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Inhaltsverzeichnis

Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 12 - Nachträge

Buchstabe A

Band 12, Seite A1
Am Affenthor | Am Affenthor 3 | Klappergasse 39
N.34 | N.86
12. April 1881
Die Abb. [RS0217] zeigt die Ueberreste des von Batton B. 7. p. 49 beschriebenen Stein, welcher sich ohne Zweifel noch an der alten Stelle befindet, jedoch ist sein Standort sowohl als die auf ihm enthaltene Inschrift höchst unzuverlässig und ungenau beschrieben. Die Jahreszahl fehlt in der Beschreibung gänzlich und ist deßhalb meine Abb. [RS0217], welche an Ort und Stelle gemacht ist, als richtig und genau anzusehen. Was Inschriften und Jahreszahlen anbelangt, muß man überhaupt bei dem sonst so ehrwürdigen und gelehrten Verfasser nicht allzugenau rechnen.
Gegenwärtig ist die Stelle, an welcher der Stein befindlich ist, von Häusern umbaut; er liegt ziemlich versteckt, und ich habe lange vergeblich danach gesucht, bis ich durch meinen Freund und Jugendgenossen, den Stadtrath Beck, an den Ort geführt wurde, an dem er sich heute noch befindet.
Am leichtesten findet man ihn von dem Hause Klapperg. 39. Der Spitzbogen der Thüre, über welcher er sich befindet, ist noch vollkommen erhalten, d.h. der Scheitel und Schlußstein und scheint von je an dieser Stelle gewesen zu seyn. Eine Möglichkeit jedoch, daß er vielleicht einmal versetzt worden ist, kann streng genommen allerdings nicht ausgeschlossen werden, ich glaube es aber nicht. s. die vollständig genaue Abb. [RS0217] mit der Jahreszahl 1861.
Band 12, Seite A3
Albusgäßchen | Albusgäßchen 5
4. Mai 1883
Ein sehr großer Hof mit mannichfachen Bauten besetzt, gegenwärtig noch im Besitz des Herrn G. v. Holtzhausen, auf die Klingergasse, Neue Zeil und Kühgasse stoßend. Der Hauptbau rechter Hand, ein einstöckiges Haus in äußerst baufälligem Zustand, stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem 17. oder Ende des 16. Jahrh. und hat in seinen Mauern noch viele alte Spuren erhalten. Hinten rechts im Hofe befindet sich ein Ziehbrunnen in der Trennungsmauer, welcher mit dem Hause Allerheilg. 54. B.174 gemeinschaftlich ist, nunmehr aber längst aus dem Gebrauch gekommen zu seyn scheint.
Er ist namentlich aus dem Hofe des ebengenannten Hauses 54 höchst malerisch und seine noch vollkommen erhaltene Gestalt eigenthümlich in der Form, s. Ab. [R1615] bei dem Hause 54. Seit einiger Zeit ist von dem Hofe eine Durchgangsthüre in die Klingergasse gebrochen. Eine andere Thüre mit einem Spitzbogen mündet in die Kühgasse, s.d. Es wird nicht lange mehr dauern, so werden diesen Localitäten bedeutende Veränderungen bevorstehen, indem der Durchbruch der Albusgasse in dieser Richtung in Aussicht genommen ist. In neuerer Zeit hat der Hof eine andere Nummer als Bezeichnung erhalten. Meine Angaben sind mit „Krug Hausnummern“ zusammengehend.
Der fälschlich für eine Capelle gehaltene Bau ist nur ein massiver feuerfester Raum mit einem ein-
Band 12, Seite [A4]
fachen rundbogigen Kreuzgewölbe überdeckt und stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem 17ten Jahrh.
Band 12
8. Mai 1884
Sämmtliche erwähnten Bauten sind bis auf den Grund niedergelegt. Der ganze Platz ist nunmehr frei, und man kann von der neuen Zeil her überall hereingelangen, auch sind auf den leeren Plätzen bereits wieder Schuppen und Lagerhäuser erbaut, um sie nutzbar zu machen. Die Albusgasse ist durchgeführt bis auf die Breite Gasse und theilweise schon mit eleganten stattlichen Häusern bestellt, die theilweise schon bezogen sind. Ein großes Stück Alt-Frankfurt ist abermals zerstört.
Band 12, Seite A5
Albusgasse | Albusgasse 10
B.188
30. April 1883
Ein Haus, das wie kein anderes so leicht die Bauweise des 16. Jahrh. aufweist, indem es bis auf den heutigen Tag noch in allen Detail seinen alterthümlichen Charakter bewahrt hat und an malerischem Element eine ganz unerschöpfliche Fundgrube ist.
S. Abb. [R0912]
Nicht leicht wird sich dahier ein zweites Exemplar auftreiben lassen, wird aber wahrscheinlich auch bald verschwinden und den Anforderungen der Neuzeit Platz machen müssen. Ich habe versucht, davon durch Abb. davon zu retten, was ich nur konnte; es war eine herrliche Fundgrube voll malerischer Schönheiten und sehe ich es mit Bedauern fallen.
Die ganze angrenzende Localität wird wahrscheinlich sein Schicksal theilen. Sie ist in den letzten Jahren ebenfalls sehr ihrer Eigenthümlichkeiten verlustig gegangen und kaum mehr wieder zu erkennen.
Bemerkenswerth ist die auf der Ostseite des Hauses auf einem hölzernen Schilde angebrachte Sonnenuhr. Höchst eigenthümlich.
Band 12
8. Mai 1884
Bis auf den Grund abgebrochen.
Band 12, Seite A7
Allerheiligengasse | Allerheiligengasse 54
B.174
4. Mai 1883
Im Hofe ein alter Ziehbrunnen mit noch vollständig erhaltenem Gestell, jedoch seit langer Zeit außer Gebrauch, er ist mit der v. Holtzhaus. Besitzung Albusgasse 5 s.d., gemeinschaftlich und äußerst malerisch gelegen, s.Abb. [R1615] Das kleine Gärtchen, in welchem es steht, macht einen gar traulichen Eindruck und sind solche Stellen dahier schon zu den Seltenheiten zu zählen. Vergl. die dahin einschlagenden Artikel Albusgasse, Klingergasse u.s.w.

