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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 10 - Buchstabe S

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Saalgasse
[kein Datum]
Band 10, Seite 1
Saalhof
Saalgasse 31 | Saalgasse 33
I.68
29. Mai 1865
Der alte Saalhof fesselte von jeher meine Aufmerksamkeit und Einbildungskraft in hohem Grade, und meine ersten mit künstlerischem Bewußtsein ausgeführten Darstellungsversuche habe ich an seinen verschiedenen Gebäuden ausgeübt. Immer zog es mich unwiderstehlich durch das Thor in den stillen Hof; und obgleich ich damals (1835-36) kaum wußte, daß es ein historisch so wichtiges Gebäude sey, kehrte ich doch stets dahin zurück.
Damals war es leicht und bequem, in dem Hofe Studien zu machen, indem die weitläuftigen Gebäude beinahe unbewohnt lagen und der größte Theil der unteren Räume als Gewölbe und Waarenlager vermiethet, selten besucht wurde. Hohes Gras wuchs reichlich daselbst, und der Ort war einsam und abgeschlossen, indem das Geräusch des öffentlichen Lebens nicht so leicht hineindrang, überhaupt in der Stadt damals noch lange kein so lebhafter Verkehr herrschte wie heutzutage. Namentlich aber war der sogenannte dicke Thurm und die alte Kaiserkapelle, die ebenfalls als Waarenlager vermiethet war, der stete Gegenstand des Erstaunens und der Untersuchung, und es wurden von mir diese an malerischem Reiz unendlich reichen Gebäude, damals noch unbewußt ihres baugeschichtlichen Werthes, zu wiederholten Malen gezeichnet und gemalt. Wenn ich diese alten Abbildungen ansehe, beschleicht mich ein eignes Gefühl von Wehmuth wie bei dem Anblicke des Bildes ei-
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nes längst heimgegangenen geliebten Todten. Heimgegangen sind sie nun, die alten Bauten, wenigstens der größere und wichtigere Theil derselben und der schöne Nachruf und die vortreffliche Bearbeitung und Darstellung, welche ihrem Andenken mein Freund, der nun ebenfalls verstorbene General Krieg von Hochfelden in dem Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 1. Band, Heft 3 widmete, gibt ein so vollständiges Zeugniß ihres Werthes und ihrer Bedeutung ab, daß es kaum sich verlohnen dürfte, noch etwas Weiteres hinzuzufügen, und dennoch sind gewisse malerische Reize unberührt geblieben, deren nähere Darlegung der Zweck dieser Zeilen ist, welche übrigens nichts weiter sein sollen als erklärende Winke zu den Abbildungen.
Trat man durch das alte Thor in den Hof, so fand man sich sogleich von einer eigenthümlichen Stimmung angeweht, hervorgerufen durch die Einsamkeit, die daselbst herrschte und durch den Anblick der alten Gebäude, von denen er eingeschlossen war, und obwohl die meisten derselben dem Jahr 1604 und sogar der Hauptbau nach dem Main zu, mit seinem kleinen Höfchen noch einer späteren Periode, nämlich dem Jahre1717 ihre Entstehung verdankten, so lag doch ein gewisser Zauber der Unberührtheit über ihnen, der allerdings seinen Hauptgrund in dem etwas stark vernachlässigten Zustande derselben finden mochte.
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Die Fenster mit den runden Scheiben waren meistens erblindet, auch fehlten der Scheiben manche, und an Spinnweben war kein Mangel. Der jetzt noch stehende Vorbau mit der Thorhalle, welcher neueren Ursprungs ist, war das einzige, was auf eine störende Weise an die Neuzeit erinnerte, schon durch seinen hellen reinlichen Anstrich, und die stets blank gescheuerten Messingknöpfe an der Thüre und dem Klingelzug. Er führt zu dem modernen bewohnten Theile. Wenden wir uns deßhalb von ihm ab, so gewahren wir, durch die Halle hindurch sehend, gleich den alten Ziehbrunnen mit dem verzierten Hakensteine und der Eisenrolle daran. Er stand in der Ecke, und der ganze Bau, dem er angehörte, nebst dem anstoßenden mit den alten Fenstern und Thüren und dem mit Schiefersteinen beschlagenen ersten Stock war höchst malerisch. Es mußte im Sommer sein, so etwa gegen 4 Uhr Nachmittags, alsdann war der Hof ziemlich im Schatten, die Sonne berührte nur noch einen kleinen Theil des Pflasters vor dem dicken Thurm. Dieses sonnenbeschienene Plätzchen wurde immer kleiner, bis endlich der Schatten anfing, an der Wand des Thurmes hinaufzusteigen, allmälig hüllte sich nun der untere Theil der Gebäude in Dunkelheit, und nur oben das Dach und obere Stockwerk des Thurmes prangten und glühten in dem Lichte der sinkenden Sonne. Das war der Moment,
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in welchem jede Erinnerung an die Gegenwart erlosch, und in dem Zauberlichte stiegen die ehemaligen Bewohner, die deutschen Kaiser, vor uns herauf, die längst versunken sind, und deren Glanz erblichen ist, wie das Tagesgestirn jetzt ebenfalls versinkt. -
Der dicke Thurm war ein merkwürdiges Gebäude, an dem die Baukunst beinahe eines jeden Jahrhunderts ihreSpuren zurückgelassen hatte. Alte Bauten nehmen leicht das Aussehen der Unberührtheit wieder an, sobald sie nur einige Jahrzehnte verlassen sind. Alle Entweihungen erlöschen meist mit der lebenden Generation; Wind und Wetter behaupten bei einiger Vernachlässigung sogleich ihr Recht, und man gibt sich gar leicht dem Gefühle hin, als sey zwischen der Entstehungsperiode und der Gegenwart nur eben erst ein paar Tage verschwunden. Und doch, was hat ein solcher Bau Alles erlebt und erleben müssen. Ich nenne nur den dreißigjährigen Krieg und den letzten Krieg gegen die Franzosen im Anfang dieses Jahrhunderts. Die furchtbar dicken Mauern waren theilweise gebrochen, namentlich in den oberen Stockwerke[n], die im 14ten Jahrhundert aufgeführt wurden, doch war im Innern das Mauerwerk vortrefflich erhalten, und an dem im Erdgeschoß liegenden, an die Kapelle stoßenden Gewölbe keine Spur von Zerstörung zu bemerken.
Die Fenster mit ihren tiefen Blenden in den dicken Mauern ließen nur spärlich Licht ein, und waren auch theilweise mit
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mancherlei seltsamem Geräthe verstellt. Aber die Kapelle: Welch ein Schauer durchrieselte mich, als ich sie zum erstenmale betrat, die ich lange gekannt vorher aus den Erzählungen und Zeichnungen meines verehrten Freundes und Lehrers Hessemer. Der Eindruck war nicht zu beschreiben, und ich werde mich wohl hüten, mit Worten es zu thun; es ist unmöglich. Es war ein trüber Regentag und die Beleuchtung durch das kleine Fensterchen aus dem engen Höfchen sehr schwach. Kaum konnte man die Meißelarbeit an den Capitelen erkennen, und erst nachdem sich das Auge an die herrschende Dunkelheit gewöhnt hatte, war man im Stande, die einzelnen Dinge darin genauer zu unterscheiden. Es herrschte eine Todtenstille darin, und ein eigenthümlicher Modergeruch trug nicht wenig dazu bei, den Eindruck zu verstärken. Der Boden, auf dem wir stehen, ist karolingisch im Sinne des Wortes, denn der halbrunde Thurm und das Stück Ringmauer sind im Unterbau die einzigen und höchst seltenen Ueberreste karolingischer Befestigung. Obgleich Krieg v. Hochfelden dieß zur Evidenz nachweist, so habe ich das damals im Jahre 1836, also 6 Jahre früher doch auch schon gewußt, woher weiß ich allerdings nicht mehr, allein es mußte in der Luft geschwebt haben, denn wir Architektenschüler betrachteten es als eine ausgemachte Sache, die sich traditionell von einem Semester in das andere auf die Neueintretenden fortpflanzte. Ja, wir waren
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sogar im Besitze von Gypsabgüssen der vorzüglicheren Säulencapitelen dieses alten Baues, und lange Zeit war ich in dem Irrthum geblieben, es seyen diese Ornamente der Ausdruck der karolingischen Periode, während sie der Hohenstaufen‘schen Zeit angehören. Erst einige Jahre später, als Kallenbach mit seiner vortrefflichen Modellsammlung hierherkam, entschwand mir durch seine Belehrung dieser unbewußt eingeschlichene Irrthum (1842).
Am malerischsten und verlassensten aber zeigte sich die kleine Capelle von dem kleinen Höfchen aus, das auf der Südseite vor ihr lag; es war dieß ein gar heimliches stilles Plätzchen mit altem Pflaster und stark mit Gras bewachsen durch die von allen Seiten hineingeleiteten Dachtraufen. Hier konnte man sich so recht in die alteZeit versetzt glauben und wurde durch nichts in diesem Eindruck gestört.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die Capelle im Jahre 1208 erbaut, und zwar aus den Ueberresten eines älteren anderen Baues, wie Krieg v. Hochfelden vortrefflich und klar darthut. Der obere Aufbau aber mit der Säulenstellung und dem gekuppelten Fenster gehört wahrscheinlich in das 15. Jahrhundert.
Der Unterbau des viereckigten Thurmes stammt aus dem Ende des 10ten oder Anfang des 11ten, das oberste Stockwerk aus dem Ende des 14. Jahrhunderts.
Die Gebäude nach dem Main hin gehören ihrem jetzigen Bestande nach (1836) dem Jahre 1604 an, denn auf dem Plane von Merian
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sind sie bereits ganz in der Form vorhanden, wie sie eben dastehen. In ihnen findet sich ein höchst seltsames Gewinkel von Gängen, Stuben und Treppchen und ihr unterer Theil, dessen äußere nach dem Maine zu gerichtete Wand die alte Stadtmauer ist, zeigt im Erdgeschoß noch ganz deutlich von innen die zugemauerten Schlitze und Zinnen, die allerdings auch von außen sehr sichtbar sind. In dem Theil des Hofes, welcher rechts vom Eingang nach dem Fahrthor hinzieht und ebenfalls von Gebäuden des Jahres 1604 eingeschlossen wird, finden sich weniger bemerkenswerthe Dinge, doch ist derselbe ebenfalls malerisch genug wie die Abb. s.d. bezeugt. Von ihm aus gelangt man neben einem Brunnen mit schönen Verzierungen in Stein gehauen, in ein kleines Höfchen. Ueberall liegt heute noch uraltes Pflaster, zum Theil sogar noch rothe Sandsteine, dazwischen wuchs reichliches Gras und verlieh dem Ganzen einen höchst malerischen und poetischen Reiz, der nunmehr in unsern Tagen zum Theil verschwunden ist. Die Nachricht, der Saalhof wird abgebrochen, traf uns Alle wie ein Donnerschlag und brachte unter uns damals noch ganz jungen Leuten eine merkwürdige Aufregung hervor. Wir hatten uns theilweise an den Studien und den damit verbundenen Eindrücken großgezogen und sollten das nun Alles mit einemmal vor unseren Augen fallen sehen. Alles lief hin und zeichnete und maß. Wo die Sachen alle hingekommen, weiß ich nicht. Was ich damals rettete, befindet sich in meiner Sammlung. Einzelne Stellen existiren noch, allein die Hauptgebäude fielen. Nur die Kapelle blieb
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stehen, wurde aber auch in ihrem Aeußeren ziemlich modernisirt. Im Jahre 1842 im Frühling begann der Abbruch der oben erwähnten Gebäude und wurde ein neues Haus an deren Stelle gesetzt, die Ecken des viereckigten Thurmes an der nördlichen Seite desselben sowie diese ganze Seite blieben mit der östlichen Wand, an welche die Capelle angelehnt ist, stehen, so daß noch heute der Umfang, den das Gebäude einnahm, genau zu sehen ist. Die nach dem Maine zu gelegenen, auf die alte Stadtmauer aufgesetzten Gebäude aber wurden nebst dieser bis auf den Grund abgebrochen. Das Thor, welches den Eingang in den Hof bildet, war früher überdacht, neben ihm befindet sich eine Cisterne für Regenwasser. Die mehrfach erwähnten, ebenfalls im Jahr 1604 erbauten, nach der Saalgasse liegenden Häuser haben durch die Veränderung ihrer Fensterstellung viel von ihrem ursprünglichen Aussehen eingebüßt. Die geschnitzten und gemalten Holzgiebel rettete ich glücklicherweise im Bilde indem am 3. Mai 1863 behufs einer Reparatur derselben der alte Kalkputz herunter geschlagen wurde, wodurch die Ornamente, welche ich schon lange daselbst vermuthet hatte, zum Vorschein kamen. Nun aber sind sie auch für immer verloren, indem man die Ausbessereung, wie dieß hier in Frankfurt gewöhnlich der Fall zu seyn pflegt, den Handwerkern überließ, welche ohne alles Verständniß der Formen die Ausladungen in einer Weise veränderten und dann alles, mit einem jede Spur von früher verhüllenden Kalkputz überkleisterten,
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daß selbst das geübteste Auge nicht mehr im Stande ist, den früheren Werth darin wiederzufinden. Man sehe meine genau nach der Natur gefertigte Abbildung [R0669] und vergleiche sie mit dem jetzigen Bestand. -
Nach gleichzeitigen während des Abbruchs gemachten Notizen und Beobachtungen.
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11. April 1878
Im gegenwärtigen Augenblick werden in dem im Hofe gelegenen Mittelbau eine Menge umfassender und durchgreifender Reparaturen vorgenommen, bei denen ein großer Theil der alterthümlichen Charakterzüge leider verloren geht; es werden, wie man sagt, Arbeiterwohnungen darin eingerichtet. Die runden Scheiben in den Fenstern verschwinden, das alte Holzwerk verliert seinen charakteristischen rothen Anstrich u.s.w. Thüre wurde zugemauert, Fenster verändert, kurz alles umgestaltet.
Bei dieser Gelegenheit soll auch ein alter Kamin, auf welchem sich die Jahreszahl 1591 eingehauen fand, entfernt worden seyn; gesehen habe ich ihn nicht selbst, sondern wurde mir sein Dasein durch Herrn Dr. jur. Haag, dem langjährigen Bewohner und Verwalter der Bauten mitgetheilt. Auch in dessen nach der Saalgasse hin gelegenen, nunmehr von ihm verlassenen Wohnung finden sich eine Menge alterthümlicher Einrichtungen vor, ein altes aus dem Anfang des 17. Jahrh. stammendes Treppengeländer, verzierte Decken u.s.w. Namentlich erregte meine besondere Aufmerksamkeit ein altes Stück Mauer, das nach den Häusern gegen das Fahrthor hin den Saalhof abgrenzte; eine an derselben befindliche alte Bogenstellung oder Verblendung bedarf einer besonderen Aufmerksamkeit, s. Abb. Viel ist zu Grunde gegangen und viel wird noch zu Grunde gehen, retten wir dem
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Andenken, was zu retten ist, und soweit es in unseren Kräften steht, vielleicht wird es mir die Nachwelt danken.
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28. April 1878
Wie mir soeben mitgetheilt wird, sollen die Bruchstücke des oben erwähnten Kamins erhalten worden seyn und unten in einem Gewölbe verwahrt werden; ich bin sehr begierig, dieselben zu sehen und zu zeichnen.
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29. April 1878
Den Kamin habe ich heute gesehen, er hat ganz einfache Renaissancegliederung und trägt auf dem Gesimse, wie schon erwähnt wurde, eine Jahreszahl, welche jedoch 1695 und nicht wie oben erwähnt wurde, 1591 heißt.
Weiter fand sich noch eine Figur des Hl. Gallus vor, die aus dem vorigen Jahrh. stammt, sie ist ungefähr 3 Fuß hoch und ohne künstlerischen Werth.
Herr Zoller, der Sohn der jetzigen Eigenthümerin, zeigte mir mit der größten Freundlichkeit bereitwillig alle Räume und ließ mir sogar stellenweise den Bauschutt wegräumen um zu den Steinen des bewußten Kamins zu gelangen.
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17. August 1879
Seit ungefähr vier Wochen hat die Veränderung der nach der Saalgasse gerichteten Seite der Häuser begonnen, sie bestand aus einem ziemlich langen Gebäude mit Quergiebeln, welche zierlich in Holz geschnitzt waren. s. A. und eine Menge von Fenstern und Thüren unregelmäßig durcheinander gestellt, theils mit Spitzbogen, theils mit Rundbogen überdeckt, auch mehrere mit Segmentbogen, kurz aus den verschiedensten Zeiten zusammengewürfelt, höchst eigenthümlich und charakteristisch für das alte Frankfurt, das
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durch diese Veränderungen wieder ein Hauptkennzeichen verliert. Goethe beschreibt diese Häuser in Dichtung und Wahrheit so lebendig, daß jedes weitere Wort als Ueberfluß erscheint.
Band 10
28. Juni 1880
Mittlerweile sind die Wiederherstellungsarbeiten vollendet und lassen an Geschmacklosigkeit und Unverständniß der Bauformen nichts zu wünschen übrig, der leitende Architekt hat sich da ein sonderbares Denkmal gesetzt, dessen Eindruck nur dadurch abgeschwächt wird, daß man dahier an derartige Schöpfungen gewohnt ist.
Band 10
23. Juni 1879
Soeben wurden die nach der Saalgasse hin gelegenen Räume im Inneren durchaus verändert, Wände herausgenommen u.s.w. und das ganze untere Geschoß zu Läden eingerichtet, auch wird später die Außenseite nach der Straße zu dementsprechend verändert. Sie ist unregelmäßig vielfach umgebaut und entstellt, aber trotzdem auch reich an interessamtem Detail, namentlich Holzschnitzerei an den Giebeln, die leider total überkleistert und verdeckt sind. Die vielen Thüren sind theils mit Rundbögen, theils mit Spitzbögen oder wagerechtem Sturz überdeckt, Fenster nach Bedürfniß hineingebrochen u.s.w. Mit ihrer Veränderung fällt ein Stück Alt Frankfurt.
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26. Oktober 1879
Heute wurde das alte mit einem Spitzbogen überdeckte Eingangsthor des Hofes in Folge der Veränderung des oben benannten Gebäudes eingeschlagen. Die nach
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der Saalgasse hin sehende oben erwähnte Seite mit den Giebeln und den unregelmäßigen Thüren und Fenstern ist in einer Weise verändert, die alles, was mir bis jetzt von Unverständnis der Bauformen vorgekommen ist, weit hinter sich zurückläßt.
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8. November 1879
An die Stelle des alten Thores ist nun ein neues getreten, das mit einem Rundbogen überwölbt ist.
Ein auf dem Dache angebrachtes Zwerghaus neben den alten schönen Giebeln überlasse ich der Beurtheilung der geneigten Leser, ebenso wie die Wappen mit ihrer Umgebung, welche nun über dem Thore angebracht sind.
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Horneck
Saalgasse 36
I.69
12. Juni 1858
Ein Haus mit massivem Unterbau, die Kellergewölbe werden von einer achteckigten Säule getragen, an deren Kopfende oder besser Kopfstein die Jahreszahl 1645 eingehauen ist.
In einem Zimmer des ersten Stocks befindet sich ein steinerner Wandschrank mit einer eisernen reich verzierten Thüre, über derselben in Stein gehauen zwei Wappen, welche sich auch in den Schlußsteinen der Thüre im Erdgeschoß wiederholen. s. Abb. [R0651] [R1140] [R1503]
An einem Horststein der Brandmauer die Jahreszahl 1709 eingehauen.
Dieses Haus bildet das Eck mit dem engen dunklen Gäßchen, das spottweise die kleine Zeil genannt wird.
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Cronenberg | Landeck | Kl. Blumenstein
Saalgasse 44 | Römerberg 8 | Bendergasse 45
I.77 | I.78
4. Juni 1858
Ein Haus mit massivem Unterbau, dessen Thüröffnungen im Erdgeschoß nach dem Römerberg und der Bendergasse hin mit Rundbogen, nach der Saalgasse hin mit Spitzbogen überdeckt sind. Die Rundbogen sind zierlich mit Stäben profilirt, die sich am Bogenansatz mit den senkrechten durchdringen. Letztere endigen unten in einem verzierten Sockel. Auf der Vorderseite des Hauses über den Bogenöffnungen in Stein gehauen das Wappen der Familie Fladen mit der Jahreszahl 1544 [MZ_10-1]. Auf der Seite des Hauses nach der Saalgasse hin dasselbe Wappen noch einmal, ebenfalls mit der Jahreszahl 1544, die Zahl aber anders geschrieben.
Auf dem Eck ein schöner Tragstein, welcher den Uebergang aus dem runden Eck in das Viereck vermittelt und welcher folgende Inschrift trägt, die sich neben der Rundung auf dem Stein noch theilweise fortsetzt:
HAS.DV.GEWALT.SV.RICHT.RECHT.
GOT.IST.DEN.HER.VND.DV.SEIN.KNECHT.
RICHT.NICHT.VF.ENS.MANS.K.H.W.A.S.A.
Die Inschrift ist durchaus genau und alle anderen Lesarten falsch.
Ich lese: Richt nicht uf ens mans klagen
Hör was andere sagen.
Band 10
6. Januar 1879
Seitdem das Erdgeschoß des Hauses zu einem Wirthschaftslocal eingerichtet ist, hat es einen großen Theil seiner Eigenthümlichkeit eingebüßt.
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Storch
Saalgasse 1
M.111
12. Juni 1858
Massiv bis in die Giebel. Ueber der Hausthüre ein Schild „Gasthaus zum Storch 1798“. In den beiden Giebelfeldern sind runde Medaillons von Stein eingesetzt, deren eines das Brustbild eines Mannes, das andere, halb zerstörte, das einer Frau zeigt, von dem Letzteren sind nur die beiden Brüste erhalten. Auf dem Eck steht ein Storch von Blech als Schild des Hauses; im Hofe unter dem Durchgang eine Thüre, mit einem Spitzbogen überwölbt, welche in das Hinterhaus führt, dessen Fenster nach dem Leinwandhause sehen.
Am Hauptbau im Hofe eine große mit einem Rundbogen überwölbte Thüre, zur Hälfte durch den Anbau eines Seitenflügels wieder verstellt, s. Abb. [R1145], sodann alte Holzgiebel mit Schiefersteinen beschlagen und mit alten Wetterfahnen gekrönt, überall runde Scheiben in den Fenstern und am zweiten Stock des Seitenbaus im Hofe links ein Tragstein mit einem Storch und der Jahreszahl 1686, ebenso ein ganz gleicher nach der Straße hin, ebenfalls mit einem Storch und der Jahreszahl 1686.
In den beiden Wetterfahnen der geschweiften Giebel des Vorderhauses die Hausmarke, s. Abb. [R1415] Leider wurde eine der schönen Fahnen vom Sturmwind vor einiger Zeit herunter geworfen und nicht wieder an ihre Stelle gebracht. Im Hofe findet sich noch ein Säulensockel von rothem Sandstein vor.
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3. Juli 1870
In früherer Zeit war auf der Giebelseite des
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Hauses neben den Fenstern des ersten Stocks das Bild eines Storchs angemalt, dessen deutliche Spuren in den letzten Jahren recht erkennbar wieder zum Vorschein gekommen waren, bei der vor einiger Zeit vorgenommenen Reparatur und Uebertünchung des Hauses verschwand dieses Bild sowie die obenerwähnten beiden Medaillons.
Siehe auch:
Band 10, Seite 19
Goldstein | Alter Goldstein
Saalgasse 11
M.116
26. Juni 1858
Ueber der Hausthür eingetieft:
[MZ_10-2]
Band 10, Seite 21
Schinken, drei | Schenken
Saalgasse 13
M.117
22. Juni 1858
Das Haus ist bis unter das Dach massiv. Es ist das einzige Haus in der Stadt, das einen steinernen Ueberhang hat.
In den Zimmern des ersten Stocks befinden sich Stuckdecken von ausgezeichnet schöner Anordnung und Ausführung, es sind die schönsten, welche dahier vorhanden sind.
Auf einem Tragstein unter dem ersten Stock ist beifolgendes Wappen eingehauen, s. Abb. 1. [R1141] Die Hausmarke ist neben der Eingangsthüre auf einem Schild angemalt.
Unter den Fenstern des ersten Stock sind die Brüstungen mit schlechten landschaftlichen Fresken bemalt und darunter eine, die ganze Länge des Hauses durchziehende Inschrift, die ich vor ungefähr 8 Tagen zum erstenmal bemerkte.
Band 10
3. Juli 1858
Als ich heute Morgen hinging, um die Inschrift abzuschreiben, da gerade helles Wetter war, das ich eigends dazu abgewartet hatte, um sie entziffern zu können, war dieselbe unter einem neuen Anstrich, den man mittlerweile dem Hause gegeben hatte, leider spurlos verschwunden.
Band 10, Seite 23
Heilig Geisteck
Saalgasse 17
M.119
9. Juni 1877
Ueber der Hausthür im Schlußstein die rohe Abb. einer Taube ausgehauen, darunter auf einem Band Zum heiligen Geisteck . J. W. K. 1752. Im Gitter über der Hausthür J. W. K. M. verschlungen, dasselbeMonogramm noch zweimal im Thürpfeiler nach dem Gäßchen hin.
Unter dem Nasengiebel einfache geschnitzte Knaggen.
Ganze Ausführung roh.
Band 10, Seite 25
Hausen | Horn | Vorderhorn | Goldnes Oberhorn
Saalgasse 21 | Am Geistpförtchen 5
M.122
18. Juni 1865
Ein altes Haus, welches das Eck mit dem Gäßchen bildet, das nach dem Geistpförtchen führt. Es hat einen massiven steinernen Unterbau mit drei Thüren nach der Saalgasse und zweien nach dem Gäßchen hin. Ueber der mittleren Haupteingangsthüre in der Saalgasse findet sich zu beiden Seiten eines Schildes, auf welchem ein Anker und die Buchstaben C. H. ausgehauen sind, die Jahreszahl 1641 ausgehauen, über der dem Gäßchen zunächst liegenden auf einem Schild ein Hüfthorn mit den Buchstaben I. S. und der Jahreszahl 1718, über der andern ein Schild mit einem gewundenen Horn, s. Abb. [R1341] Ueber der einen Thüre im Gäßchen ebenfalls die Buchstaben C. H. 1641. Auf dieser Seite des Hauses an einem Träger in der Brandmauer des zweiten Stocks ein Hüfthorn an einer Kette hängend ausgehauen mit der Jahreszahl 1730, welche Zahl sich noch einmal auf dem Horststein befindet. Dieser Horststein sowohl als auch der ebenerwähnte Tragstein sind mit dem Hause 3 gemeinschaftlich.
Der Aufbau des Hauses scheint in das Jahr 1641 zu fallen und mögen wohl jene beiden Thüren der einzige noch vor uns stehende Ueberrest jener Periode seyn, indem in der nach der Saalgasse liegenden mittleren Thüre das Bogenfeld mit einem schmiedeeisernen Gitter ausgestattet war, das erst vor ungefähr drei Monaten herausgenommen wurde. Dieses Gitter schien mir eine Nachahmung jenes prachtvollen Exemplares zu seyn, das sich in der Wedelgasse an dem Salzhause, s.d., vorfindet, jedoch ist es in der ganzen Ausführung viel roher gehalten, so daß ich es nicht der Mühe werth fand, es in meine Sammlung aufzunehmen. Die Jahreszahl 1718 und 1730 scheinen sich auf eine durchgreifende Umgestaltung zu beziehen, bei welcher das Haus in seinen sämtlichen Fenstern
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erneuert wurde und auch, wie es scheint, auf sonstige Weise viel von seinem Originalcharakter einbüßte.
Im Inneren hat sich noch manche alte Einrichtung bis auf unsere Tage zu erhalten gewußt, doch ist in den letzten Tagen ebenfalls viel davon wieder verloren gegangen. Wie schon erwähnt, wurde vor einigen Monaten das Gitter über der Hausthüre weggenommen, auch bei den beiden nebenan liegenden Thüren wurden die Gitter, welche jedoch nur einfach aus gekreuzten Eisenstäben bestanden, herausgenommen und die drei Thüren in Läden verwandelt.
Das Haus war, wie die meisten in jenen Straßen liegenden, ausschließlich für die beiden Messen eingerichtet, indem die Saalgasse eine Hauptmeßlage war; in der beiliegenden Beschreibung, welche überhaupt manche schätzenswerthe Einzelheiten bewahrt, wird dieß zur Genüge dargethan. Der Erzähler oder vielmehr der, von dem erzählt wird, war der vor einigen Jahren erst verstorbene, seinerzeit als Augenarzt dahier bekannte Hofrath Dr. med. Wilhelm Soemmering, dessen Eltern in diesem Hause während seiner Geburt wohnten. Sein Vaterwar bekanntlich der ausgezeichnete Gelehrte Thomas Soemmering, eine der ersten wissenschaftlichen Größen aller Zeiten. Der erste Erfinder des elektrischen Telepraphen, was schon neben seinem Ruhm als Anatom und Physiolog ihn für immer unsterblich machen wird. Hofrath Soemmering verlebte in diesem Hause seine ersten Jugendjahre und hat mir alles das, was in beiligendem Hefte erzählt wird, selbst zum öfteren wiederholt, es ist ein hübsches kleines Stück Kulturgeschichte und schon der Mühe werth, erhalten zu bleiben.
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[Haus zum großen Hirschhorn] | [Goldnes Oberhorn]
25. Mai 1865
[Der folgende Artikel von fremder Handschrift (Seiten 27 bis 36) enthält zahlreiche spätere Korrekturen und Streichungen durch Reiffenstein. Der nachstehende Text gibt in allen Teilen die korrigierte Version wieder. Die Seiten 33 und 34 wurden bei der Paginierung versehentlich übersprungen. S. E.]

