Schröder nenne Deublingers Haus zu den drei Sauköpfen, da es doch zum Fürsteneck heiße und es sey ganz die Unwahrheit, daß vorher niemals als vom Erkerlein Wasser herunter getropft sey, sondern von Alters her seye der Trauf von dem hinteren Giebel gegen dem Haus zur Wied mit einem liegenden Kendel auf die gemeine Straße vor dem Erkerlein abgeführt worden. Dieser Kendel liege so unverrückt (vermutlich von erster Auferbauung des Fürstenecks). Deublinger habe ihn aber, damit das Wasser einen besseren Abfluß nähme, mit einem Stück verlängert und in letztverflossenem Sommer fassen und weißen lassen. Welches jedem freisteht, seinen Dachtrauf auf die Gemeine zu führen. Solches geschehe aus keinem Trutz wegen dem einen (nicht vielen) Fensterlein, so Deublinger im 4ten Stock in der Höhe in das Höflein zur Wied brechen wollen, sondern aus Nothdurft. Damit sich aber Schröder um desto weniger zu beklagen habe, so will Deublinger (der ohnedem das Fürsteneck neu renoviren und anstreichen läßt) bei Gelegenheit, wann man rüstet, den Kändel, soviel nöthig ist, noch verlängern lassen, damit der Regen noch weiter in die gemeine Gasse fällt. Die Klage Schröders seye nur aus anregen Deublingers Mißgönner geschehen.
Deublinger bringt nun klagend vor gegen Schröder, daß der Letztere an die Mauer des Fürstenecks nicht das mindeste Recht der Gerechtigkeit habe, so habe er nun doch vor kurzer Zeit, als er gebaut, und und niemand sich sonderlich von Fürstenecks Seiten dessen angenommen oder inne worden, zwei große eiserne Stangen in die Mauer dem Fürsteneck allein angehörig einbrechen legen
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und seinen Schornstein damit fassen lassen. Schröder soll nun die Stangen abmachen und blos an seinem eigenen Dach befestigen.
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8. O. U.
1609, 27. März wurde das Fürsteneck verkauft von Johann Carl Unkel, Bürger zu Frankfurt im Namen und von wegen Herrn Georg Deublinger aus Erspach Churfürstlichem Ober Pfalz Landsäßen und Frau Magdalenen geb. Schlüsselberger als dessen Schwager ausgemacht habe, herrührend von Georg Deublinger seinen lieben Eltern selig, an Dietrich Gossmann, Handelsmann und seine Hausfrau Marie um 5000 fl. grober gangbarer Münze, den Gulden zu 15 Batzen oder 60 Xr in specie, aber dieselbe in Philippsthaler [?] zu sechsundzwanzig Batzen gerechnet, baar zu bezahlen.
Hierbei ist denn auch durch Gewalthabe im Namen seines Principals und den Käufern der beiden Behausungen Fürsteneck und drei Sauköpfe folgende nachbarliche Verkauf und Vereinbarung geschehen, doch also und dergestalt, daß auf löbl. Canzlei eingezeichnet und in zwei gleichlautenden Briefen eigens jedem Theil zugestellt worden:
1. Demnach beide Häuser Fürsteneck und Sauköpf hiebevor eine einzige ganze unvertheilte Wohnung gewesen, so soll die Mauer dazwischen gemein seyn und bleiben und von beiden Theilen Reformationsmäßig erbaut und gebraucht werden.
2. Alle Fenster, Guckfenster und Laden am Fürsteneck gegen die drei Sauköpfe mit ganz zugethanen Fenstern verglaset zu halten und die drei unteren Stockwerk zugleich mit Eisen, damit man des Ausschüttens und Wassers versichert von dato
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innerhalb Jahresfrist vergremset werden sollen.
3. Sollen alle die im Fürsteneck gegen die Sauköpf gewesenen Thüren auf Fürstenecks Seiten zugemauert seyn und bleiben.
4. Soll das Haus Fürsteneck das Höfchen am Brunnen, wie es jetzt in seinen Mauern steht, behalten, auch beide Häuser den Brunnen insgemein erbauen und säubern lassen.
5. Solle Sauköpfe von des Fürstenecks Dach der Regen wie bis anhero also hinüber desgleichen auch der Ablauf vom Brunnen im Höfchen durch seinen Hof ausführen.