Ausgrabungen

Band 12, Seite A9
Ausgrabungen
17. Februar 1882
Heute wurde ein Theil jener im Artikel 16. März 1877 beschriebenen Kugeln abermals bei einer Reparatur der Straße blosgelegt um zerschlagen und zum Straßenbau verwendet zu werden, s. Band I, p. 86.
Band 12, Seite A11
Riese | Judenstall
Albusgäßchen | Albusgäßchen 3
B.189
5. Mai 1883
In der nach der Kühgasse hin liegenden Mauer befindet sich ein Thor mit einem zierlichen, fein gekehlten Spitzbogen; es ist dieses Mauerstück bei dem großen Brande, welcher im Jahr 1803 den größten Theil der Hinterbauten zerstörte, stehen geblieben, s.d. Artikel Kühgasse. An einer Brandmauer nach der Seite des Albusgäßchen hin findet sich oben am Träger des Horststeines ein Wappen oder wahrscheinlich eine Hausmarke, welche ich der Entfernung und schlechten Beleuchtung wegen noch nicht entziffern konnte, doch hoffe ich, daß es mir später gelingen soll.
Band 12, Seite A13
Weisse Katze
Allerheiligengasse | Allerheiligengasse 52
B.173
15. April 1884
Soeben sind die weitläufigten Hinterbauten, welche theilweise in Rittergasse (Klingergasse), in die Albusgasse und frühere Kühgasse, jetzt verlängerte Zeil, stoßen, in vollem Abbruch begriffen und bereits zum Theil schon ganz niedergelegt, darunter leider auch das Haus, in welchem Klinger einen Theil seiner Jugend verbrachte.
Das Haus B.169. hatte ziemlich alte Spuren aufzuweisen und war vielleicht das älteste von allen Gebäuden. Ueber die Zeit seiner Entstehung konnte ich nichts Bestimmtes ermitteln, doch sah man das ganze Aussehen der alten Mauer, welche die Front des Hauses nach der Albusgasse hin bildeten, die Spuren hohen Alters. Ebenso war der Ziehbrunnen, welcher mit dem Hause B.174, Allerheiligengasse 54 früher gemeinschaftlich war, ein ziemlich hohes Alter.
Sonst kam nichts von Bedeutung zu Tage.
S. Nachtrag Albusgasse 5, sowie Allerheiligengasse 54, B.174.
Siehe auch:
Band 12, Seite A15
Zum Frass
Ankergasse | Ankergasse 14
L.211
27. Juli 1882
Das Haus, namentlich die Grenzmauer in dessen Hofe trägt die Spuren hohen Alters. Es gehörte früher zu dem Hause Frass in der Buchgasse und befindet sich in der ebenerwähnten Mauer in der Höhe des ersten Stocks eine zugemauerte Thüre oder Fenster, offenbar aus der allerersten Anlage herrührend.
Die ganze Ortsgelegenheit macht den Eindruck hohen Alters, obgleich vielfache Veränderungen darüber hingegangen sind; dieser Eindruck setzt sich auch in den benachbarten Häusern fort und erstreckt sich sogar bis auf deren äußeres Aussehen.
Die Rückseite der Mauer ist bei den Abb. vom Hause Frass nachzusehen.
Band 12, Seite A17
Ankergasse | Ankergasse 12
I.212
27. Juli 1882
Das Haus hat auf dem Dach ein Zwerchhaus mit einem Nasengiebel und einer Wetterfahne. Im Hausgang zu ebener Erde steht ein schöner Säulensockel aus der Renaissancezeit mit Fruchtkränzen verziert, als Stütze unter einem Balken.
Das Haus stößt auf den Garten des Hauses Frass in der Buchgasse.
Gegenwärtig ein Aufenthalt feiler Dirnen.
Ein zweiter, dem ersten ganz ähnlicher Sockel trägt den entsprechenden gegenüberstehenden Balken, es ist nur von dem kleinen Höfchen aus sichtbar und vollkommen mit aller Schärfe in den Ornamenten erhalten.
Band 12, Seite A19
Schwarzer Hirsch
Allerheiligengasse | Allerheiligengasse 33
B.38
19. Juli 1883
Bei einer nochmaligen Besichtigung des Hauses fand ich an dem Seitenbau des Vorderhauses im Hofe an einem Tragstein unter dem 1ten Stock die Jahreszahl 1704 eingehauen, sie ist von einem der Nußbäume verdeckt. An der Treppe dicht bei dem Baume liegt ein Stück eines Brunnenkranzes aus blauem Bockenheimer Stein von einem alten Ziehbrunnen. Das Vorderhaus ist eines der wenigen Häuser dahier, welche einen steinernen Ueberhang haben.
Der ganze Thorweg mit den schweren hölzernen Trägern macht einen äußerst charakteristischen Eindruck und wüßte ich hier kaum eine ähnliche Lokalität aufzufinden.
Siehe auch:

Buchstabe B

Bäume

Band 12, Seite B1
Bäume
2. Januar 1891
Die Silberpappel in dem ehemaligen Garten des Herrn v. Loerse Bockenheimer Landstraße, das stärkste Exemplar weit und breit wird soeben ihrer sämmtlichen Aeste beraubt und bis beinahe auf den Hauptstamm zurückgeschnitten, so dass nur noch einige Stümpfe von der ehemaligen Größe zeugen. Der Hauptstamm hatte 2 Fuß über der Erde einen Umfang von 18 Fuß. . . und eine Höhe von weit über 100 Fuß.
Auf Meilen in der Runde giebt es kein solches Exemplar mehr, und der Anblick der gebliebenen Reste ist ein höchst trauriger.
Der Abhieb wurde am 2. Jan. 1891 begonnen und dauerte mehrere Tage.
Band 12, Seite B3
Weisser Ochs
Große Bockenheimergasse | Große Bockenheimergasse 35 | Große Bockenheimergasse 37 | Kl. Bockenhg. 18
E.102
20. Januar 1889
Das Vorderhaus wird soeben Behufs eines Neubaus abgebrochen und ist der Abbruch bereits bis zum ersten ersten Stock vorgeschritten.
Siehe auch:
Band 12, Seite B5
Kl. Kleeberg
Bleidenstraße | Bleidenstraße 8 | Holzgraben 27
G.12
4. September 1884
Hat nach dem Holzgraben zu einen Garten, welcher soeben mit einem Hause bebaut wird, s. Bleidenstr. 6.
Die beiden Häuser 6,. 8 sind seit längerer Zeit in dem Besitz einer Familie Milani.
Band 12, Seite B7
Schmiede
Bleidenstraße | Bleidenstraße 6 | Holzgraben 25
G.13
4. September 1884
Hat nach dem Holzgraben zu einen Garten, welcher soeben mit dem anstoßenden Garten des Hauses 8 zusammengezogen und mit einem Hause bebaut wird. Das Hinterhaus trägt in seinem Aussehen noch ziemlich sein altes Kleid.
Band 12, Seite B9
Alter Wolf | Erlanger Hof
Borngasse | Borngasse 11
L.61
3. Oktober 1883
Bei dem gestern in dem neuerbauten Theile des Hauses ausgebrochenen Brande, welcher einen Theil des Hauses zerstörte, wurde auch die von einem früheren alten Bau hierher versetzte Wetterfahne theilweise zerstört. Glücklicherweise habe ich schon vor längerer Zeit eine Abb. [R1601] davon genommen. Die anstoßenden Hinterhäuser Mausgasse 23, L.73. a, L.73.b sind unversehrt geblieben.
Siehe auch:

Baugraben

Band 12, Seite B11
Stadtmauer
Baugraben | Baugraben
14. September 1883
Durch den Neubau des Hinterhauses von Töngesgasse 14, H.167.a., welcher seit ungefähr 2 Monaten im Gange ist, wurde der letzte Rest der Stadtmauer, in welchem sich die alten Schießscharten befanden, abgebrochen. Nunmehr besteht dieselbe noch hinter den Häusern Töngesgasse 16, 18, woselbst auch noch ein städt. Adler mit der Jahreszahl 1726 vorhanden ist. (16)
Die noch bestehenden Theile der Mauer sind in ihren oberen Theilen überbaut, indem die Hinterhäuser der Töngesgasse, wie schon erwähnt, daraufgelehnt sind, deren Unterbau sie auf den nördlichen Wänden bilden.
Die ganze Ortsgelegenheit ist kaum wieder zu erkennen und geht ein Stück Alt Frankfurt nach dem anderen verloren.
Ueber den Adler mit der Jahreszahl 1726 s. Band 2, p. 14.
Band 12, Seite B13
Bäckergasse | Bäckergasse 16
O.77
22. Mai 1883
In dem hölzernen Thürpfeiler findet sich die Literabezeichnung O.77 erhaben ausgeschnitten, sehr verwittert, aber dennoch gut kenntlich.
Die Thüre ist alt, das Haus aber sehr verändert und hat sonst nichts Bemerkenswerthes.
Band 12, Seite B15
Braubach Canal
Großer Kornmarkt | Am Hause 5
F.3
27. Februar 1883
Soeben wird der Braubachcanal bei dem Hause [Großer Kornmarkt] 5 blosgelegt und aufgedeckt, da nun, wo er den großen Kornmarkt durchschneidet; bei dem obengenannten Hause 5, F.3. ist er so außerordentlich weit überwölbt, daß beinahe die Vermuthung Raum gewinnt, es müsse diese Wölbung als Unterbau eines Gebäudes gedient haben, indem an keiner anderen bis jetzt bekannten Stelle das Gewölbe eine solche Breite hatte. Es ist aus Kalksteinen, welche wahrscheinlich aus dem Wendelsbruche herstammen, aufgeführt und sind sämmtliche Steine unbehauen. Das in früherer Zeit hier stehende Stadtthor war jedenfalls nur durch eine Brücke, die hier über den Graben führen mußte, zugänglich; und es wäre leicht möglich, daß die Wölbung ein Theil eines Brückenbogens gewesen seyn könnte, wie ich einen ähnlichen bei dem Hause zum Wedel unter der neuen Kräme gefunden und genau beschrieben habe. s.d. Die Ueberreste dieser zu den ältesten Befestigungen unserer Stadt zählenden Anlagen sind immer von allerhöchstem Interesse und geben die sichersten Anhaltspunkte für die den eigentlichen Umzug bestimmenden Linien. Der Durchmesser des Bogens betrug
Band 12, Seite [B16]
nach meiner sorgfältig vorgenommenen Messung 4 m. Die Sohle des Grabens war mit Hausteinen ausgelegt. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es ein Brückenbogen.
Band 12, Seite B17
Brückenthurm in Sachsenhausen
17. Mai 1882
Den Bemühungen des Herrn Dr. Grotefend ist es gelungen, aus den städt. Bauamtsacten den Abbruchsanfang des Brückenthurmes genau zu ermitteln, derselbe begann am 26. Juli 1765, wodurch meine schon seit langer Zeit ausgesprochene Vermuthung zur Gewißheit erhoben wird.