Vom Hause zum großen Hirschhorn (1641)
Dieser Name muß ein Irrthum sein, indem mir aus Urkunden bis jetzt das Haus nur als Goldnes Oberhorn bekannt ist.
In diesem Hause in der Saalgasse ward Hofrath Dr. med. Wilhelm Sömmering d. 27. Juni 1793 im Ecke des großen Saales im ersten Stock geboren.
Ich bat ihn, mich einmal mit dahin zu nehmen - heute waren wir dort, und ich sah die alten Räume, in denen er seine Kinderjahre verbrachte. Der Eingang ist noch derselbe als damals, und er zeigte mir vor der Thüre die Stelle, wo zeitweise ein vergittertes Gerämse angebacht wurde, hinter welchem noch auf der Straße die Hausbewohner saßen - und er sich noch erinnert, dabei immer beim Bohnenschnitt gesessen zu haben. Damals schnitten noch alle ehrsamen Bürgersfrauen und Töchter selbst die Bohnen zum Wintervorrath ein, es war das immer wie ein Familienfest, wobei sich alle Mitglieder gerne versammelten und fleißig schnitten und dabei es nicht an munterem Geplauder fehlen ließen.
Nach dem Brunnen zu, auf der Straße, fiel das Straßenpflaster schief hinunter nach der Antaue, aus welcher
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häufig Ratten herausliefen. weßhalb die Metzger aus der Nachbarschaft sich oft mit ihren Hunden einfanden um dieselben zu fangen, wobei natürlich die Straßenjugend sich immer mit großem Jubel betheiligte.
Unten im Hause, in dem mit Steinplatten belegten Vorplatze, wurden häufig Schweine geschlachtet, in noch früherer Zeit sogar Ochsen, zu welchem Zweck man noch einen starken eisernen Ring an einem Balken befestigt sieht, an welchem Ring der Ochse in die Höhe gezogen wurde. Einen eigenthümlichen Eindruck macht, von diesem Raum aus gesehen, das Innere des Hauses mit den verschiedenen Vorsprüngen, Dächern, Dachrinnen und Thüren - man kann sich doch etwas dabei denken - was für herrliche Spiel- undVersteckplätze bot solch ein Haus für Kinder jeden Alters - im Gegensatz zu den jetzigen Häusern, die alle so kalt, kahl und langweilig, regelmäßig und poesielos gebaut werden.
Sehr schade ist es in diesem Hause, daß aus verschiedenen Rücksichten die offenen Gallerien, die in jedem Stock angebracht
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waren, durch Bretterwände mit Fenstern verdrängt wurden. Ich ließ mir das ganze Haus zeigen, ja, kletterte mit Gefahr, ganz beschmutzt und zerrissen zu werden, einem kleinen schmalen Treppchen hinauf, bis in einen kleinen Speicherraum, welcher früher als Taubenschlag diente. Die Aussicht aus einigen Dachfensterchen ist sehr frei und sieht man die Spitze des Pfarrthurms, den man überall gerne begrüßt. Das Treppchen nach dem Taubenschlag ist trotz seiner Unbequemlichkeit doch schon eine neuere Verbesserung, denn früher soll dasselbe noch schmäler und ganz senkrecht steil hinaufgegangen sein. Hier hinauf zu den Tauben ward täglich mit vieler Mühe der alte Onkel Salomon hinaufbefördert, um die Tauben zu sehen. Dieser Onkel war von Jugend auf kontrakt an allen Gliedern und brachte sein armseliges Leben auf einem Sessel in der Ecke des großen Saales zu, wo sehr oft Sömmering als Kind auf einem Stühlchen neben ihm saß und sich Geschichten erzählen ließ.
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Er hatte solche Freude an den Tauben, daß ihn nichts abhalten konnte, dieselben täglich mit großer Anstrengung zu besuchen. Die unteren Räume des Hauses wurden schon damals, wie auch heute, noch an Meßfremde vermiethet, als Gewölbe oder Läden. So erinnert er sich auch noch, als Kind im ersten Stocke auf den Dielen mit vieler Mühe einen Knorzen (Provinzialausdruck für Knorren) aus einem Astloch herausgebohrt und möglichst viel Wasser durch diese Oeffnung hinuntergesprützt zu haben. Er glaubte, diese Heldenthat würde nicht entdeckt werden, täuschte sich jedoch, indem die Waarenballen im unteren Gewölbe alle durchnäßt waren und der Grund davon sehr bald gefunden war. -
Im großen Saale waren die beiden paralellen Thüren in blauer Oelfarbe angestrichen und darauf Bilder aus dem alten Testamente mit grellen Farben gemalt, was für Kinderaugen von großen Interesse seyn mochte. Die Wände in allen Zimmern waren früher schief, nach oben spitz zulaufend, sowie die Dielen im zweiten Stock auch alle nach den Thüren zu schief abhängig waren,
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so daß, wenn die Knaben mit Glicker [Klicker, Kugeln] spielten, dieselben immer von den Fenstern nach den Thüren zu liefen. Der oberste Vorplatz, welcher jetzt mit Kammern zugebaut ist, lag früher ganz frei und ward Bühne benannt.
Früher, als die hlge. Geistkirche noch stand, war das Gäßchen so schmal, daß man sich von den Dachfenstern aus beinahe die Hände reichen konnte und unten gerade noch mit Mühe ein Karren durchgebracht werden konnte. -
Im dritten Stock, in dem einen Stübchen wohnte die Urgroßmutter Sömmerings, und derselbe erinnert sich noch dunkel, wie ihm dieselbe immer, mit dem Schlüsselbund rappelnd, entgegenkam, wenn er hinauf getragen wurde. Die Großeltern bewohnten den ersten Stock, wo neben dem Saale ein kleineres Zimmer nach links sich befand, in welchem nach dem Kaffee sehr oft Sömmering, Heinse [?] und Forster traulich zusammen plauderten - auch kam Göthe oft dahin. - Wenn nur diese Wände erzählen könnten!
Im 2ten Stock wohnten die Eltern
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Sömmerings, wenn sie hier in Frankfurt waren, und da war es auch in einem der Zimmer, das Letzterer sich erinnert, das einzige Mal in seinem Leben von seinem Vater Schläge bekommen zu haben, wegen großen Eigensinns. Er zeigte mir genau das Plätzchen, wo dieser Akt der Gerechtigkeit im Ende des vorigen Jahrhunderts vollzogen wurde.
Die jetzige Besitzerin des Hauses, Frau Vierling, sagte mir, daß das Haus in früheren Zeiten bei Erbschaften immer für [f.] 36.000 angerechnet worden, sie es jedoch im Jahre 1848 für f. 18.000 erkauft habe.
[Die Seiten 33 und 34 wurden bei der Paginierung übersprungen. S. E.]
Band 10, Seite 35
Die Seite 33 ist fälschlich übersprungen.
In letzterer Zeit sey ihnen schon f. 50.000 dafür geboten worden, wofür sie es jedoch nicht hergeben. Daraus kann man ersehen, wie ganz enorm in jetziger Zeit der Häuserwerth gestiegen ist. -
Beim Weggehen zeigte er mir noch das kleine Gäßchen der Eingangsthür gegenüber, in welchem früher die Metzger ihre Stände hatten und wo er sich erinnert, daß ihm ein Metzger öfters sagte, wenn er einmal vorbeikäme und hätte die ersten Hosen an, würde er ihm ein Endchen Wurst geben. Der glückliche Tag der ersten Hosen erschien, obgleich der Kleine noch ein Röckchen darüber tragen mußte, und triumphirend wanderte er am Metzger vorbei und verlangte das Stückchen Wurst mit schlauem Gesicht. Der Metzger zeigte auf sein Röckchen und sagte „Du hast ja noch keine Hosen“, worauf denn der kleine Mann geschwind sein Röckchen hinaufzog und die neue Errungenschaft zeigte, welchem Beginnen sogleich die versprochene
Band 10, Seite [36]
Belohnung nachfolgte. Könnten die todten Zeugen vergangener Jahre erzählen, was sie erlebt, wie Vieles könnte man darüber schreiben - so verhallt spurlos, was ganze Geschlechter erfüllt; hier wie überall, - nur noch wenige alte Leute erinnern sich warm beim Wiedersehen der alten Lieblingsstellen, was sie da erfahren, gewünscht und gehofft - und diese Wenigen haben nur selten noch in ihrer Umgebung auch wieder ein empfängliches Gemüth für lang verschollene Erlebnisse und Eindrücke. So geht gar Vieles spurlos verloren.
Band 10, Seite 37
Hand, hangende
Saalgasse 23
M.123
3. April 1877
Ein, wie es scheint, im vorigen Jahrhundert neu erbautes Haus und in seinem Inneren ziemlich reich ausgestattet. Ueber der Hausthüre eine abwärts gekehrte Hand ausgehauen mit der Inschrift Zur hangenden Hand. Im Hofe links unter dem Seitenbau ein nunmehr auf dem Boden gedeckter ehemaliger runder Ziehbrunnen. In einem Zimmer des ersten Stocks, das nach dem Hofe liegt, befinden sich in zwei Fenstern einzelne Stücke alter (16. Jahrh.) Glasmalereien eingesetzt. Dieselben sind Grau in Grau nebst einem kleinen bunten Randfragment. Das Uebrige ist sammt dem hölzernen Maßwerk geschmacklose neuere Zuthat. Es finden sich in diesem Zimmer, das zu einer Hauscapelle eingerichtet war, noch mehr von dieser sogenannten Schreinergothik vor, nebst drei geschnitzten Bischofsfiguren, etwa aus dem Ende des 17. Jahrh., mit weißer Farbe über und über angestrichen. Von den nach dem Maine hin gelegenen beiden vorderen Zimmern ist eins mit großen Wandgemälden von Schütz verziert. Sie sind so vortrefflich erhalten, wie ich noch keine dahier gesehen und das Beste, was mir von ihm vorgekommen. Namentlich das kleinere mit der Burg, das wirklich verständig und geschmackvoll angeordnet und ausgeführt ist, was man Sch. [Schütz] in den meisten Fällen nicht nachsagen kann.
Der jetzige Besitzer des Hauses, Herr Maler Lauer, sagte mir, daß er eine große Anzahl
Band 10, Seite [38]
von Urkunden besäße, welche das Haus beträfen und welche er mir Behufs der Studien zur Verfügung stellen wolle; ich bin begierig, zu erfahren, was das Resultat meiner Forschungen seyn wird. -
Architektonisch Bemerkenswerthes hat das Haus sonst nichts.
Band 10, Seite 39
Alte Pforte in der Stadtmauer
Saalgasse 27
M.125
20. September 1873
Durch das Wegräumen von Steinen, welche jahrelang daselbst gelegen, kam der obere Theil einer rundbogigen Pforte zum Vorschein, der mir sehr alt scheint und ein Ausgang aus der Ringmauer war, s. Ab. [R1134] [R0657] Die unmittelbare Nähe des Saalhofes läßt allerlei Vermuthungen Raum. Auf dem Merian'schen Plan von 1628 ist diese Stelle mit Lagerholz bestellt und verdeckt. Merkwürdig ist, daß Batton dieser Pforte mit keinem Wort gedenkt, er hat sie wahrscheinlich nie gesehen, doch vermuthe ich, daß immer Bretter und Reife für Küfer, welche hier ausgeladen wurden, davor saßen und sie somit verdeckten.
Band 10
Saalgasse 27
28. Januar 1874
Die nach dem Main gelegenen Vorderhäuser sind soeben in vollem Abbruch begriffen; bei dieser Gelegenheit untersuchte ich im Inneren den Keller, in welchen die obengenannte alte Pforte führen müßte, da das Haus auf alten Stadtmauern ruht, konnte jedoch keine Spur davon entdecken, indem die Bodenlinie des jetzigen Kellers bedeutend höher liegt als der Scheitel des Bogens dieser Pforte, mithin schon seit langer Zeit ausgefüllt seyn muß.
An dem inneren Mauerwerk war nicht das Geringste wahrzunehmen. Ich selbst erinnere mich einer dreimaligen Verbreiterung des Mainufers vor dem Hause, nur war meine Aufmerksamkeit damals noch nicht auf Dinge dieser Art gerichtet. Auffallend bleibt es immer, daß Batton ihrer mit keiner
Band 10, Seite [40]
Sylbe erwähnt. Jetzt geht sie ihrer gänzlichen Vernichtung mit schnellen Schritten entgegen, und in wenig Wochen wird keine Spur mehr von ihrem dereinstigen Daseyn zeugen. Es ist einer der seltenen und wenigen Ueberreste der ältesten Befestigung noch ein Stück der alten Mainmauer. Allem Anschein nach stammen die darauf gebauten Häuser aus dem 17. Jahrh.
Band 10, Seite 41
Saalgasse 27
14. Mai 1874
Bei dem weiteren Verlaufe des Abbruchs fand sich unter anderen Ueberresten der älteren Bauten auch noch ein sehr schön
Band 10
Träger und Wappen. Wurde leider als Baustein wieder vermauert.
in Stein gehauener Träger mit zwei schräg gegeneinander gestellten Wappenschildern vor, s. Ab. [R0653] [R0655] Das eine trägt das Wappen der Familie Knoblauch, das andere den der Familie v. Daghusen.
Im Hofe des Hauses befand sich früher an dem Seitenbau rechts ein hölzerner Treppenthurm, über dessen Thüre in äußerst zierlicher profilirter Einrahmung, mit einer eleganten Ablaufplatte überdeckt, zwei schräg gegeneinandergestellte Wappenschilde unter einem gemeinschaftlichen Helm sich befanden, es waren die Wappen der Familien Glauburg und wahrscheinlich Knoblauch.
Eine Zeichnung davon und Beschreibung ist mir ganz unbegreiflicherweise abhanden gekommen. Bei einer durch Herrn Dondorf im Jahr 1851 vorgenommenen Reparatur mußte das Thürmchen entfernt werden, jedoch ließ er das ganze Feld mit den Wappen, welche wie es schien, in Stuck ausgeführt waren, (genau untersucht und gezeichnet hatte ich sie leider nie) in der oberen Wand des Seitenbaus zwischen zwei Fenstern anbringen, um es zu erhalten. Bei dem nun im Gange befindlichen Abbruch kam er abhanden, ohne daß ich darum wußte, weil ich auch immer in dem Glauben war, eine Zeichnung davon zu besitzen.
Band 10
Bodenplättchen
In dem Bauschutt fanden sich drei, mir noch bis jetzt unbekannte Muster von Fußbodenplättchen, s. Ab. [R0656] [R0654a-b], sie waren bereits hinaus an die Windmühle als Grund zum Ausfüllen gefahren und dort abgeladen worden; bei einem Gang, den ich heute Morgen dorthin machte, fiel mir an einem Stück gebrannten Steines, das schräg von der Sonne beleuchtet war, ein Ornament ins Auge, ich untersuchte es und entdeckte die Plättchen natürlich nur in Bruchstücken, welche zerstreut herumlagen. Sogleich er-
Band 10, Seite [42]
kundigte ich mich, woher der Ausfüllschutt geholt worden sey und erfuhr, daß er von dem Abbruch in der Saalgasse stamme. Die Ergänzungen zeigen zur Genüge, daß es sich der Mühe verlohnte, die Stücke zusammenzusuchen und nach Hause zu tragen. Was mag alles schon auf diese Weise unerkannt und ununtersucht verlorengegangen seyn.
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alte Pforte
Saalgasse 27
6. August 1874
Heute wurde die vollständige Zerstörung der bereits mehrfach erwähnten Pforte begonnen, indem das alteStück Stadtmauer nun gänzlich herausgegraben wurde, um Raum für die Fundamente des Neubaus zu gewinnen. Das Resultat der Untersuchung nun war Folgendes: Die Pforte war 8 ‘ 6 ‘‘ hoch, 5 Schuh breit und hatte die Stadtmauer eine Dicke von 5 ‘ an dieser Stelle. Wie schon erwähnt, sah bisher nur der obere Theil desBogens, mit dem sie überdeckt war, aus dem Boden heraus, nunmehr aber kamen auch die Laibungen und die Bank zum Vorschein, so daß sich mit ziemlicher Sicherheit die Höhe der ehemaligen Bodenlinie bestimmen läßt. Eine genaue Vermessung der jetzigen Bodenlinien des Nebenhauses vom Saalhof wird den Unterschied sehr deutlich hervorheben und zu gleicher Zeit einen höchst schlagenden Beweis für die Vermuthungen Krieg‘s von Hoffelden abgeben. S. Abb. [R1134] [R0657]
Da man im Inneren des Hauses an der Mauer auch nicht die geringste Spur von Pforten und ihrer Vermauerung wahrnahm, so freute es mich doppelt, als bei dem Aufräumen und Abbruch ich meine Voraussetzung so deutlich bewahrheitet sah, als die ganze Pforte zum Vorschein kam. Sie muß jedenfalls schon so lange verschüttet und außer Gebrauch gewesen seyn als das Metzgerthor und das Hl. Geistpförtchen stehen, weil deren ursprüngliche Bodenlinie heute noch dieselbe geblieben ist und nicht verändert seyn konnte, da also die Höhe des Bodens nur etwa ein Viertel der ganzen Höhe der Pforte sichtbar werden ließ, so läßt sich leicht diese bedeutende Auffüllung, welche an diesem Orte stattgefunden hat, bestimmen.
Band 10, Seite 43
Kleiner Saalhof
Saalgasse 29
M.126
Mai 1862
Das Haus bildet das vorstehende Eck am Saalhof und hat einen massiven, mit reicher Steinhauerarbeit verzierten Unterbau mit vielen Thüren und schön gegliedertem Tragstein. Zweimal findet sich die Jahreszahl 1637 eingehauen, einmal über der mit einem breiten Segmentbogen überdeckten Thüre der Giebelfronte zunächst dem Eingangsthor des Saalhofes, sodann zwischen zwei Thürbogen auf der Langseite des Hauses, s. Abb.
Band 10
14. Mai 1874
Im Hinterhause führt eine mit einem Rundbogen überdeckte Thüre in ein ganz enges Höfchen, dessen eine Seite von den Saalhofgebäuden, dem sogenannten dicken Thurm und den anstoßenden Saalhofshäusern gebildet wird, eine weitere Thür in diesem Höfchen führt in einen alten Stall, dessen Fenster nach dem Maine hin liegen. In diesem Stall nun, dessen Boden bedeutend höher als das Straßenpflaster des Ufers liegt, tritt der Unterbau der Saalhofscapelle als halbrunder Ausbau herein, welcher mit einem Gesimsstück und einem merkwürdigen Tragstein endigt und von dem kundigen Forscher Oberst Krieg v. Hoffelden (nachheriger General) im ersten Hefte des Archivs für Geschichte und Alterthumskunde vortrefflich und erschöpfend beschrieben und erklärt ist. Die alten sonstigen Hintergebäude des Hauses haben ein malerisches Aussehen, sind aber im gegenwärtigen Augenblick der Brand-
Band 10, Seite [44]
mauer beraubt worden, welche sie nach dem Nachbarhaus 27 abschloß, indem diese Behufs des Neubaus abgebrochen werden mußte, wobei allerlei Seltsamkeiten zu Tage kamen. S. Saalgasse 27.
Band 10
19. Januar 1879
Seit einiger Zeit werden in dem Erdgeschoß des vorstehenden Ecks bedeutende Veränderungen vorgenommen, indem dasselbe nunmehr zu Läden eingerichtet wird. Die obenerwähnte breite Thüre ward in drei mit Halbkreisbogen überdeckte Theile getheilt, welche ohne Rücksicht auf Styl und Architektur des Hauses eingesetzt wurden und gerade zur Verschönerung nicht beitragen, dagegen das Aussehen derselben höchst unangenehm entstellen. Bisher war der Raum als Magazin vermiethet, s. Ab., bei dem jetzigen Abbrechen und Herausnehmen einiger Stände zeigte sich, daß der ganze untere Raum früher hohl und auf Pfeilern stand. Auch die eigentliche Treppe des Hauses wurde herausgenommen, was den Charakter der Localität bedeutend schädigte. Auch kamen alte, unter dem Thorbogen oder Durchfahrt mündende Fenster und Thüren zum Vorschein, welche den Anschein haben, als hätte diese Seite des Hauses früher frei gestanden und sei der Bau über der Durchfahrt in seinem
Band 10, Seite 45
hinteren Theile später aufgeführt, was aber doch auch wieder Bedenken erregt, indem dessen Außenseite nach dem Hofe dieser Annahme entschieden widerspricht. Bei der jetzigen Bauarbeit und Aufräumung wurdenmanche interessante Dinge aufgefunden und in das Archivmuseum abgeliefert, es waren Ofenkacheln, Ornamente in gebranntem Thon, Bodenplättchen u.s.w.
Was dem Hause sonst noch droht, wissen die Götter. Was die Einwohnerschaft des Hauses anbelangt, so ist dieselbe in den letzten Jahren bedeutend heruntergekommen und dasselbe eigentlich nur noch von Gesindel bewohnt.
Siehe auch:
Band 10, Seite 47
Lindenbaum
Saalgasse 34 | Bendergasse 29
M.127
Mai 1862
Wahrscheinlich stand hier eine alte Linde, eine sogenannte Schloßlinde vor dem Pallast der Kaiser, dem Saalhof, und hat das Haus daher den Namen Lindenbaum.
1716 die wahrscheinliche Erbauungszeit.
Beifolgender Lindenbaum ist zwischen den Bogen der Hausthüre und unterem Fenster auf dem Pfeiler angebracht, s. Abb. [R1137]
Band 10, Seite 49
Klein Hirschhorn | Hirschhorn | Hirsch | Unverzagter
Saalgasse 32 | Bendergasse 27
M.128
20. Januar 1866
Herr Schuhmachermeister Schick, der frühere Eigenthümer dieses Hauses, das im Jahre 1833 neu von ihm aufgebaut wurde, erzählte mit Folgendes:
„Das Haus war, als ich es kaufte, uralt, und von außen sah es aus wie eine Mördergrube, ganz schwarz, obgleich es eigentlich roth angestrichen und unter den Fenstern die Felder mit landschaftlichen Darstellungen al fresco bemalt waren. Es hatte einen spitzen, sehr hohen Giebel mit einer Wetterfahne darauf und steile Dächer.
Der untere Raum war ohne Fenster, nur mit Holzläden geschlossen und wurde früher nur in den Messen als Waaren- und Verkaufsraum benutzt, sonst stand er das ganze Jahr leer. Im Inneren des Hauses liefen in den verschiedenen Stockwerken offene Gallerien herum, die einen hofartigen Raum einschlossen, der aber nicht nach oben offen war, sondern sein Licht durch ein großes Fenster empfing.
Auf diese Gallerien mündeten die Thüren der Zimmer und sogar die Fenster von einigen Stuben oder Kammern, welche außerdem gar kein anderes Licht hatten.
Die Treppe lag beinahe ganz frei und drehte sich um sich selbst. Ihr Geländer bestand aus zierlichen, gedrehten Stäben, ebenso die Geländer an den Gallerien. Alle Fenster hatten durchweg runde Scheiben, und in der großen Wohnstube war in einem Fenster nach der Saalgasse hin, ein rundes Glasgemälde von der Größe einer Schüssel eingesetzt.
Dieses Gemälde stellte einen Ritter vor, in einer Rüstung, welcher ein Schwerdt mit der Rechten
Band 10, Seite [50]
schwang und mit der Linken ein Wappen hielt. Als bei dem Abbruch das Fenster herausgenommen wurde, so kaufte mir Herr Conditor Prehn auf der Zeil, welcher eine große Gemäldesammlung besaß, diese gemalte Scheibe für 11 fl. ab. Sie trug die Jahreszahl 1547 [Fragezeichen über den Ziffern 4 und 7 S. E.]. Diese Scheibe konnte ich nachher, als Herr Prehn seine Sammlung der Stadt vermacht hatte und dieselbe auf der Stadtbibliothek unter dem Namen Prehn‘sches Cabinet aufgestellt wurde, nicht mehr daselbst auffinden, so sehr ich auch danach gesucht habe. Ich hätte sie sogleich wieder erkannt.
In dem zweiten Stock des Hauses befand sich in der Brandmauer ein eiserner Wandschrank mit einem künstlich verzierten Schloß. In dem Hause war es finster und unheimlich."
Soweit Herrn Schick‘s Erzählung; er ließ das alte Haus im obengenannten Jahre niederreißen und neu wieder aufbauen.
Der oben erwähnte Wandschrank blieb und wurde von mir abgebildet, s.d. Alles übrige bis auf die Brandmauern verschwand, an ihnen sieht man noch die Ueberhänge, welche das alte Haus hatte. In der Glasscheibe ging jedenfalls ein Kunstwerk verloren.
Herr Metzgermeister Reuter erzähle mir schon vor Jahren, daß er sich erinnere, diese Glasscheibe in dem alten Hause in das Fenster eingesetzt gesehen zu haben, ihm war sie also doch schon damals aufgefallen, und er erzählte mir das zufällig
Band 10, Seite 51
und aus freien Stücken, als wir einmal über gemalte Fenster sprachen. Jedenfalls war das Haus ein merkwürdiges Exemplar älteren Styls, und ich beklage es, davon keine Abbildung zu besitzen.
Es bleibt mir noch zu bemerken, daß die meisten Häuser in der Saalgasse diese Construktion besaßen und in einigen derselben die Gallerien noch erhalten sind.
Band 10, Seite 53
Fingerhut | Buntschuh
Saalgasse 26
M.131
16. Juni 1873
Unter dem Nasengiebel 1574. P. I. A.
Band 10, Seite 55
Aren, Adler
Saalgasse 24 | Bendergasse 15
M.132
11. Juni 1867
Ueber der Hausthür H.St. [MZ_10-3]
Tragstein 1. Stock 1710.
Drei Fische.
Band 10, Seite 57
Neuer Häringshock | Scharnhaus | Drei Fische
Saalgasse 22
M.133
17. Januar 1870
Am 15. Jan. 1870. Nachts zwischen 12 - 1 Uhr wollten mehrere junge Leute mit Gewalt in dieses Haus eindringen, in dessen 2. Stock ein Mann Namens Frank eine Wirthschaft mit fahrenden Dirnen betrieb; als nicht geöffnet wurde, pochten sie heftig an die Thüre und warfen im 2. Stock einige Fenster ein. Frank ergriff ein mit Schrot geladenes Gewehr und schoß herunter, traf aber einige Leute, welche vorübergingen und davon einen Namens Rupp derart in den Kopf, daß er niederstürzte und nach Verlauf einer halben Stunde im Wirthshaus zum Storch, wohin man ihn zurückgebracht, da er von da gekommen, starb.
Band 10, Seite 59
Saalgasse 18
M.135
16. Mai 1877
An einem Tragstein unter dem 1. Stock ein Schlächterbeil mit dem Buchstaben W. und zwei Sternen, s. Abb. [R1539], ist also wahrscheinlich von einem Metzger erbaut, nach der Seite des Gäßchen (Langschirn) hin über einem Fenster des Erdgeschoß im Schlußstein ein Knabe, welchere eine Fruchtgarbe hält, nebst einem Rechen und einer Sichel, äußerst geschmacklos und roh gearbeitet mit den Buchstaben G. S. 1782.
Band 10, Seite 61
Saalgasse 16
M.136
16. Mai 1877
Ein vielfach verändertes Haus, Giebel noch im alten Zustand, Unterbau im vorigen Jahrh. verändert. An den Tragsteinen der Brandmauer unter dem 1ten und 2. Stock die Jahreszahl 1643 und die Buchstaben J.? B.? S. Die beiden Buchstaben J. u. B. sind zweifelhaft, weil sie gar zu oft mit Oelfarbe überstrichen und noch dazu im Dunklen sind. Sonst hat das Haus nichts Bemerkenswerthes.
Band 10, Seite 63
Saalgasse 14
M.137
4. September 1879
An einem Tragstein unter dem ersten Stock auf einem Täfelchen 1752.
Das Haus aus derselben Zeit.
Band 10, Seite 65
Saalgasse 12
M.138
4. September 1879
Es ist das Hinterhaus von Bendergasse 3.
Im Erdgeschoß, das als Waarenlager vermiethet ist, hat es eine höchst eigenthümliche Deckeneintheilung, in Stuck ausgeführt.
Aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem vorigen Jahrhundert.
An einem Tragstein unter dem 1. Stock der Brandmauer die Jahreszahl 1752.
Band 10, Seite 67
Kleines Waldeck
Saalgasse 10
M.139
22. Juni 1858
Eckhaus neben der dunklen Leuchte, hat an einem Tragstein die Inschrift:
„Klein Waldeck heis ich, Got bewar mich“ 1671.
Band 10, Seite 69
Grosser Sachsenstein
Saalgasse 4
M.141
Mai 1862
Unter dem Nasengiebel des Daches in Holz eingehauen 1555. Unter den Fenstern des ersten Stocks ein Bild auf die Wand gemalt mit der Inschrift „Zum grossen Sachsenstein“.
Wahrscheinlich soll es eine Abbild. der Feste Königstein an der Elbe sein.
Band 10
August 1863
Das Haus wurde neu angestrichen und somit verschwand das alte Bild.
Band 10, Seite 71
Heiliggeist Kirche | Spitals Kirche
Saalgasse
M.214
26. Mai 1872
Drei Schlußsteine aus den Gewölben der ehemaligen Spitalshalle, der Krankenhalle daselbst. Gegenwärtig sind dieselben in den Sockel einer Terassenmauer des Hauses 29 in der Schifferstraße in Sachsenhausen eingemauert. Es wurden diese Steine von Herrn Brofft an diese Stelle versetzt; er behauptet, sie seien in die alte Festungsmauer, welche hinter seinem Garten herzog, eingemauert gewesen. Dieß ist aber nicht der Fall, denn ich kenne dieselben sehr wohl und habe sie noch an Ort und Stelle gesehen, als die Halle 1840 ganz ohne Noth abgebrochen wurde. Sie lagen im Hofe und kenne ich jedes einzelne Stück derselben. Böhmer, welcher in seinem vortrefflichen Aufsatz „Das Hospiotal zum heiligen Geist in Frankfurt“, Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, 3. Heft p. 82 dieser Schlußsteine Erwähnung thut und genau die Namen derjenigen Geschlechter nennt, deren Wappen sie tragen, giebt ebenfalls ein untrügliches Zeichen ihrer Herstammung und Aechtheit dadurch. Die Uebrigen sind anderwärts verschleudert.
Jedenfalls steht fest, daß sie bei dem Abbruch auf irgend eine Weise von den dabei beschäftigten Handwerkern auf die Seite geschafft worden sind und von Herrn Brofft, welcher ihren wahren Werth erkannte, an den oben erwähnten Ort gebracht wurden, was ihm zur Ehre gereicht. Auf diese Weise sind sie der Nachwelt wenigstens gerettet. Sie sind bunt bemalt und theilweise auch die Vergoldung daran noch erhalten.
Ein anderer Schlußstein, den städt. Adler darstellend,
Band 10, Seite [72]
wurde von Herrn A. Osterrieth erworben, war alsdann erst eine Zeitlang an einer äußerst ungewählten Stelle, an der inneren Seite der Brustwehr des Thurmes der Ruine Falkenstein im Taunus eingemaueret und befindet sich jetzt über der Thüre der Villa Osterrieth in Cronberg angebracht. In der Sammlung des Alterthum Vereins dahier ist ein zweiter Adler, dem ersten ganz gleich, aufbewahrt. Weiter muß ich noch eines schön und reich mit Laub verzierten Trägers Erwähnung thun, der ebenfalls aus der Kirche oder Halle direct entnommen ist, lange im Besitz des Architekten Klein gewesen, mir von demselben zum Behuf der Abbildung freundlichst ins Haus geschafft wurde, s. Abb. [R0695]
Band 10
29. Juli 1880
Dieser Träger befindet sich nun im Archiv-Museum aufbewahrt.
[Nachfolgender Eintrag am gleichen Datum C. K.]
Band 10
29. Juli 1880
Leider sind die oben erwähnten drei Schlußsteine, s. Abb. [R0687] [R0686] [R0685]] in neuerer Zeit mit Oelfarbe überstrichen worden, siehe Spital, hl. Geist, Schlußstein, III. 685, 686, 687, Abb.
Die Spitalshalle wurde damals an den Steindeckermeister Liebtreu für 1400 fl. auf den Abbruch ersteigert. Nach glaubwürdigen Ueberlieferungen wurde dem Pflegamte des Spitals von oben herab auferlegt, die Halle und Kirche wegzuräumen; ein Mitglied des damaligen Pflegamtes, Herr A. Osterrieth, behauptete, es wäre dem Pflegamte nicht eingefallen, die Halle abzubrechen, wenn er nicht von Seiten des Senats gefordert worden wäre, indem einer der Herrn Senatoren ein ganz bestimmtes Interesse dabei gehabt hätte. Er nannte mir auch den Namen desselben, ich habe ihn jedoch wieder vergessen.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Sackgasse
[kein Datum]
Band 10, Seite 73
Sackgasse 5
K.118
22. Mai 1876
Ein Haus mit hölzernem Unterbau, eine dahier ziemlich seltene Erscheinung, weßhalb ich denselben auch abgebildet habe. Es mögen in dieser Art vor dem großen Brande von 1719, bei welchem dieses Haus übrigens nicht berührt wurde, viele Häuser ausgeführt gewesen seyn, sind aber durch Feuersbrünste u.s.w. beinahe alle zerstört und wenige auf uns gekommen.
Es besitzt ein ganz kleines Höfchen, das auf die Hinterhäuser der Mörsergassse stößt und die hinteren Stuben nothdürftig erhellt. In die enge Straße dringt nur im hohen Sommer die Sonne in das Höfchen kaum, und man kann sich den Aufenthalt in diesen kleinen, finsteren und dumpfen Räumen schon denken, nebst allen möglichen Gerüchen, und doch wird es bewohnt - aber von wem? -
Band 10, Seite 75
Abt
Sackgasse 1
K.120
März 1859
Dieses Haus bildet das Eck der Sackgasse mit dem Gäßchen, welches Im Sack genannt wird, von der Neugasse nach der hinteren Mauer des Nürnbergerhofes führt und daselbst in einem rechten Winkel die von der Schnurgasse herkommende Mörsergasse aufnimmt.
Unter dem ersten Stock auf dem Eck wird der Ueberhang durch einen Tragstein vermittelt, welcher ein überaus zierlich ausgeführtes Wappen trägt, dessen Schild Schreinerwerkzeug enthält, auf dessen Helm die Figur eines Mönchs angebracht ist und das von zwei Greifen gehalten wird; oben über demselben auf der Gesimsplatte steht eingehauen
O . APT . DV . HAST . DEINE . LAST.
Ein Reim, den ich nicht zu deuten weiß.
Jedenfalls ist das Haus von einem Schreiner gebaut, wie das Werkzeug auf dem Tragstein genugsam bekundet;auch die Engelsköpfe, welche als Schlußsteine in den übrigen Fensterbogen des massiven Erdgeschosses angebracht sind, verdienen alle Beachtung, indem sie von einer Meisterhand herrühren. Ebenso ist der Uebergang aus dem Viereck in eine runde Säule im Eck des Hauses neben der Thür geschmackvoll vermittelt, siehe Abb., welche das Wappen und den Anfang der Ecksäule zeigt. Ich kenne das Haus seit meiner Jugendzeit, es war immer von einem Schreiner bewohnt und ist es noch bis auf den heutigen Tag.
Am 2. Juli 1736 verkauft das Pflegamt des Armenhauses das Haus an Dietrich Sieffard,
Band 10, Seite [76]
Bürger und Schreiner dahier für 2700 Gulden. Das Haus bezahlte damals 1 Gulden 52 ½ Kreutzer Grundzins an die Glauburgischen Erben.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Am Salzhaus
[kein Datum]
Band 10, Seite 77
Kette, goldne
Am Salzhaus 6 | Roßmarkt 15
F.104
5. Juni 1863
Das stattliche Eckhaus am Roßmarkt mit massivem Unterbau. Es trägt in seiner Wetterfahne die Jahreszahl 1789 und scheint dieß die Zeit seines Neubaues anzudeuten, indem ein weit älterer Stein im Hofe jetzt unter den Fenstern des ersten Stocks eingemauert, welcher auf meine Verwendung, nachdem man ihn aufgefunden, daselbst seinen Platz erhielt, die Jahreszahl 1584 trägt und, wie es scheint, dem alten, in diesem Jahr erbauten Hause angehört hatte. Weiter finden sich auf ihm die Buchstaben H. S. und ein Wappen mit einer Weintraube, welches wahrscheinlich das der Familie Heimbach-Schönwetter ist, das sich bei Lersner I. unter No. 88 vorfindet.
Im Jahr 1583 wurde die Stadtmauer von der Catharinenpforte bis zum weißen Hirsch niedergerissen, der Hirschgraben ausgefüllt und der dadurch gewonnene Raum mit Häusern bebaut; dieser Zeit also verdankte das alte Haus seine Entstehung und ist wahrscheinlich der Stein als Schild und Bezeichnung des Hauses über dem Eingangsthor angebracht gewesen, indem über der jetzigen Hausthüre auf der Seite nach dem Salzhaus hin ebenfalls eine Kette in Stein ausgehauen ist mit der Inschrift „Zur goldnen Kette“.
Die Abbildung [R0135] des alten Hauses ist nach einem Kupferstich von Funk [Johann Georg Finck] angefertigt, der sich in dem Krönungsdiarium Franz I. 1742 befindet. Im Augenblick ist das Haus in die Hände des Besitzers des engl. Hofes übergegangen und wird das Erdgeschoß neu und zu Läden eingerichtet.
Band 10, Seite [78]
Vor dem Hause befanden sich Abweissteine, durch Ketten verbunden, die das Trottoir von der Fahrstraße trennten und waren die Fenster des Parterrestocks mit eisernen Gerämsen verwahrt, welche sammt den erwähnten Kettensteinen der jetzigen Umgestaltung zum Opfer fielen.
Wer es erbaut, konnte ich noch nicht ermitteln, s. Phoenix sowie die Abb.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Sandgasse, grosse
[kein Datum]
Band 10, Seite 79
Neues Augsburg
Kleine Sandgasse 1 | Große Sandgasse 8
K.25
18. April 1859
1732 - Wird in einer Urkunde des Hauses Neu Augsburg gedacht.
1451 - Wird das Haus Neu Augsburg in einer Urkunde erwähnt, s. Alt. Augsburg u. gold. Kopf.
Band 10
16. Mai 1878
In Folge des bedeutenden Brandes, welcher am 3. Octob. 1877 das Haus stark beschädigte, mußten die Ueberhänge entfernt werden; dieß ist nun geschehen, und es stehen nunmehr die alten Tragsteine, welche unter dem ersten Stock den Ueberhang trugen, noch allein da, werden aber nun wohl, da sie ganz bedeutend (um die ganze Breite des Ueberhanges) heraustreten, ebenfalls weggehauen werden. Sie sind reich verziert und stammen etwa aus der 2ten Hälfte des 17. Jahrh. Durch diese Hauptreparatur wurde natürlicherweise der Charakter des Hauses total verändert.
Ein Theil desselben, und zwar das Parterre mit den Buchstaben der Firma Sauerländer findet sich in meiner Sammlung abgebildet, s.d.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Rother Löwe
Große Sandgasse 2
K.52
4. April 1859
[kein weiterer Eintrag, dieser erfolgt auf Seite 81 S. E.]
Band 10, Seite 81
1314. 5. Juni.
Schultheis, Schöffen und Ratsmannen von Frankfurt beurkunden, daß Demudis zum rothen Löwen und ihr Sohn Walther der Hedwig von Glauburg vier Mark jährlichen Zinses auf dem Haus zum rothen Löwen mit Verzichtleistung auf alle Einreden des römischen und canonischen Rechtes verkauft haben.

