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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Die öffentlichen Brunnen und deren Anlage in Frankfurt und dessen Umgebung

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April 1886
Aus eigener Anschauung, Aufzeichnung und Erinnerung dargestellt.
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Die öffentlichen Brunnen und deren Anlage in Frankfurt und dessen Umgebung.

Bei den in den letzten Jahren stattgefundenen und noch immer im Gang befindlichen theilweise durch die Speculation, theilweise durch das Bedürfniß herbeigeführten mehr oder minder gewaltsamen Umgestaltungen des Bodens und der darauf stehenden Gebäude sind eine Menge von Einzelheiten und baulichen Eigenthümlichkeiten theils ganz verschwunden, theils derart in Mitleidenschaft gezogen worden, daß sie der gegenwärtigen Generation kaum noch im Gedächtniß geblieben, der kommenden aber nur vom Hörensagen oder theilweise aus Abbildungen bekannt werden können, und wenn auch vielen derselben ein eigentlicher architektonischer Werth zu keiner Zeit zugesprochen werden kann, so trugen sie doch im Allgemeinen nicht wenig dazu bei, Gemüthseindrücke, welche sich einem bei der Erinnerung an vergangene Zeiten einzustellen pflegen, wach zu erhalten und zu nähren. Es gehören dahin vor allen Dingen die öffentlichen Brunnen sowohl in der Stadt als auch in dem Weichbild derselben und will ich es in Gegenwärtigem nun versuchen, das was mir noch aus eigener Anschauung lebendig vor der Seele steht und bereits verschwunden ist, nebst den, wenn auch in längerer oder kürzerer Zeit unerbittlich ihrem Untergang entgegengehenden kärglichen Resten eine bleibende Erinnerung zu verschaffen.
Die Brunnen in der inneren Stadt bildeten oft ein so charakteristisches Merkmal von Plätzchen, Plätzen und Straßen, daß schon die bloße Nennung ihres Namens allein hinreicht,
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manche Parthien unserer Specialtopographie zu erläutern und ihre allmählige zögernde Verdrängung durch die verschiedenen Wasserleitungen hatten mitunter sehr folgenschwere Mißstände hervorgerufen, welche meistens allen Uebergangszuständen angeheftet sind und sich oft nur mit großen Anstrengungen und Opfern beseitigen lassen. Es gehören dahin mitunter recht tief in unser Kulturleben und wirthschaftlichen Verhältnisse einschneidende Dinge, welche sich, um nur ein Beispiel hiermit aufzuführen, in dem Verhalten der Dienstboten zuweilen auf eine recht fühlbare Art in unsere häuslichen Verhältnisse eindringen und in ihrer Wirkung oft viel weitergreifen als der äußere Anschein vermuthen läßt. Früher nämlich war nicht ein jedes Haus in dem Besitze eines Brunnens, sondern das zum Betriebe der Haushaltung nöthige Wasser mußte von den benachbarten Brunnen in den Straßen entnommen werden. Die Dienstmädchen trugen dasselbe gewöhnlich in Zubern, seltener in Eimern, auf dem Kopfe bis in den zweiten und dritten Stock der Häuser und wurde darin nichts Besonderes gefunden, ja es kam sogar häufig vor, daß das Trinkwasser noch viel weiter aus einem in einer benachbarten Straße gelegenen Brunnen, welcher grade in Ruf war, geholt wurde. In anderen Fällen mußte es wieder oft mit großer Anstrengung in den ersten, zweiten und dritten Stock hinaufgepumpt werden und wurde das schon als eine Erleichterung angesehen. Nun aber, seitdem die verschiedenen Wasserleitungen eingeführt waren, welche das Wasser in die Küchen der Häuser bis unter das Dach sozusagen liefern, ist das betreffende Dienstpersonal, das die früheren Verhältnisse nicht kannte, durchaus nicht mehr zu einer solchen Leistung heranzuziehen und wird in der Regel
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vor dem Eintritt in den Dienst zu ermitteln gesucht, ob die Wohnung im Anschluß an die Wasserleitung stehe, worauf in etwaigem noch vorkommenden Verneinungsfall lieber auf ein Dienstverhältniß verzichtet wird als sich der ganz fremdgewordenen und beschwerlichen Arbeit des Wasserholens zu unterziehen.
In dem 1821 bei Sauerländer dahier erschienen kleinen Schriftchen „Topographischer Ueberblick der Stadt Frankfurt am Main“ von Ludwig Frank, dem damaligen Hypothekenbuchführer, auf das ich hiermit verweise, findet sich eine vollständige Aufzählung aller damaligen öffentlichen Brunnen im Inneren der Stadt und Sachsenhausens, und ich greife nun diejenigen heraus, welche mir noch aus eigener Anschauung scharf im Gedächtniß geblieben sind und besondere Eigenthümlichkeiten zur Schau trugen.
Es gehören dahin nun
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Der Brunnen am König von England
in der Fahrgasse, er stand in einer reich im Geschmack der Hauses verzierten Nische und wurde Anfang Sept. 1883 entfernt.
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Der Brunnen auf dem golden Löwenplätzchen
er steht noch und trägt das Bild eines Löwen in Stein gehauen auf dem Pumpenstock.

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Der Brunnen in der Mainstraße
oder auf dem Wollgraben, auch neuer Brunnen genannt, trägt eine ziemlich hohe, oben abgestumpfte vierseitige
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Pyramide von rothem Sandstein, welche schon seit langer Zeit ziemlich stark aus dem Senkel gewichen ist. Er steht noch.
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Der Römische Königs-Brunnen
auf der Allerheiligengasse vor dem Hause zum Römischen König; er trug auf dem Pumpenstock die Figur eines Königs mit Scepter und Krone und wurde vor einigen Jahren entfernt und eine einfache Pumpe an seine Stelle gesetzt.