S. Archiv 1858, II. Heft 8, Seite 158.
Band 12, Seite B19
Borngasse | Borngasse 20
L.46
3. April 1882
Bei der in gegenwärtigem Augenblick stattfindenden Veränderung des unteren Stockwerks Behufs der Einrichtung eines neuen Ladens ergab sich, daß unter der alten Erkereinrichtung der Unterbau des Hauses [sich] als der eines viel älteren Baues erwies, als es die äußere Erscheinung des Gebäudes bis jetzt vermuthen ließ. Es zeigte sich ein vollständig erhaltener Holzbau, der unzweifelhaft dem 16. Jahrh. angehört, welcher den unteren Theil des Hauses als eine offene Halle darstellt, deren nach der Straße hin gerichtete Oeffnung durch einen hölzernen Bogen eingerahmt war, der wie es scheint, des Nachts nur durch Holzklappen geschlossen wurde, eine Einrichtung, wie sie früher dahier vielfach vorkam und an einzelnen Häusern, namentlich an verschiedenen Schirnen noch heutzutage erhalten ist. Ein ziemlich starker Unterzug in den Auflagern, durch abgefaaste Büge unterstützt, in starkem Eichenholz ausgeführt, bildete die Lichtöffnung des vorgenannten Raumes.
Die hinteren Räume des Hauses, welche auf der hinter diesem und den benachbarten Johanniterhäusern herziehende Allment stießen, liegen um ungefähr 5 Stufen höher, weil der Boden dieses Allments
Band 12, Seite [B20]
Borngasse
höher lag als die an dieser Stelle sehr rasch abfallende Bodenlinie der Borngasse. Sämtliche Häuser dieser Seite der Straße sowie auch ein großer Theil der gegenüberliegenden scheinen alle derselben Bauperiode angehört zu haben und sind nur im Laufe der Zeiten in ihr jetziges Gewand gekleidet worden. Es ist hier Battons Angabe III, p. 90 nachzulesen, welche so ziemlichen Aufschluß über die Erbauung dieser Johanniterhäuser giebt, obgleich er auf Baubeschreibung und äußeres Aussehen sehr selten und nur in äußerst kärglichen Andeutungen eingeht. Siehe den Artikel Johanniterhof.
Band 12, Seite B21
Borngasse | Borngasse 15
L.63
23. Juni 1886
Bei der im gegenwärtigen Augenblick vorgenommenen Reparatur wurde ein geschnitzter Eckbalken bloßgelegt, welcher die Jahreszahl 1614 trägt und muß ich deßhalb meine oben ausgesprochene Vermuthung, [daß] das Haus dem Jahr 1578 seine Entstehung verdanke, berichtigen. Die Holzschnitzerei an dem Balken ist sehr roh, und die übrigen Balkenlagen der Fensterbrüstung weisen außer den gewöhnlichen Kreuzungen keine Verzierungen auf. s.Ab. [R1655]
Der Besitzer des Hauses gedenkt die Holzschnitzereien in sorgfältigerweise zu erhalten, was dem Hause nur zur Zierde gereichen kann.
Batton giebt in Band III, p. 93 die Jahreszahl 1641 als Erbauungszeit an, was aber auf einer Verwechslung der beiden letzten Zahlen in derselben beruht.