Die Original Urkunde, welche ich ebenfalls in Händen hatte, gleich den anderen, ist bereits bei Böhmer abgedruckt. Böhmer, Urkundenbuch, p. 406.
Band 10
1312. Juni 5.
Wird in einer Urkunde das Haus zum alten Sensenschmidt betreffend des Hauses zum rothen Löwen bereits gedacht, „ad rusum Leonem“
Böhmer, Cod. 401.
Band 10, Seite 83
O. U. von Anno 1356 […] Abschrift.
Wir die Burgemeiste die Scheffen und der Rat
zu Frankenford irkennen uns uffentliche mit dysem
bryfi. Das Clawes Kepelle Son etzwan theilen
Keppelers und Else sin eliche wirtin vor uns stunden
an unsir geinwartikeid und erkanten sich uffen=
barliche das Sie mit samender Hand mit vorbedachte=
men beraden Mude rechtliche und redeliche hatte
verkaufft und geben vor uns uff den bescheidin
huden Wygeln zu dem Penning unsirem
Ratgesellen Alheid siner ehlichen wirtin und iren
Erben Eyne halbe Mark geldis ierlicher ewiger
Gulde um zwelffehalbi mark [...] gudir we=-
rung und wern die halbe Marg geldis gelegin
uff dem Huse und Gesezse zu dem Roden Lu=
wen und sulde alle jar gefallen uff sanct
Martine dag und were die halbe marg geldis
und eyne halbe mark geldis kouffte Heintze
zur [...]. Herrmanna Rerichen
uff dem selbn Gesezse die zwe halbin Mark geldis
worin mit einander unscheideliche der erste
Zins und die Eygäntschafft uff dem Gesezse und wern
die eyne als gud als die andir auch erkanten
sich Clawes und Else die vorgenanten das Sie
der zwelftehalbir marg phen um die halben
mark geldis von Wygeln und Alheidi der vor=
vorgend gutliche und gentzliche wer=
in bezalit und gewerit und hant vor uns uff
die halbe mark geldis luterliche und gentzliche
virzegin. Hie bin sint geweste Dymar von
Lichtinstein Junge von Holtzhusen Jacob Clabe=
louch der Junge Scheffen Culman Lau und
andire Erbir [...]ute zu urkundi disir Dinge
Band 10, Seite [84]
han wir unsir Stadt Ingesigel durch ir
beidir siten beider wille an dysin
bryf gehangen. Datu, anno dm. [...]
-------
L. texto sabbato primo in [...] Laurency ---
Band 10
Von Dr. Böhmer eigenhändig corrigirt
Band 10, Seite 85
O. U. 1368.
Wir die Bürgermeister die Schöffen und Rath zu Frankfurt erkennen
uns öffentlich mit diesem Brief daß vor uns stund in unserer Gegenwärtigkeit
Wygand von Lichtensteyn unser Mitschöffe und Rathgeselle Katharina
seine eheliche (Hausfrau) Wirtin? und Hanno (Hanne. Hann v.)
Rodelewen der vorgenanten Catharine Sohn und Wygands Stiefsohn
und erkannten sich öffentlich daß sie mit sammeterhand und mit vor=
bedachtem beredem Muthe Rechtliche und Redliche hette ver[....] und
gaben vor uns auff den bescheiden Leuten Jacobe von Pederwik
Katharina seine eheliche Wirtin und ihren Erben das Hus mit Geseße
zum Rodenbaumen hinten und vorne oben und unten um 56 Mark
Geldes jehrlicher Gülde zu Rechtlichem erbe ewiglich zu haben
und zu besetzen und hand die 56 Mark abgeöegt und gekauft
10 Mark und die Mark um 20 Mark Pfennige guter Währung und
erkennen sich daß sie des Geldes um die 10 Mark
Geldes [...] gänzlich wäre bezahlt und gewähret und hätten vor uns uff die 10 Mark Geldes beide gäntzlich bezogen und sollen noch
ablösen 26 Mark die [...] und 20 Mark Pfennig guter Währung
im welchem Jahr sie wollen vor St. Martinstag die zehen Mark
und welches Jahr sie oder ihre Erben die zehen Mark nicht verkaufen
vor St. Martinstag so ist der Zins [...] auf den 18ten Tag und sollen
doch die 10 Mark abkauffen in dem andern Jahr darauf und wann sie
die 26 Mark Geldes abgekauft als wie steht geschrieben so bleiben
20 Mark Geldes jährlicher ewiger Gülde liegen auf dem vorgenannten
Haus und Geseß. Dem gefallen II mög und 5 Schillinge Pfennige
und 2 [...]üner den Leuten die den Zins darauf han den andern
Zins gefälle wegen Katharine und Johann den vorgenannten
auf den vorgenannten 18 Tag mit den andern Gülde bis daß sie abgekauft
Band 10
von Dr. Böhmer eigenhändig corrigirt
werden als vorgeschrieben steht. Hierbei sind gewest Conrad zu
Lewensteyn Johann von Hohenhaus Wyker Frosch Schöff und
andere erbare Leute zur Bekenntniß dyser Dinge han wir unserer
Stadt Ingesiegel durch ihrer beiden [...] an diesen
Brief gehangen.
[zwei Zeilen durch Durchstreichen unlesbar S. E.]
Datum anno dm. m.ccc.Lxviij [MCCCLXVIII = 1368 S. E.] feria (quinta? quarta)
ante Thomae apostoli.
Band 10, Seite 87
O. U. 1394. genaue Abschrift.
Ich Rudolff von Sachsenhusen ritter, Schultheiße zu
Franckfurth bekennen offinlichen mit diesem briefe,
daz hude zu tage, als data heldet diß briefs,
vor mich und disse aachgeschreben scheffin an offen gerichte
komen sind: [...] Else zum Burggrafen off
ein situ, und Heinrica zum Rodenlewen, der ir
stieff dochter hat, von seynen, sin Husfruwen, und auch
siner geswihen wegin, uff die ander siten, umb soliche
Zwegunge als sie undereinander hatten umb ander=
halbe marg geldes jerlichs ewiges zinses, als wer Elise
Heinricen zusprach. daz sie die ligende hatte, uff dem Huse
und geseße zu Rodenlewen und gefielen uff sant
martins dage, und Heinrice vorgenant daruff antworte
also: er enwiste von keyne Zinse oder Gulde die sie
uff dem vorg. Huse wie Geseße zum Rodenlewen
ligende hatte, oder were ir auf der anderhalben marg
gelds egt schuldig zu richen oder zu geben. Daruff
ver Else vorg. widder antworte also: sie wulde gewisen,
daz sie die egenannten anderhalb marg geldes uff dem vorgent.
Huse und Geseße zum Rodenlewen ligende hette, und nante
auch des pre getzuge. Dieselbe getzugeauch geinwertig=
lichen also vor gerichte stunden, und darüber besagten
und auch verhört wurden, als ich sie fragete, uff pre eide
und als dure und hohe als man einen gutzug vor
gerichte plegit zu fregine: Des so sant disse nach geschreben
scheffin mit urteile gewiset, daz ver Else vorg. den
egenanten Heinricen umb die obgenanten
anderhalbe marg geldes gewiset und beredt habe, daz
Band 10, Seite [88]
2. März 1857
sie des bilche genieße, also daz er und sie erben
ir und yren erben, oder wer daz egenante Hus und
Geseße zu Rodenlewen zu ziden inne hat, bilche die
vorg. anderhalbe marg Geldes vorbaß alle jerlichs
und ewiglichen reichen und geben sullen. Da begerte
ver Else: obe man
[eineinhalb Zeilen durch Durchstreichen unlesbar S. E.] ir das nyt bilche einen
brieff von gerichts wegin
[eine andere Handschrift ist hier eingefügt S. E.:]
herubergeben geben sulde. Die hießen und underweiseten
mich diese nachgeschrieben schaffen, daz ich ihr das bilche
einen brieff von gerichts wegen
weder myne Ingeß.,
in der waiße als vor erludt hat, herubergeben
sulde, und sulde auch sie zu getzugen darin
heißen schriben. Hie bey sind gewest die [...]
Johan Frosch, Jacob Weybe, Gipel zum Ebir, Rulman
Wizse, Heinrich von Holtzhuß, Scheffene zu
Franck.
[eine andere Handschrift ist hier eingefügt S. E.:]
und umerber lude. Des zu verkunde, so han ich Rudolff von
Sachsenhusen ritter, scholtheiße zu Franck.
obgenannt myn Ingeß. von gerichts wegen,
und auch mit wißen und gehieße der vorgent
scheffin an dissen brieff gehangen. actum anno
dm. m.ccl.xxxx quarto feria quarta post conceptionis
beate Marie virginis.
Band 10
Von meinem Freund Böhmer eigenhändig corrigirt 2. März 1857.
Band 10, Seite 89
Fehlerfrei durch Herrn Dr. Böhmer mit dem Original verglichene Abschrift. 1394.
Ich Rudolff von Sachsenhusen ritter, Schultheiße in
Franckinf. bekenne offinlichen mit diesem briefe,
daz hude zu tage, als data heldet diß briefs, vor mich
und disse nachgeschreben scheffin an offen gerichte komen.
Ver Else zum Burggrefen off einsite, und Heinrice
zum Rodelewen, der ihr stieff Dochter hat, von synen
sin Husfruwen und auch siner geswihen wegin,
uff die ander situ, umb soliche Zweyungen als sie
undereinander hatten umb anderhalbe marg geldes
jerlichs ewiges zinses, als Ver Else Heinricen zusprach,
das sie die ligende hette uff dem Huse und geseßen
zu rodenlewen und gefielen uff sant mertins dage,
und Heinrice vorgenant daruff antwurte also: er
enwiste von keyne Zinse oder gulde die sie uff dem
vorg. Huse und geseße zum Rodenlewen ligende hatte,
oder were ir auch der anderhalber marg geldes nyt
schuldig zu reichen oder zu geben. Daruff Ver Else vorg.
widder antwurte also: sie wulde gewisen daz sie
die egenant. anderhalb marg geldes uff dem vorg.
Huse und geseße zum Rpdenlewen ligende hatte, und
nante auch des yre getzuge. Dieselbe getzuge auch
geinwurtiglichen aldo vor gerichte stunden, und darü=
ber besagten und auch verhört wurden, als ich sie fragete,
uff yre eide und als dure und hohe als man einen
einen getzuge vor gerichte plegit zu fragin. Des
so hant disse nachgeschreben scheffin mit urteiln gewiset,
daz Ver Else vorg. den egenante Herinricen umb
Band 10, Seite [90]
die obgenant. anderhalb marg geldes gewisel
und beredt habe, daß sie des bilche genieße, als
daz er und sie erben ir und yren erben, oder wer
daz egenannte Hus und Geseße zu Rodenlewen zu
ziden inne hat, bilche de vorg. anderhalbe marg Geldes
vorbaß alle jerlichs und ewiglichen reichen und geben sulten
Do begerte Ver Else obe man ir das nyt bilche einen brieff
von gerichts wegen herüber geben sulde. Da hießen und
underwiseten mich diese nachgeschrieben scheffin, daz ich ir
das bilche einen brieff von gerichts wegen under myne
Ingeß., in der waiße als vor erludt hat, herüber geben
sulde, und sulde auch sie zu getzugen darin laißen
schriben. Hie bey sind gewest die erbaren: Johan Frosch,
Jacob Weybe, Gigel zum Ebir, Rulman Wipfe, Heinrich
von Holtzfuß, scheffene zu Franck. und me erbar lude. Des
orkunde, so san ich Rudolff von Sachsenhusen ritter, scholtheiße
zu Franck. obgenant myn Ingeße von gerichts wegen,
auch mit wißen und geheiße der vorgen. scheffin und dissen
briff gehangen. actum anno dm. m°.ccclxxxx quarto
feria quarta post conceptionis beate Marie
virginis. -
Band 10, Seite 91
O. U. 1399. Samstag nach Urbane.
Wir die Bürgermeister und Rath zu Frankfurt
erkennen öffentlich mit diesem Brief dass vor uns steht
Engel Knortel von Friedberg und Grede seine Hausfrau
und erkennen sich öffentlich [Leerstelle] Daniel
Wenzislaw Kemers Sohn von Prag von seinem des-
selben seinem vaters und Margarethe des vorgenannten
Daniels eheliche Hausfrau wegen als er
davon er ganze Macht und Gewalt hette verkauft habe
die Besserung und alles Recht auf die Husung
und Gesese genanit zum Rodenlewen gelegen
an der gulden Schmieden und sey das Ortshaus als
man die Sandgasse hinauf gehet, und habe er es aufge-
gegeben an und ind einig worden daß Peter vor
Padyn von Forderungs wegen desselben Peters mehr
und besser Recht zu dem vorgenannten Kaufe habe wenn
sie nachdem als Peter als vorgenannter mit offen versiegelten
Briefen erst zins und eigenschaft auf dem obgenannten
Hause und geseße bewiesen und zugebracht habe.
Und darum haben Engel und Gretevorgenannten Peters
von Padyn vorgenannte Gudin seine eheliche Hausfrau
und ihre Erben die Besserung des obengenannten Hauses und
Geseßes vor uns gänzlich aufgegeben. um 17 1/2 Gulden
Geldes mit Hünern und andern Zinsen als darauf liegen
den Leuten die den Zins darauf haben.
1399 Sabbato post Urbany.
Band 10, Seite 93
O. U. Anno 1399
Verkaufen damit Wenzel Kemmerer und
seine Frau von Prag mit Einwilligung seines Vaters
Wenzel Kemmerer Husung und Geseße
genannt zum Rodenlewen an der gulden=
seythen gelegen und es sey das Ortshaus als
wenn die Santgassen uffgeet dazu eine halbe
Marg jährlicher Gülte die auf dem Besitzthum liegt
und auf St. Martinstag fällig ist. Der Verkauf
geschah um 380 Gulden schwer gewogen und
um ein halb Tuch von [...], an Engel
Knortel von Friedberg und Grede seine Hausfrau.
Von dem Haus sind siebzehntehalb Gulden Geldes
mit Hühnern und anderen Zinsen zu entrichten.

Anno dom millesimo Trecimo nonagesimo nono
feria tertia ante festum paschal.
Band 10, Seite 95
Or. U. 1421.
Verkaufen. Idel Drutmann Rathgeselle und
Heime Drutmann sein Bruder Grede eizwan
Hennen und Spire felgen Husfruwe ihre Schwester
und Henrich von Rhein der junge auch ihr aller Bruder
an Johann Moms Rathgeselle und Margarethe seine
Hausfrau und ihren Erben dritthalb Marg geldes
jährlicher ewiger gülde mit namen die Marg geldes
um 74 marg guter Frankfurter Währung, die gelegen
auf dem Porthuse Huse Hofe und Stallungen
gelegen hinter dem Rodenlewen die und anderen
drittehalb Marg gelds als andern Leute darauf haben
gleich gut gelegen sey und jährlich auf St Martinstag ge=
fallen u.s.w.

Anno millesimo quatringentesio duesimo primo feria
quinto ante Antoni confessorie.
Band 10, Seite 97
O. U. 1421. genaue Abschrift
Ich Johan Moms Ratmann zu Frankenford Ich
Margrethe sin eliche Husfrouwe Irkennen in diesem
Brieff vor uns und unsir erbin Soliche Dritteselb marg
geltz jerlicher ewiger gulde als wir gekaufft han die
da gelegen sie uff dem porthuse Hofe und stallunge gelegin
hinder dem Roten Lewen dieselben Drittehalb marg gelz
hanih Johan und Margret mit willen und fruntschafft
widder umb uff gelassen und gegeben. Johan Juekuß
zu Swanmain Druden diner ehlichen Husfrauwen und
iren erbin mit Wertschaft und mit allen Rechte die wir
daran gehabt han umb ein Sume gelz als wir sie ge=
kaufft han dieselben Sume gelz was auch Johan und
Drude gutlichen gericht und bezalt han des zu Urkunde
und vester stedekeit. So han ich Johan Moms myn
eygen Jngaß vor mich vor Margatin myn Eliche
Husfruwin und vor uns erben an diesen Brieff gehangen
Des Ingesigels ich mich Margate wißintlichin Erkenne
und gebruchen mit Johan meyne elichen Hußwirthe.
Datum anno millesimo quatringentesimo duesimo primo
feria quinta prima ante diem palmare
Band 10, Seite [98]
O. U. Anno. 1439.
Henne von Dettingen bekent daß er einen
jährlichen Zins von drei Gulden 18 Schillinge Hellergeldes
ewiger gülde das er jährlich fallen gehabt habe auf dem
Porthuse Huse und Hofe und Stallung gelegen
hinter dem Rodenlewen die ihm Gude von Glauburg
jährlich auf Martinstag bezahlt habe und daß er
die 3 Gulden und 18 Schillinge an Gude und ihre Erben verkauft
habe und geschah der Verkauf um 102 Gulden Frankfurter
Währung.
anno. 1439
Band 10, Seite 99
O. U. 1511 genaue Abschrift.
Wir die Bürgermeister Schoffen und Rath zu Frankenfurt
Erkennen uns offenlich mit diesem Brieff daß vor
uns stunde in unserer Geinwärtigkeit Walther
Schwartzenberger und erkant sich offenbarlich das er
mit wolvorbedachtem beradten und recht und
redlich verkaufft habe und gabe auch vor uns uff
Clasen Stalburgern unseren Ratgesellen Marga=
rethen seiner ehelichen Husfrauwen und Iren
erben vier Gulden Gelts jarlicher widderkauffs
Gelt umb hundert gulden guter egenannter unser
Stadt werung, desselben vier Gulden gelts jerlichs
gefallen sollen uff Sanct Bonifacius des heiligen
Bischoffs tag und sollen gelegen seyn uff der besse=
rungund racht eins Eck Fuß mit syner Zubehö=
rung genant zum Roten Lewen zwuschen dr
gulden Schmidten und der wissen Rosem gegen
dem altem Sausenschmidt und der Sauerbon
aber gelegen (Lücke) Huß und Geseß mi
syner Zugehorung vor jerlichs zu Zinsgelt vier=
zehnten halben Schilling Heller gelts und zwey Huner
gult den Lüden die den Zins daruff haben Und
bekant Walther obgenant das er des Gelts darumb
von den egenanten [drei Zeilen durch Durchstreichen unlesbar S. E.]
Clasen und Margarethen gutlich und wolbezahlt sy
und gewert und han auch vor nams uff dasselbt
gelt und des egenanten vier gulden gelts Inmaßen
vor und nachgeschriebenen stet luterlich [Leerstelle] und genz=
lich verzichten. Auch hatt Walther obgenant sins sach
und syn erben den egenanten Classen Marga=
rethen und Iren erben [Rest der Zeile durch Durchstreichen unlesbar S. E.]
Band 10, Seite [100]
gesprochen und sich Irer vor [...]uns recht ver=
sachwaldet für werschaft [...]und alle rechtan=
sprache jare und tage nach der Stadt Frankenfurt
recht und gewonheit Auch erkannten sie beyder=
syts das sunderlich beredt sy zu welcher Zeit vor
jare der egenant Walther syn erben oder wer daß huß
zu zyden Inhab zu dem egenanten Classen Mar=
garethe und Iren erben oder wer des egenannten
[Leerstelle] gelts Ingens [Leerstelle] können mit hundert
Gulden und die [Leerstelle] benan [Leerstelle] gelt noch an
[Leerstelle] alles guter Frankenfurter werung und
hetten sie die egenanten vier Gulden gelts
darumb also dem Inkeuffer [Leerstelle] zugeben
so sollten und wolltn sie Ihnen das also widder zu
kauffen und [Leerstelle] geben ohn Intrag so
hat sich auch der benant Clas by den eiden und
Pflichten damit er denn heiligen rechte und w[...]s
als Burger zu Frankenfurt verwant ist
benomen das solicher Kauff Ime Margarethen
seiner ehelichen Husfrauwen und Iren erben
undsunst verwant anders wens mit der Bür=
gerschafft nit verbonden gescheen sy da in den
vorgeschriebenen artikeln mit behaltnuß und
[...]schedlich dem Recht dem Rat und der Stadt
zu Frankenfurt an Iren Diensten gnaden und
Freiheiten.
Hat by sint geweßt Johann Frosch, Jacob Neuhaus,
Jacob Strolnberg Scheffenn Clas von Purkmeyer
Wiker Frosch und andere erbare ludt das
Band 10, Seite 101
das zuerkannt hanvor der egenanten unser
Stadt clyn Insiegel durch Irer beder syten
bede willen an diesen Brieff thun henken.