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Der Kaiser-Brunnen
auf der großen Bockenheimergasse mit der Figur eines Kaisers im Ornat, stand vor dem Hause E.137, (32 neu) am Eingang zum Kaiserhof, er ist entfernt.
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Der Springbrunnen auf dem Roßmarkt
Mit den Figuren des Herkules und Antaeus, wurde bei der Errichtung des Gutenberg-Monumentes entfernt.
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Der Röhr-Brunnen bei der Hauptwache
auch Adlerbrunnen, mit einem fein ausgeführten Adler von Bronze und zwar so fein, wie ich dahier nichts ähnliches kenne; der Adler ist die feinste Arbeit, welche man sich nur denken kann, den Namen des Anfertigers konnte ich noch nicht ermitteln. [Er] wurde vor längerer Zeit schon von seinem Standort an der Zeil auf die Nord-Seite des Paradeplatzes nach der Biebergasse hin versetzt. Es war ein
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Röhrbrunnen mit einem langen steinernen Trog, in welchen aus zwei Röhren Wasser strömte; kurz nach seiner Versetzung wurde der Trog entfernt, so daß nur noch die Säule mit dem Adler übrig geblieben ist.
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Der Rosenbrunnen
in der Rosengasse auf dem kleinen Plätzchen trug die Jahreszahl 1777. und wurde Anfangs März 1873 entfernt und eine einfache eiserne Pumpe an seine Stelle gesetzt. Näheres bei der Beschreibung der Rosengasse.
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Der Springbrunnen auf dem Liebfrauenberg
ist anderwärts zur Genüge beschrieben; er steht noch wohlerhalten, ist häufig der Spielplatz der munteren Jugend sowie der stumme Zeuge manches unfreiwilligen Bades.
s. Batton IV. 240.
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Der Brunnen in der Gelnhäusergasse
Unterbrunnen, war berühmt wegen seines guten und frischen Wassers, das von weither geholt wurde.
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Der Mägdleins-Brunnen
in der alten Mainzergasse auf dem Hexenplätzchen trägt die Figur eines Kindes auf dem Pumpenstock und ist noch in seiner alten Form in Gebrauch.
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Der Springbrunnen auf dem Römerberg
Ist in seiner alten Form vielfach und gut anderweit beschrieben. Gegenwärtig befindet er sich in der Mause.
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Der Schnabels-Brunnen
in der Schnurgasse stand wider dem Hause K.111, K.112 (59,61 neu) und wurde am 24. Juli 1876 entfernt, da er mit seinem runden steinernen Trog auf eine ungehörige Weise das Trottoir versperrte.
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Der Kugelbrunnen
auf dem großen Kornmarkt, vor dem Hause K.147. (8 neu) mit einem Atlanten, welcher die Weltkugel trug, auf seinem Pumpenstock; es war ein ganz vortreffliches Bildwerk von Datzerat, zumal die schon von weither sichtbare vergoldete Weltkugel eine äußerst imposante Wirkung hervorbrachte.
Meines Weissens nach wurde er gegen Ende der 30ger Jahre entfernt, von Herrn Rath Beil erworben und auf der Günthersburg bei Bornheim aufgestellt, allwo er sich noch befindet.
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Der Brunnen hinter dem Lämmchen
mit dem vergoldeten Steinbild eines Lämmchens und der Jahreszahl 1755, trägt außer dieser eine von mir noch nicht entzifferte Inschrift.
Er steht wider dem Hinterhause von L.140. (hinter dem Lämmchen 7. Markt 34. neu)
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Der Frei-Brunnen
auf dem Hühnermarkt mit dem Bild der Freiheit von guter Arbeit von Datzerat, steht noch. Er wurde im Jahr 1759 aus einem Ziehbrunnen in seine jetzige Form gebracht. Die Pumpensäule ist geschmackvoll verziert und macht einen vortrefflichen Eindruck, Batton III.142.
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Der Rothekreuz-Brunnen
auch Dieterichs-Brunnen in der Rothenkreuzgasse trägt ein eisernes Kreuz auf einem Felsen stehen und ein auf dem Pumpenstock selbst ausgehauenes roth bemaltes Kreuz.
Er steht noch. Batton V. 251.
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Der Fleischer-Brunnen
in der goldnen Hutgasse mit der Figur eines Knaben auf dem Pumpenstock, er stand wider dem Hause I.97a (1 neu) und steht seit dessen Abbruch frei. Er steht noch.
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Der Hainerhof-Brunnen
hatte noch das alte steinerne Ziehbrunnengestell, in das später eine Pumpe hineingestellt worden war, vollständig erhalten bis es gegen Ende des Jahres 1884 entfernt wurde. Näheres bei meiner Beschreibung des Hainerhofes.
Batton III.158.
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Der Brunnen im Nürnberger Hof
stand wider der Wand des Hauses L.129. (4 neu) neben dem Thorbogen und hatte einen langen steinernen Trog zum Tränken der Fuhrmannspferde; er wurde vor ungefähr 6 Jahren entfernt.
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Der Brunnen in der Mausgasse
steht zur Hälfte in der Mauer des Hauses L.73 (25 neu) so daß er von dem Hofe desselben aus benutzt werden kann.
Er war früher ein Ziehbrunnen und findet sich der Stein mit einem Haken für die Rolle noch vor. Näheres darüber in meiner Beschreibung der Häuser der Mausgasse. Er steht noch.
Batton III.106.
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Der Heilig-Geist-Brunnen
steht in der Saalgasse vor dem Hause M.119, (17 neu) auf dem Plätzchen; er trägt auf seinem Pumpenstock eine weibliche Figur in Stein gehauen nebst dem Sinnbild des h. Geistes, einer Taube.
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Der Fischerbrunnen
steht in der Fischergasse vor dem Hause zum Stift; er trägt auf seinem Pumpenstock die roh gearbeitete Figur eines Neptuns mit einem Dreizack und wurde nach Batton aus einem alten Ziehbrunnen in seine jetzige Form gebracht.