[Zum Buchstaben C gibt es keine Nachträge S. E.]
Siehe auch:

Buchstabe D

Band 12, Seite D1
Stadt Creuznach
Dominikanergasse 10
A.70
22. November 1877
In diesem Hause übernachtete einmal unter den allerunsäglichsten Verhältnissen der Componist Meyerbeer. Wilhelm Speyer, der bekannte Componist, erzählte mir folgende ergötzliche Anectode:
„Eines Morgens war ich auf meinem Zimmer mit der Durchsicht einer Partitur beschäftigt, als mir eine Visitenkarte gebracht wurde von einem Herrn, der mich persönlich zu sprechen wünschte und draußen auf dem Vorplatz warte. Auf der Karte stand kein geringerer Name als Giacomo Meyerbeer, General Musikdirector; ich sprang natürlich sogleich von meinem Sitz in die Höhe und hinaus auf den Vorplatz, allwo richtig mein Freund M. stand und mich freudigst bewillkommte, allein mit dem kläglichsten Gesicht auf der Welt. Ich fragte ihn natürlich, wann er angekommen u.s.w. und erfuhr dann endlich zu unserem beiderseitigen Gelächter, daß er seit gestern Abend spät hier angekommen sey, und da er durchaus unerkannt seyn wolle und sich nach einem Gasthof zweiten oder dritten Ranges erkundigt habe, um daselbst unbehelligt und ruhig übernachten zu können, so habe man ihm, ich weiß nicht mehr wo, unterwegs die Stadt Creuznach in der Dominikanergasse empfohlen. Mit Mühe
Band 12, Seite [D2]
nur habe er unter den unsäglichsten Qualen, von den Wanzen zerfressen, in einem miserablen Bette die Nacht verbracht und sey sogleich mit anbrechendem Tage dieser schrecklichen Kneipe entflohen. Ich lachte ihn weidlich aus und restaurirte seinen Körper sowohl wie seine Laune mit einem kräftigen Frühstück.“
Das Haus stammt aus dem vorigen Jahrh. und hat in seiner äußeren Erscheinung nichts Merkwürdiges aufzuweisen.
Band 12, Seite D3
ad. Häberner Brei
Domplatz | Domplatz 9
L.160
23. Februar 1882
Als vor ungefähr 10 Tagen die Grenzmauer gegen den Erlanger Hof um etwa 5 Fuß niedriger gemacht wurde, fand sich, daß sie theilweise aus Bruchstücken früher schon einmal verwendeter Steine ausgeführt war; namentlich waren es Steine mit Inschriften, Grabsteine u.s.w. und werde ich deren Inhalt nach der Entzifferung die nicht schwierig scheint, alsbald mittheilen. Herr Dietz, welcher die Freundlichkeit hatte, mich darauf aufmerksam zu machen, wird die Stücke nach dem Archive bringen lassen.
Vorläufig zeichnete ich ein auf einem Stein befindliches Wappenschild, das eine mir noch nicht bekannte Hausmarke trägt und meiner Meinung nach aus dem fünfzehnten Jahrh. stammt, s. Abb. [R1609] Die Fragmente bestehen aus rothem Sandstein und tragen ziemlich deutliche Buchstaben und Zahlen, einer davon aber ist aus grauem oder vielmehr weißlichem Kalkstein angefertigt und scheint mir dieß der älteste zu seyn.
Siehe auch:
Band 12, Seite D5
Dom | Dom | Gitter am Hochaltar | ehemalige künstliche Uhr
Domplatz
April 1891
Das Gitter am Hochaltar, welches im Jahr 18 [Leerstelle] [Bleistifteintrag: 51? S. E.] entfernt worden war, wurde von mir im Jahr 1845 genau nach der Natur gezeichnet und ist nunmehr die Nachbildung, nachdem dasselbe, unbegreiflicher Weise entfernt und als altes Eisen behandelt, eine Zeitlang bei dem Schlosser Garni gestanden, von einem Engländer erkauft worden, in der genauen Zeichnung nachzusehen.
Es war eine Zierde für die Kirche und ist dessen Entfernung und Verschleuderung eine kaum zu rechtfertigende Thatsache. Der Stadtpfarrer, Herr Beda Weber, welcher auch die herrliche künstliche Uhr (ein seltenes Werk) aus der Kirche entfernen ließ, mag die Verantwortung übernehmen. Bei dem Dombrande ging dieselbe, da sie auf den Speicher gebracht war, zu Grunde, nachdem sie Jahrhunderte lang ihren Platz in der Kirche behauptet hatte.
Band 12, Seite D7
Dom, Pfarrthurm | Dom | Pfarrthurm, Malerei
14. Mai 1885
An dem Portale, das unter dem Pfarrthurm in die Kirche führt, befand sich noch im Jahr 1873 der Rest einer Verzierung, welche in der Art eines Teppichs um ein Bild oder eine Heiligenfigur auf die Mauer gemalt war. Die Reste davon habe ich damals nach der Natur gezeichnet und in beifolgender Abb. [R1639] gegeben. Nunmehr ist durch die Restauration des ganzen Baues nach dem Brande diese Verzierung beinahe bis auf die letzte Spur ausgetilgt.