Datum feria quinta Dominiam Exaudi
Anno Domini millescino quingentesimo undecima

Band 10
1545.
Hierher gehört der Reihenfolge nach die Urkunde von 1545 Vertrag des Wollenweber von Ober Ursel, durch mich publicirt und abgedruckt in den Mittheilungen der Vereins für Geschichte und Alterthumskunde 1858, p. 240-43.
Band 10, Seite 103
O. U. 1575
Donnerstag 17ten März verkauft Conrad Humbracht Schöff und des
Rechts als Vormunde des Walter Weisen nachgelassen
Sohns ein Virtel an der Besserung und Recht eines Ekhauses
genant zum Roten Löwen mit seiner Zubehörung samt
allem Hausrath der darinnen, an Herrn Georg Neuhaus
Schoff und des Raths an welchem Haus der Käufer bereits
vorher den halben Theil gehabt und ist der Verkauf des ebenge=
nannten Viertels geschehen um 450 Gulden guter hiesiger
Währung.
1575, 17ten März
Auf dem ganzen Haus lagen vierzehntel[...] Schilling Zins und
2 Hühner gülte.
verkaufen [erscheint zusammenhanglos S. E.]
Band 10
O. U. de 1575
Justinian von Holtzhausen Schöff und Rechtsfreund und dieser
Zeit älterer Bürgermeister als Verwalter (legitimus) seines
minderjährigen Sohnes so er mit seiner zweiten Frau Catharina
vom Rhein erzielt, sodann Henne Heinrich vom Rhein, Schöff
und Rathsfreund für sich selbstann Nicolaus Laub, weltlicher
Küster und Bruthaber Ludwig Mantorffs, Schöffe und Rechts=
freund als Vormünder weiland Nicolaus Burkhard Dr. d. Rechte
nachgelassene Tochter Rosine aus seiner ersten Ehe mit Elisabeth
vom Rhein für ihn der Krankheits halber nicht erscheinen konnte und
wegen Philip Burkhard seines Mitvormundes auch Anton Kirsch
als Bruthaber Margarethes weiland Anton zum Jungen Schöffe
und Rechtsfreund selig nachgelassene Wittwe wie sie beide Richter
solches bei ihren Amtspflichten behielten, sodann Christian Völker
des Rechts als verordneter Vormung Philip Völkers Herrn Johann Völkers
sel. nachgelassener Sohn aus seiner Ehe mit Catharina v. Rhein. -
einen Achtentheil der Besserung und Recht einer Eckbehausung
gegen der Sommerbö ??? über zum Roten Löwen
genannt mit seiner Zugehör sammt allem Hausrath da darinnen
mit Vierzehntehalb Schilling
Zins und 2 Hühner gült an die Leute die den Zins darauf haben
und geschah der Verkauf besagten Achtels um 225 Gulden guter
hiesiger Währung.
an Herrn Georg Neuhaus Schöff und des Raths.
Samstag 20. März 1575.
Band 10, Seite 105
O.U. 1575.
Freitag, den 8ten April verkauft Carl v. Kühorn Schöff u.d. Raths als
Bevollmächtigter seines Bruders Bernhard v. Kühorn 1 Achttheil
der Besserung und Rechte einer Behausung genant zum Roten
Löwen für 200 fl guter hiesiger Währung an Herrn
Georg Neuhaus welcher vorher schon 7/8 davon
besessen hatte.
Band 10
O. U. 1585 Vergleich wegen der Brandmauer
11. Januar Herr Dr. Heinrich Kellner Eigenthümer des
Hauses zum Roten Löwen vergleicht sich mit Frau
Schneken geb. Cembler Eigenthümerin des hinten an den
Roten Löwen anstoßenden Hauses zur Leinenburg ge=
nannt daß er die Mauer zwischen den beiden Häusern
auf seine Kosten allein ausführen will unten im Erdgeschoß
2 1/2 Fuß dick im ersten Stock 2 Fuß dick im 2. Stock 1/2 Fuß
[halbe Zeile durch Durchstreichen unlesbar S. E.] machen lassen und auch auf
seinem eigenen Grund bleiben will trotzdem daß er das Recht hätte
die Hälfte des Grundes von ihr zu fordern und ebenso die Hälfte der
gemeinschaftlichen Mauer von ihr aufgeführt werden müßte
auch erlaubt er ihr im ersten Stockwerk 4 Kragsteine einzulegen
und einen Überhang zu machen ebenso im 2ten Stock
soll aber sonstens keine weitere Berechtigung außer den 8 Steinen
und 2 Schränken, an der Mauer haben. Dafür bezahlt
[...] Schnecken an Herrn Dr. Keller 100 fl. guter Frankfurter
Währung in 2 Raten auch muß sie die behauenen Steine zu
den Schränken nebst den Kragsteinen auf ihre Kosten herstellen
lassen und die Mauer auch auf ihrer Seite bewerfen lassen.
Band 10, Seite [106]
1585
13 December bekennen Israel Manckisch und seine
Ehefrau Catanul, Eigenthümer des Hauses zur goldenen
Schmiede daß ihr Nachbar Herr Dr. Kellner nachdem er
als Eigenthümer des Hauses zum Rothen Löwen dasselbe
von Grund aus neu auferbaut ihnen freundlich gestattet habe
ein Prosag in der ihm allein zustehenden Mauer zu belassen
so wie auch das Licht zweier Fenster nicht zu verbauen jedoch
vorbehaltlich gänzlicher Willkühr.
Band 10, Seite 107
O. U. 1586, 3ten Juni:
Zu wissen, demnach wirr Dechant
und Capitull S. Bartholmae. Stifts zu
Franckfurt Jerlich achthalben Schilling Zinß und
zwey Hüner unser gemeinen Praesenz und
dann sechs Schilling ad calendas uff S. Martini vonn
der Behausung Zum Rothen Lewenn under
denn Namen Kremer welche itzund der
Ehrenwert und Hochgelahrt Herr Henrich Keller
der Rechte Doctor inn hat und besitzt welche
beide Zinns in einer Summe Viertzehnthalben
Schilling und Zwey Hüner ertragen dargegen
ehrengemelter Herr Henrich Keller Jerlich uff
der Priorey Behausung Sancte Crucis Inn
unnser lieben Frauwen Stifft ann die
Senngerey stoßend fallen hat -- daß sich oben=
gedachte Parchivenn auß guthen nachbar=
lichen Willenn nicht einander dahier verglichen
daß mehrgedachter Herr Doctor Keller Sanct
Bartholomes Stifft die Neun schilling und zwey
Hüner Zinß [Leerstelle] bei gedachtem
Stifft zu unser lieben Frauwen (wie obgemerkt)
Jerlich fallen fort einraumen und übergeben und
die ubrigen fünffthalben schilling Zinnß mit
Vier Gulden Siebentzehnthalben schilling ablösen
soll und man welches auch uff hent Dato also
geschehen. Und wirr Dechant und Capitul
Sanct Bartholomei Stifft in solchem Tausch
Band 10, Seite [108]
und Ablößunggewilliget und gentzlich vergenügt findt. Sagen der=
halben wollgemeltem Herrn Henrich Kellern sein Erben und Nachkommen
an der Behausung Zum Rothen Lewen wegen solcher Zinnß der Viertzehn=
halben Schilling und zwey Hüner Haubtsumme quit und ledig mitt dem
weiteren anfang der sich aber kurtz oder lang einige Brieff oder schrifftliche
Documenta uber obgemelte Zinnß sagend bey gedachtem Stifft be=
finnden wurdenn daß dieselbige krafftloß und unnbundig sein
sollen. Deßgleichen hatt ermelter Doctor Keller uff sinn Zinß
der Neunschilling unnd zwei Hüner so von der Behausung Sancte
Crucis ihme biß anhero jerlich gefallen sinndt auch gentzlich und hinder=
lich verziehen und aller schrifftlichen Urkunden drüber sagend sich begeben
Dessen zur Urkundt haben wirr Dechant und Capitul Bartholomäen
unsers Stiffts und ich Henrich Keller der Rechten Doctor mein an=
geborn Sigell zur ennde dieser briff deren zwenn gleichlautende
sein uffgericht unnd indem Theill einer Zugestellt worden ist an=
gehenket. Geschehen den Dritten Juni nach Christi unseres Herrn und
seligmachers ge[...] Im Jahr fünffzehenhundert achtzig Sechs

An dieser Urkunde hängt das Siegel des Bartholomäus Stiffts und das Siegel der Familie Kellner.
Band 10, Seite 109
O. U. 1609, 25. März. Vertrag wegen eines Fensters.
wird zwischen dem Hauseigenthümer des
Rothen Löwen Herrn Johann Ludwig Kelner
und Herrn Wilhelm Sonnemann ein Vertrag
gemacht, im welchem Ersterer dem Letzteren
erlaubt ein Fenster in eine, ihnen gemein=
schaftlich zustehende Mauer zu brechen, jedoch
ohne Verpflichtung dasselbe für immer zu
dulden, sondern ganz nach der Willkür des
jemaligen Besitzers. Auch erlaubt er ihm
zu einer sogenannten Schwindeltreppe
8 Tragsteine in eine ihm (Kellnern) allein
zustehende Mauer einzulegen unter den=
selben Bedingungen.
Band 10
O. U. 1706, 21. April
verkaufen Nicolaus Angus Ruland und seine
Frau Anna Elisabeth geb. Kellner das Haus
(Eckbehausung) in der großen Sandgaß
zum Rothen Löwen genant an Herrn
Johann Le Long Bürger, und seine Ehe=
frau geb. Maria Esther, und Handelsmann
dahier, gelegen neben dem Hause des re=
gierenden Bürgermeisters Johann Adolph
v. Glauburg Schöffe, stößt hinten auf das
Haus des Materialisten Koch. Die Be=
hausung ist zinsfrei, und der Verkauf ist
geschehen um 10.000 Reichsthaler.
Band 10
O. U. 1724, 9. Sept.
Verkaufen Herr Johann Le Long und seine
Frau Susanna Judith geb. Cloeterin und
ihre beiden Kinder Sohn u. Tochter das
ihnen bisher zustehende Haus zum
Rothen Löwen in der großen Sandgasse
um den Preis von 19.000 fl. und 50 Species=
thaler für die Frau Verkäuferin, mit
allen Rechten und Zubehör an die Witte
Helene Bernus geb. Lang, Herrn Johann
Band 10, Seite [110]
Bernus sel. hies. Bürger und Banquiers nachgelassene Ehefrau.
Band 10
O. U. 1725, 3. Mai Bauamts Protocoll.
Als Frau Helene Bernus weiland Herrn Johann Bernus sel. Wittwe die Anfrage gethan, daß sie die an ihrer Eckbehausung zum rothen Löwen, habende eilf Bogen Dächer, davon eines am Eck, drei gegen die neue Krähm und sieben gegen die große Sandgaß angebaut, anjetzo zwar abzubrechen gesonnen sei, dabei aber solche nach Gelegenheit über kurz oder lang wiederum machen zu dörffen, sich vorbehalten haben, wird es ihr nach genommenem Augenschein erlaubt.
Band 10
O. U. 1746, 15. Juni.
Erlaubt Herr Petsch seiner Nachbarin Wittwe Bernus, welche im ersten Stock ihres Hauses zum Rothen Löwen Anker in die an die Petsch‘sche Behausung stoßende, jedoch ihr zugehörige Mauer einlegen will, um die Balken zu befestigen, dieß unter dem Bemerken, daß sie die Löcher wieder zumachen lassen solle, wenn die Wand ganz durchgeschlagen werden müßte.
Band 10
O. U. 1747, 13. Januar.
Wird der Wittwe Bernus vom Bauamt erlaubt, an ihrem Haus in der Sandgasse, zum Rothen Löwen genannt, im ersten Stock einen Glaserker anbringen zu dürfen.
Band 10
O. U. 1749, 9. Mai.
Wird der Wittwe Bernus erlaubt vom Aker Gericht gegen Bezahlung von 5 fl. einen halben Flug Tauben à 15 Paar in ihrem Haus zum Rothen Löwen in der großen Sandgaß halten zu dürfen.
Band 10, Seite 111
O. U. 1765, 22. Aug.
Wird der Wittwe Bernus vom Bauamt erlaubt, an ihrem Haus in der Sandgasse, zum Rothen Löwen genannt, einem Fenster eine Thür machen zu lassen.
Band 10
O. U. 1765, 18. Oct.
Wird der Wittwe Bernus erlaubt, an ihrem Hause in der Sandgasse, zum Rothen Löwen, zwei Ladenkasten anschlagen zu lassen.
Band 10
O. U. 1771, 1. Oct.
Verkauft Herr Jacob Bernus led. Standes, Kaufmann an Herrn Johann Jacob Cahsimir Leonhardi die bisher von ihm besessene Behausung zum Rothen Löwen in der großen Sandgasse belegen mit allen Rechten und Zubehör um den Preis von 25.000 Gulden, den Gulden zu 30 Kreutzern od. 15 Batzen gerechnet.
Band 10
[O. U.] 1771, 1. Aug.
Ueberlassen Herr Matthäus d'Orville und seine Frau Margarethe geb. Bernus, des letzteren Mutter der Verstorbenen Frau Anna Margarethe Bernus geb. Passavant, zugehörige Haus zum Rothen Löwen in der großen Sandgasse erbtheilungshalber an ihren Schwager und Bruder Herrn Jacob Bernus.
Band 10
O. U. 1793, 30. Sept.
erkauft Herr Alexander Gontard und seine Frau Cäcilie Gontard geb. Du Bosc von Herrn Jacob Bernus das Haus zum Rothen Löwen mit allen Rechten und Zubehör, um den Preis von 60.000 Gulden.
Band 10
O. U. 1803, 11. Juli
Wird Herrn Gontard erlaubt, an seinem in der großen Sandgasse dahier gelegenen Hause zum Rothen Löwen einen Theil der Brüstung des zweiten Stocks ordnungsmäßig zu verändern.
Band 10
O. U. 1808, 25. April
Wird Herrn Alexander Gontard erlaubt, an seinem Haus in der großen Sandgasse zum Rothen Löwen einen Theil des ersten und zweiten Stocks ordnungsmäßig verändern zu lassen.
Band 10
O. U. 1810, 19. Nov.
Ueberträgt Herr Alexander Gontard die Behausung zum Rothen Löwen, welche er am 30. Sept. 1793 von Herrn Jacob Bernus erkauft, auf seinen Sohn Herrn Louis Gontard um den Preis von 48.000 fl. Mit Bewilligung seines ältesten Sohnes Herrn Jacob Friedrich Gontard und seiner Tochter, verehelichte de Neufville.
Band 10, Seite [112]
O. U. 1813, 14. Mai.
Wird Herrn Louis Gontard erlaubt, an seinem Haus zum Rothen Löwen eine Thür in ein Fenster zu verändern.
Band 10
4. April 1859
Im gegenwärtigen Zustand hat das Haus seit seiner Erbauung keine wesentlichen Veränderungen erlitten, die Dächer über der Eingangsthüre ausgenommen und die Veränderung, d.i. Vergrößerung der Fenster im ersten Stock ist es ziemlich im äußeren Ansehen so geblieben wie es im Jahr 1585 neu auferbaut wurde. Daß 1585 die Erbauungszeit des jetzt vor uns stehenden Hauses ist, geht aus den vorstehenden Documenten genugsam hervor, ebenso wie aus der unter dem Nasengiebel des Hauses nach der Seite der Neuen Kräme hin eingehauenen Jahreszahl 1585.
Das Haus hat einen massiven steinernen Unterbau, welcher von der Wohlhabenheit und dem Geschmack des Erbauers Herrn Dr. Kellner hinlänglich Zeugniß ablegt; die Tragsteine unter dem ersten Stock gehören mit zu den schönsten, welche wir hier in Frankfurt aus jener Periode besitzen; das Eck ist mit einem nach unten in ein Säulchen übergehenden Träger geschmückt, an welchem in Stein gehauen ein Löwe sitzt, der zwei Wappenschilder hält, deren Flächen entweder nur bemalt waren oder später glatt gehauen sind, denn sicher trugen sie das Wappen des Erbauers und seiner Frau. Die Träger unter dem zweiten Stock sind zierlich von Holz geschnitzte sitzende Figuren in Ornamenten. Das Haus hatte früher keinen Kalkputz, sondern stand, wie es damals üblich war, in Lehm und Balken, wahrscheinlich bunt bemalt. Es hatte Fenster mit runden oderkleinen viereckten verbleiten Scheiben und über den unteren Thürbogen sogenannte Wetterdächer, alles dem Geschmack und den einfachen Bedürfnissen der Zeit seiner Entstehung angemessen, wie unsre jetzigen Häuser alles dem Geschmack und den einfachen Bedürfnissen der Zeit seiner Entstehung angemessen, wie unsre jetzigen Häuser den unsrigen; der Herr
Band 10, Seite 113
Dr. Kellner würde sich wundern, wenn er heute wiederkäme.
Band 10
18. März 1859
Bei einer etwaigen Bearbeitung der Geschichte des Hauses wäre es am Besten, erst chronologisch geordnet die Quellen und Originaldocumente vorzudrucken und nachher kurze Bemerkungen über die ganze Zeit zu machen.
Die Jahre 1583-85 scheinen in Betreff der Baulust dahier außerordentlich ergiebig, indem eine Menge von Häusern, ja, ich möchte sagen, ganze Straßen damals entstanden, namentlich aber ist der Reichthum zu bewundern, mit welchem die meisten Häuser aufgeführt sind, die Steinhauerarbeit und Holzschnitzereien.
Band 10
Mai 1863
Seit ungefähr 6 Wochen wird der untere Stock des Hauses zu Läden eingerichtet und somit total verändert (ruinirt), die kleinen Fenster über den Bogenfenstern sind zugemauert, die Bogen theilweise herausgebrochen; kurzum der Originalcharacter ist nicht mehr zu erkennen, zumal der jetzige Eigenthümer die prächtigen steinernen Träger unter dem Ueberhang des ersten Stocks in Holzfarbe anstreichen ließ, um sie mit den Ladenerkern in Einklang zu bringen. Es ist dieß der ärgste Schabernack, den er seinem Geschmack hätte anthun können.
Band 10
21. Juli 1877
In den letzten Jahren wurden sämmtliche noch übrig gebliebenen unteren Räume in Läden verwandelt, die rundbogigen Thüren in Oeffnungen mit wagerechtem Sturz verwandelt und somit der Originalcharakter des Hauses vom Erdgeschoß vollkommen ausgetilgt.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Altes Augsburg | Biersecker Haus
Große Sandgasse 10 | Bleidenstraße 27
K.55
[kein Datum]
[Seite 115 weist keinen Text auf C. K.]
Band 10, Seite [116]
16. April 1859
Herr Dr. Böhmer hatte die Gefälligkeit, gegenwärtige Abschrift vom Original in meiner Gegenwart eigenhändig vorzunehmen.
[Es folgt auf den Seiten 116 und 117 ein doppelseitiger Text in lateinischer Sprache. Er ist auf 1363 datiert und nicht transkribierbar S. E.]
Band 10, Seite 119
1) Anno 1343, Kaufbrief
„[...] Steinbocks Hus das dagelegen ist in der […] Gazsen bij Heilen […] Hus“
Band 10
7) Anno 1445 feria quarta ante diem sancti galli confessoris
Alden augspurg das vormals des Biersacken Huß geheißen hat gelegen in der Santtgassen -
Urkund 4 Mark Geldes betreffend die dem St. Catharinen Altar in der Bartholomäus Kirch gehörig auf demcHause liegen, ausgestellt von Walther v. Schwartzenberg
Band 10
8) Anno 1446 Freitag - Freitag, proxima post diem niventones [?] sancti Ste[p]hani prothamartiris
Herrmann Isenbach Johan Kuntz (Kutz) vicar des Stifts zu St. Marthol. dahier haben einen Zins auf dem Huse und Geseßen „Alten Augspurg das vormals der Biersecken Hus geheißen hat gelegen in der Santgassen“ und wird das Haus als baufällig bezeichnet, es giebt nun seine Zinsen 1 Mark Brückenzins zur Erhaltung der Mainbrücke. Und wird besagter Zins auf Johann Nygebur und seine Erben übertragen und sollen die übrigen Zinsen von 3 Mark zur Erhaltung des der h. Dorothea geweihten Altars in St. Bartholomai gehören.
Band 10
12) Anno. 1477. Samstag vor Germani
„Höffchen gelegen in der Santgassen hinter [...] dem Santhoffen über […] dem Backhaus und zur anderen Sithen an des Schuhertz Hus da […]
Band 10
10) Anno. 1447. in vigilia purification. marie virginis.
verzichten das Weißfrauen Convent auf die auf dem baufällig gewordenen Hause zum alten Augsburg gelegenen Zinsen.
Band 10, Seite [120]
11) Anno 1451 sabbato die post anthonij confessoris
Die Mauer betreffend zwischen alden Augspurg und Neuem Augspurg gelegen in der Santgassen, Urkunde ausgestellt von Johann Monis, Schöffe
Band 10
14) 1493 Samstag nächst nach St. Marcus Tag.
Hoffgin auch Fleck genannt, gelegen hinter Alden Augsburg in der Santbornengassen, gelegen neben dem Backhuse stoßt hinten uff alten Augsburg und vorn uff die Gassen, darff nicht verbaut werden
Band 10
18) Anno 1497. Ablösung einer Gülte gelegen auf einem Stall.
„Ein Stall mit seiner Zugehörung in dem Froschengäßchen gelegen neben Henne von Bergen dem Backer und Georgen Froschen" - weiter heißt es [Leerstelle]
Band 10
16) 1537, 14. Decemb.
muß Hanß von Klotzenbrokh eine Backstube die er in ein streitiges Höfchen oder Anleite gebaut wieder abthun weil Margarethe Frosch ihn deßhalb verklagt und Recht erhält.
außen auf der Urkunde steht mit alter Schrift geschrieben „Urtheil des Becker Hoeffchens halber in Alten Augspurg Anno 1537
Band 10, Seite 121
3) Anno 1435 feria sexta proxima post valentini ep.
Backhuße gelegen in der Santgassen an neuen Augspurg
Urkunde ausgestellt von Rudolph Geyling, Schultheis.
Band 10
4) 1435. feria quarta proxima dominicam Invocavit me.
“Backhuse gelegen in Santgassen harte an dem Geseße Neuwen-Augspurg zu einer Syten und zur anderen Syten an [...] hoves statt stoßet, und war solches Backhus baufällig und vergenglich, wird verkauft um 70 Gulden Frankfurter Währung an Johann Nygebur. Diese 70 fl. sind die Ablösungssumme von 4 Gulden Grundzins.
Band 10
18. April 1859
[Diese Seite weist keinen Text auf S. E.]
Band 10, Seite 123
9) O. U. 1446.
„Hus und Geseße genat. Alden Augspurg gelegen in der Santgassen das [...] der Byersecker Huß genannt waren“ weiter heißt es „und als wie dasselbe Huß vergenglich worden und langezyt […] gelegen und [...] davon nichts (kein Zins) gefallen sey“ u.s.w. -
Urkunde über drei Mark Geldes - Pfaffenzins genannt - so Johann Nygebuer dem St. Dorotheen Altar zu St. Bartholomäus abgelöset.
Band 10, Seite [124]
5) 1438 Sabbat. post Kilian O. U.
In einer Vergleichsurkunde zwischen Johann Nygebuer und Henne Stolle wegen Licht und Traufrecht heißt es: als von eines Winkels wegen zwischen dem Flecken in der Santgasse und der Mauer die an Ald Augspurg gehört - und dem Bau den Johann Nygebuer machen will gegen das Backhaus hart an der Mauer von alden Augsburg; Henne Stolle Besitzer von a. Augsp. macht ihm den alleinigen Besitz jenes Fleckens streitig, weil er Traufrechte dahier habe und vereinigen sich beide Partheien dahin daß Nygebuer seinen Bau hart an die Mauer von Ald. Augspurg setzen solle aber keine Fenster nach dem Hofe daselbst haben solle und wer das Haus und Hof alten Augsburg an sich bringen und dahin bauen wolle, müßte das Wasser von Henne Stolles Bau auf seine Kosten durch das Haus alden Augspurg leiten ohne daß Stollen etwas bezahlen müsse, doch dürfen auch keine Fenster gegen die Seite von Stolle hin gemacht werden.
Band 10
6) Anno 1438 feria quarta proxima post dominicum Laetare
eines Winkels wegen der hinter dem Baghuse an der Santgassen gelegen hine geht und bis an das vorgenannten Johanns Nygeburs Huß genannt Augspurg vormals allewege als u.s.w.
Streit wegen Wasserablauf betreffend Urkunde ausgestellt von Johann Palmstorffer, Schöffe.
Band 10, Seite 125
13) 1479, 15. Juli. O. U.
Ich Thomas Henne Glaser und ich Egla sin eheliche Husfrau=
we Bürgern zu Frankfurt bekennen für uns und unsere erben
offentlichen in diesem brieffe daß wir recht und redelichen ge=
kaufft han umb den Ersamen und wysen Wicker Froischen
den eltern Scheffen zu Franckfurt und sin erben eyne Hofschin
hynder synem Huse Aldenaugspurg in der sant Born=
gaßen, umb eyn sannen Gelts so wir Inen dan gut=
lichen Ußgericht han, und gibet derselbe flecke für [...]
zwey pfund fünff schilling zween Heller, den [...] die
den Zinß druff han, gelegen neben backhuß uff eyner
und an Conrat Swalbachs schuchmachers gelaßen witwe
uff der andern syten und stoße hinden uff Alden Augspurg
und forn uff die gaßen und ist berett wan wir vorgen=
[...] oder unser erben den flecken verbuwen wulten so
sollen und wollen wir nit hoher buwen den unde[...]
den obersten balcken also daß die hoerst desselben
dachs nit hoher gehe dan an die balcken
da das gesperre uff [...] in Conrat Saalbachs des
schuchmachers seligen Dache. Auch ist beret, daz mir und
unsere erben dem Hoff nyt wyder verbawen sollen dan
Sechtzehen schuwe lang von Aldenaugspurg an zu messen
gegen der Gaßen zu [...] eß sol dazuschin seyn
unverbuwet bliben wir sollen auch die liecht von dem
gehzse Aldenaugspurg nit versetzen verhenken ver=
buwen oder verlegen in dheineweyse deßglichen
sollen wir die winckel und treyff nit verbuwen
oder versperren Sunder die Dreyff und wassergenge
sollen fry fallen iren gang haben und behalten wie
die von alter gegangen han und auch itzunt gehen
und die profegen an den [Rest der Zeile im Original durch Beschädigung unlesbar S. E.]
Band 10, Seite [126]
beschedigen. Auch so hat der vorg. Her Wicker sin
erben oder besitzer des vorgen. Huses Aldenaugs=
purg ime her und macht behalten in den vorgen.
Hoff zuschaden noch syner nottorfft und weers sache
daß es sich uber kortze oder lang begeben daß der
vorg. Her Wicker oder wer die Husunge Aldenaugs=
purg inhette die proffeyen rumen oder fegen wult
oder sichst gebrechen davon were daß sollen und
wollen wir ine durch unsern Flecken alles
gonnen zu thunde so dicke des not gesehen
Argeliste und peuerde Her in gentzlichen uß=
geschieden.
Das zu [...] Urkunde so han wir obget. ehlute [...]
und Eyle gebeten den Ersamen Philip Katzman
Bürgern zu Frankfurt daß er sin Ingesiegel für
uns und unsere erben an diesen Brieff ge=
hangen hat des ich Philips Katzman vorgen.
auch irkennen umb betten willen der vorgen.
elute also versiegelt han doch wyr und
myne erben [restliche Zeile durch Durchstreichen unlesbar S. E.]
[...] der geben ist uff Dornstag der zwolff
appostel scheidung tag Anno dm millesimo=
quadringentesimo septuagesimo nono.
Band 10, Seite 127
Auf der Copie einer alten Urkunde das Haus
Alten Augspurg betreffend stand auf dem
Umschlag folgende Bemerkung geschrieben:
Band 10
17) 1688.
Im December 1688 gat Hr. Corniciy in
Beysorg daß die Stadt bombardiret werden
mögte die Fenster so in des Bäckers Haus
von obgenanntem Hause gehen zumauern
lassen damit im Fall Feuer auskommen
sollte solches nicht so leicht dem Haus schaden thun
möge. So zur Nachricht. Sind den 30 Juli
1698 wieder aufgemacht worden.

Hat eine Ausfahrt mit einem spitzbogigen und gut profilier=
ten Thor in das Rothelöwengäßchen.
Von dem alten Hause ist sonst nichts mehr übrig.
Band 10, Seite 129
Kopf, goldner | Kopf, rother | Pfannenschmidt
Gr. Sandgasse 12 | Flarmaulsgäßchen
K.56
16. Juni 1858
Nach einer Notiz bei Lersner II 215 wurde das Haus von einem Herrn Steffan von Cronstett in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. Erbaut; der gegenwärtig vor Augen stehende Bau ist aber viel jünger und gehört seiner ganzen Anlage nach in das vorige Jahrh. Der Unterbau ist massiv, über dem Eingangsthor befindet sich ein Kopf ausgehauen, die Fenster im Erdgeschoß sind durch eiserne Korbgitter verwahrt. Eine Ausfahrt mit einem Thor findet sich im Flarmaulsgäßchen, ebenso ein Eingang im Rittergäßchen.
Zwischen dem Hause und dem Nebenhause 14, K.57 besteht ein schmales Allment.
Band 10
18. Oktober 1872
Soeben wurde der ganze Unterbau des Hauses zu Läden eingerichtet, die ganze Vorderseite verändert und somit der Originalcharacter des Hauses total umgestaltet.
Es waren bereits bei einer früheren Reparatur die Gitter im Erdgeschoß bis auf die beiden zunächst des Thores rechts und links entfernt worden, nunmehr aber fielen auch diese nebst allen übrigen Ornamenten über der Einfahrt sowie auch diese selbst.
Band 10
1. Februar 1880
Der Gefälligkeit des Fräuleins A. v. Blittersdorf verdanke ich nachstehende Familiennotizen, welche dieselben aus dem Archiv der Familie Brentano ausgezogen hat.
Am 20. Aug. 1775 verkauft Herr Friedrich Wichelhausen das Haus an Herrn Peter Anton Brentano für die Summe von 27000 fl.
5. Dec. 1801 übernahm Herr Franz Brentano dasselbe erbeigenthümlich für 45000 fl. und trat am 15. Dec.
Band 10, Seite [130]
desselben Jahres seinem Bruder Herrn Georg Brentano die Hälfte für 22500 fl. ab.
6. Aug. 1842 hat Herr Georg Brentano das Haus allein übernommen, er ließ dasselbe insofern verändern als er den Dachstock zu beiden Seiten des mittleren freistehenden Giebels mit diesem zu gleicher Höhe zusammenbauen und somit eine durchgehende Fronte des dritten Stocks herstellen ließ.
Es ist das hiesige Stammhaus der Familie Brentano; Clemens Brentano sowie Bettine, später Frau v. Arnim, sind darin geboren und wohnte Letztere längere Zeit mit ihren Töchtern darin.
Es hieß auch zum rothen Kopf sowie auch zum Pfannenschmidt.
Band 10
16. Juli 1860
Seit einiger Zeit ist das Haus in den Besitz der Naumannischen Druckerei übergegangen, vergl. Lit. K.9.
Band 10, Seite 131
Falkenstein
Große Sandgasse 22
K.61
4. April 1881
An einem mit dem Nebenhause kl. Kornmarkt 2, K.164 gemeinschaftlichen Horststein der Brandmauer die Jahreszahl 1758, die wahrscheinliche Erbauungszeit der beiden Häuser, was auch die Bauformen, welche bei denselben zur Anwendung gebracht sind, vollkommen bestätigen.
Das Haus bildet das Eck mit dem Rittergäßchen.
Tragstein unter dem ersten Stock des Hinterhauses im Rittergäßchen, s. Abb.
Band 10, Seite 133
Stadt Weilburg
Große Sandgasse 25
K.62
12. Juni 1872
Massiver Unterbau aus dem 17. Jahrh. Der Seitenbau im Hofe links enthält im Erdgeschoß zwei mit einem Kreuzgewölbe überdeckte Räume deren Rippen späte Profilirung zeigen. Die Schlußsteine haben alte Formen, scheinen aber doch dem 17. Jahrh. anzugehören.
Die Fensterbogen sowie das Hauptthor sind in Diamantschnitt ausgeführt. Rechts im Hofe am Vorderhaus der Tragstein für die Rolle des ehemaligen Ziehbrunnens ist ziemlich reich profilirt und verziert.
Band 10
11. September 1872
Soeben wird der Unterbau des Vorderhauses zu Läden eingerichtet und die schöne Steinarchitektur an dem Thor und den Fensterbogen vernichtet.
Band 10, Seite 135
Weisse Schlange
Gr. Sandgasse 17
K.66 | K.67
5. Mai 1878
Das Haus hat dem äußeren Anschein nach keine bemerkenswerthen Eigenthümlichkeiten, was jedoch den nach dem kleinen Gäßchen hin mündenden Ausgang betrifft, so führt derselbe durch ein mit einem Spitzbogen geschlossenes Thor, das in dem Schlußstein die Jahreszahl 1528 eingehauen trägt und scheint dieses Thor der einzige Ueberrest der älteren Gebäude zu seyn.
Band 10, Seite 137
Rosengarten | Roseneck
Gr. Sandgasse 9 | Kirchgasse 6
K.84
9. Oktober 1877
Ueber der Hausthür im Schlußstein ein Faß nebst den Zeichen des Bierbrauerhandwerks mit den Buchstaben C. R. 1787, und es ist unzweifelhaft, daß das Haus seine Erbauung dieser Zeit verdankt. Dasselbe geht durch in die Kirchgasse, s. Abb. [R1540]
Band 10, Seite 139
Ortenstein | Artenstein | Weinsberg
Gr. Sandgasse 11
K.85
9. Oktober 1877
Haus aus dem Ende des 16. Jahrh. Der steinerne Unterbau mannichfach verändert mit guten Tragsteinen unter dem Ueberhang des 1. Stocks. Die oberen Stockwerke ziemlich erhalten mit steilem Giebel und auf demselben eine prächtige Wetterfahne, ein wahres Muster wie kaum noch hier eine vorhanden, s. Ab. [R0633] Das Haus bildet das Eck mit der Kirchgasse.
Band 10, Seite 141
Ulmer Hof | Baumeister
Gr. Sandgasse 7 | Paulsplatz 16
K.86
9. Oktober 1877
An einem Tragstein im 2. Stock an der Brandmauer die Jahreszahl 1725, welche allem Anschein nach die Erbauungszeit angiebt. Das Haus geht durch auf den Paulsplatz.
Band 10, Seite 143
Drei Muscheln | Weiss von Limburgs Hof
Gr. Sandgasse 5 | Kirchgasse 1
K.78
Mai 1860
Am Ende des Gäßchens querstehend als Schlußgebäude hat das Haus seinen Namen wahrscheinlich von dem Wappen der Familie Stalburg, das über dem mit einem Spitzbogen überdeckten Thore im Schlußstein angebracht ist, s. Abb. [R1188]
Dieses Thor ist die Einfahrt in das Hinterhaus, das hierher in das Gäßchen mündet und seinen alterthümlichen Charakter noch heute bewahrt hat.
Band 10, Seite 145
Sommerwonne
Große Sandgasse 1 | Neue Kräme 13
K.88
März 1859
1511 wird in einer Urkunde über das Haus zum Rothen Löwen dieses Hauses gedacht, nämlich
„Et Huß mit syner Zubehorung genannt zum Rothen Lewen zwischen der gulden Smidten und der wißen Rosen gegen dem alten Sensenschmidt und der Sommerwon uber gelegen.
1575, 20. März Urkunde über den Rothen Löwen „gegen der Sommerwon“ über.
Band 10, Seite 147
Leinenburg
[kein Datum]
1585. In einer Vergleichsurkunde „des hinten an den Roten Löwen, s.d. anstoßenden Hauses zur Leinenburg“
Band 10, Seite [unpaginiert]
Sandgasse, kleine
[kein Datum]
Band 10, Seite 149
Sandhof | Allment am Braunfels
Kleine Sandgasse 4
K.26
Juli 1859
Das in der Abb. [R0445] gegebene Wappen findet sich über einem Fenster an der Seite des Hauses nach der kleinen Sandgasse hin eingemauert. Es trägt die Buchstaben B. E. K. 1589, welche Jahreszahl die Erbauungszeit des Hauses angiebt, wie auch aus einer Urkunde hervorgeht, die das Archiv der Gesellschaft Frauenstein aufzuweisen hat und welche in genauerem Auszug bei dem Hause Groß Braunfels zu finden ist, s.d.
Ein Treppenhaus im Hofe, einzelne Steine und Fenstergewänder mit sich durchschneidenden Stäben sind auf derselben Seite zu sehen, so wie auch in dem Giebel sich noch ein Fenster vorfindet, das vielleicht das älteste ist und der Ueberrest eines alten Baues zu seyn scheint. S. Ab. [R1538]
Band 10, Seite [unpaginiert]
Sandhof
[kein Datum]
Band 10, Seite 151
Heiligenstock, am Sandhof
1. Januar 1865
Der in Abb. [RS0170] beigegebene Heiligenstock liegt gegenwärtig an dem Weiher am Eingang von Niederrad und soll früher an der kleinen steinernen Brücke am Sandhof gestanden haben, was auch mit meiner Erinnerung übereinstimmt.