Batton IV. 31, 35.
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Der Stadtwaage-Brunnen
war früher ein Ziehbrunnen und konnte auch von dem Hofe der Stadtwaage aus gebraucht werden, da er halb in der Hofesmauer derselben stand. Das Nähere ist bei der Beschreibung der Stadtwaage zu ersehen; bei dem Abbruch derselben verschwand er ebenfalls.
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Der Biberbrunnen
auf der Friedbergergasse vor dem Hause C.14. hatte auf seinem Pumpenstock ein schönes, sehr sorgfältig gearbeitetes Steinbild eines Bibers; als im Jahr 1858 die ganze Häusergruppe abgebrochen wurde, versetzte man den Brunnen auf das Klapperfeld an das Eck der Mauer der Gendarmerie-Caserne, allwo es stehen blieb bis es vor zwei Jahren durch abermalige Bauveränderungen in seiner Nachbarschaft auch von diesem Platz entfernt werden mußte.
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Der Artischocken-Brunnen
in der Klappergasse in Sachsenhausen steht noch, er trägt eine Artischocke auf dem Pumpenstock, welche jedoch ziemlich plump in Stein gehauen ist.
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Der Hirsch-Brunnen
in der Rittergasse in Sachsenhausen vor dem Hause N.147 (28 neu) Sein Pumpenstock trägt das ziemlich gut ausgeführte Bild eines Damhirsches in Stein gehauen, dem man ein natürliches Geweih (Schaufeln) aufgesetzt hatte. Darunter war
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noch ein in Blech ausgeschnittenes Bild eines Hirsches angebracht. Dabei Jahreszahl 1795. Diese Pumpensäule stand früher auf dem kleinen Hirschgraben nahe bei der alten Katharinenpforte, wurde von den Sachsenhäusern erkauft und hierhergestellt. Näheres darüber in meiner Beschreibung der Rittergasse sowie bei Batton V.115. Er steht noch.
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Der Ritterbrunnen
oder Siegfriedsbrunnen in der Rittergasse in Sachsenhausen vor dem Hause N.186.a am ehemaligen Klöppelhof (80 neu) mit einer Steinfigur des Hl. Georg's welcher den Lindwurm erlegt, von äußerst roher Arbeit, wurde 1883 entfernt und das Steinbild auf dem Archivmuseum aufbewahrt. An seiner Stelle steht jetzt eine einfache eiserne Pumpe.
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Der Adam- und Eva-Brunnen
auch Paradies-Brunnen in der Cleischenhofgasse in Sachsenhausen vor dem Hause N.214. ( 1 neu) jetzt Paradiesgasse mit den Figuren Adam und Eva vor dem Apfelbaum, von sehr guter Arbeit, steht noch.
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Der Drei-Königs-Brunnen
in der Drei-Königsstraße in Sachsenhausen vor dem Hause O.111 (47 neu) mit den Figuren der Hl. Drei Könige, von roher Arbeit auf dem Pumpenstock, steht noch.
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Röhrbrunnen
Weiter ist nun noch der Röhrbrunnen an der Hl. Geistkirche zu erwähnen, welcher mit dem Abbruch derselben im Jahr 1840 verschwand.
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Ziehbrunnen Mohrengarten
In dem Mohrengarten auf der großen Galgengasse stand gleich rechts neben dem Eingang der vollständig erhaltene Kranz eines Ziehbrunnens von blauem Stein, längst schon außer
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Gebrauch, mit Gras und wilden Blumen umwachsen erhielt er sich bis ins Jahr 1862, woselbst er durch den Bau des Hotel du Nord den Platz räumen mußte.
Ein bis auf den heutigen Tag noch vollständiger, mit geschmackvollen Ornamenten verzierter steinerner Brunnenkranz findet sich in dem reizenden Treppenhause des Hauses Limpurg, und so finden sich hier noch in mehreren Häusern die Ueberreste von Brunnen, die nunmehr außer Gebrauch gekommen sind oder durch später hineingestellte Pumpen umgewandelt wurden, die meisten hatten eine eiserne Rolle, deren Haken in einem verzierten Stein saß und ist uns eines der schönsten Beispiele der Art am Mittelbau des Saalhofes aufbewahrt. Auch die öffentlichen Pumpensäulen waren meistens sehr geschmackvoll profilirt und trugen gewöhnlich die Namen der Baumeister nebst den Jahresangaben ihrer Errichtung.
Es soll und kann dies selbstverständlich keine erschöpfende Beschreibung der verschiedenen Brunnen seyn, sondern nur derjenigen, welche mir nebst so manchen anderen umgeworfenen am lebendigsten im Gedächtniß geblieben sind, manche davon haben anderen Orts sowie auch in meiner Beschreibung der Häuser und Straßen ihre Beachtung gefunden, andere wieder sind mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden, so daß kaum noch eine schwache Erinnerung davon vorhanden ist, welche sich bei den kommenden Generationen rasch verwischt. In dem Bilde unserer Stadt aber spielten sie ehemals unbestreitbar eine hervorragende Rolle und sind nur langsam dem gewaltigen Andrange der Nothwendigkeit gewichen.
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1.
Die öffentlichen Brunnen in der Umgebung der Stadt haben bis jetzt kaum noch eine Besprechung erfahren und wird vielleicht deßhalb ein näheres Eingehen auf ihre frühere Gestaltung und Aussehen nicht ganz unwillkommen seyn.
