29. Juni 1864
Dieser Graben wird durch zwei Thore verschlossen, deren eines an der Constabler Wache, das andere in der Hasengasse steht. Das erstere ist im Jahr 1567 erbaut, wie ein Schlußstein desselben die Jahreszahl anzeigt, das andere scheint um 1590 gemacht worden zu sein, als man von der Zeil herein eine Straße durch den Graben führte und denselben theilweise ausfüllte. Am Tage standen diese Thore offen, des Nachts wurden sie geschlossen, auch der gegenüberliegende Holzgraben hatte solche Thore. Seit dem Jahr 1848 aber, seitdem die Caserne in das Reineck‘sche Haus gelegt wurde, ist der Graben zu derselben gezogen und meistens das Thor verschlossen. Von frühester Jugend an war der Graben für die benachbarte Jugend ein Haupt- und Lieblingsspielplatz, denn selbst noch in den 30er Jahren war er ein ziemlich einsamer und verlassener Ort, allwo das Gras zwischen dem alten Pflaster reichlich hervorwuchs und deßhalb auch suchten wir ihn so gerne auf, weil es uns daselbst vergönnt war, ungestört unser Wesen und Unwesen zu treiben.
Das anstoßende v. Reineck‘sche Haus s.d. lag beinahe unbewohnt, der große Garten desselben nach dem Graben zu gelegen, war öde und verwildert, nichts war leichter als von dem Graben aus über die Mauer dahinein zu gelangen. Im Sommer Abends sangen darin die Vögel so schön und das Wasser in dem Springbrunnen plätscherte so lustig dazu, daß es eine Herzenslust war. Das ist nun Alles