Buchstabe E

Einmauerung

Band 12, Seite E1
Einmauerung
12. April 1882
Herr Justizrath Geyger erzählte mir heute, daß er als Kind von ungefähr 6 Jahren Ohrenzeuge einer Unterredung seines Vaters mit einem 84jährigen Maurer Namens Sander aus Ilbenstadt war, welcher erzählte, daß er in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts eines Abends von einem Klosterbruder in das Kloster beschieden worden sey, sammt seinem Handwerkszeug, und ihm daselbst aufgetragen wurde, in einem unterirdischen Raum vor einer Ecke eine dieselbe im Winkel absperrende Mauer aufzuführen, und nachdem diese Arbeit ungefähr halb mannshoch gediehen war, ein Mönch herbeigebracht wurde, welcher in das abgesperrte Stück hineinsteigen mußte, worauf er die Weisung erhielt, mit seiner Arbeit fortzufahren bis gegen die Decke des Raumes, an welcher er eine kleine Oeffnung freilassen mußte, um dem Gefangenen Speise und Trank nothdürftig hineinreichen zu können. Einige Tage darauf seyen die Franzosen gekommen und der Eingemauerte von ihnen befreit worden. Er (Sander) mußte ein schweres Gelöbniß des Stillschweigens vor dem Abte des Klosters ablegen, sey aber gut bezahlt worden.
Ilbenstadt stand natürlich ganz unter dem Einfluß der Abtei. Das ganze Dorf war und ist es heute
Band 12, Seite [E2]
noch, streng katholisch, die geistlichen Herren genossen ein unbegrenztes Ansehen, und in der damals ohnehin wild bewegten und gährenden Zeit mochte ein solcher Vorfall wohl leicht vor der Welt, die augenblicklich andere Interessen im Auge hatte, unbeachtet bleiben.
Der Vater des Herrn Justizrath Geyger war Verwalter der gräfl. Solms‘schen Besitzungen in Assenheim und ist die Glaubwürdigkeit des oben Gesagten schon in Ansehung der hochachtbaren Persönlichkeiten auch nicht in den geringsten Zweifel zu ziehen.
Band 12, Seite E3
Einmauerungen
14. April 1882
Die Sitte, Menschen und Thiere bei Neubauten einzumauern, um den Gebäuden dem alten Glauben nach mehr Festigkeit zu verleihen, hat eine neue Bestätigung gefunden, indem Herr Senator von Oven in der Judengasse bei dem Abbruch eines Hauses ein Abbild eines Thieres vorgefunden hat.
Ein weiterer Beleg dazu findet sich bei dem Abbruch der alten Domdechaneigebäude, woselbst man in einer Nische das Gerippe einer Henne fand. Ebenso unter dem Boden des Gartengebäudes die Reste eines menschlichen Gerippes.
s. meine Notiz, Band III, p. 20.
Wie es sich mit den Gebeinen eines jungen Menschen verhält, welche man im Saalhofe bei einem Abbruch gefunden, weiß ich nicht. Der Fall aber giebt zu denken.
s. Hüsgen, Art. Magazin, Frankf. 1790, Seite 584.
s. Faber, Beschreib. Frankf. 1788, I. Seite 256.