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Der Brunnen am Kühhornshof
Er ist kulturhistorisch einer der merkwürdigsten und verdient deßhalb die erste Stelle. Links am Anfang der zu dem Haupteingang führenden Brücke liegt er in einer ummauerten Vertiefung, zu der man früher auf einer breiten zierlichen Steintreppe hinabstieg. Er bestand aus einem runden, von sorgfältig behauenen blauen Steinen gebildeten Kranz und war der den Graben füllende Abfluß mit ebensolchen Steinen ausgelegt. Die Rückwand der die Vertiefung umfassenden Mauern ist zinnenartig abgetreppt und trägt in einer Blende etwa sechs Fuß über dem Boden ein altes, leider durch Unwissenheit und Rohheit arg zerstörtes, lange Zeit von den achtlos Vorübergehenden fälschlich für ein Wappen gehaltenes Steinbild, einen Fuchs darstellend, welcher aufrecht einherschreitet, eine Laute trägt und von einem Maulwurf, einer Feldmaus, einer Kröte und sonstigen als dem Feldbau schädlichen Thieren umgeben ist. Nun war aber im Mittelalter ein für Feldfrevel übliche Pönitenz das Tragen einer Laute oder Geige „Geigetragen“ und soll diese Strafe durch das Steinbild veranschaulicht werden, indem die mit dem Fuchs abgebildeten Thiere sich auf die Feldfrevler beziehen. Es war diese Stätte ein sogenanntes Feldgericht. Nächst dem Brunnen läßt die Vertiefung noch Raum genug für einen steinernen Tisch, der noch vorhanden ist nebst steinernen Sitzen, auf welchen die Richter Platz nahmen, während die dem Gericht anwohnenden Leute bequem über die Brustwehr von außen in den Raum hinein-
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sehen konnten. Näheres darüber findet sich in dem vortrefflichen Werke „Rechtsalterthümer“ von Zöpfl und verdanke ich dem ausgezeichneten Verfasser dieses Buches nebst so mancher andere Belehrung auch diejenige über das Feldgericht. Es ist diese noch so klar erkennbare Einrichtung einer solchen Gerichtsstätte etwas so außerordentlich Seltenes, daß es schon der Mühe werth wäre, für seine Erhaltung einzutreten und die möglichste Sorge zu tragen, denn vielleicht ist es das einzige noch bestehende Beispiel in ganz Deutschland wie es denn auch von den Ueberresten der ersten Anlage des Hofes jedenfalls das älteste Merkmal ist.
So war der Zustand des Ortes etwa um das Jahr 1836. Der Brunnenkranz war noch vollkommen erhalten, und an dem eisernen Gitter, welches den Brunnen verschloß, war an einer Kette ein Löffel von Eisen zum bequemen Trinken angebracht.
Der ziemlich lebendige Abfluß geschah durch ein eisernes Röhrchen, das Wasser war kristallklar und rein, wie es denn auch den Wasserbedarf für die Hofesbewohner abgab, der Platz mit hohem duftigem Grase bewachsen, das üppig von Blumen durchwuchert war, bot in der That ein so stilles und malerisches Plätzchen, wie in der ganzen Umgegend kein zweites gefunden wurde. Die Gebäude des mit einem klaren, hier und da mit Schilf bewachsenen Wassergraben umgebenen Hofes waren noch vollkommen in baulichem guten Stande und das Hauptgebäude noch bewohnt, mit einer herrlichen Aussicht über die Felder weg nach dem Gebirge. Seit jener Zeit nun aber hat sich eine gänzliche Umgestaltung der Gebäude sowohl wie der Gegend vollzogen. Durch den Wechsel der Besitzer vernachlässigt, zerfielen erstere immer mehr und mehr, um zuletzt gänzlich niedergelegt zu werden, erst das Haupthaus und sodann die Nebengebäude. Der Thurm am Eingang neben der Brücke wurde ebenfalls stark in Mitleidenschaft
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gezogen, sodann der Brunnen zugedeckt, eine Pumpe hineingestellt und der ganze Platz in höchstem Grade verwahrlost und verbauert, wie denn auch die ganze Umgebung nach und nach durch immer näher heranrückende Bauten und Anlagen ihres früheren einsamen, poetischen und vornehmen Charakters entkleidet wurde, so daß es beinahe unmöglich geworden ist, den früheren Zustand sich zu vergegenwärtigen.
Näheres darüber in dem ausführlichen Aufsatz über den Kühhornshof, wobei auch die vielen und genauen Abbildungen [RS0122] [RS0121] [RS0124] [RS0111] [RS0112] [RS0119] [RS0118] [RS0120] [RS0114] [RS0125] [RS0133] [RS0117] [RS0209] [RS0113] [RS0115] [RS0123] [RS0132] nachzusehen sind.
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Der Brunnen an der Holtzhäuser Oede
Etwa dreihundert Schritte westlich von der Holtzhäuser Oede liegt der mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßte Brunnen, von einer dichten Gruppe hochstämmiger alter Linden überschattet, welche eine so hervorragende Gruppe bilden, daß sie schon von weiter Ferne her gesehen ins Auge fallen und ein höchst eigenthümliches Merkmal der ganzen Gegend bilden. Man hatte von diesem Punkte aus eine vortreffliche Uebersicht über die Stadt, den Sachsenhäuserberg bis nach den Gebirgen des Odenwaldes, den Melibocus und Frankenstein hin, welche Fernsicht von dem herrlichen kühlen Platze gar behanglich genossen werden konnte; diese Schilderung gilt aber nur bis gegen den Anfang der vierziger Jahre, indem mit dem Eintreten der Eisenbahnen die Stadt nach allen Richtungen hin sich erweiterte, bis zuletzt die Häuser allmählig soweit herankrochen, daß von einer freien Aussicht wie sie damals war, nunmehr kaum noch die Rede seyn kann.
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Die Linden sind nach und nach abgängig geworden und auf ein unscheinbares Gebüsch eingeschrumpft, der Brunnen wurde überwölbt und mit Erde bedeckt, so daß er anheute kaum noch sichtbar ist und die ganze Herrlichkeit ihr Ende gefunden hat.
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Das Stallburgs-Brünnchen
Es liegt an der oberen Einfriedigung des ehemals von Stalburg'schen Gutes, der sogenannten Stalburger Oede in einer ausgemauerten Vertiefung mit einem sorgfältig gearbeiteten Kranze von blauen Steinen eingefaßt, an welchem sich in höchst feiner Arbeit das Wappen der Familie v. Stalburg nebst der Jahreszahl 1734 befindet.
