22. November 1877
In diesem Hause übernachtete einmal unter den allerunsäglichsten Verhältnissen der Componist Meyerbeer. Wilhelm Speyer, der bekannte Componist, erzählte mir folgende ergötzliche Anectode:
„Eines Morgens war ich auf meinem Zimmer mit der Durchsicht einer Partitur beschäftigt, als mir eine Visitenkarte gebracht wurde von einem Herrn, der mich persönlich zu sprechen wünschte und draußen auf dem Vorplatz warte. Auf der Karte stand kein geringerer Name als Giacomo Meyerbeer, General Musikdirector; ich sprang natürlich sogleich von meinem Sitz in die Höhe und hinaus auf den Vorplatz, allwo richtig mein Freund M. stand und mich freudigst bewillkommte, allein mit dem kläglichsten Gesicht auf der Welt. Ich fragte ihn natürlich, wann er angekommen u.s.w. und erfuhr dann endlich zu unserem beiderseitigen Gelächter, daß er seit gestern Abend spät hier angekommen sey, und da er durchaus unerkannt seyn wolle und sich nach einem Gasthof zweiten oder dritten Ranges erkundigt habe, um daselbst unbehelligt und ruhig übernachten zu können, so habe man ihm, ich weiß nicht mehr wo, unterwegs die Stadt Creuznach in der Dominikanergasse empfohlen. Mit Mühe