[Nachtrag von fremder Handschrift; der Text war ursprünglich mit Bleistift geschrieben: S. E.]
Er steht gegenwärtig an der östl. Kirchhofmauer in Niederrad, wo ihn der dortige Geistliche mit Erlaubniß der Forstbehörde etwa 1875 aufgestellt hat. - O. C. 1884.

Die auf demselben befindliche Schrift heißt Hans Junck, wenigstens kann ich sie nicht anders lesen, das Wappen zeigt auf der rechten Seite einen Anker, an dem ein Fisch hängt, auf der linken ein (Schaaf mit einem Kleeblatt?). Wahrscheinlich sage ich, denn es ist ziemlich zerstört, doch giebt es hier in Frankfurt eine Familie, die dieses Wappen führte oder noch führt, ich kenne sie aber nicht. Vielleicht entdeckt mir der Zufall die Sache.
Band 10
Sandhof.
„Es wird zu Jedermanns Nachricht hierdurch bekannt gemacht, daß weilen da ein Bau auf dem Teutsch Herrischen Hof dem Sandhof, völlig fertig nun die Wirthschaft allda wiederum fortgeführt werden wird. Intelligbl. 17. April 1756.

[Nachtrag in fremder Handschrift, wie bereits oben S. E.:]
Das untere Stück eines anderen Heiligenstockes, genau wie die übrigen, der auch in der Gegend des Sandhofs gestanden haben soll u. längere Zeit als Pfosten einer steinernen Ruhebank diente,
Band 10, Seite [152]
befindet sich jetzt in der Ummauerung der Waschbech [?] vor Niederrad.
O. C. 1884.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Schäfergasse
[kein Datum]
Band 10, Seite 153
Peterskirche
Schäfergasse 27
1772, 24. Jan. Frkf. Intell. Bl.
Peterskirche
Schäfergasse 27
[kein Datum]
Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Bäume an der Peterskirche künftigen Montag Nachmittags 2 Uhr an den Meistbietenden verkauft werden sollen.
23. Jan. 1772.
Band 10
Peterskirche
C.145
Tabernakel
Peterskirche
C.145
12. Oktober 1873
In der äußeren Wand des Chores zwischen zwei Pfeilern entdeckte ich heute ein steinernes Tabernakel mit zwei zierlich ausgehauenen Wappenschildern. S. Ab. [R0850] Es ist von einem kleinen Lädchen überbaut und ziemlich versteckt, so daß ich nur durch einen Zufall auf dessen Spur gerathen bin.
Band 10, Seite 155
Schäfergasse 19 | Schäfergasse 21
C.147 | C.148 | C.149
11. Juni 1874
Heute wurde der Anfang mit dem Abbruch der Gebäude gemacht; ich beeilte mich, eine Aufnahme in der Vogelschau anzufertigen, ebenso eine Ansicht des Hofes von innen, s.d.
Alterthümliches und an eine frühere Zeit erinnernd, fand ich nur die Reste eines Spitzbogens, der früher einmal eine Thür überdeckt haben mag. Sie lagen seit langer Zeit bemoost im Hofe neben den Resten eines alten Ziehbrunnenkranzes.
Sämmtliche jetzt dastehende Gebäude scheinen dem vorigen Jahrh. anzugehören, im Schlußstein des Thorbogens auf einem Wappenschilde, das von zwei Löwen gehalten wird, eine Scheere als Zeichen der Tuchbereiter oder Tuchscheerer Zunft.
Band 10
Bombe. 13. Juli 1796.
Als besondere Merkwürdigkeit ist die Bombe zu betrachten, welche unter den Fenstern des ersten Stocks an dem kleinen Häuschen C.148 nach dem Peterskirchhof hin in die Mauer eingelassen ist. Sie wurde bei der Beschießung von 1796 durch die Franzosen hereingeworfen und ist mit weißer Oelfarbe das Datum 13. Juli 1796 darauf gemalt. Sie bildete eine meiner frühesten Jugenderinnerungen und war früher besser zu sehen, da der Kirchhof noch nicht so dicht bewachsen war.
In neuerer Zeit diente die ganze Localität als Waschanstalt wegen des schönen und großen Bleichgartens, der direct an den alten Peterskirchhof anstößt. Herr Kaufmann Mumm erstand dieselbe, legte die alten Häuser nieder und wird Geschäftslocalitäten zum eigenen Gebrauch darauf errichten lassen. An die Häuser schloß sich das alte Thor der Peterskirchhofes an, s. Abb. [R0053]
Als man während des Abbruchs bemüht war, die obenerwähnte Bombe herauszunehmen, um sie der Merkwürdigkeit wegen zu erhalten, fand sich, daß dieselbe nur in Stein ausgeführt war.
Band 10
30. September 1876
Die Bombe ist seit einigen Tagen wieder an derselben Stelle, so gut es sich nur immer thun ließ, in die neue Wand eingemauert und mit der größten Sorgfalt geschont worden.
Band 10, Seite 157
Alte Welt | Schäferhof
Schäfergasse 13
C.152
Mai 1862
Ein noch beinahe ganz erhaltenes Haus aus [dem] 17. Jahrh. mit reichen Tragsteinen unter dem Ueberhang des ersten Stocks und einem nach der Straße zu gekehrten Giebel. In den vorderen Zimmern des ersten Stocks befinden sich an der Decke in reicher Stukaturarbeit Scenen aus der hl. Schrift ausgeführt. Die Figuren sind beinahe ganz erhaben und treten frei heraus, ähnliche Beispiele kommen hier noch vor im Haus Stolzenberg am Garküchenplatz, s.d. und in der gold. Wage, Markt, s.d.
An den Thüren findet sich altes geschnitztes Holzwerk und sonst noch alte Ueberreste der Entstehungszeit, ferner im Hause auf allen Vorplätzen Gewinkel trepp auf und ab. An dem Brunnen im ersten Hofe liegt ein Stein als Untersatz für die Gefäße, welcher offenbar nicht dahin gehört, sondern einem Thorbogen entnommen zu seyn scheint, dem er wohl früher als Schlußstein gedient haben mag; er trägt die Jahreszahl 1674 nebst den Buchstaben C. K. und eine Hausmarke, welche eine Maischgabel, das Zeichen des Bierbrauerhandwerks darstellt. Die Buchstaben C. K. könnten auf den Namen Kruck deuten, welcher Familie das Haus bis in die letzte Zeit gehörte und welche das Wagnerhandwerk in dem Hause betrieb.
Die Durchfahrt nach dem zweiten Hofe war früher durch zwei steinerne Thorbogen geschlossen, die jedoch herausgebrochen sind, aber deutliche Spuren ihres Daseyns hinterließen, und wahrscheinlich dürfte
Band 10, Seite [158]
der obenerwähnte Stein daselbst angebracht gewesen seyn.
Auch in dem Hofe die Hintergebäude sind alt und namentlich charakteristisch ist das Haus, unter welchem die Durchfahrt nach dem dahinter liegenden zweiten Hofe führt. An einem steilen Brandmauergiebel nach der Seite des Nachbarhauses No. 15 hin findet sich in eisernen Ankern die Jahreszahl 1674 angebracht.
Band 10
Dezember 1874
Im vergangenen Jahre haben die Gebäude des Vorderhauses durch einige kleine Veränderungen und einen neuen Anstrich ihr alterthümliches Aussehen theilweise eingebüßt; es wurde bei dieser Gelegenheit das kleine Pförtchen neben dem Eingangsthor in einen Laden verwandelt und eine Thüre daneben in die Wand gebrochen.
Band 10
25. Januar 1878
An der Brandmauer dicht neben den oben erwähnten eisernen Ankern findet sich ein steinerner Kopf eingemauert, welcher entweder früher an einem Brunnen als Ausgußstein oder als Tragstein verwendet war. Soweit ich ihn zu erkennen vermochte, ist es ein Löwenkopf und vielleicht der Ueberrest eines älteren Bau‘s, den man, um ihn zu erhalten, hier einmauerte.
An der alten und sehr malerischen Ringmauer, welche im Nachbarhofe 15 sehr gut sichtbar ist,
Band 10, Seite 159
befand sich früher ein Ziehbrunnen, der aber längst außer Gebrauch und durch eine benachbarte Pumpe ersetzt wird. Die Ringmauer ist älter als die auf ihr stehenden Gebäude, sie steht allenthalben ungefähr um einen Fuß vor und ist etwa 10 Fuß hoch, stellenweise aber auch viel höher; wann sie erbaut wurde, konnte ich bis jetzt noch nicht ermitteln.
Auf der Ab. [R1582] des Hauses ist dieselbe da, wo sie in dem Nachbarhofe 15 freiliegt, sehr deutlich zu sehen und scheint gemeinschaftlich zu seyn.
Häuser in dieser Art und in dieser Weise erhalten, gehören jetzt schon zu den Seltenheiten, und wie ich vernommen, droht auch diesem so schönen Beispiel bereits die Vernichtung, indem es von Herrn Lejeune, dem Besitzer des Nachbarhauses 15, erkauft ist und zu Geschäftszwecken verändert oder ganz umgebaut werden soll.
Die Abb. [R1582] zeigt das Vorderhaus, wie es vor der Reparatur etwa um das Jahr 1860 ausgesehen hat, damals war die kleine Pforte noch nicht in einen Laden verwandelt, ich habe diese entstellende Veränderung weggelassen und dasselbe in seinem Originalzustand gegeben.
Band 10
17. August 1879
Seit ungefähr 4 Wochen ist das Haus auf den Abbruch feilgeboten und seit 16. Aug. der Anfang desselben in Angriff genommen worden, durch die Geschicklichkeit des Herrn Phot[ographen] Huth ist es gelungen, die im
Band 10, Seite [160]
ersten Stock des Hauses befindliche Stuckdecke in photograph. Abbildungen dem Gedächtniß der Nachwelt zu retten.
Bei einer weiteren Untersuchung fand ich in dem hinteren Theile des Vorderhauses eine Zimmerdecke in höchst geschmackvoller Anordnung und Ausführung mit schöner Eintheilung in Felder, welche nun leider auch ihrer Zerstörung entgegengeht.
Band 10
4. September 1879
Das Haus an der Schäfergasse ist bereits bis auf den ersten Stock heruntergebrochen und stürzte bei dieser Gelegenheit die hintere Giebelwand vor einigen Tagen ein, wobei das Fuhrwerk eines Bauern bedeutend zerschlagen wurde. Glücklicherweise nahm niemand dabei einen Schaden.
Band 10
25. September 1881
Bei dem Abbruch des Vorderhauses wurde ein in eine Mauer eingebundener Tragstein aus Basalt gefunden, der auf seiner senkrechten Fläche die Jahreszahl 1493 und auf einer darunter befindlichen schrägen die Zahl 1593 trägt.
An der Stelle des ebengenannten Vorderhauses steht ein stattlicher Bau massiv in rothem Sandstein aufgeführt und bereits bewohnt. Er schädigt natürlich die gegenüberliegenden Häuser bedeutend an Licht und Luft.
Siehe auch:
Band 10, Seite 161
Stadt Ulm
Schäfergasse 9
C.155
2. Juni 1863
Ist eine jener alten Fuhrmannswirthschaften mit weitläufigter Einrichtung, Schoppen, Ställen, Remisen und sehr tiefem Hofe, wie sie diese Stadtgegend besonders viel aufzuweisen hat, eine Behaglichkeit und Einfachheit der Handelsverhältnisse früherer Zeiten abspiegelnd, wie man jetzt selten mehr ein Beispiel trifft. In einem solchen Hofe sah man durch die enge Thorfahrt den Fuhrmann mit seinen von 6 Pferden gezogenen schwerbeladenen und mit einem weißen Tuch überspannten Frachtwagen fröhlich einfahren mit der Voraussicht, jetzt wohl 3 oder 4 Wochen darin heimisch zu werden, denn so lange blieb ein solches Gefährth jedes mal stehen bis es völlig abgepackt, die Waaren an Ort und Stelle geliefert, frische Ladung eingenommen und verpackt, sich zur Rückfahrt rüstete, um dieselbe Tour alsdann wieder von vorne zu beginnen. Solche Leute kehrten 30 und mehr Jahre immer in demselben Hause ein und waren daselbst wie in ihrem Eigenthum; auch wußte man nicht anders im Publikum, als der Fuhrmann so und so logirt da und da.
Vom Großvater auf den Enkel ging das so fort, sowohl mit dem Wirth wie mit den Fuhrleuten. Da kamen die Eisenbahnen, aller niederdonnernd und gewaltig vernichtend. Allmählich wuchs das Gras in diesen Höfen zwischen dem alten Pflaster, die Ställe wurden leer, die kleinen Fuhrwerke der Handlungsreisenden waren schon lange ausgeblieben - Adieu, alte Zeit.
Band 10, Seite [162]
1864
Die Hinterbauten sind gegenwärtig in vollem Abbruch begriffen, es war ein rechtes Glück, daß ich im vorigen Jahr die beiden Zeichnungen davon gemacht habe. So geht ein charakteristisches Bild der Vorzeit nach dem anderen zu Grunde.
Die eine Abbild. [R0862] zeigt die vordere Einfahrt, von der Schäfergasse her gesehen, die andere gibt gerade die entgegengesetzte Seite, nämlich von dem hintersten Theil des Hofes nach vorne gesehen. Auf ihr ist das Vorderhaus, das man hier von der hinteren Seite erblickt, noch ganz in seinem alten Zustande erhalten und gibt nebst dem übrigen Theil des Hofes ein getreues Bild einer ehemaligen Fuhrmannswirthschaft. S. Abb. [R0863]
Band 10
14. September 1881
Seit dem 11. Sept. hat der Abbruch sämmtlicher älteren im Hofe stehenden Gebäude begonnen und ist auch bereits das Vorderhaus in Angriff genommen worden, es sollen sämmtliche Bauten bis auf den Grund niedergelegt und neu aufgebaut werden. Mit ihnen verschwindet abermals ein charakteristisches Merkmal der Schäfergasse und der alten Zeit.
Band 10, Seite 163
Tannenhirsch
Schäfergasse 7
C.156 | C.157
Mai 1860
Am 10. oder 11. Mai begann der Abbruch der links vom Eingang gelegenen Gebäude C.158 (5), sie waren an die Brandmauer des Gasthauses zum Römischen Kaiser angebaut und mochten vielleicht aus dem 17. oder Anfang des 18. Jahrh. herrühren, es war nichts Bemerkenswerthes darunter, allein die gegenüberliegenden niedrigen Häuser, welche bei Weitem älter sind, nahmen meine Aufmerksamkeit alsbald in Anspruch. Gleich unter dem Thorbogen rechts findet sich eine mit einem Rundbogen überdeckte Thüre mit einem Fenster darüber, beides von Stein, die folgenden kleinen Häuser aber sind wahrscheinlich noch älter und gehören allem Anschein nach in den Anfang des 16. Jahrhunderts. Im Erdgeschoß ungefähr 2 Fuß dicke Mauern, Fenster und Thürgewände massiv gekehlt und mit Faasen; auch die Treppe von 6 Stufen, welche nach dem so hoch über dem Boden liegenden Erdgeschoß führt, ist von Stein. Sodann eine Thür mit beifolgendem Bogen, der unzweifelhaft die Zeit angiebt, über derselben ein Bodenplättchen von dem bekannten, vielverbreiteten Muster in die Wand eingemauert, vor Allem aber der Spitzbogen im Holzwerk an dem Fig. 1 [R0871] abgebildeten Zwerghaus, welcher keine Zweifel an der Abstammungsperiode aufkommen läßt, indem er
Band 10, Seite [164]
als auf dem Dach stehend, nothwendig das Jüngste sein muß und so rein hier sehr selten gefunden wird. Noch befindet sich ein Treppenthürmchen gleich hinter dem Thorbau mit massiver rechtwinkliger Ueberdachung, doch scheint es mir jünger und gehört vielleicht in den Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Höfe und Häuser auf der Schäfergasse sowohl wie auf der Friedbergergasse tragen Alle denselben bestimmten Charakter, verschwinden aber jetzt mit reißender Schnelligkeit, und es ist deßhalb um so nöthiger, deren Andenken in Schrift und Bild zu bewahren, damit die kommenden Generationen im Stande sind, sich eine klare Vorstellung des Zustandes unserer Vaterstadt in den früheren Perioden zu machen.
Die Tragsteine und das Thor am Vorderhaus auf der Schäfergasse sind dem 17. Jahrh. angehörig.
Band 10
13. Juni 1863
Soeben wird der hintere Theil der rechts im Hofe befindlichen Ställe abgebrochen, bei Gelegenheit des Abbruchs der hinteren Bauten im Hofe der Stadt Ulm, s.d.
Diese Hinterbauten bestanden aus langen Ställen, deren Decken mit gewaltigen Durchzügen von Eichenholz auf schön profilirten hölzernen Trägern standen, deren Formen zu zeichnen ich hier übergehe, weil sie gar vielfach in jener Zeit vorkommen und allbekannt sind. An dem Thorflügel nach der Schäfergasse hin findet sich ein wohlerhaltenes Beschläg, s. Abb. [R0870]
Band 10, Seite 165
Schäfergasse 8
C.164
4. April 1862
Ueber der Hausthüre des massiv in Stein ausgeführten Unterbaues findet sich auf einem etwa einen Zoll tiefer liegenden Felde die Inschrift eingehauen.
Usque huc adjuvit nos Jehova.
sodann an einem Tragstein unter dem ersten Stock 1751 G. M. Dieser Tragstein ist mit dem Nachbarhause [Leerstelle] gemeinschaftlich.
Band 10, Seite 167
Schäfergasse 14 Hinterhaus
C.166
19. Mai 1878
Ein großes mit einem wagerechten Sturz überdecktes Einfahrtsthor und neben demselben eine Hausthüre mit hölzernen Pfosten, welche in der Oeffnung über ihr ein äußerst zierliches Eisengitter mit den verschlungenen Buchstaben J. M. K. trägt. Das ganze Haus stammt aus dem Anfang des vorig. Jahrh. und überbaut den Thorweg. Ein langer Hof zieht sich bis nach der Friedbergergasse hin und heißt dort (25) Zum alten Kutscherhof.
Im Hofe rechts von der Friedbergergasse her an einem Schoppengebäude im Schlußstein über einer Thüre 1763. G. M. R. Die Jahreszahl deutet jedenfalls auf den in diesem Jahre stattgehabten Brand, s. Batt. 6, p. 143, allwo auch die beiden offengelassenen Stellen der Jahreszahl mit 3 zu ergänzen sind.
Band 10, Seite 169
Schäfergasse 16
C.167
19. Mai 1878
Soeben wird ein Theil des Erdgeschosses zu Läden eingerichtet und dadurch dem Hause der Charakter genommen. Die Hausthür mit ihrer Steinhauerarbeit und ihrem Eisengitter zeugt von großem Geschmack, und es thut mir immer leid, zu sehen, wie derartige Dinge zerstört werden, ohne daß etwas Besseres an ihre Stelle tritt. Hoffentlich bleibt die Thür verschont.
Band 10
25. Mai 1878
Leider ist auch die Thüre der Neuerung zum Opfer gefallen, und was ist an deren Stelle gesetzt, ein Erker, der in keiner Weise zu der Architektur des Hauses paßt.
Band 10, Seite 171
Schäfergasse 30
C.173
1. Juli 1875
Das Haus ist soeben bis auf den Grund niedergerissen um neu auferbaut zu werden. Abermals fällt mit ihm ein Hauptkennzeichen der dortigen Gegend.
Band 10, Seite 173
Schäfergasse 40
C.178
1. April 1873
Die alten Häuser wurden abgebrochen und somit fällt ein sehr kenntlicher Theil der Straße als Opfer der Neuzeit. Auf der Abb. [R0859] s.d. sind dieselben in ihrem alten Zustande zu sehen.
Band 10
5. April 1873
Bei dem Abbruch dieser äußerst malerischen Bauten verglich ich die Formen der Tragsteine mit anderen bekannten und habe allen Grund zu glauben, daß sie in die letzte Hälfte des 17. Jahr. gehören.
Wer die Schäfergasse in ihrem früheren Aussehen gekannt hat, wird sich jetzt kaum mehr an dieser Stelle derselben zurechtzufinden wissen.
Band 10, Seite 175
Stadt Cassel
Schäfergasse 28 | Schäfergasse 46 | Friedbergergasse 37
C.197 | C.181
21. Mai 1859
Im Hofe, welcher weit hinein nach der Friedber[ger]gasse hin zieht und daselbst auch einen Haupteingang hat, finden sich viele alte Spuren. Im Jahre 1838 wurde ein Theil der alten Gebäude niedergerissen und durch neue ersetzt, ebenso wurde nach Lersner, wie später angeführt werden wird, im Jahre 1711 ein Theil der Gebäude ein Raub der Flammen; ob nun bei letzterer Gelegenheit oder bei deren Neubau 1838 die beiden in Abbildung [R0865b] angefügten Wappen an ihre jetzige Stelle, wo sie nicht hingehören, gesetzt wurden, ist nicht zu ermitteln.
Gegenwärtig stehen sie an einem Hinterbau über den Fenstern des Erdgeschosses, jedenfalls aber standen sie früher über einem Thor mit einem Bogen, was die geneigte Stellung der beiden Schilder gegeneinander genugsam darthut; diese Wappenschilder sind das älteste, was sich vorfindet. Sonst finden sich im Hofe nach der Schäfergasse hin mehrere Bauten, welche wahrscheinlich aus dem Ende des 16ten Jahrhundertes stammen; wenigstens deutet das äußere Aussehen darauf hin. Soeben ist man mit dem Abbruch derselben beschäftigt, und von dem schönen alterthümlichen Hofe wird bald keine Spur mehr zu erkennen sein, indem im Sommer 1857 bereits der größte Theil, der nach der Friedbergergasse hin liegenden Bauten abgebrochen und von Grund aus neu
Band 10, Seite [176]
aufgebaut wurde. Die steinerne Treppe, welche hoch hinauf außen im Hofe zu einem mit einem Rundbogen überwölbtem Thürchen führte, gab dem Ganzen ein sehr malerisches Aussehen. Der Zufall ließ mich entdecken, daß man mit Abbrechen beschäftigt sey, ich sah nämlich von meinem Fenster in der Bleichstraße (41) in der Richtung Friedbergergasse aufwirbelnde Staubwolken und Dachgebälk alsdann frei werden; nichts Gutes ahnend lief ich hin und traf glücklicherweise gerade noch vor Anfang des Abbruchs der älteren Theile ein, indem man die Schoppengebäude zuerst abzubrechen angefangen hatte. Ob noch weitere alte Spuren bei dem Abbruch zu Tage kommen, wird die Folge ergeben. In der Wetterfahne des auf der Abb. [R0865a] [Leerstelle] gegebenen Hauses mit den Thorbogen fand sich die Jahreszahl 1763, an der anstoßenden Brandmauer des Hauses im Hofe weiter hinten fand sich im Speis oben die Jahreszahl 1767.
Band 10
1866
Bei dem furchtbaren Brande, welcher dieser Tage in einem Theil der Hinterhäuser der Stadt Cassel ausbrach, wurde das Haus, an welchem sich die beiden Wappenschilder befanden, dermaßen beschädigt, daß es ganz abgebrochen werden mußte und die beiden Wappensteine nun abermals ihre Stelle verändert haben.