Früher war der herrliche dunkelschattige Ort oft das Ziel von Spaziergängern, bis nach und nach durch den Wechsel der Besitzer der Garten und die Anlagen um den Brunnen in Verfall geriethen. Derselbe war überdeckt und kaum mehr in dem dichten wuchernden Gebüsche aufzufinden.
Der Ablauf, welcher den Graben um fas Haus füllte, wurde in eine andere Richtung gelenkt, der Graben zugeworfen, und das in höchst verwahrlostem Zustand sich befindende Haus lange Zeit nicht mehr bewohnt.
Seit dem Jahr 1873, in welchem der Besitzthum an die Baubank überging, wurde der Garten parzellirt, das Haus total umgeändert, um einen Stock erhöht und endlich gegen Ende August des Jahres 1876 der Brunnen gänzlich beseitigt, der schöne Steinkranz zerschlagen und zum Straßenbau verwendet, so daß nun keine Spur mehr von ihm vor-
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handen ist.
Genaueres findet sich in dem ausführlichen Aufsatz „Stalburger Oede“, woselbst auch auf die dahin einschlagenden Abbildungen [RS0126] [RS0131] [RS0130] [RS0129] [RS0127] [RS0128] verwiesen ist.
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Das Hermes-Brünnchen, auch Schwarzhermannsborn
Es war ein östlich vom Friedberger Thor, etwa vierhundert Schritte entfernt am rechten Ufer des Elkenbachs gelegener, von hohen Linden umstandener Brunnen mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßt und mit einem eisernen Gitter verschlossen, an welchem an einer Kette ein eiserner Löffel zum Trinken hing. Um den Brunnen herum waren Tische und Bänke angebracht und im Anfang dieses Jahrh. bis in die dreißiger Jahre hinein war es ein beliebter Spaziergang und Aufenthaltsort.
Die immer weiter fortschreitende Bebauung der Gegend hat auch ihm schon vor längerer Zeit den Untergang bereitet.
Näheres bei Batton VI.25.
Abbild. davon besitze ich keine.
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Der Pfingstbrunnen
Er lag auf der Pfingstweide in einer Vertiefung, mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßt, ziemlich dicht an der Straße und war von herrlichen alten Linden und Akazien überstanden, davon eine heute noch stehende eines der größten Exemplare in hiesiger Gegend bildet. Ebenso verdient eine durch ihre Größe ausgezeichnete
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Ulme daselbst einer besonderen Erwähnung ihrer historischen Bedeutung wegen, indem in dem Schatten derselben Napoleon I. zweimal Revue hielt, einmal vor dem russischen Feldzug und später nach dem unglücklichen Ausgang desselben in Gegenwart des Freiherrn v. Bethmann und des Stadtkommandanten Aubin.
Frkf. Intellbl. 3. April 1874. Tische und Bänke mit steinernen Untersätzen waren unter den Bäumen angebracht und wurden in früheren Zeiten namentlich an diesem Platze die Waisenkinder auf Pfingsten mit Reisbrei und sonstigen Dingen öffentlich gespeist, bis gegen Ende der dreißiger Jahre diese Sitte in Abgang kam. Mit der Verlegung des Zoolog. Gartens an diese Stelle fiel der Brunnen nebst den schönen Bäumen in den Bereich desselben und verschwand.
Abb. besitze ich keine.
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Ein Feldbrunnen
in einer gemauerten Vertiefung mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßt fand sich in dem Feld unterhalb der Friedhöfe, ist aber seit langer Zeit schon verschwunden.
Bei manchem Spaziergang habe ich daselbst den eisernen Löffel in Bewegung gesetzt und mich an dem herrlichen Wasser erfrischt.
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Der Brunnen in der Niedenau
lag an dem Wege nach den Kettenhöfen dicht vor dem großten Kettenhof an einem Abhang, es war eine vierckte Brunnenkammer mit einer thürartigen Oeffnung
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welche senkrecht in der Böschung stand und ein eisernes Röhrchen als Ablauf hatte. Der Sturz oder Deckelstein trug auf seiner Stirnfläche die Jahreszahl 1447. Der ganze Brunnen war unbeachtet und ziemlich schwer in dem verwachsenen, rasch sich nach den Wiesen hin absenkenden Erdreich zu finden. Im Anfang Mai des Jahres 1863 bei der Anlegung des breiten Weges nach dem Kettenhof wurde er zugeworfen und verschwand später.
Der Ort um den Brunnen sowie die damals noch einsamen Wiesen war ein Hauptplatz für den Schmetterlingsfang sowie die ergiebigste Fundstelle für Veilchen und alte Feldblumen, welche hier das Recht hatten, unbeaufsichtigt zu blühen und die Vorübergehenden mit ihrem Geruch zu erfreuen.
In meiner genaueren Beschreibung sind die Abb. [RS0136] [RS0137] nachzusehen, auch Batton I.253.
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Der Grindbrunnen
unterhalb der Stadt auf dem rechten Mainufer gelegen mit berühmten, weithin sichtbaren Linden umstanden, lag in einer ausgemauerten Vertiefung, zu der man mehrere Stufen hinabsteigen mußte, eingefaßt mit einem Kranze von blauen Steinen, durch ein Gittere verschlossen und mit einem Löffel zum Trinken versehen; ebenso waren unter den Bäumen Tische und Bänke angebracht und war die ganze Anlage ein beliebter Spaziergang und das Ziel häufiger Ausflüge. Die alte Lindengruppe zerfiel in den 40ger Jahren nach und nach, es wurden neue Bäumchen an deren Stelle
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gesetzt, der Brunnen wurde mehreremale neugefaßt, zuletzt verlegt und wieder verlegt und hat seinen alten behäbigen Charakter vollkommen verloren.