Goethe erwähnt in dem Aufsatz „Serbische Lieder“ dieses Gebrauches in Serbien ebenfalls. s. Goethe vollst. Ausgabe letzter Hand, Stuttgart u. Tübingen, Cotta 1833, Band 46, p. 311, 326.
Ebenso mag es mit dem Steinbild des Mönches beschaffen seyn, der wahrscheinlich zu diesem Zweck als Abbild einer menschlichen Figur eingemauert war.
s. Drei Sauköpfe, Band 5, p. 49 u. ff.
Band 12, Seite E5
Gerlachshof
Große Eschenheimergasse | Große Eschenheimergasse 20
D.45
7. Dezember [18]87
Soeben ist der ganze Mittelbau, in welchem sich das oben erwähnte Thor nebst danebenliegendem Pförtchen lag, bis auf den Grund niedergelegt um wahrscheinlich nicht wieder aufgebaut zu werden, ebenso sind die sämtlichen Bauten hinten im Hofe sind sämtlich durch neue ersetzt und das ganze Aussehen verändert.
Das Vorderhaus ist schon seit dem Jahr 1874 total erneuert und verweise ich auf die einschlägigen Abb.
Siehe auch:
Band 12, Seite E7
Brunenfelser Hof
Gr. Eschenheimergasse | Gr. Eschenheimergasse 37
D.166
19. Juni 1886
Das ganze nach der Straße hin liegende Vorderhaus ist soeben in vollem Abbruch begriffen und bereits bis auf den ersten Stock herunter gebrochen, um neu aufgebaut zu werden; mit ihm verschwinden die letzten Reste des alten Hauses, s.d.
Siehe auch:
Band 12, Seite E9
Drei Könige | Schwabenhof
Gr. Eschenheimergasse | Gr. Eschenheimerg. 2 | Zeil 74
D.38
12. September 1882
Seit einiger Zeit hat der Abbruch des Hauses begonnen und ist außer dem Wappen, s. Abb. [R1607] das sich im Hofe an einem Fensterpfeiler befand, nichts von Bedeutung zum Vorschein gekommen, s. B. 3, p. 55.
Wer die in dem Doppelwappen vertretenen Familien sind, vermochte ich noch nicht zu ermitteln, jedenfalls deutet die an demselben befindliche Jahreszahl 1767 auf einen theilweisen Umbau.
Bisher war das Haus unter dem Namen von Barkhaus‘sches Haus bekannt.
Siehe auch:
Band 12, Seite E11
Eiserner Schlag
an der Eschersheimer Landstraße | Eschersheimer Landstraße
31. August 1883
Die Abb. ist nach einer im Jahr 1836 nach der Natur aufgenommenen Zeichnung gemacht.
Im Laufe der Zeit hatte sich nur dieser einfache Mauerüberrest zu erhalten gewußt, bis derselbe am 27. Mai 1878 gänzlich entfernt wurde.
Er war bestimmt, die hier über die Landwehr führende Straße abzusperren und mit dem Verfall der Ersteren ebenfalls seine Bedeutung zu verlieren. Vielfache durchgreifende und umgestaltende Veränderungen haben in dieser Gegend stattgefunden; über das frühere Aussehen derselben vergl. Band 3, p. 123. Was daselbst über die Umgegend des Kreuzes gesagt ist, gilt auch hier, ebenso in dem Artikel über den Kühhornshof, B. 7, p. 173.
s. Abb. VI. 223.
Band 12, Seite E13
Kleine Eschenheimergasse | Kleine Eschenheimergasse 2
D.109
4. April 1884
Das Haus bildet das Eck mit der Stiftstraße (früher Schlimmauer) und besteht aus drei zusammengezogenen Häusern, deren zwei in der erstgenannten, das dritte in der kl. Eschenheimerg. liegt.
Gegenwärtig sind die beiden Letzteren in vollem Abbruch begriffen. Ich benutzte die günstige Gelegenheit, um den kleinen merkwürdigen Hof des kleinen Hauses in der Eschenheimergasse in näheren Augenschein zu nehmen und fand einen Treppenthurm von eigenthümlicher Form, welcher, ganz mit Schiefersteinen beschlagen, einen höchst malerischen Eindruck hervorbrachte. Besondere hervorragende architektonische Merkwürdigkeiten hatten sich weiter nicht vorgefunden und ist das Nähere bei der Besprechung in Band 3 S. 119 nachzusehen.
In früherer d.h. mir noch sehr gut erinnerlicher Zeit hatten die sämtlichen Häuser dieser Seite freie Aussicht nach den an sie angrenzenden Gärten und waren auch darauf in ihrer Bauweise eingerichtet, jetzt aber ist beinahe der ganze sonst freie Raum mit hohen Häusern bebaut und somit alles Licht und alle Luft genommen.
Siehe auch:
Band 12, Seite E15
Kl. Eschenheimerg. 26 | Kl. Eschenheimerg. 26
D.121
9. Mai 1884
[In einem Fall ist die Hausnummer 26 mit einer 30 in Bleistift überschrieben S. E.]
Die Abb. zeigt das kleine Höfchen vor der Erbauung der Häuser, s. B. 10, S. 398. Es hatte damals noch den freien Blick nach dem Eschenheimerthurm hin, der nunmehr gänzlich verloren ist und die ganze Ortsgelegenheit total verändert hat.
Eine lebhaft betriebene Bierwirthschaft verlieh dem mit Bäumen besetzten Hof eine eigene Behaglichkeit, wie denn auch das zeitweise im Sommer darin aufgeschlagene Theater fahrender Schauspieler sehr häufig eine Masse von Zuschauern herbeilockte.
Das Haus hat noch ein kleines Seitenhöfchen am Vorderhause, und ist die ganze Localität wie es scheint im 17. Jahrh. entstanden, wenigstens deutet die mit einem Rundbogen überdeckte Hausthüre darauf hin.

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