6. Sauköpfe auf seinen jetzigen beiden Bäuen an Fürsteneck stoßend höher aufzubauen Macht haben soll.
7. Soll von Sauköpf den im Hof vom Fürsteneck freystehenden Fenstern der Tag nicht benommen noch verbaut werden.
8. Soll das Privat zwischen beiden Häusern insgemein gebraucht und auf derselben beiden Kosten im Bau erhalten werden.
9. Wo sich hierüber Streit zwischen vielberührten beiden Häusern hierinnen unverglichen ereignen möchte, solches nach der Frankfurter Stadt Reformation geschlicht werden soll.
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9. O. U.
1614, 26. April ist zwischen Wittwe Margarethe des Schneiders Nicolaus Schröder, der Besitzer der Wied und Dietrich Gossmann, Handelsmann, Besitzer des Fürstenecks folgender Verkauf geschlossen worden:
Sie verkauft das Lichtrecht und die Gerechtigkeit des Wasserabflusses, also daß Wittwe alles Spülwasser, Fischwasser, Krautwasser, Seifen oder andere Wasser, was man in einer Haushaltung nöthig hat, aus der unteren Küche des Fürstenecks zu wenigen Zeiten ohne Weigerung durch das Höfchen der Wiede bis auf die Gasse ausführe. Zu dem Ende Goßmann in seine Mauer einen steinernen Kändel auf seine Kosten machen muß, woran eine Seye [Sieb] sey, darin die Löcher die Größe einer Erbse haben. Ferner ist Goßmann zugestanden worden, in besagter unterer Küche ein Fenster im Lichten 7 ½ Werkschuh hoch und 4 Schuh breit und im dritten Stock über dem Dächlein an der Mauer ein Fenster im Lichten 3 Schuh hoch und 3 ½ Schuh weit auf eigene Kosten zu brechen. Beide sollen vergremset seyn und auch verglaset, bei diesem aber es Goßmann freistehen, ob er es verglasen will. Solches solle eine einige Gerechtigkeit seyn und dürfen diese Fenster von allen Inhabern der Wied niemals verdunkelt und verbaut werden. Deßwegen auch das Höfchen zur Wied nie anders als wie es jetzt dasteht, verändert werden darf. Goßmann erlegte dafür fl. 250 Stadt Wehrung nebst einer Ohm guten firnen Wein. Dabei ist noch bedungen worden, daß wenn die auf der Wied stehenden Insatz-Capitalien aufgekündigt würden, solche Goßmann übernehmen und auf die rückstehenden Intressen zahlen müsse. Inmassen Georg Vaylchen die Ablegung seiner auf Ostern verfallenen 100 fl. begehrt und sich Goßmann willig dazu erklärt.
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10. O. U.
1614 Wird ein Fenster in die Mauer des Fürstenecks gemacht in das Höfchen des Hauses zur Wiedt, laut Vertrag. Auch werden im dritten Stock Fenster gebrochen gegen das Haus zur Wiedt hin. Auch dürfen diese Fenster in keiner Weise verbaut werden, auch der Hof nicht weiter verbaut als er jetzt ist.
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11.
1615. Auf der Rückseite eines der Wappen im Saal des Fürsteneck stehet eingegraben:
Christianus Steffin, Possirer und Haffner, fecit 1605
Possirer und Haffner Foecit 1615, bei Batton, II. 67

Diese Notiz findet sich unter den Urkunden über das Haus zum Fürsteneck und ist der Handschrift nach in das vorige Jahrh. gehörig.
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12. O. U.
Juni 1860
1650, 12. Januar verkaufen Friedrich Glasser und seine Ehefrau Marie an ihren Schwager Wilhelm Goßmann das ihnen zustehende erbschaftsweise von den Eltern überkommene Drittel an dem Hause zum Fürsteneck nebst einem Drittheil eines Landgutes in Niederrodenbach sowie auch den Antheil an einem Begräbnisplatz auf dem Peterskirchhof allhier und stammen diese erwähnten Dinge namentlich von den Eltern der Verkäuferin her. Der Verkauf geschah um 2250 Reichsthaler.
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13. O. U.
1661, 29. April wurde das Fürsteneck verkauft von Jacob Pehrn und Anna Catharina, Georg Mangolt, Wilhelm und Susanna Priem an Philipp Mangolts Hausfrau Catharina um die Summe von 4000 Reichsthlr. oder 6000 fl. baares Geld mit dem Beding, daß, wenn Käuferin das Haus wieder verkaufen wolle, sie solches obigen drei Verkäufern und ihren Kindern wieder anbieten und für 6000 fl. wieder erlassen wolle.
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14. O. U.
1674, 2. Sept. verkauften Georg Mangold und Susanne Primin das Fürsteneck an Philipp Mangold, Handelsmann und dessen Hausfrau Catharine um fl. 6600 guter Währung. Dieses Haus ist ganz zinsfrei und an Niemand verpfändet.