[Zählfehler; die Seiten 177 und 178 sind nicht vorhanden S. E.]
Band 10, Seite 179
Schäfergasse 50
C.183
Mai 1862
An einem Tragstein des Hinterhauses im Hofe des Hauses zum Reichsapfel auf der Friedbergergasse sichtbar die Marke in Ab. [R1327] Gegeben, Marke mit den Buchstaben H. I. B. und der Jahreszahl 1666 [mit 1677 überschrieben S. E.], welche in 77 verwandelt ist.
Daneben ein aus gleicher Periode stammender Stein, der zu dem hier anstoßenden Hinterhause des Hauses 55 Friedbergergasse gehört. C.187, s.d.
Es ist nur halb sichtbar.
Band 10
7. November 1876
Mittlerweile ist der Hof des Reichsapfel durch ein hineingebautes Brauhaus an dieser Stelle bebaut und beide Steine unsichtbar geworden.
s.d. Grundriß IV. 1329, welcher die Lage der Steine anschaulich macht.
Siehe auch:
Band 10, Seite 181
Reichskrone
Schäfergasse 10
C.212 | C.213
4. April 1862
Am Hinterhaus die Inschrift 1751. J. R.
Siehe auch:
Band 10, Seite 183
Färcherhäuschen am Schaumainthor
28. Mai 1872
Solange es mir dachte, stand bei diesem Häuschen eine alte dicke Linde, ein mächtiger Baum, der aber gegen Ende der 40Jahre anfing abzusterben. Zuletzt war nur noch der dicke Stamm übrig und wurde vor einigen Jahren aber als hindernd ebenfalls entfernt.
Band 10, Seite 185
Schaumainthor | Linden alte
21. Februar 1874
Seit ungefähr 14 Tagen sind die Linden vor dem Schaumainthore gefällt. Zwei davon wurden durch Herrn Oekonom Otto Petsch ersteigert und will sie derselbe durchaus stehen lassen, was ihm aber wahrscheinlich wenig helfen wird. Mit ihnen verändert der ganze Platz sein Aussehen. Als in Frankfurt noch der 18. Oct. gefeiert wurde, standen unter diesen Linden in der Regel die Kanonen und alle Welt promenirte an dem diesseitigen Ufer um die Blitze derselben zu sehen und namentlich die Dampfringe zu bewundern, welche aus den beiden auf den Flügeln aufgestellten Haubitzen geschleudert wurden. Dazu läuteten alle Glocken. -
Alles vorbei!
Band 10, Seite [unpaginiert]
Am Schlachthaus
[kein Datum]
Band 10, Seite 187
Am Schlachthaus 5
M.92
22. Juni 1858
An einem Tragstein beifolgende Hausmarken und Handwerkerzeichen. Das Haus macht mit seinem gut erhaltenen Unterbau einen sehr alten charakteristischen Eindruck.
[MZ_10-4]
Durch die Verbreiterung der Hausthüre, welche mit einem zierlich gekehlten Rundbogen überdeckt ist, hat dieser an seinen Ansätzen herausgemeiselt werden müssen und dadurch viel verloren.
Dieß ist wahrscheinlich zu jener Zeit geschehen, als die oberen Stockwerke neu aufgebaut wurden. Das ganze Haus, namentlich nach der Seite der Metzgergasse hin, deren Eck es bildet, sieht dunkel und unheimlich aus.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Schlachthausgasse
[kein Datum]
Band 10, Seite 188
Krüglein
Am Schlachthaus 2
M.77
20. Februar 1881
[Fehler bei der Paginierung: Die Seite 188 wurde doppelt vergeben; die erste weist jedoch keinen Text auf S. E.]
Am 19. Feb. wurde dieses Haus auf den Abbruch versteigert und hat derselbe bereits begonnen. Es hat ein ziemlich alterthümliches Aussehen und ist das Äußere desselben in den Abb. nachzusehen, der untere Stock ist massiv in Stein ausgeführt und nach der Seite des Schlachthauses hin eine Thür mit einem Spitzbogen überdeckt, daneben ein altes vergittertes Fenster. An der Hausthüre, dem eigentlichen Eingang, indem die vorerwähnte Thür seit langer Zeit außer Gebrauch ist, finden sich ebenfalls alte malerische Detail[s] vor, wie die davorliegenden Stufen, der Ablaufstein, die Fensterläden u.s.w.
Im Innern noch beinahe ganz die alte Einrichtung, ebenso hat es im Ganzen sich wenig verändert. Es ist eines der charakteristischsten Häuser jener Stadtgegend und fällt mit ihm abermals ein Stück Alt Frankfurt dahin. Das Nebenhaus M.76 wurde ebenfalls versteigert und hat auch bereits der Abbruch begonnen.
Band 10
2. März 1881
Das Haus ist bereits sammt den Nebenhäusern M.76 und M.78 bis auf den ersten Stock heruntergebrochen.
Unter dem Ueberhang des ersten Stocks auf dem Eck befindet sich ein schön gekehlter Tragstein. Im Laufe der Zeit erlitt das Haus vielfache Veränderungen.
Band 10, Seite 188a
Am Schlachthaus 4
M.78
20. Februar 1881
[Von der Chronologie abweichende Paginierung S. E.]
Wird eben mit dem Nachbarhause M.77 abgebrochen. In seiner äußeren Erscheinung von altem malerischem Aussehen, wie die genaue Abb. zeigt. Mit dem Wegfall dieser drei Häuser verändert sich die ganze Gegend. Ein schönes Gitter, leider halb zerstört, befand sich an einem Fenster des Unterbaus.
Band 10
11. März 1881
Das Haus ist nunmehr der Erde gleich abgebrochen und weiter nichts Bemerkenswerthes zu Tage gekommen. Gegenwärtig ist die Gegend durch den ausgetretenen Main unter Wasser gesetzt und zu Fuß trocken nicht zu erreichen.
Band 10, Seite 189
Schlachthausgasse 6
M.88
24. Mai 1874
Im Thürsturz J. W. S. S. C. S. An der Thüre ein Klopfer, welcher einen Löwenkopf darstellt, der einen Ring im Rachen hält. (16. Jahrh.)
Band 10, Seite 191
Schlachthausgasse 4
M.89
24. Mai 1874
Im Schlußstein eines Fensters neben einer Thüre im Erdgeschoß J. M. S. 1780.
Band 10, Seite 193
Schlachthausgasse 2
M.90
24. Mai 1874
Im Schlußstein über der Thür J. P. 1752 nebst einem Agnus Dei von roher Arbeit.
Band 10, Seite 195
Schlachthaus
Am Schlachthaus 1 | Schlachthausgasse 1
M.213
28. Juni 1863
Das Schlachthaus ist unstreitig eines der ältesten Gebäude unserer Stadt und ist in seiner Baugeschichte noch lange nicht mit der Aufmerksamkeit behandelt worden, die es eigentlich verdient, denn es reicht in seiner ersten Anlage aller Wahrscheinlichkeit nach in das 13te Jahrh. hinauf, indem im Jahr 1302 als ein schon bestehendes Gebäude urkundlich erwähnt wird. Ob das jetzt vor uns stehende Gebäude Spuren aus jener Zeit aufzuweisen hat, ist mit Sicherheit nicht nachzuweisen, aus dem 14ten Jahrh. aber ganz gewiß, denn es liegt mit seiner vorderen, nach dem Main gerichteten Seite auf der Stadtmauer, welche in ihren unteren Theilen noch erhalten ist, wie später nachgewiesen werden wird. Seinen Haupttheilen nach verdankt das jetzige Gebäude seine Entstehung einem im Jahre 1530 unternommenen Umbau des alten Hauses. Die ältesten Ueberreste befinden sich an der Vorderseite des Hauses, das wie schon erwähnt wurde, auf die Stadtmauer aufgebaut ist. Dieß kann nun nicht vor der zweiten Hälfte des 14ten Jahrh. geschehen seyn, indem Kaiser Karl IV. unter anderen Vergünstigungen auch den Bürgern erlaubte, ihre Häuser im Zwinger vorzurücken, ja denselben theilweise ganz zu überbauen. Da jener Kaiser nun 1349 zur Regierung gekommen, so kann der Neubau füglich nicht früher unternommen worden seyn. Ich erinnere
Band 10, Seite [196]
mich selbst noch recht gut, bei einer Reparatur, die in den vierziger Jahren vorgenommen wurde, unter dem Kalkputz mehrere alte Schießscharten und Gucklöcher gesehen zu haben, die damals zugemauert wurden und seitdem verschwunden sind. An wirklichen Ueberresten aus jener Zeit ist noch vorhanden der steinerne Ochse, jetzt nur noch mit dem Kopfe sichtbar und die Reste der alten Glasmalereien in den Fenstern der Meisterstube im ersten Stock, welche später besprochen werden sollen.
Der Ochse, welcher als ganze Figur in Stein gehauen, vielleicht in einer Nische stand, streckt jetzt, da die letztere im Laufe der Zeiten ausgefüllt wurde, wehmüthig den Kopf aus der flachen Wand, er hatte eingesetzte, wahrscheinlich natürliche Hörner und blecherne Ohren, deren letztes erst vor einigen Jahren herunterfiel. Die zur Befestigung eingehauenen Löcher sind noch sichtbar.
Auf dem Merianschen Plan von 1688 ist derselbe noch in seiner ganzen Gestalt sichtbar; wann er überhaupt auf diese Weise verkleistert wurde, war bis jetzt nicht zu ermitteln.
Ich war versucht, auch den Tragstein am Eck des Hauses nach der Judenschule hin für alt (romanisch) zu halten, worin mir auch mein verstorbener Freund Fried. Böhmer nebst anderen beistimmte, doch wurde ich in dieser meiner Meinung durch andere Autoritäten, deren Urtheil ich ebenfalls Gewicht beizulegen alle Ursache habe, schwankend gemacht, indem dieselben den Stein als der Renaissanceperiode angehörig betrachteten.
Band 10, Seite 197
Der obenerwähnte 1530 aufgeführte Bau stand nach der Stadtseite zu in seinen unteren Theilen hohl, d.h. auf mächtigen hölzernen Trägern, welche mit Bügen und starken Unterzügen die oberen, ebenfalls in Holzbau ausgeführten Stockwerke trugen und auf steinernen Sockeln ruhten, sie stehen zum größten Theil heute noch, und wurden nur die äußeren nach der Straße zu gelegenen bei einem im Jahr 1819 vorgenommenen abermaligen theilweisen Umbau durch gemauerte Bogen ersetzt, indem das Haus damals Einsturz drohte unddeßhalb lange vorher schon hölzerne Sprießen in der Meisterstube aufgestellt waren. Ferner wurde die ganze Fronte des ersten Stocks nach der Straße zu neu in Stein aufgebaut und verschwanden bei dieser Gelegenheit die runden Scheiben aus den Fenstern und mit ihnen die alten Glasmalereien, deren wenige Reste, um sie der Nachwelt zu erhalten, in die neuen Fenster eingesetzt wurden.
Diese angeführten Veränderungen sind schon hinreichend, das Aeußere eines Hauses bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen; im Inneren hat es nicht weniger gelitten, wie die weitere Untersuchung ergeben wird, welche namentlich durch den noch lebenden Augenzeugen Herrn Metzgermeister Reuter eine ganz besonders wichtige Bereicherung und Bestätigung erfuhr.
Der Treppenthurm, der heute noch den Eingang zu den oberen Stockwerken bildet, wurde in seinen höher hinauf über das Dach reichenden Theilen
Band 10, Seite [198]
bei dieser Gelegenheit ebenfalls abgetragen, sein unterer Theil in die Wand eingebaut, so daß nur noch das Portal äußerlich sichtbar blieb, das eine steinerne Wendeltreppe in sich schließt. Er bestand in seinen oberen Theilen ebenfalls aus Holz und war mit einem Kuppeldache versehen, das in einer Spitze mit reich verzierter schlanker Wetterfahne endigte.
In den unteren Räumen hingen bis zu dem Jahre 1819 eine riesige Bratpfanne nebst einem ungeheuren Bratspieß mit den dazugehörigen zwei Rädern zum Drehen, dabei befand sich eine Fettschaufel, mittels deren der Metzgermeister aus Wien sammt seinen Knechten den Ochsen, der bei den Krönungen der Kaiser gebraten wurde, träufelte. Sämmtliche Gegenstände wurden einmal bei einer Krönung von der Metzgerzunft kämpfend erbeutet und prangten hier als Siegeszeichen.
Abbildungen des Schlachthauses in seinem Originalzustande giebt es leider nicht, die älteste, welche wir besitzen, befindet sich in Sebastian Münsters Cosmographie und stammt aus dem Jahr 1550. Auf ihr ist das Haus als in seinen Hauptformen schon bestehend, jedoch äußerst dürftig und nicht recht sichtbar, angegeben. Weiter finden wir es auf dem Belagerungsplan von 1552 daselbst aber höchst unzuverlässig wie der ganze Plan. Besser und genauer giebt es Merian auf dem Plan von 1628, dessen oben schon gedacht wurde, allein diese Abbildung hilft uns aber auch nicht sehr viel, indem sich darauf der Bau mit der bereits oben erwähnten Hauptveränderung von 1530 darstellt.
Durch die im Jahr 1829 erfolgte Niederlegung des Metzgerthores (Metzgerthurm) und die daraus nothwendig entsprungene bedeutende Erhöhung des Bodens wurde zwar die Umgebung wesentlich verändert, doch
Band 10, Seite 199
litt darunter das Haus nicht, sondern erhielt an der durch das Verschwinden des anstoßenden Thurmes bloßgelegten Stelle der Mauer einen neuen Kalkputz.
Ich kann hier eines Irrthums nicht unerwähnt lassen, der sich auf dem sonst so zuverlässigen Plan von Ulrich, erste Ausgabe 1811, vorfindet, indem er den Grundriß des Thurmes darstellt, als habe derselbe sowohl in das Schlachthaus als in die Schmidtstube hineingestanden, was doch nie der Fall war, sondern er füllte den Raum zwischen beiden Häusern genau aus und trat nur nach der Mainseite um einige Fuß heraus, ohne jedoch seine durch die Häuser bedingte Breite zu verändern, ein Blick auf die noch stehende alte Mauer des Schlachthauseswird genügen, sich von dieser Thatsache zu überzeugen.
Wir kommen nun zu einem Hauptgegenstand unserer Untersuchung, der noch dazu von ganz besonderem Interesse ist, nämlich zu der in dem ersten Stock des Hauses liegenden Meisterstube des Metzgerhandwerks, die einzige Zunftstube, welche sich dahier noch erhalten hat. Zu ihr gelangt man auf der bereits oben erwähnten Treppe über einen großen Vorplatz, welcher früher einen offenen Raum bildete und dessen Decke durch freistehende Träger mit starken Bügen unterstützt wurde, später aber durch dazwischen gestellte Wände in mehrere Räume getheilt ist, die nunmehr einen Theil der Wohnung des jeweiligen Stubenmeisters bildet. Auf diesem Vorplatz selbst hat ein wahrscheinlich aus dem 16. Jahrh. stammendes bedeutendes Stück Deckenverzierung in Stuck nachgeahmtes Holzgetäfel,
Band 10, Seite [200]
geschmackvoll mit Knäufen verziert, durch alles Elend der verschiedenen Reparaturen hindurch glücklich in unsere Zeit herübergerettet, obgleich es ihm nicht gelungen war, sich verschiedener Kalktünchen mit demselben Erfolge zu entziehen. Am Ende des Ganges befindet sich die Thüre, welche zur Stube selbst führt, über der wir auf einer Tafel lesen:
„Meisterstube des ehrsamen Metzgerhandwerks“
Früher sah man an dieser Stelle eine Tafel, welche von zwei Schildhaltern (sogenannten wilden Männern) gehalten wurde, welche dieselbe Inschrift trug.
In die Stube eingetreten, schließt sich hinter uns die Thüre, und wir befinden uns in einem durch Altes und Hergebrachtes geheiligten Raum.
Jetzt, in unserer Zeit, wo, mit Recht oder Unrecht, wollen wir hier nicht entscheiden, die zersetzenden Elemente der Gegenwart die alten Zunftverhältnisse umgestürzt haben, scheint es mir nicht ungeeignet, noch einmal einen genauen und fragenden Blick auf eine Stätte zu werfen, welche vielfach in ihren Erinnerungen und noch vorhandenen Ueberresten früherer Perioden in die Geschichte unserer Vaterstadt eingewebt ist und an welcher Jahrhunderte lang hindurch in Ehren das Banner einer mächtigen Genossenschaft stand und das ganze Handwerk zusammenhielt, daß es stand wie eine Mauer, jedem Angriff von außen Trotz bietend. So wenig es der Zweck dieser Zeilen sein kann, den berührten Gegenstand
Band 10, Seite 201
weiter zu beleuchten, wozu mir ja ohnehin genügende Kenntnisse und Material fehlen, ebensowenig kann man sich dieser Gedanken entschlagen, die sich uns mächtig aufdrängen, sobald wir diese Stube betreten.
Hier hängen an den Wänden die alten Privilegien, welche zu verschiedenen Zeiten von den deutschen Kaisern dem Metzgerhandwerk ertheilt wurden, daneben hängen die Siegeszeichen, welche die Zunft bei denKrönungen kämpfend erbeutete; auf diesen Bänken saßen Jahrhunderte lang die Vorfahren mitunter in schweren Zeiten und beriethen über Wohl und Wehe des Handwerks nach bestem Gewissen und Dafürhalten, und durch die der runden Scheiben beraubten Fenster schaut noch wie vordem das alte Sachsenhausen herein, obwohl ebenfalls nicht mehr auf lange Zeit, indem gerade den von hier aus sichtbaren Theilen desselben das Todesurtheil bereits gesprochen ist. -
Die Stube hat auf zwei Seiten Fenster, die sich einander gegenüber liegen, da sie die ganze Breite des Hauses einnimmt; ihre jetzige Hauptgestalt und Einrichtung verdankt sie wohl dem 16ten Jahrhundert, hat aber unterdessen viele Aenderungen erlitten, deren eine jede ihre sichtbaren Spuren hinterließ. Die Fensterstellung nach dem Main hin hat sich noch ganz in dem alten Stande erhalten, auch die Eintheilung ist dieselbe geblieben, nach der Schlachthausgasse dagegen erlitten
Band 10, Seite 203
dieselben eine merkliche Veränderung, wie bereits oben angeführt wurde. Ein alter hausartiger Kachelofen wurde bei dieser Gelegenheit (1819) ebenfalls entfernt, er stand von der Eingangsthüre links, und an seine Stelle ist jetzt ein Schrank angebracht, welcher verschiedene Embleme und Utensilien des Handwerks enthält.
Das alte braune Holzgetäfel, womit Decke und Wände bekleidet waren, mußte zu derselben Zeit ebenfalls theilweise den Platz räumen, sodann wurde das Innere weiß mit Oelfarbe angestrichen und dadurch natürlich dem Ganzen sogleich ein anderer Klang verliehen. Trotzdem ist noch viel Eigenthümliches vorhanden. Die obenerwähnten Reste alter Glasmalerei gehören aller Wahrscheinlichkeit nach dem Ende des 13ten oder höchstens dem Anfang des 14. Jahrhundertes an, nur eine ist neu. Von den älteren stellt die erste einen Hirsch, die zweite einen Ochsen, die dritte einen Frankfurter Adler dar, sämmtlich in roher Arbeit, allein prächtig in den Farben. Die vierte, neuere, stellt eine Scene aus der heil. Schrift dar: Jacob, welcher weiß- und schwarzgefleckte Hämmel erzielt, dadurch, daß er in Ringen geschälte Weidenstäbe in das Wasser legt, aus dem die Schaafmütter trinken.
Das Bild ist gleich den übrigen rund, aber etwas kleiner und trägt die Umschrift „Gott Jacob segnet alle Zeit Verdra ist
Band 10, Seite [204]
Laban: Drumb er in neydt: Genesis XXX 30. 32-42.“
Da wo diese beiden Zeilen unten zusammenstoßen, finden sich auf einem Wappenschilde ein Handbeil und darüber die Buchstaben P. M. Daneben zu beiden Seiten auf einem Band 1579 Philipp Mor. Die drei vorerwähnten Glasbilder sind, wie schon gesagt, sehr alt, allein stellenweise mit neueren Stücken, welche der Renaissance angehören, ergänzt, so daß sie sich dem Bereiche der Beschreibung durch Worte entziehen und ich auf die Abbildungen [R0396] [R0397] verweisen muß. Nur eines sey erwähnt, nämlich, daß bei dem einen, das den Ochsen darstellt, ein Stück eines Wappens, drei silberne Hörner auf rothem Grund, zum Flicken verwendet ist, sowie ein Stück eines Frankfurter Adlers, nämlich eine Klaue mit einigen Federn und ein Stück Glas mit zwei weißen Rosen auf schwarzem Grund, wahrscheinlich das erstere eine Zum Jungen‘schen, das letztere dem v. Holzhausischen Wappen früher angehörig. Nun zur Beschreibung der Wände. Ueber der Thüre befindet sich in Stein gehauen, eine Tafel mit zwei Wappen mit der Schrift
„Wir Beyde sind den 12 October 1731 Auff Ein Tag In Rath erwöhlet worden“
Unter dem Wappen zur Linken, das ein Lamm mit einer Fahne zeigt, „Hr. Philip Heinrich Will“, unter dem anderen, das einen Ochsen zeigt, „Hr. Philip Arnolt“ - Auf derselben Wand zu beiden Seiten der Thüre hat sich noch ein Stück des alten Holzgetäfels erhalten, oben an demselben finden sich folgende Inschriften:
Band 10, Seite 205
„Hanß [MZ_10-5] Clar Stubenmeister. Renovatum 1573.
„Johann Mattheus Thomas Stuben-Meister
Renovatum 1586. Junges Blut spaar dein Gut
denn Armuth im Alter gar wehe thut.“
„Johann Phillip Janger Stuben-Meister seit dem
26 May 1815. Hören und nicht Hören. Thue
Recht und scheue Niemand.“
„Anno 1715 den 25. Febr. haben beide Metzger
Georg Tritler u. Joh. Adam Thomas, einen
Ochs geschlacht, so einen Nieren gehabt der
rechter Seit liegend hat gewogen 216 Pf.
der an der linken Seit 15 Pf. an Unschlicht
36 Pf an Fleisch 486 Pf.
An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand hängen in folgender Ordnung, eine Tafel unter Glas:
„Die Herren Geschworenen sind gewesen
bei Renovirung dieser Stube Joh. Jacob
Ochs älterer Geschworener, Nicolaus
Will jüngerer Geschworener, Johann
Balthasar Hertzog älterer Geschworener
Joh. Hartmann Garkoch, jüngerer
Geschworener Renovatum 1734.“
ferner eine Tafel
„Herrn Christoph Haag des Raths gebohren
den 9 Feb. 1775 kam in Rath den 9 Octob.
1804.“
Darunter in Glas und Rahmen ein Protokoll-Auszug des Senats der freien Stadt Frankfurt, die Aufrechthaltung des Gewerbes und Handwerksstandes betreffend, sowie die Nichteinführung der Gewerbefreiheit.
Band 10, Seite [206]
Darunter ein Portrait des verstorbenen Bürgermeisters von Miltenberg. Auf der Rückseite dieses Bildes steht geschrieben
„1833 den 3ten Januar Abends gegen 6 Uhr starb mein innigst geliebter Freund Herr Syndicus und Senator Dr. Miltenberg an den Folgen eines Nervenschlags in einem Alter von 46 Jahren. Sonntag 6ten Januar Morgens 10 Uhr wurde seine Leiche unter Begleitung von 28 theils besetzten, theils ohnbesetzten Wagen auf den neuen Friedhof gebracht und alsdann in die Gruft seines verstorbenen Freundes Herrn Syndicus Koch an seiner Seite beigesetzt. Ich verlohr an Ihm einen unvergeßlichen und nicht leicht wieder zu ersetzenden Freund, sacht ruhe seine Asche. C. J. Haag.“
Dieses Bild hat Er mir erst kurz vor seinem Hinscheiden als Andenken zugeschickt. -“
ferner eine Tafel
„Bei Renovation dieser Metzger-Meister-Stube im Jahre 1829 waren die Herrn Geschworenen Georg Friedrich Mohr, Joh. Paul Melchior älterer Geschworener. Joh. Jacob Gruber, Heinrich Hartmann Söllner junger Geschworener.“
Sodann hängt ferner an derselben Wand:
Ein in Holz geschnitzter Löwe, von der Krönung des Kaisers Mathias 1612, er stand damals mit noch 3 andern auf dem Brunnen und spie Wein aus, die Metzger erbeuteten ihn. Das Schild, welches er in der Vorderpfotehält, ist neu, es ist von Ballenberger gezeichnet worden, bei Gelegenheit des Schillerfestes 1859. Das Schild trägt die Jahreszahl 1612.
Band 10, Seite 207
Darunter eine Tafel:
„Anno 1742 den 12 Februari
Alß Unser Aller Durchlauchtigster Kaiser
Carl der VII Gegrönet da haben unssere Metz-
ger Söhne und Knechte den gebrathenen
Ochßen Erbeutet. weilen der Adler Erhöb-
lichen Ursachen halber nicht Preiß gegeben
worden, so haben unssere Hlr. Hlr. Deputir-
te und Herrn geschwörenen dieße Taffel
Zu Einem Denkmahle verfertigen lassen.
Herr Phillip Henrich: Herr Johann Phillip
Will des RathsArnolt des Raths
Johann Hartmann Garkoch
älterer Geschworener
Johannes Drach jüngerer Geschworener
Lorentz Schwab älterer Geschw.
Joh. Georg Ochß jüngerer Geschw.

„Gott segne Keysser Carl zusambt dem gantzen Stath
Damit das gantze Reich, den Grünen Früden hat
Gott stürtze seine Feind, so ihn ohn ursach hassen
Und woll das gantze Reich in stetem Frieden lassen
Gott mehre seinen stamm Und Segne Sein Geschlegt
Auff das es Tausend Jahr die Kayser Crone trägt.“

Ferner eine große Tafel:
„Anno 1711 Krönungst. Oct. 12
Ware unser Aller Durchlauchtigster Kayser
Carll der Sechste Gekrönet, da haben unsere
hiesige Metzger Söhne und Knechte die
ßen hie nebenden Adler Erobert und
nun diese Tafel zu Ehren aufgericht durch
Beyde Herrn Debudirte und Geschworene.
Band 10, Seite [208]
Anno 1716 Beyde Raths Herrn
Herr Johann Jacob Hartmann = ältere
Hr. Henrich Ochs = jüngere
Sämptliche geschworne
Johann CasPar Brück, Johann Wörner Dietz = ältere
Johannes Ochs der ältere, Johann Wilhelm Hoffmann = jüngere.
Gott woll Kayßer Carl den Sechsten und seinen
Printzen Leopold ein großes Alter lassen
wachsen Elisabeth Kayserin bleiben holt. Und
laß Sie sehen Kindes Kinder, in stetem Fried
und ruhstand leben, alles unglück von Ihnen
hindern, Jesus bleib stets auf ihn schweben
biß daß sie nach dießer Zeit kommen zu
der Seeligkeit. Amen.“
Daneben den obenerwähnten hölzernen Adler mit Scepter und Reichsapfel und der Jahreszahl 1711.
Ferner ein ziemlich großes Bild, welches eine Ansicht des Römerberges darstellt, allem Anschein nach aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts, wahrscheinlich soll es ein geschichtlicher Moment bei irgend einer Krönung sein, denn wir finden darauf die Ochsenküche aufgeschlagen, und den Brunnen mit rothem und weißem Wein, sodann eine Menge Volkes, das die Mitte des Platzes frei läßt, auf diesem freien Raume stehen mehrere Personen mit wie zum Schwur erhobenen Händen vor dem Römer. Den unteren Theil des Bildes nehmen eine Menge Portraits ein, auch befinden sich mehrere Wappen darauf, sowie auch auf seinem geschnitzten Rahmen sich Wappen befinden.
Band 10, Seite 209
Wenn nun auch scheinbar das Bild und namentlich die auf demselben dargestellten Gebäude des Römerberges mit großer Unkenntniß der architektonischen Formen wiedergegeben sind, so verdienen doch die große Masse von Portraits an dessen unterem Theile, sowie die Figuren eine ganz besondere Aufmerksamkeit, indem dieselben auf eine merkwürdige Art und mit großem erstaunlichen Fleiße ausgeführt sind. Fast sieht es aus, als ob es eine colorirte Federzeichnung wäre, so scharf und bestimmt sind die Umrisse darauf gezeichnet, und wenn es bisher vielleicht nicht beachtet wurde, so liegt dieß lediglich daran, daß das Bild dadurch entsetzlich gelitten hat, weil ein unbegreiflicher Unverstand dasselbe lange Zeit als Ofenschirm benutzen ließ, wodurch es theilweise sehr nachdunkelte, ja stellenweise beinahe sogar ganz zerstört worden wäre, wenn man es in diesem Zustande gelassen hätte. Durch das soeben erwähnte Verfahren mit demselben und die dadurch hervorgebrachten Veränderungen ist die Untersuchung sehr erschwert und erfordert große Uebung und Kenntnisse in solchen Dingen, damit man nichts Falsches hineinsieht, aber auch nicht wesentliche Dinge unbeachtet läßt. Ein ungeübtes Auge zum Beispiel wird bei den kleinen Portraits die Verzierungen auf dem Grunde, ohne darauf besonders
Band 10, Seite [210]
aufmerksam gemacht worden zu sein, nicht entdecken, wie man denn überhaupt gar leicht in unserer Zeit an denjenigen Sachen vorübergeht, deren Werth und Reiz nicht auf der Oberfläche liegt.
Die Fenster, welche nach dem Main hin gerichtet sind, haben ihre ursprüngliche Stellung und Raumeintheilung behalten und machen mit ihren feingegliederten Gewändern und Leibungen einen sehr angenehmen, alterthümlichen Eindruck; vor denselben läuft eine ziemlich breite Fensterbank her, an deren Ende sich ein in die Wand eingetiefter alter Schrank befindet, der mit einer starken Thür von Eisen verwahrt wird. In der Stube stehen zum Theil noch die alten Bänke mit ihren Lehnen und mehrere Schränke, einer derselben verwahrt noch drei schwarze Decken von verschiedener Größe, wahrscheinlich zum Gebrauch bei Leichenbegängnissen, ebenso mehrere alte Büchsen von Holz um Geld darin einzusammeln, in einem andern wird eine Fahne aufbewahrt, auf welcher in der Mitte ein großer springender Ochse gestickt ist, sodann mehrere Wappen und Namen mit der Inschrift „Des Löblichen Metzgerhandwerks Fahne 1723“. Auch werden die Embleme des Handwerks hier verwahrt. Noch eine Zunftmerkwürdigkeit bewahrt die Stube, mit deren Beschreibung wir den Schluß machen wollen, es ist die sogenannte Lade, ein Kiste von Eisen mit Wappen und Laubwerk verziert, alles getriebene Arbeit, jedoch von geringem Kunstwerth. Sie stammt
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aus dem Jahre 1731, die Wappen sind vergoldet, das Laubwerk bunt bemalt. Auf der inneren Seite des Deckelserblickt man den kaiserlichen Adler in Laubwerk und zu beiden Seiten die bekannten Spottbilder, welche sich unter dem Brückenthurm angemalt befanden und sich auf die Verspottung der Juden bezogen. Dieselben sindnebst dem Adler von Laubwerk umgeben, in starkem Eisen ausgeschnitten und gleichfalls bunt bemalt.
Gegenwärtig wird auf der Stube auch noch der Arm aufbewahrt, welcher das Schild der Metzgerzunft an der alten Metzgergesellenherberge, dem Haus zur dunklen Leuchte zu tragen bestimmt war. Durch seine Größe in der Neuzeit mißliebig geworden, fand er hier einen bescheidenen Ruheplatz; er war im Jahre 1745 für das Haus zur dunklen Leuchte gemacht worden, welches von jeher bis zu seinem im Jahr 1851 erfolgten Abbruch dieHerberge der Metzgergesellen war; nur im Anfang der 20ger Jahre dieses Jahrh. wurde sie auf 2-3 Jahre in die Saalgasse M.104 verlegt, sodann aber wieder in der dunklen Leuchte aufgeschlagen. Als im Frühling genannten Jahres diese Herberge des Abbruchs wegen verlegt werden mußte, wurde er entbehrlich. -
Soweit unsere Beschreibung; warum ich dieselbe in diese Ausdehnung gebracht, bedarf hoffentlich keiner Erklärung; einestheils geleitet von dem hist. Interesse, das der Gegenstand selbst bietet, anderntheils von dem
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Gedanken, daß vielleicht dieses einzige Exemplar nicht so lange mehr in seiner jetzigen Form bestehen dürfte, hielt ich es für meine Pflicht, unseren Nachkommen in Schrift und Bild diese merkwürdigen Zeugen einer Vergangenheit lebendig im Gedächtniß zu erhalten, denn einmal der lebenden Generation aus den Augen entschwunden, sind sie ohne derartigen Erinnerungen für immer verloren.
Ein Urtheil über diese verschwindenden Zustände wollen wir uns nicht erlauben, dazu ist es noch zu früh, allein unsere Nachkommen mögen von dem ihm allein zustehenden Rechte Gebrauch machen, sie mögen das Errungene gegenüber dem Aufgegebenen in die Waagschale legen und sehen, wohin sich das Zünglein neiget; wir können Nichts Besseres thun als ihnen lebhaft zu wünschen, daß der Schwerpunkt auf ihre Seite fallen möge.
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31. Juni 1863
[Datum nicht möglich, der Juni hat nur 30 Tage S. E.]
Auf dieser Meisterstube trug sich im Jahre 1798
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folgender, die damaligen Zustände scharf charakterisierender Vorfall zu: Ein hiesiger Metzger, Bürgersohn Namens Koch, der Vater des in unseren Tagen unter dem Namen „Hauskreutz“ (Vater der Frau Speltz) bekannten Koch (böse Adresse) begegnete eines Tages unter der äußeren Katharinenpforte einer Weibsperson, die mit einem verdeckten Korbe auf dem Kopf in die Stadt gehen wollte. Da er vermuthete, daß sie auf diese Weise Fleisch verbotenerweise hereinzubringen versuchte, hielt er sie an und verlangte zu wissen, was in dem Korbe sey, worauf das Weib sich wehrte und Unterstützung an zwei mittlerweile herbeigekommenen Kerlen fand, mit denen Koch zuerst in heftigen Wortwechsel und sodann in‘s Handgemenge gerieth, in welchem er überwältigt und arretirt wurde. Der Oberstrichter befahl, da er ein Bürgersohn sey, ihn auf die Mehlwaage zu setzen. Dieses Verfahren brachte in der Metzgerzunft eine große Aufregung hervor, so daß bei einem zur Schlichtung dieser Angelegenheit eigends zusammen gerufenen Meistergebot, der Lärm bis auf die Straße drang, allwo sich uinten vor dem Schlachthause beinahe sämmtliche Meistersöhne und Metzgerbursche[n] versammelten. Die beiden Rathsdeputirten gaben sich alle Mühe die Meisterschaft zu beruhigen, allein es wollte ihnen nicht gelingen und namentlich der
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jüngere Theil derselben drängte einen der damaligen Geschworenen, Rieger, genannt Atzelhannes so, daß derselbe, als er sich nicht mehr zu helfen wußte, das kleine Fenster am Eck zunächst des Metzgerthurmes öffnete und der Masse unten zurief: „Holt ihn!“
Nun stürzten Alle mit ihren Schlagbeilen bewaffnet, sofort zur Mehlwaage, überwältigten den alten Gefangenenwärter, schlugen die Thüre zu Koch‘s Gefängniß ein und führten ihn auf die Straße, alsdann wurde die Thüre ausgehängt, Koch darauf gesetzt, von vier rüstigen Burschen auf die Schulter genommen und im Triumph wieder zu den Seinen gebracht.
Nun kam der Proceß, den allerdings das Handwerk verlor, und in eine Strafe von 3000 Gulden verurtheilt wurde. Ob dieselbe je bezahlt wurde, konnte nicht ermittelt werden, obgleich die Quittung darüber vorhanden ist. Koch aber war und blieb frei. - 10. Juli 1865, nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Geschworenen Reuter.
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September 1868
Anfangs dieses Monats wurde die in die Straße hereingebaute Schreibstube abgebrochen und in das gegenüberliegende Eckhaus M.76 verlegt. Die Ab. [R0398] zeigt dieselbe noch in ihrer alten Gestalt.
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11. Juni 1878
Seit der Aufhebung der Zünfte ist die Metzgergesellenherberge ebenfalls ganz eingegangen und wird das Schild, das früher an dem bereits oben erwähnten Arme hing, nun ebenfalls auf der Meisterstube aufbewahrt.
Band 10, Seite 215
In der oben erwähnten eisernen Kiste befindet sich in gepreßtem Ledereinband ein etwa aus dem Anfang des vorigen Jahrh. stammendes langes schmales Buch, welches ein Verzeichniß der Namen der Meister des Handwerks enthielt. Die Namen waren untereinander geschrieben, so daß sie von oben nach unten abgelesen werden konnten, bei einem jeden derselben war die Rückwand des Buches, das eigentlich nur aus zwei Blättern und den Deckeln bestand, zweimal durchlöchert, und durch diese beiden Löcher war ein kleines ledernes Riemchen gezogen, das auf jedem Ende ein Knöpfchen hatte, so daß es nicht herausrutschen konnte. Vor dem Verlesen bei dem Meistergebot zog der Stubenmeister alle Knöpfe auf eine Seite an, so daß die Riemen alle an der anderen Seite herabhingen. Erschallte nun bei dem Aufrufen des Namens nicht das übliche „Hier“, so hieß [es:]„Stubenmeister, ziehen Sie ihm einen Riemen“. Der Riemen wurde nun auf die andere Seite gezogen und war dieß eine einfache Notiz, um die Fehlenden zu der betreffenden Strafe wegen der Versäumniß ziehen zu können.
Mündliche Mittheilung des Herrn Metzgermeister Reuter, 2. Dec. 1878.