Das Wasser des Brunnens hat trotz seines fauligen Geschmacks und bläulichen Aussehens eine Art von Berühmtheit erlangt und wird von vielen Besuchern förmlich als Kur getrunken.
Abb. davon besitze ich keine.
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Der Brunnen am Seehof, auch Wert-Brunnen
steht in [einer] sehr tiefen, ausgemauerten Einsenkung, ist ebenfalls wie die meisten anderen mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßt, seit dem Jahr 1856 aber, in welchem die Seehofquellen zur Wasserversorgung der Stadt herangezogen wurden, hat er sowie seine ganze Umgebung bedeutende Veränderungen erlitten und verschwand zuletzt gänzlich. Nur die Rückwand der Vertiefung, zu welcher man etwa 11 Stufen hinabsteigen mußte, steht noch, der Brunnen selbst aber ist zugeworfen und die Stücke seines ehemaligen Kranzes liegen an dem Maschinenhause zerstreut umher.
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Der Bruch Brunnen
liegt rechts von der Mörfelder Landstraße, etwa hundert Schritte entfernt in der Gärtnerei an dem sogenannten Volleulen-Weg und bestand aus einem viereckten flachen steinernen Trog von blauen Steinen, oben offen zum bequemeren Schöpfen eingerichtet. Der reiche Abfluß war ebenfalls mit Steinen sorgfältig eingefaßt, und die dabei angebrachten Tische und Bänke von Stein überstanden von vier wohlgepflegten, auf den Kopf zurückgeschnittenen wilden Kastanienbäumen, die den ganzen Platz beschatteten, verliehen der Stelle ein ungemein behagliches und einladendes Aussehen. Der Bau der Eisenbahnen aber bereitete
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dem Brunnen sowohl wie den Anlagen ein jähes Ende; er ist gänzlich verschwunden, nachdem schon einige Jahre vorher eine eiserne Pumpe hineingestellt worden war.
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Der Huren-Brunnen
liegt links an der alten Oppenheimerstraße, nicht weit von dem Punkte entfernt, wo dieselbe die Mörfelder-Landstraße erreicht in einer tiefen, ausgemauerten Einsenkung und mußte man neun Stufen hinabsteigen um zu ihm zu gelangen.
Sein runder von blauen Steinen hergestellter Kranz war oben mit einem Gitter verschlossen, an dem ein eiserner Löffel zum Trinken hing. Als durch den Bau der Eisenbahnen und die dadurch herbeigeführten Veränderungen die ganze Umgebung in den Bereich der Umgestaltung gezogen wurde, füllte man die Vertiefung aus und stellte in den Brunnen eine eiserne Pumpe, darauf wurde die Oberfläche des Erdreichs vollkommen eingeebnet, die Pumpe aber belassen, so daß sie heutigen Tages noch ihr gutes und frisches Wasser spendet.
Woher der Brunnen den ruinösen Namen hat, konnte ich nicht ermitteln, jedoch ist er bereits in dem 1790 dahier erschienen sogenannten Thomas'schen Waldplan unter diesem Namen aufgeführt.
Eine so gewaltsame Umwandlung wie die eben beschriebene kenne ich kaum und nur mit Mühe vermag ich mich auf dem mir völlig fremd gewordenen Terrain zurechtzufinden.
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Der Brunnen am Sandhof
stand mit seinem runden, sorgfältig behauenen Kranz von blauen Steinen gleich rechts am Wege nach dem Oberforsthaus frei über die Böschung herausragend am Anfang der sogenannten Holzhecke. Ich weiß mich nicht zu erinnern, daß er im Gebrauch gewesen ist, er wird oben mit einem Deckel von eichenen
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Bohlen verschlossen, der mit vier Mutterschrauben befestigt war.
Ich besitze davon eine gute Abb. aus dem Jahr 1867.
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Der Quirins-Brunnen, auch Bettel-Brunnen
vor dem Affenthor an der nach Offenbach führenden Straße, dicht am Anfange des Wendelswegs ist ein Pumpbrunnen, auf dessen Säule die Inschrift Quirins-Brunnen eingehauen ist, der Name soll eigentlich Kuhrains-Brunnen heißen und giebt Batton über die Entstehung dieses Namens und diese Gegend genügende Auskunft.
Batton VII.22.
Er steht heute noch, doch ist mir Näheres darüber nicht bekannt.
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Der Königsbrunnen
liegt an dem Wege vom Riedhof nach der Ober-Schweinsteig, er ist mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßt mit einem eisernen Löffel an einer Kette zum Trinken versehen und hat einen ziemlich starken Ablauf nach der auf der anderen Seite der nahen Wiese vorbeifließenden Luderbach.
Er ist oben offen und hat vortreffliches Wasser. Die nähere Umgebung, namentlich die Wiese mit dem ebengenannten Bach bieten mit die schönsten Waldstellen in der ganzen Nachbarschaft.
Diese Beschreibung schildert den Zustand vom Jahre 1840.
In neuerer Zeit sind jedoch um den Brunnen herum und in dessen Nähe Anlagen entstanden, die der Gegend ein ganz anderes Gepräge verleihen, der früher einsame
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Wald ist nun durch die Verbesserung der Wege und die Anlage der Eisenbahnen weit zugänglicher gemacht und beständig von Equipagen und Fußgängern belebt, was ihn eines großen Theils seiner Reize beraubt hat.
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Der Stumpf-Brunnen
liegt bei der Ober-Schweinsteig nicht weit von den Häusern derselben im Walde direct von dem linken Ufer des Luderbachs in einer runden mit einer gemauerten Brustwehr umgebenen Vertiefung, so daß man einige Stufen zu ihm hinabsteigen muß. Er hat ebenfalls einen Kranz von blauen Steinen, einen Löffel an einer Kette zum Trinken und frisches kaltes und klares Wasser. Bänke und Tische waren oben dicht dabei angebracht, und die Dunkelheit des Waldes sowie die Einsamkeit der Umgebung sicherten ihm als Erholungsplatz unbedingt den ersten Rang zu.