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15. O. U.
1689, 10. Juni verkauft Herr Franz Philipp Mangold an seinen Bruder Johann Jochaim Mangold die Hälfte des Fürstenecks (denn die andere Hälfte käme ihm ohnedem zu Folge Ihres Vathers sel. Testament zu) um 3750 fl. guter Frankfurter Währung. Dieses Haus sey übrigens ganz zinsfrei und an Niemand noch auf keinerlei Weise verpfändet.
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16. O. U.
1725, 28. März wurde das Fürsteneck verkauft von Franz Philipp Mangold‘s sel. Instituirten Erben: Johan Adam Pelzer, Evangelischer Prediger zu Oppenheim, Johann Löffler, Anna Elisabetha Löffler, Anna Margaretha Wolf geb. Pelzer, Marg. Elisabetha Sauer geb. Pelzer, Adelburg Gerden geb. Pelzer an Marcus Fester, Kauf & Handelsmann und seine Frau Susanna Maria geb. Salzwedel um f. 12.000 gangbarer Münz und jedem der 6 Erben noch überdies 4 Louis d‘or. f. 10.500 sollen baar bezahlt werden, die übrigen f. 1.500 aber in grob Edict zufolge eines am 31. Aug. 1724 von Ph. Mangold aufgesetzten Willen als Restkaufschilling unablöslich stehen bleiben. Die Differenz der grob Edict gegen März haben die Verkäufer dem Käufer zu vergüten. Genannte f. 1.500 werden zu 4 ½ % verinteressirt, über f. 1.000 sind die jederzeitigen Seniores als Administratores gesezt um die Interessen der hierzu ernannten Pelzerischen Descendenten reichen zu können. f. 250 an Kasten, f. 250 an Armenhaus.
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19. O. U.
1725, 27. Dec ließ Herr Marcus Fester fünf Fensterlöcher oben in seine Behausung im Fürsteneck nach dem Hof in die drei Sauköpfe zu, deren damaliger Besitzer Johann Conrad Brun war, zumauern, mit dem Vorbehalt, solche heut oder morgen, erheischender Gelegenheit und Nothdurft nach wieder öffnen zu dürfen. Solches wurde auf Löbl. Bau Amt angezeigt und protocollirt, wovon das Original Protocoll gegenwärtig.
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20. O. U.
1726, 4. Januar wird dem Herrn Marcus Fester auf [...] Anfrage vom Bauamt erlaubt, über die dritte Thür seiner Behausung zum Fürsteneck ein Bogendach machen zu lassen.
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21. O. U.
1748, 11. Dec. wurde das Fürsteneck verkauft von Marcus Fester, Schöff, und Catharina Elisabetha geb. Itterin an Johann Peter Bauer und Maria Theresia geb. Müllerin für 17000 fl. wechselzahlungsmäßiger Münz, den Gulden zu 15 Batzen oder 60 Xr. Sodann übernehmen noch überdieß die Käufer die 1500 fl. so von Casten-Armenhaus s.m. vergütet werden müssen.
4000 fl. wurden sogleich bezahlt und sodann die übrige 13000 nach und nach abgetragen, allemal auf den 11. Dec. 1000 fl. ohne Interessen zu erben.
Das Haus lag neben der Lindschen Behausung zu den 3 Sauköpfen auf der einen und der Wittwe Zickwolff auf der anderen Seite.
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17. O. U.
1725, 18. Juni gab Joh. Friedr. Mangold der ältere eine Schrift bei Rath ein, in welcher er verlangte, daß der von Marcus Fester geschehene Verkauf des Fürstenecks um f. 12.000 nicht stattfinden könnte, weil in dem anno 1661 v. 29. April geschehenen Verkauf deutlich bedungen worden, daß, wenn die damalige Käuferin Philipp Mangolds Hausfrau das um f. 6000 gekaufte Haus wieder verkaufen wolle, sie solches den Verkäufern N. und ihren Kindern zuforderst anbieten und für 6000 wieder erlassen wolle, nunmehr wäre gedachter Johann Friedr. Mangold der ältere, der nächste dazu und begehrt, man solle ihm das Haus abtreten und für f. 6000 erlassen, welche er sogleich erlegen wolle. Hierauf erschien ein Schöffendecret vom 13. July 1725, daß nach Erwägung der Umstände Johann Friedrich Mangold mit seinen Ansprüchen ab- und ein für allemal zur Ruhe verwiesen wird.

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