ad. Meisterstube des Metzgerhandwerks
Band 10, Seite [unpaginiert]
Schlesingergasse, alte
[kein Datum]
Band 10, Seite 217
Löweneck | Löwenkopf
Schlesingergasse 5 | Schlesingergasse 7
E.30
13. Mai 1865
Ein Haus mit massivem Unterbau, ziemlich alt, wie der Tragstein unter dem ersten Stock anzeigt, s. Abb. [R1250]
Es scheint mir aus dem Anfang des vorigen Jahrh. zu seyn und trägt die Inschrift „Zum Lew Kopf“. An dem Hause selbst findet sich die aus ganz neuester Zeit angemalte Inschrift Zum Löweneck. Jedenfalls ist die steinerne Urkunde älter und glaubwürdiger.
Band 10, Seite 219
Schlesingergasse, alte 16 | Schlesingergasse, alte 18
E.32
10. Juni 1858
In den Rundbogen der Thüre des Hauses 18 neben dem Schlesinger-Hof ist folgender Spruch eingehauen:
„Alle die Mich können, Gebe Gott was
Sie Mir Gennen. 1674“
An derselben Thüre die Hausmarke [MZ_10-6] am Pfeiler rechter Hand.
Ueber der anderen Hausthür 16 ein Wappen mit einem Baum. Jahreszahl 1775.
Band 10, Seite 221
Schlesinger Hof
Schlesingergasse 14
E.33
11. Juni 1858
Ueber dem Eingangsthor auf einem Wappenschild die Hausmarke Abb. 1 [R1390] [R1254] mit der Jahreszahl 1594.
Ueber einem im Hofe rechts mit dem Nachbarhause E.34 gemeinschaftlichen ehemaligen Ziehbrunnen Abb. 7 [R1255], 1596. Wahrscheinlich gehörten die beiden Häuser früher zusammen und der Brunnen stand frei, später bei der Trennung kam derselbe in die Scheidemauer zu stehen, so daß er von beiden Seiten gebraucht werden konnte. Noch später stellte man Pumpen hinein und mauerte die Thürartige Oeffnung, welche in der Gestalt frei geblieben war, vollkommen zu, wobei man die Steine des ehemaligen Brunnenkranzes als Baumaterial verwendete, wie heute noch zu sehen ist.
Wenn dieß geschehen, konnte ich nicht ermitteln. Auf der Abbildung 3, welche den Hof von der inneren Seite darstellt, ist das Brunnengestell allzusehr verkürzt um vollständig deutlich gegeben werden zu können und ist sich deßhalb an die Abb. 2 zu halten, diese ist für viele Fälle anwendbar, wo es sich um die gemeinschafltiche Benutzung eines Ziehbrunnens handelt.
Im Hofe standen früher alte Bauten an den Mauern, welche seit 1843 abgebrochen sind. Der letzte Abbruch
Band 10, Seite [222]
eines Theiles dieser alten Holzgebäude fand vor ungefähr vier Jahren statt, es war der Bau links hinten im Hofe. Das alte Vorderhaus, das den Eingang überbaut, steht noch; in seinem Erdgeschoß sind die Räume gewölbt. Es hat ein hölzernes, ganz schiefstehendes mit Schiefersteinen beschlagenes Treppenthürmchen, dessen Helmdach mit einer zierlichen Wetterfahne gekrönt ist und über das Dach des Hauses weit hinausragt. Abb. 3 und 4 [R1251]. Der im Hofe links an das Vorderhaus anschließende Seitenbau scheint noch alt und aus der ursprünglichen Erbauungszeit zu stammen, ebenso der im Hof links noch stehende Theil mit früher offenen Holzgallerien, Abb. 4 [R1261], welche, wie es scheint, früher ganz ringsum gingen.
Im Hofe in der Mauer, welche jetzt als Rückwand den Schoppen einschließt, in dem die Steinmetzen arbeiten und welche an den Stoßhof grenzt, einen schmalen Raum (Allment) freilassend, finden sich verschiedene Nischen eingetieft, vielleicht frühere Thür- oder Fensteröffnungen oder sogenannte Matzlöcher, welche das Eigenthumsrecht beweisen und welche theilweise als Schränke benutzt wurden.
Die Thür- und Fensteröffnungen waren wahrscheinlich bei dem später stattgehabten Bau des Stoßhofes zwecklos geworden und man vermauerte sie.
Band 10, Seite 223
Ganz kleine Nischen, sogenannte Könsterlein, finden sich zwei vor, Abb. 5. [R1252]
Ferner liegt noch ein Stein im Hofe, der wahrscheinlich der Sockelstein eines Ofens aus einem der abgebrochenen Gebäude war. Abb. 6 [R1397]. Er trägt auf einem Wappenschild eine Hausmarke, die sich auf die Buchstaben B C W stützt, darüber ein Helm mit einem Vogel.
Sodann sind auf den Tragsteinen, auf welchen früher das Gebälk der abgebrochenen Häuser ruhte und welche überall noch an den Wänden und Brandmauern hervorstehen, zwei Steinfiguren, eine männliche und eine weibliche, halbe Figuren, wahrscheinlich Träger aus einem der abgebrochenen Häuser, aufgestellt.
Unter dem Thorbogen schöne Tragsteine, Abb. 8 [R1257]. Neben dem Thorbogen die Hausthüre mit einem fein profilirten Rundbogen, ziemlich hoch gelegen, so daß man einige Stufen hinaufsteigen muß.
Der Oberbau des Vorderhauses nach der Straße zu ist vielfach restaurirt, im Hofe finden sich an den Seitenmauern vielfach Bogenconstruktionen, welche wahrscheinlich Stützbogen für die Fundamente sind um die Last der Mauern besser vertheilen zu können.
Auf dem Merian‘schen Plan von 1628 ist der Hof in seiner alten Gestalt erhalten, es waren die Gebäude damals 32 Jahre alt und somit noch in völlig unverändertem Zustande. Der Treppenthurm hatte ein anderes Dach, d.h. wenn man Merian als Gewährsmann gelten lassen will, dem freilich nicht allzuviel zu trauen ist. Er schlug alles über
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einen Leisten und so auch die Treppenthürme. Jedenfalls muß er, was Details anbelangt, mit der größten Vorsicht benutzt werden.
Band 10
Mai 1869
Bei dem eben im Gang befindlichen Abbruch des alten Hauses im Stoßhof wurden von dem Junghofe aus die Hinterhäuser des Schlesingerhofes sichtbar, s. Abb. [R0134]
Auch ist die Abb. [R0148] Junghof Vogelschau zu vergleichen, auf welcher das Haus noch nicht abgebrochen ist unddas Bild links abschließt.
Band 10
19. November 1872
Die alten Hinterhäuser im Hofe sind nun seit einiger Zeit ebenfalls abgebrochen und durch Neubauten ersetzt.
Es war namentlich in dem kleinen Höfchen, das sie einschlossen und nach welchem die Giebelseite des alten Hauses gekehrt war, das allermalerischste Detail, das nur zu finden war, wie auf der Abb. [Leerstelle] zu ersehen ist,die vom Hofe daneben, der jetzt meinem Schwager Manskopf gehört, gezeichnet ist.
Band 10, Seite 225
Pfarrhaus
Schlesingergasse, alte 6
E.37
22. Mai 1877
Das Haus mit seiner spitzbogigen alten Thorfahrt stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Anfang des 16. Jahrh. und hat seinen alten Charakter ziemlich bewahrt. Bis vor wenigen Monaten war seine nach dem Stoßhof hin gekehrte Seite nur durch ein schmales Allment von demselben getrennt und hatten die hinteren Zimmer, namentlich diejenigen des Parterrestocks ein ziemlich düsteres Aussehen; nun aber, seitdem dieHäuser und Schoppengebäude des ebengenannten Hofes, s.d., weggebrochen sind, ist seine Rückseite blosgelegt und die sämtlichen Räume hell erleuchtet. Diese Rückseite, s. Ab. trägt noch ganz das alteAussehen, obgleich dieses Haus erst nach dem Jahr 1628 erbaut seyn muß, indem Merian‘s Plan es noch nicht aufweist, wenn auch hier und da in der Umgebung eine kleine Veränderung vorgegangen, zu welcher namentlich der Neubau des Hinterhauses gehört; namentlich aber ist ein Fenster mit den alten runden Nabelscheiben vollkommen erhalten und von merkwürdig malerischem Eindruck mit seinen total erblindeten Scheiben, die vielleicht in 50 Jahren nicht geputzt wurden und heute noch (22. Mai 1877) in diesem Zustandesich befinden. Im Hausgang steht noch ein alter hölzerner Träger, der genau in seiner Form auf die Erbauungsperiode hinweist. Die ganze Localität hat etwas ungemein Heimliches mit dem davorliegenden kleinenabgeschlossenen Gärtchen und dem stillen Vorderhäuschen, das ebenfalls den äußerst bescheidenen Charakter seiner Entstehungszeit beibehalten hat. Den Ansprüchen der Neuzeit können solche Räumlichkeitenfreilich nicht genügen. In diesem einfachen Gewinkel hauste als Pfarrer unser ehrwürdiger, hochverehrter und gelehrter
Band 10
Geschichtsschreiber Herr A. Kirchner
Geschichtsschreiber Dr. und Pfarrer Anton Kirchner, ein durch Geist, Verstand und Liebenswürdigkeit gleich ausgezeichneter Mann, dem Frankfurt viel, sehr viel, in intellectueller Beziehung zu verdanken hat. Seine Vorzüge und vortrefflichen Eigenschaften, die sich theilweise in seinen, vor einigen
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Jahren verstorbenen Sohn weitergeerbt hatten, näher zu beleuchten, überlasse ich einer geübteren Feder, doch hielt ich es für [meine] Pflicht, seiner als Geschichtsschreiber hier zu gedenken. Ehre sey seinem Angedenken. - Ihm war das Pfarrhaus gut genug.
Ueber das Vorderhaus und den Eingang in die Schlesingerg. s. Ab. [R0117] Dieser Eingang ist der älteste Theil und sind im Laufe der Zeiten die Bauten vielfach erneuert und verändert.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Schlesingergasse, neue, früher Stangengasse
[kein Datum]
Band 10, Seite 227
Schlesingergasse, neue | Stangengasse
22. Juli 1866
Die Abbildung stellt denjenigen Theil der Stangengasse dar, welcher gegen die große Gallengasse hin mündetund wurde im Jahr 1836 von mir nach der Natur gezeichnet und im Juli 1866 ausgeführt. Das große Haus am Ende links ist der jetzige Brüsseler Hof, rechts gegenüber das Eck das Haus der Familie Grunelius, an welchen sich der Rest der damals noch nicht ganz entfernten Stadtmauer anschließt. Die Quermauer im Hintergrund ist die Mauer des ehemaligen Mohrengartens, jetzt Hotel du Nord, in dem noch bis vor drei Jahren ein ziemlich großes Stück Stadtmauer vorhanden und zu sehen war, das erst bei der Erbauung des Hotels abgebrochen wurde, s. Mohrengarten. Den fernsten Hintergrund bildet das heute noch stehende Haus im hintersten Theil des Mohrengartens. Stangengasse hieß die Straße, weil zwischen den vorspringenden Mauerpfeilern die dadurch entstandenen Räume von den Weißbindern benutzt wurden, ihr Rüstholz, die sog. Weißbinderstangen, aufzubewahren, zu welchem Zweck sie von der Stadt diese Plätze miethweise erhalten hatten.
Im ebengenannten Jahre 1836 stand auch noch der Rest eines Thurmes der Stadtmauer, den ich aber auf gegenwärtiger Abb. nicht mit hereinziehen konnte, weil er allzusehr in den Vordergrund gerathen sein würde und sich dem Gesichtskreis entrückt hätte. Der hinter der Stadtmauer liegende tiefe und breite Graben ist auchseit dem Ende der
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dreißiger und Anfang der vierziger Jahre ausgefüllt worden, als man anfing, diese Stelle der NeuenMainzerstraße mit Häusern zu bebauen. Die Stangengasse ist für die Vorstellung der längs der alten Stadtmauerhinziehenden Straßen ein höchst charakteristisches Exemplar, weßhalb ich sie auch schon längst dazubestimmt hatte, in meiner Sammlung aufgenommen zu werden. Sie war außerordentlich einsam, beinahe ganz unbewohnt und reichlich mit Gras bewachsen.
Seit dem Jahr 1844 sind die langen niedrigen Bauten links abgebrochen und hohe Häuser an ihre Stelle gesetzt,welche zu dem Gasthause zum Brüsseler Hof gehören. Dießer Umbau hat das Aussehen der Straße natürlichtotal verändert, so daß sie nicht wieder zu erkennen ist, indem auch der Brüsseler Hof damals seine jetzige Gestalt erhielt. Im Augenblick steht nichts mehr als das alte Lagerhaus im Vordergrund links, das nunmehr in eine Brauerei umgewandelt ist.
Band 10, Seite 229
Altes Lagerhaus in der Neuen Schlesingergasse, aus dem ersten Stock des Städel‘schen Kunstinstituts gesehen
Neue Schlesingergasse 6
E.12c
20. Juni 1865
Da im Augenblick durch das Aufführen eines hohen Wohnhauses in dem gegenüberliegenden Garten der ganze, von hier aus sichtbare Theil der alten Gebäude in der ehemaligen Stangengasse sammt der Aussicht nach der Katharinenkirche für immer verdeckt wird, so wollte ich nicht verfehlen, das wirklich interessantealtstädtische Plätzchen in einer Abbildung [R0131] der Vergessenheit zu entreißen. Die Katharinenkirche bildet den Hintergrund, dicht davor schiebt sich das alterthümliche Thürmchen des Schlesingerhofs in der alten Schlesingergasse, und der Vorgrundwird von dem Giebel des alten, heute noch stehenden Lagerhauses gebildet; alle diese Gebäude, wie sie sich hintereinander verschieben und zu einem Bilde vereinigen, gehörendem alten Frankfurt an und bildeten mitten in der sie umgebenden neuen Welt einen seltsamen Contrast.
Die schon ziemlich hohen Bäume wurzeln in dem Grund, der seit dem Anfang der 40er Jahre den alte Stadtgraben ausfüllt; und nun wird diese Erde abermals ausgegraben um Fundamente für ein modernes Wohnhaus zu gewinnen; so wechselt der Wellenschlag der Zeit auf und ab, und die leblosen Dinge haben ihre Schicksale so gut wie die Menschen.
In dem Artikel - Neue Schlesingergasse,
Band 10, Seite [230]
ehemals Stangengasse - ist Näheres über diese Stadtgegend nachzusehen.
Diese Abb. [R0131] ist am 20. Juni 1865 nach der Natur gezeichnet und am 27. Juli 1866 ausgeführt.
Siehe auch:
Band 10, Seite [unpaginiert]
Schmidtstube, an der
[kein Datum]
Band 10, Seite 231
Judenschule, alte
An der Schmidtstube
29. August 1870
Das Haus, welches schon 1330 erwähnt wird, Batton IV. 16, Note 12, hat im Laufe der Zeiten mannigfache Veränderungen, Einbauten und Zerstörungen erfahren; im oberen Stockwerk wurde das eine der alten Fenster und ein zum Behufe des Hinaufziehens von Waaren weit größere Oeffnung unbekümmert um sonstige Raumeintheilung hergestellt. Unten im Erdgeschoß, dessen Boden weit höher als die Straße liegt (der öfteren hohen Wasserstände wegen), wurde ebenfalls die neben der Hausthüre befindliche Thür in ein Fenster verwandelt und bei dieser Gelegenheit die einzelnen Stücke der Thürgewänder als Bausteine wieder verwendet, wie von außen noch sehr gut zu sehen ist. Bei allen diesen Vorgängen
Band 10
Adler.
hatte der schöne Wappenadler vielzu leiden, da man seiner auch nicht im Geringsten schonte, und so kam es denn, daß er heute nur noch mit Mühe in seiner ursprünglichen Gestalt zu erkennen ist. Er wurde 1462 gemalt, als das Haus, das den Juden gehört hatte, als Eigenthum an die Stadt fiel. Batt. IV. 17.
Ich habe nun versucht, nach einer vor langen Jahren angefertigten Zeichnung denselben in seinerursprünglichen Gestalt und Vollkommenheit wieder herzustellen, damals war er noch nicht so argmitgenommen wie jetzt und weit besser zu erkennen. Er war auf die Kalkwand [gemalt/gezeichnet? S. E.], versilbert, die Krone, Schnabel, Füße, Spangen und Schwanz aber vergoldet, und zwar nicht auf rothem Grund, wie gewöhnlich unser Stadtwappen hergestellt wird, sondern auf schwarzem. Oben befindenn sich zweiReichsadler (doppelköpfig) auf zwei kleinen gegeneinander geneigten Schildern. S. Abb. [R0391] Um die Figur des Adlers herum lief ein Ornament, das in Franzen endigte, so daß das
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Ganze wie ein an der Wand hängender großer Teppich erschien.
Die Größe des Feldes, worauf der Adler gemalt ist, beträgt 10 ‘ Breite, 12 ‘ 6 ‘‘ Höhe. Die Breite des ganzenHauses 43 ‘, die Höhe bis an das Dach 32 ‘.
Im Inneren bildet das Erdgeschoß einen Lagerraum, dessen Decke auf hölzernen Trägern ruht, welche die in jener Zeit übliche Profilirung tragen, s. Ab. Die steinernen Fensterstöcke des ersten Stocks sind theilweise durch einfache Profilirung verziert; auch finden sich einige Koppelfenster, bei denen der Pfeiler in der Mitte mit einem kleinen gemeinschaftlichen Träger den überdeckten Segmentbogen der Wölbung unterstützt. Dieselben sind fein, aber nicht bemerkenswerth, ebenso wie einzelne Tragsteine, die hier und da aus der Mauer hervortreten.
Band 10, Seite 233
5. Juni 1873
Gegenwärtig ist das Haus im vollen Abbruch begriffen, der seit dem 15. Mai mit dem Vorderhause, d.h. mitdem sogenannten Bestätter Amte (Neues Kaufhaus), s.d. begonnen hat. Es stellt sich nun heraus, daß dieJudenschule ein ganz für sich bestehender alter Bau gewesen und das Bestätteramtsgebäude erst viel später -1503, s. Batt. 4.18 - daran gebaut wurde. Namentlich zeigt es sich sehr deutlich an dem Dach, dessen Walm vollkommen erhalten unter dem Dach des ein wenig höher darübergelegten Amtsgebäudes lag. Unter den vielfachen Veränderungen, welche das Haus erlitt, mag wohl diejenige, die es im Jahr 1571 am 20. Dec. erlitt,als es zu einer Kupferwage eingerichtet wurde, die bedeutendste gewesen seyn und mögen wohl aus jener Zeitdie Thorbogen und Fenstereinbrüche stammen, die später wieder entfernt und theilweise verändert und zugemauert wurden.
Die Grundrisse und Abb. [R0373] [R0374] zeigen das Nähere, namentlich zeigt die eine den nun wieder zum Vorschein gekommenen Originalzustand, welcher die durch das Bestätteramtsgebäude theilweise verdeckte Westgiebelseite der Stadtwaage vollkommen freilegt.
Es kamen bei dem Abbruch an der Nordseite wie an der Südseite steinerne Träger zum Vorschein, welche in der Höhe des Dachgesimses bestimmt waren, den Schornstein zu tragen, der aus der äußeren Wandflächeemporstieg.
Im Inneren befand[en] sich vor einigen Tagen noch die Reste eines alten gemauerten Raumes zurAufbewahrung der Thora an dieser Stelle der Nordseite, welche ich selbst gesehen. Auf der Südseite war nichts mehr zu erkennen durch die gewaltsamen Veränderungen, die das Haus erlitten.
Band 10
17. Juni 1873
Ist völlig heruntergebrochen und der Erde gleich. Bei dem Abbruch kam der ganze ehemalige Grundriß des Gebäudes
Band 10, Seite [234]
zur klaren Einsicht und wurde durch die Bemühungen des Herrn Dombaumeisters Denzinger in sehr verständlicher Weise durch Einzeichnen in den Plan zur Anschauung gebracht, auch wurden mehrere wohlerhaltene Reste einer romanischen Säulenstellung zu Tage gefördert, welche nebst einigen schönen im Bauschutt aufgefundenen Capitelen, die derselben Zeit angehören, im Archivgebäude nunmehr aufbewahrt werden.
Band 10, Seite 235
Stadt Nürnberg | Judenbackhaus
Kl. Fischergasse 7 | An der Schmidtstube 1
M.72
27. Juni 1863
Die beiden Häuser gehören zusammen und tragen ihrer äußeren Erscheinung nach noch ziemlich das Gepräge des Alters, indem sie ein treues Bild der behaglichen Bürgerhäuser, an denen früher unsere Stadt so reich war und welche nunmehr mit reißender Schnelligkeit verschwinden, darstellen. Namentlich das eine dieser Häuser, das ein Eckthürmchen trägt und das Eck nach der Schmidtstube hin bildet, nimmt unsere besondere Aufmerksamkeit in Anspruch. Die hölzernen Träger unter den Ueberhängen, die schmalen Fenster und die hohen Giebel mit ihren Knäufen darauf machen einen eigenthümlichen Eindruck, s. Ab. [R0377], auf welcher die Häuser von dem jetzt verschwundenen Haus zum Rothen Ochsen aus nach dem Schlachthause hin gesehen erscheinen.
Der Schiefersteinbeschlag scheint einer späteren Periode anzugehören, im Hause selbst finden sich Thüren mit schönen alten Beschlägen aus dem Ende des 16ten Jahrh. sowie auch im Hofe ein Ziehbrunnen oder Cisternenstein mit Verzierungen auf seinen Seitenwänden, jedoch von äußerst roher Arbeit.
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Zeichg. 1031. [Bleistiftnachtrag (in fremder Handschrift?) S. E.]
In den Schlußsteinen der Thürbogen findet sich ein Wappen und eine Hausmarke abgebildet, welche bei den Abb. [R1031] nachzusehen sind.
Wer diesen Theil unserer Vaterstadt, der einen Haupttheil des alterthümlichen Gepräges, namentlich vor der Niederlegung des oben erwähnten Hauses zum Ochsenkopf (auch rother Ochse) aufzuweisen hatte, genau studiren [möchte],
Band 10, Seite [236]
den verweise ich auf ein genaues Studium und Durchsicht meiner vorhandenen Zeichnungen und Aquarellen, die alle an Ort und Stelle gemacht sind und an Genauigkeit und Zuverlässigkeit nicht leicht übertroffen werden dürften. -
Band 10, Seite 237
Schmidtstube
An der Schmidtstube 7
M.75
27. Juni 1863
Die Schmidtstube, ein bekanntes Haus, dessen unterer Theil massiv in Stein aufgeführt, ein reich mit Säulen und Bogen verziertes Portal zeigt, über dessen Thürbogen sich beifolgendes Wappen befindet. Allem Anschein nach ist es das Wappen der Familie Grambs. Im Hofe ein steinerner Treppenthurm, über dessen Thüre die Jahreszahl 1692 nebst der Inschrift
Verbum domini manet in aeternum.
Ueber einer größeren Thüre findet sich dasselbe Wappen mit der Jahreszahl 1692, welche also wahrscheinlich den totalen Neubau des Hauses anzeigt. Nach dem Plan von Merian stand an dieser Stelle ein altes Gebäude mit einem Erkerthürmchen am Dach. -
An das Haus zur Schmidtstube stieß der Thorthurm des Metzgerthores, s.d. dicht an; er wurde im Jahr 1829 abgebrochen. Die Stelle, an welcher die zu seinem ersten Stockwerk führende Treppe angebracht war, ist an dem Hause trotz mehrerer seitdem daran vorgenommener Reparaturen immer noch deutlich zu sehen.
Im Jahr 1702 muß ein abermaliger Anbau an das Haus stattgefunden haben, wie ein Tragstein zeigt, s. Abb. [R1033a], welcher ebenfalls das Wappen der Fam. Grambs nebst den Buchstaben I. G. 1702 trägt.
Band 10, Seite [238]
In der Holzkiste, die in dem Portale des Thurmes das eiserne Gitter abschließt, finden sich die Buchstaben H. G. G. 1654 eingeschnitten.
Das Portal an dem Treppenthurm hat trotz seiner Einfachheit doch immer noch einen sehr scharf ausgeprägten architektonischen Charakter sowie überhaupt der ganze Thurm mit dem daranstoßenden Bau, welcher früher offene Gänge hatte, die erst später mit Holzwänden zugeschlagen wurden, etwas höchst eigenthümliches hat und in gleicher Weise dahier nicht mehr zu finden ist. Allmählig aber geht das Gebäude seiner Zerstörung entgegen und ist bereits die obenerwähnte Inschrift, welche damals noch vollkommen unversehrt war, nicht mehr zu lesen, sondern so verwittert, daß nur noch einzelne Buchstaben mit Mühe entziffert werden können.
Band 10
18. Juni 1875
An der Außenseite des Hauses gegen das Schlachthaus hin ist etwa in Manneshöhe eine Kanonenkugel oder Bombe eingemauert.
Band 10
9. April 1879
Eben werden an dem Hause umfangreiche Veränderungen vorgenommen, die es eines großen Theils seines alterthümlichen Charakters entkleiden, dahin gehört vor Allem das Einbrechen einer Thüre in den unteren Raum nach dem Main hin, der für die Zwecke des Holzamtes eingerichtet wird und der ganzen Sache eine andere Gestalt aufprägt.
Vor einiger Zeit schon wurde der untere Stock des Hauses zu einer Wirthschaft eingerichtet und eines der nach der Straße zu gelegenen Fenster oder Thürbogen in einen Laden verwandelt, wodurch das Ganze außerordentlich viel an seinem Originalaussehen verloren hat.
Band 10, Seite 238a
An der Schmidtstube 6
M.76
20. Februar 1881
[Von der Chronologie abweichende Paginierung S. E.]
Wurde gleich dem Nebenhause M.77, s.d. auf den Abbruch versteigert und ist derselbe bereits in Angriff genommen. Es hat nichts besonders Merkwürdiges aufzuweisen, stammt aus dem vorigen Jahrhundert und befand sich in seinem Erdgeschoß die Schreibstube des Schlachthauses, welche bei dem Abbruch des früher mitten in die Straße hineingestellten kleinen Häuschens, in dem dieselbe angebracht war, hierher verlegt wurde. s. Schlachthaus.
Es geschah dieses im Sept. 1868.
Band 10
12. März 1881
Ist der Erde gleich und die Abbruchstätte im Augenblick von dem ausgetretenen Main ziemlich hoch überschwemmt, so daß man nicht zu derselben gelangen kann.
Band 10, Seite 239
Kälberstall | sogenannte Judenschule
An der Schmidtstube 2
M.2 | M.6
3. November 1873
Heute wurde der Abbruch der Gebäulichkeiten des sogenannten Kälberstalles, begonnen und zeigte sich bei dem Verlaufe desselben, daß das Erdgeschoß in früheren Zeiten eine nach dem Hofe der Stadtwaage hin offene Halle bildete, welche auf hölzernen Trägern ruhte und später durch Anbauten im Hofe geschlossen wurde.
Auch wurde der Anfang mit dem Abbruch des Thores gemacht, welches in den Hof der Stadtwaage von der Straße her führte.
Band 10, Seite 241
Schneidwallsgässchen | Schindergäßchen
[kein Datum]
Band 10, Seite 243
Kleiner Rahmhof
Schneidwallsgässchen | Schindergäßchen
I.251
[kein Datum]
Unter der rundbogigen Thüre eines Hauses oder Stalls die Jahreszahl 1692. Das Gäßchen trägt in seiner ganzen Erscheinung unverkennbar alte Spuren und gibt ein Bild des Aussehens der Gassen in der Nähe der Stadtmauern in früherer Zeit.
s. Papagaigasse 7. 5. dessen Hintergebäude es sind.
Band 10, Seite 245
Stadtmauer
Schneidwallsgäßchen (Schindergäßchen)
1. Mai 1862
Bei dem eben vollendeten Abbruch der Gebäude der ehemaligen Stökerei wurden drei noch ganz erhaltene Bogen der alten Stadtmauer bloßgelegt, welche nun wahrscheinlich auch verschwinden werden, ebenso kamen bei dem Abbruch der Häuser sieben ganz erhaltene Bogen derselben Mauer zum Vorschein, von den daran befindlichen Thürmen war jedoch keine Spur mehr zu entdecken. Nach und nach verschwinden allmälig diese stummen Zeugen einer vergangenen Zeit, und die kommenden Generationen werden sich nur mit schriftlichen und mündlichen Ueberlieferungen begnügen müssen.
Band 10
26. Mai 1864
Soeben werden die obengenannten Bogen in der Stadtmauer theils abgebrochen, theils ihre Blenden mit der äußeren Fläche der Pfeiler bündig vermauert, so daß man bald keine Spur mehr wird erkennen.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Schnurgasse
[kein Datum]
Band 10, Seite 247
Sensenschmidt
Schnurgasse 64 | Neue Kräme 24
G.68
1. Mai 1876
Seit dem 1. Mai [1876] hat man Behufs der Niederlegung die Fenster ausgehoben und im Inneren den Abbruch begonnen. Am Tragstein unter dem ersten Stock auf dem Eck mit der Neuen Kräme befand sich ein Adler, welcher zwei leere Wappenschilder hielt, ferner fand sich ein Treppenpfosten vor, einen Amor darstellend, er ist künstlerisch ohne Bedeutung, wurde durch Herrn Architekt Koch erworben. Das Haus stammt aus der Mitte des vorigen Jahrh.
Band 10, Seite 249
Salmen
Schnurgasse 62
G.69
17. Mai 1866
In einem Kaufbrief vom 21. Juni 1609 wird die Behausung zum Salmen genannt, neben der Behausung zur Arche auf einer und einem Alment auf der anderen Seite gelegen.
Desgleichen 5. Dec. 1744. Eine Behausung zum Salmen, welche neben und hinten auf das Haus zur goldenen Arche stößt.
Band 10, Seite 251
Arche
Schnurgasse 60
G.70
1. Dezember 1874
Soeben wird der untere Stock des Hauses zu Läden eingerichtet und dadurch sein bisheriges Aussehen bedeutend verändert.
Unter den Fenstern des ersten Stocks in Stein gehauen die Abbildung der Arche Noah‘s. In diesem Hause befand sich seit langen Jahren die Teppichhandlung der Familie Vaconius.
Band 10, Seite 253
Eiserner Hut
Schnurgasse | Eck mit der Ziegelgasse
G.72
Oktober 1875
Ein Haus von alterthümlichem Ansehen aus der Renaissancezeit stammend mit einem steilen nach der Straße gekehrten Nasen-Giebel und im Erdgeschoß drei spitzbogigen Thüröffnungen, der dahinter liegende Raum hat ziemlich gut construirte Gewölbe, die auf schlanken runden Säulen mit Platte und Wulst ruhen und eigentlich einen ziemlich modernen Eindruck machen. Die Tragsteine unter dem ersten Stock an dem massiven Unterbau sind reich verziert; an dem, welcher das Eck trägt, befindet sich eine Sturmhaube (Eisenhut), wie ihn die Landsknechte des 16. Jahrh. trugen, ebenso dasselbe an einem anderen Tragstein unter dem zweiten Stock in der Schnurgasse an der Brandmauer nach dem Nachbarhause hin. Ferner findet sich an einem Tragstein unter dem ersten Stock das Bildniß eines liegenden Hundes ausgehauen und zwar so plastisch hervortretend wie man dieß selten findet und ziemlich gut ausgeführt. Wahrscheinlich hat es damit irgend eine besondere Bewandtniß, die mir aber unbekannt ist. Im Augenblick sind die obenerwähnten Spitzbogen blosgelegt und müssen unter dem Hammer der Arbeiter manche Unbill aushalten, sie bestehen aus blauen Bockenheimer Steinen, die erstaunlich fest sind und sich schwer bearbeiten lassen.
Bei dem Brand von 1719 wurde dieses Haus verschont.
Band 10, Seite 255
Gross Lindenfels | Greiffenstein | Grünes Haus
Schnurgasse 54
G.73
[kein Datum]
In diesem Hause wurde der als Kunsthistoriker und Kritiker rühmlichst bekannte David Passavant, Inspector des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main geboren, 18. Sept. 1787.
Dieser Umstand und der schöne Einblick, den man von den Fenstern des Ganges im ersten Stock des Hinterhauses nach dem Nachbarhause [Schnurgasse] 52 hat, bewog mich, die unter dem Hause 52 aufgeführte Zeichnung anzufertigen. S.d.
So hat Passavant wahrscheinlich in seiner Jugend diese Aussicht täglich vor Augen gehabt, und ich glaube, daß sie sowohl als der Einblick in die alterthümliche Schnurgasse nicht wenig dazu beigetragen hat, der reizenden Schilderung, die er in seiner Selbstbiographie von seiner Vaterstadt und dem Leben daselbst entwirft, den Hintergrund zu vertiefen.
Von jeher hatte es für mich ein ganz besonderes Interessse, den Jugendaufenthalt hervorragender Menschen kennen zu lernen, denn die durch Localitäten empfangenen Eindrücke haften bekanntlich am längsten und geben manchen Aufschluß über spätere Anschauungs- und Empfindungsweise. Selten versäumte ich eine solche Gelegenheit und habe daraus schon manchen reinen Gewinn gezogen.
Siehe auch:
Band 10, Seite 257
Schnurgasse 52 | Bockgasse 1
G.74
1. Juli 1864
Die Abb. [R0452] zeigt den Hof des Hauses und ist aus den Hoffenstern des ersten Stocks im Nebenhause [Schnurgasse] 54 genommen. Da dieses Haus bei dem Brande von 1719, welcher ganz in der Nähe seinen Anfang genommen, nicht berührt wurde, so bildet es in seiner Einrichtung namentlich in Bezug auf Treppenanlage und Fenstereintheilung einen interessanten Beitrag zu der Erbauungsgeschichte jenes Stadttheils. Die vielen und mitunter sonderbar geformten Fenster machen einen ganz eigenthümlichen Eindruck, und das Treppenthürmchen ist so originell in das kleine ziehbrunnenartige Höfchen gestellt, daß ich es für wichtig genug hielt, es in die Sammlung aufzunehmen, zumal in diesem Stadttheil solche ältere Exemplare höchst selten sind, indem sie bei dem bereits oben erwähnten Brande größtentheils zu Grunde gingen. Siehe Nebenhaus (54). Den Namen des Hauses konnte ich noch nicht ermitteln.
Band 10
21. Mai 1865
Von außen macht das Haus einen ziemlich alterthümlichen Eindruck, indem es beinahe ganz in seinem Originalzustande erhalten ist. Der Unterbau ist mit reicher Steinhauerarbeit verziert und gehört mit zu den besseren Schöpfungen der Renaissanceperiode. Die Tragsteine unter dem Ueberhang der ersten Stocks zeugen von sorgfältiger Arbeit und Geschmack, zwei davon sind durch Figuren verziert, der am Eck nach der Bockgasse hin aber ist der schönste, wie die Abb. zeigt. s. Ab. [R1605] Die Thüren, welche das Erdgeschoß hat, sind ebenfalls mit einem reich gegliederten Sturz versehen und ist der mittelste derselben in seinem Schlußstein
Band 10, Seite [258]
mit einem Wappen geschmückt, dessen Helmzierde in einem Vogel besteht, das Wappen selbst konnte ich noch nicht zu Gesicht bekommen, da ein Zugvorhang denselben bedeckt.
Ein steiles Pultdach mit dem Giebel nach der Straße gekehrt und in eine weit vorspringende Nase endigend, schließt das Ganze ab. Der eigentliche Eingang in das Haus befindet sich in der Bockgasse. In früheren Zeiten war der ganze untere Stock nur zur Meßzeit in Benutzung und außer dieser Zeit verschlossen.
Band 10
21. Mai 1880
Heute wurde von mir der oben beschriebene Tragstein auf dem Eck gezeichnet, er ist außerordentlich originell und dahier fast einzig in seiner Art, s. Ab. [R1605]
Band 10, Seite 259
Geiseneck
Schnurgasse 44 | Kornblumengasse 2
G.78
12. November 1876
Der untere Theil des in der Kornblumengasse stehenden Hauses, nämlich der sogenannte Hauseren sammt dem Höfchen ist noch vollkommen im alten Zustand erhalten und macht einen merkwürdigen Eindruck. Bei dem großen Brande im Jahr 1719 wurde dieses Haus merkwürdigerweise vom Feuer verschont, es hat noch seine alten Tragsteine und seinen alten Nasengiebel.
In dem Vorderhaus nach der Schnurgasse hat die Neuzeit viele Veränderungen geschaffen, den obenerwähnten Theil in der Kornblumeng. aber vollständig verschont. In meiner ersten Jugend war ich mit in diesem Haus und war ganz überwältigt, dieser Tage dasselbe noch ganz in demselben Zustande zu finden. s. Ab.
Band 10
26. Mai 1881
Der alte Zustand des Hauses hat sich im Erdgeschoß immer noch bewahrt, und ich kenne kaum mehr dahier ein Haus, das auf diese Weise die alte Zeit abspiegelte. Mir kommt es vor wie ein Mährchen.
Band 10, Seite 261
Bär, weisser | Fortuna
Schnurgasse 40 | Graubengasse 1
G.80
März 1859
Ist neu erbaut 1783 nach der Aussage meines Freundes, des Besitzers Herrn Mettenius.
Wurde bei dem Brande von 1719 merkwürdigerweise verschont.
Band 10, Seite 263
Vogelgesang
Schnurgasse 36 | Vogelgesanggasse 1
G.82
November 1863
Das Eck der Schnurgasse und Vogelgesanggasse, ein bis zum Dach massiv von Stein ausgeführtes, das ansehnlichste in der ganzen Straße. Bei dem großen Brande von 1719 brannte das vorher an dieser Stelle gestandene Haus bis auf den Grund nieder und wurde, wie es scheint, von seinem damaligen Besitzer, dem Bierbrauer und Bürger Lieutenant Joh. Heinrich Windeker nicht wieder auferbaut. In dem Brandverzeichniß heißt es „sammt Hinterhaus“, wahrscheinlich war damit der an das Allment mit der Einfahrt stoßende Theil gemeint. Ueber der Hausthüre befindet sich ein Wappen in Stein gehauen, s. Ab., das der Familie des damaligen Residenten Schmidt gehört, der bei der Verhaftung Voltaires eine bedeutende Rolle spielte. Er scheint den Neubau des Hauses nach dem Brande aufgeführt zu haben. Lange Zeit waren die unteren Räume, welche nach der Vogelgesanggasse hin liegen, scheinbar ganz unbewohnt und fast immer mit schweren eisernen Läden verschlossen, man sah selten jemanden in diesen Räumen, so daß das ganze etwas Unheimliches hatte, in der neueren Zeit sind jedoch auch diese Räume nutzbar gemacht worden.
Band 10
18. April 1874
Dieser Tage wurden die Fenster des Erdgeschosses in Ladenerker verwandelt und somit das Haus an seinem schönen Originalzustand bedeutend geschädigt.
Ein Theil des Unterbaus war schon seit dem Jahr 1866 zu einer Bierwirthschaft eingerichtet worden.
Band 10, Seite 265
Hohe Buche | Rabe
Schnurgasse 34 | Vogelgesanggasse 2
G.83
21. August 1870
Brannte im Jahr 1719 bis auf den Grund nieder und wurde von seinem damaligen Eigenthümer, dem Porzellankrämer Tit. Martin Crohn wieder aufgebaut.
Auf dem Tragstein am Eck mit der Vogelgesanggasse befindet sich ein Baum ausgehauen und auf einem darüberherlaufenden Bande „Zur hohen Buche“.
Die Bogen über der Hausthüre und dem Fenster nach der Schnurgasse sind mit verzierten Eisengittern ausgefüllt, wovon das über der Thüre ebenfalls die Abbildung eines Baumes zeigt, welcher von zwei Männern gehalten wird, über demselben eine große Krone als Darstellung seines Namens sowie in den Schlußsteinen der Bogen ebenfalls eine Krone ausgehauen ist.
Band 10, Seite 267
Freieneck
Schnurgasse 4 | Lindheimergasse 2
H.49
22. März 1859
Ein altes Haus, welches im vorigen Jahrh. durchgreifend reparirt wurde, einzelne Theile sind geblieben, z. B. die ganze Seite in die Lindheimergasse, welche noch die Originalfenster besitzt, sodann eine Thüre mit einem Spitzbogen, im hinteren Theile des Hofes rechts unter der Treppe. Auch die ganze steinerne Eckverkleidung an der Lindheimergasse ließ man stehen und dieselbe ist ein wahres Muster gothischer Profile von einer Zierlichkeit, wie sie hier in Frankfurt selten vorkommt.
Auf der Seite in der Lindheimergasse neben der Thüre, welche unter dem Haus durch in den Hof führt und offenbar später gemacht wie wahrscheinlich auch der ganze über ihr befindliche Bau, ist ein Stein eingemauert, wahrscheinlich dem früheren Bau entnommen, mit der Inschrift
ZVM + FREIEN + EK.
1 5 8 2
AV + FRANC + COIN
[MZ_10-7]