Nunmehr ist aber die oben genannte Brustwehr, welche mit sorgfältig behauenen Steinen gehorstet war, verwahrlost, wie auch der Brunnen durchaus nicht mehr so vollkommen im Stand ist wie früher, sondern eigentlich in seinem jetzigen Aussehen nur eine klägliche Ruine bildet gegen den oben geschilderten Zustand, welcher sich auf das Jahr 1840 bezieht.
Ich besitze davon mehrere gute Abb., die an malerischem Reiz nichts zu wünschen übrig lassen und alle aus dem Anfang der 40er Jahre stammen.
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Der Mörderbrunnen
liegt am linken Ufer des Luderbachs an einer flachen Böschung zwischen der Försterwiese und dem Hainerweg, von dem vorbeiziehenden Bäckerweg durch den Bach getrennt. Er steht ziemlich hoch aufgemauert mit einem sorgfältig behauenen, runden Kranz von blauen Steinen eingefaßt, frei die Böschung überragend da, ist mit einem Deckel von eichenen Bohlen, welche mit Schrauben befestigt sind, geschlossen und hat auf seiner vorderen, dem Bach zugekehrten Seite eine rechtwinkeligte fensterartige Oeffnung, durch welche man auf den Wasserspiegel blicken kann.
Der ziemlich lebendige Ablauf geschieht durch eine eiserne Röhre und hing daneben an einer Kette ein eiserner Löffel, um das Trinken zu erleichtern. In diesem Zustand der vollständigen Erhaltuing befand sich der Brunnen bis gegen das Ende des Jahres 1837, nach dieser Zeit aber wurde er durch bübische Hände stellenweise arg geschädigt, alsdann nothdürftig ohne Rücksicht auf die frühere schöne Form wieder hergestellt, aber bei weitem nicht mehr in den früheren behaglichen Zustand gebracht und ist seitdem nur ein rohes Abbild seines früheren Aussehens.
Die Umgebung hatte als Waldplatz die mannigfachsten Reize bis durch die Korrectur des Luderbachs auch darin erhebliche Veränderungen Platz griffen; die in der Nähe befindliche steinerne Brücke, welche den Hainerweg über den Luderbach führt, ist bis zur Unkenntlichkeit ruinirt, deren Brustwehr vollständig abgebrochen; die schönen großen, allerdings überständigen Buchen sind entfernt, die Blößen frisch eingesäät und bepflanzt, kurzum keine Spur mehr der früheren poetischen und dunklen Waldeseinsamkeit mehr vorhanden. Das muntere Scheckern
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4.
der Amseln, das fröhliche Gezwitscher der Buchfinken und sonstigen gefiederten Waldbewohner, das tausendstimmige Surren und Summen der Fliege, Käfer und sonstigem Gesindel, manchmal überschallt von dem melodischen Ruf des Kukuks, sodann die vielen bunten Schmetterlinge, welche gleich fliegenden Blumen die üppige Grasfläche belebten, namentlich wenn sie von dem streifenden Sonnenlichte getroffen, hell aufglänzten um gleich darauf im Schatten wieder zu verschwinden, so auch das lebhafte halb verhallte Gespräch der auf der benachbarten Chaussee in Schaaren nach der Stadt ziehenden Milchweiber, an deren blitzenden Kannen manchmal ein zurückgeworfener Sonnenstrahl des Waldes Dunkel durchzuckte, alles das zusammengenommen vereinigte sich zu einem Bilde, das jeder Beschreibung sich entzieht, mir aber bis heute noch ungeschwächt und lebendig vor der Seele schwebt.
Ich besitze von dem Brunnen nur eine einzige Abb., welche nur diesen, nicht aber die Umgebung zeigt und aus dem Jahr 1836 stammt.
Woher der Brunnen seinen Namen hat, konnte ich nicht ermitteln, jedenfalls aber ist er schon alt, denn in den Waldplänen des vorig. Jahrhunderts wird er bereits als bestehend aufgeführt.
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Das Königslacher Brünnchen
im sogenannten Wäldchen liegt in einer kurzen Entfernung von dem Fußpfade vom Sandhof nach dem Oberforsthause in einer tiefen runden ausgemauerten Einsenkung, deren ungefähr drei Fuß hohe Brustwehr sorgfältig mit nach beiden Seiten abgeschrägten Horststeinen besetzt war. Der Brunnen selbst, zu dem man etwa fünf Stufen hinabsteigen mußte,
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ist mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßt, oben durch ein Gitter geschlossen und gleich den übrigen mit einem Löffel von Eisen zum bequemeren Trinken versehen.
Dicht dabei im Walde steht ein gemauerter Feuerheerd mit einem Ziegeldache überdeckt zum Gebrauche des Publikums, und dabei auf steinernen Untersätzen Tische und Bänke. Zu gewissen Zeiten, namentlich am dritten Pfingstfeiertag, dem sogenannten Wäldchestag, wird dieser Platz von einer großen Anzahl von Spaziergängern besucht, so daß sich das Treiben daselbst zu einem wahren Volksfeste gestaltet, an dem Alt und Jung aus allen Ständen mit großem Behagen sich betheiligt.
Leider hat auch hier die neuere Zeitströmung verändernd eingegriffen und den größten Theil des besten Schmuckes, die Harmlosigkeit, abgestreift.
Ich besitze von dem ganzen Platze verschiedene gute Abb. wie auch eine von mir angefertigte ziemlich gelungene Radirung ein möglichst getreues Bild davon darstellt.
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Der Schwengelbrunnen
liegt ungefähr eine kleine halbe Stunde von dem Oberforsthause entfernt, an dem Wege nach der Unter-Schweinsteige, links ab, ein paar Schritte im Walde, nicht weit von dem Goldsteiner Forsthaus und verdankt, wie es scheint, seinen Namen dem Schwengel einer hineingestellten Pumpe, da er gleich den übrigen mit einem Kranze von blauen Steinen eingefaßt war. Er ist wenig bekannt und besucht und die Einsamkeit um ihn her so recht wie zu Hause.
Diese Beschreibung schildert den Zustand von dem Jahr 1839; seit dem Bau der Eisenbahn in dieser Gegend ist das alte im Jahr 1701 erbaute Försterhaus abgebrochen und durch ein neues ersetzt worden, wie denn auch die ganze Gegend eine durchgreifende Veränderung erlitt.
Eine Abb. davon besitze ich nicht.
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Der Brunnen auf der Sachsenhäuser Warte
war ebenfalls früher ein Ziehbrunnen, bis gegen das Ende der 30ger Jahre eine leichter zu handhabende Pumpe hineingestellt wurde; er befand sich in einem eigends für ihn angelegten thurmartigen Ausbau in der nördlichen Ringmauer, neben dem kleinen Eingangspförtchen. Zur Bequemlichkeit der Vorüberziehenden war ein eiserner Löffel an einer Kette angebracht und wer trinken wollte, mußte erst den Eimer hinunterlassen und wieder heraufwinden um schöpfen zu können.
Die früher ziemlich einsam auf ihrer Höhe gelegene Warte ist seitdem nun schon mit ziemlich nah herangerückten Häusern umgeben und steht sogar eines davon schon darüber hinaus, während sie ehedem der letzte Bau vor dem Walde gewesen ist.
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Der Brunnen auf der Friedberger Warte
ist ein noch heute in seiner Einrichtung vollständig erhaltener Ziehbrunnen mit einem vortrefflich ausgeführten Räderwerk, das in einem eigends dazu an die innere Mauer angebauten Häuschen untergebracht ist; er hat genau den Charakter der Brunnenanlagen, welche man früher so häufig in alten Burgen und Schlössern findet und ist höchst sehenswerth. Da der Brunnen mit seinem runden Kranze halb in der Mauer steht, so ist er auch von außen zu benutzen und deßhalb vorsorglich daselbst eine steinerne Trittstufe vorgelegt, um leichter das Aufziehen der Eimer handhaben zu können; seit langer Zeit aber ist diese Einrichtung abgekommen, die Nische zugemauert und der Brunnen nach außen mit einem dachartigen hölzernen Deckel verschlossen, so daß er nunmehr nur noch von innen benutzt werden kann.
Ich besitze davon vollständige und gute Abb. [RS0109]
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Der Brunnen der Bockenheimer Warte
war ebenfalls früher ein Ziehbrunnen, welcher aber seit langer Zeit durch eine hineingestellte Pumpe den Vorüberziehenden auch von außen zugänglich gemacht worden war. Durch die stattgefundenen, vor einigen Jahren von einer theilweisen Niederlegung der Ringmauern und Wohngebäude begleiteten Veränderungen wurde auch er in Mitleidenschaft gezogen und durchaus umgestaltet.
Ich besitze davon keine Abb., sondern nur eine äußere und innere Ansicht der Warte.
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Der Brunnen auf der Galgenwarte
auch Mainzwarte, war in seiner ursprünglichen Anlage gleich den übrigen ebenfalls ein Ziehbrunnen, der aber schon seit geraumer Zeit von außen zugänglich gemacht, den Durstigen sein vortreffliches Wasser bereitwillig spendete; ich erinnere micht nicht, ihn in einem anderen Zustand gekannt zu haben.

Es giebt nun noch in der Umgebung der Stadt namentlich aber in derjenigen von Sachsenhausen eine ziemliche Anzahl von Brunnen, auf deren nähere Beschreibung aber ihrer Unbedeutendheit wegen ich verzichten will, indem ich glaube in Vorstehendem so ziemlich die hauptsächlichen hervorgehoben zu haben. Wie nun schon öfter erwähnt, beziehen sich alle diese Aufzeichnungen auf den Zustand, in welchem sich die genasnnten Anlagen und Bauwerke noch vollkommen und in bestem Stande befanden und habe ich damit hauptsächlich diejenige Zeit im Auge, vor welcher die gewaltsamen
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am Anfange dieses Aufsatzes erwähnten namentlich durch den Bau und die Anlage der Eisenbahn in unserem Walde und dessen Umgebungen stattgehabten Veränderungen vorgegangen waren. Ob nun dieser Verlust für die jetzt lebende Generation von Wichtigkeit ist oder nicht, will ich nicht entscheiden, so viel aber steht fest, daß, was den Geschmack und die Ausführung der hier aufgeführten Bauwerke anbelangt, dieselben trotz ihrer alleräußersten Einfachheit dem Auge sogleich durch ihre gefälligen, dem Bedürfnisse vollständigst angepaßten Formen einen weit angenehmeren und wohltuenderen Anblick darboten als alle unseren oft mit weit größeren Kosten und Materialverschwendung hergestellten derartigen Schöpfungen.
Es lag in deren Anordnung eine so vorsorgliche Absicht und Gesinnung der Behörden, daß man hätte versucht seyn können zu glauben, sich statt im freien Walde oder Felde in einem Privateigenthum zu befinden, wozu man auch durch die vortreffliche Erhaltung der Tische, Bänke, steinernen Einfassungen u.s.w. die volle Berechtigung gehabt hätte, und doch unterstanden alle diese Dinge und ihre Erhaltung und der Sorgfalt und dem Schutze des Publikums, indem was einer wirksamen Beaufsichtigung, wie wir sie jetzt gewohnt sind, in den damaligen weit einfacheren Zuständen kaum die Rede seyn konnte. Die Hauptsicherheit bestand eben darin, daß jeder die Nützlichkeit dieser Anlagen erkannte und nach Kräften zu deren Schutz mitwirkte, wodurch es nur allein möglich war, sie so lange zu erhalten.

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