Sonstige alte Spuren konnte ich bis jetzt noch nicht entdecken. Ich glaube jedoch nicht, daß 1582 das Jahr der ersten Erbauung ist, sondern ebenfalls nur eine Reparatur damals vorgenommen wurde.
Die Abb. [R0367] des obenerwähnten Ecks s. Band 6 No. [Leerstelle]
Band 10
Oktober 1868
Eben neu angestrichen, die alte Wand nach der Lindheimergasse hin ganz geflickt und übertüncht.
Band 10
1. September 1873
Soeben wurde Behufs der Neueinrichtung die oben erwähnte Thüre mit dem Spitzbogen sammt dem ganzen hinteren unteren Stockwerk,
Band 10, Seite [268]
zu welchem sie gehörte, niedergerissen und durch Neubauten ersetzt.
Band 10
9. April 1874
Unter der Schriftplatte Zum Freyen Ek fand sich, als man Behufs der Erneuerung den alten Kalkputz heruntergeklopft hatte, eine vermauerte Einfahrt mit einem Rundbogen überdeckt. Nun werden bei der seit Sept. vorigen Jahres im Gange befindlichen Reparatur und theilweisen Umgestaltung des Hauses alle Spuren des alten Baues, die sich noch an der Seite in der Lindheimergasse befanden, ausgetilgt, alle alten Fenster zugemauert, neue gebrochen, kurz alles vertilgt.
Band 10, Seite 269
Goldne Münz | Münz | Geise
Eck der Schnurgasse 6 und Lindheimergasse 1
H.50
März 1859
Eine Reparatur des Hauses, welche ziemlich durchgreifend anfing, indem der Eigenthümer nicht den Ueberhang des ersten Stocks aufgeben wollte, nöthigte mich, das Haus schnell zu untersuchen. Es ist das Eck der Lindheimergasse mit der Schnurgasse, mit massivem steinernen Unterbau, zwei rundbogigen Thüren, in deren Schlußstein sich die beifolgenden Wappen finden, in ziemlich gutem Geschmack in Stein ausgeführt, mit schönen Helmdecken.
Das Haus ist bei dem Brande von 1719 nicht mit abgebrannt, sondern blieb verschont. Früher hatte das Haus im Erdgeschoß Fenster nach der Lindheimergasse, welche aber vermauert wurden.
Band 10
März 1866
Ist seit einigen Jahren von Grund aus neu aufgebaut und keine Spur des alten Hauses mehr übrig. Vid. Abb. [R0955] der Wappen.
Band 10, Seite 271
Grosser Christoph
Schnurgasse 26 | Geistgäßchen 2
H.62
April 1859
Bei dem Brande von 1719 wurde das Haus bis auf den Grund zerstört und von seinem damaligen Besitzer wieder aufgebaut und zwar in demselben Jahre noch, wie die daran angebrachten Jahreszahlen beweisen. Es war ein Bäcker Namens Joh. Balthasar Reussinger.
In der Schnurgasse im Schlußstein über dem Bogen findet sich die Jahreszahl 1719 und die Buchstaben M. B. R. eingehauen, unter dem Bogen im Gewölbe 1721. J. B. R., nebst einer Brezel, die sich auch außen vorfindet.
Soeben geht mir von Herrn Buchbinder Stephanus, welcher seit langer Zeit im Geistgäßchen wohnt, folgende Notiz zu, die er seiner Aussage nach in einer alten Brunnenrolle des Brunnens im Geistgäßchen gefunden haben will und worin die Bewohner des Geistgäßchens ihrem Nachbar, dem Bäcker und Besitzer des Hauses Zum Christophel erlaubten, sein Haus in der Weise zu vergrößern, daß er es über die Straße baut und einen Bogen darunter zum Durchgang offen läßt; dafür aber müsse er bei der jedesmaligen Brunnenfahrt die Bretzeln unentgeltlich liefern, wozu er sich natürlich gern verstanden hätte. Die Straße wurde geschlossen, am Bau außen in der Schnurgasse eine Bretzel in Stein ausgehauen, ebenso unter dem Bogen, und die Sache war fertig. - Es scheint mir das eine Volkssage zu seyn, welche ihre Entstehung wahrscheinlich den am Haus und Gewölbe angebrachten Bretzeln verdankt, denn schon seit langer Zeit scheint der Eingang überbaut und war vielleicht nie offen, so lange die Häuser stehen. Merian zeigt wenigstens von einer vornen offenen Gasse keine
Band 10, Seite [272]
Spur, sondern an deren Stelle ein Haus mit einer ziemlich breiten Thoröffnung.
Band 10, Seite 273
Heiliger Geist | Kalbskopf
Schnurgasse 28 | Geißgäßchen 1
H.63
7. September 1869
Brannte bei dem Brand von 1719 bis auf den Grund nieder. Es gehörte damals einem Schuhmacher Namens Johann Ludwig Buck.
Jetzt ist es mit dem Nebenhause H.64, s.d., vereinigt.
Band 10, Seite 275
Rotheberg
Schnurgasse 28
H.64
7. September 1869
Brannte im Jahr 1719 bis auf den Grund nieder und wurde wahrscheinlich sogleich wieder aufgebaut, es gehörte damals einem Silberschmidt Namens David Tisson. Tit. Die Tragsteine und Fenstergewänder des massiven Unterbaus sowie die Eisengitter über den geschnitzten Hausthüren sind nicht ohne Geschmack ausgeführt, s. Ab. [R0926]
Jetzt ist das Haus mit dem Nebenhause H.63, Geißgäßchen 1 vereinigt, s.d.
Band 10, Seite 277
Kalb | Goldnes Kalb | Kalbskopf
Schnurgasse 30 | Wildemannsgasse 2
H.65
[kein Datum]
Bei dem Brande von 1719 wurde das Haus bis auf den Grund zerstört, es gehörte damals einem Kaufmann Namens Jacob de Bommers. Tit. Es wurde allem Anschein nach sogleich wieder aufgebaut und hat sich in dieser Gestalt bis dato erhalten. Im Laufe des verwichenen Sommers wurde es neu angestrichen, überhaupt reparirt, indem der neue Besitzer verschiedene Veränderungen damit vorgenommen. Lange Zeit war es im Besitze der Familie Passavant, welche darin das renommirte Eisengeschäft betrieb und das Haus erst im vorigen Jahr verkaufte und das Geschäft in ihr neu erbautes Haus in der Stiftsstraße verlegte. Behufs dieses Verkaufs entstand die Abb., welche eine phot. Nachbildung eines ziemlich großen und sehr genauen Aquarells ist, die ich im Auftrag des Herrn Robert Passavant als Erinnerung ausführte. In dem kleinen Höfchen in der Wildemannsgasse findet sich eine offene Holztreppe mit Gallerie, jedoch ohne architektonischen Werth.
Band 10, Seite 279
Eichler Hof
Schnurgasse 67
H.108
6. Juli 1847
Ein aus dem Anfang des vorigen Jahrh. stammendes Gebäude, das einen hinter den Häusern des Nürnbergerhofes sich hinziehenden langen und schmalen Hof enthält, dessen Stockwerke theilweise mit offenen Gallerien umgeben sind, die mit ihren gedrehten Stäben dem Ganzen etwas außerordentlich Zierliches verleihen.
Unten im Parterrestock besitzt es noch viele massiv in Stein ausgeführte Thüren, welche sämmtlich auf die oben erwähnte Erbauungszeit schließen lassen. Linker Hand vom Eingang ein in die Mauer eingetiefter Brunnen.
Die ganze Lokalität hat mit ihren in dunklem Holzwerk ausgeführten Gallerien einen malerischen Eindruck. Besonders Bemerkenswerthes fand ich jedoch nicht vor.
Ueber das Aussehen der Schnurgasse habe ich anderwärts schon meine Erfahrung ausgesprochen, aber gerade hier am Eichler Hof war der Hauptstapelplatz des Meßverkehrs durch die Nachbarschaft des Nürnbergerhofes bedingt. Der Boden der Straße war durch das Auspacken der Waaren mit Stroh bedeckt und überall ein reges Leben von Packern, Auf- und Ablädern. Die unteren Räume des Hauses waren nur in den Messen vermiethet und geöffnet, sonst aber unbenutzt und verschlossen, daher auch die Stille in der Straße auffallend war, denn Fuhrwerk außer den Güterwägen gab es damals kaum. Wie
Band 10, Seite [280]
ganz verändert ist das jetzt seit Einführung der Eisenbahnen und der Fiaker und Abnahme der Messen. Die alte Wohlhäbigkeit und Behaglichkeit hat sich in die inneren Räume zurückgezogen, der Außenwelt den Rumor überlassend.
Band 10
4. Mai 185[0er]
Eine Hauptreparatur der Gebäude des Hofes zog den Verlust sämmtlicher Gallerien nach sich, sie wurden entfernt und das Ganze neu angestrichen.
Band 10, Seite 281
Vordere Weichsel | Hintere Weichsel | Alte Weichsel | Weselin
Schnurgasse 73
K.106
Juli 1862
Ist mit dem Hause (20) Neue Kräme, K.106 zusammengezogen, wahrscheinlich heißt das Haus unter der neuen Kräme die vordere Weichsel und das Haus in der Schnurgasse die hintere Weichsel, gegenwärtig sind beide Häuser im Abbruch begriffen und werden von dem Besitzer Herrn Schmidt von Grund aus neu aufgebaut, sammt dem dazu gehörigen Eckhaus K.165, (22) Neue Kräme, (75) Schnurgasse, welches ebenfalls Herrn Schmidt gehört. Das Eckhaus heißt Zum goldenen Herz, s.d.
In dem Hause Weichsel, Schnurgasse 22 fand sich ein Ziehbrunnenstein vor, welcher wahrscheinlich von einem früheren Bau herrührend, seinem eigentlichen Zweck entfremdet verwendet war, er trägt auf der Stirnseite das beifolgende Wappen, ebenso fand sich ein liegender Hund vor, frei in Stein ausgehauen, welcher zwischen den Vorderpfoten dasselbe Wappen hielt. Den Ziehbrunnenstein hatte man umgekehrt auf der unteren Seite flach germeiselt
Band 10, Seite [282]
und den Hund darauf gesetzt.
Die Wappen sind Stalburg und Botzheim ? , s. Lers. I., Wappen No. 123.
Das Haus unter der Neuen Kräme versetzte im Anfang dieses Monats die Nachbarschaft in keinen geringen Schrecken. Durch den Abbruch eines Nebenhauses wich dasselbe plötzlich aus seinen Fugen und drohte augenblicklich Einsturz, so daß nicht schnell genug gesprießt werden konnte, um diesem Unglück vorzubeugen.
Die Passage auf der Neuen Kräme sowie Schnurgasse war deshalben ein zwei Tage lang unterbrochen.
Band 10, Seite 283
Grosser Schnabel
Schnurgasse 61
K.111
21. Juni 1874
Ein stattlicher mit Steinhauer- und Schlosserarbeit reich verziertes Haus. Besonders bemerkenswerth sind die Gitter an den Fensterbänken des ersten Stocks. In dem mittleren Gitter unten über der Thüre die Jahreszahl 1738. In dem daranstoßenden die Buchstaben J. M. K.
An diesem Haus befindet sich der Schnabelbrunnen.
Band 10
24. Juli 1876
Heute wurde der Schnabelbrunnen entfernt und das Trottoir freigelegt.
Band 10, Seite 285
Leiningen
Schnurgasse 57
K.113
[kein Datum]
Am Hinterhaus im Hofe an einem Tragstein der Brandmauer: [MZ_10-8].
Band 10, Seite 287
Fingerlin
Schnurgasse 53
K.115
8. Juni 1858
Stattliches Haus mit massivem Unterbau. In dem Thürsturz über der Hausthür ein Schild, auf welchem auf Goldgrund aus Flammen eine Hand den Zeigefinger emporstreckt, darunter ein Spruchband mit der Jahreszahl 1767, die wahrscheinliche Erbauungszeit.
Im Hofe über einem Brunnen ein Wappen, eine Hand, die sich aus Flammen reckt; auf dem Helm ein Mann, der mit dem Leibe aus Flammen herauskommt, die rechte Hand in die Höhe streckt, die Linke hält einen Zweig mit Blättern. Dasselbe Wappen schön in getriebener Eisenarbeit am Treppengeländer des ersten Stocks. Von dem Thürmchen des Hauses übersieht man die ganze Stadt, namentlich aber schön den Dom und den Römer, s. Thürmchen, Hängende Gärten u.s.w. - Die nach der Sackgasse sowohl wie nach der Mörsergasse hin gelegenen Seiten des Hauses hatten im Erdgeschoß, oder haben es vielmehr noch, vergitterte Fenster und waren bis zu Ende der 40er Jahre blos zu Lagerräumen benutzt, weßhalb man nie Jemanden hinter den Scheiben, die noch dazu großentheils erblindet waren, erblickte; da nun die größte Hälfte der Sackgasse von diesem Hause eingenommen wurde, so erhielt diese Straße dadurch etwas ungemein unheimliches und ödes, was auch bei der Mörsergasse der Fall war. Seit einigen Jahren aber hat man aus diesen bisher beinahe unbenutzten Räumen Geschäftslokale gemacht und Gasbeleuch-
Band 10, Seite [288]
tung hineingelegt, was dem Ganzen natürlich einen anderen Stempel aufdrückt.
Band 10
20. März 1866
Soeben ist man beschäftigt, den ganzen unteren Stock des Hauses, welcher nach der Schnurgasse hin liegt, zu Läden einzurichten; die schöne breite stattliche Steintreppe sammt dem verzierten eisernen Geländer wurde herausgebrochen, weil sie zu viel Raum eingenommen, und eine erbärmliche Holztreppe an deren Stelle gesetzt, welche mit den übrigen Verhältnissen des Hauses in gar keinem Einklange steht, ebenso brach man die massiven Steinpfeiler des Erdgeschoßes heraus und stellte eiserne Säulen dafür hin; der ganze Charakter des Stattlichen und Wohlhäbigen ist vertilgt und verweht.
Band 10, Seite 289
Goldner Traubel
Schnurgasse 51
K.116
19. Mai 1854
Das Haus zum goldenen Traubel in der Schnurgasse ist eines derjenigen, welche bei dem Brande von 1719 verschont wurden. Es trägt heutzutage noch sein alterthümliches Kleid und ist vielleicht das einzige seiner Art in Frankfurt, was noch runde Scheiben in den Fenstern auf die Straße hat. Der Abbruch desselben wird im Augenblicke begonnen, und dieß veranlaßt mich zu der schnellsten Eile bei diesem Aufsatz. Es gehörte seit vielen Jahren der Familie Bertina und wurde von der Wittwe Bertina, welche es besessen und darin gewohnt, auf den Abbruch verkauft. Vielfache Veränderungen hat es erlitten, welche sich deutlich erkennen lassen.
Der Unterbau und einzelne Theile des ersten Stocks sind sehr alt und reichen wahrscheinlich in das 16te Jahrhundert, namentlich gilt dieß von dem Kellergewölbe, welches auf runden Säulen steht, sowie im ersten Stock von einem hölzernen Träger.
Die oberen Stockwerke sind im 17. Jahrhundert aufgesetzt, wie ein mit dem Nebenhause in der Neugasse gemeinschaftlicher Tragstein unter dem 1. Stock zeigt, welcher eine Traube und die Jahreszahl 1698 trägt. Der hohe Giebel auf der Straße macht einen eigenthümlichen Eindruck. Merkwürdig ist die innere Einrichtung, Trepp auf, Trepp ab über Schwellen und Gänge in seltsam
Band 10, Seite [290]
gestaltete Zimmer und Stübchen. In einem derselben im 2ten Stock, welches kaum 12 Fuß in‘s Gevierte mißt, steht ein schöner Kamin mit der Jahreszahl 1619, s. Abb. und der Theil eines Bibelspruchs (Sirach 40-4) wie folgt „Sowohl bei dem, der Seiden und Krone trägt, als bei dem, der einen groben Kittel anhat. Da ist immer Zorn, Eifer, Widerwärtigkeit, Unfriede und Todesgefahr, Neid und Zank.“ Nur die unterstrichenen Worte waren erhalten, das Uebrige zerstört. -
Unten auf dem Kaminboden liegen einige alte Estrichplättchen, welche sich auch in den oberen Stockwerken in großer Menge vorfinden, es sind dieselben, deren Muster ich bereits im goldenen Löwen in der Fahrgasse fand und gezeichnet habe. Siehe Abb. An der Außenseite unter den Fenstern des ersten Stocks ist das Schild des Hauses angemalt in Fresko, zwei Männer, welche einen vergoldeten großen Weintrauben über der Schulter auf einer Stange tragen, mit der Umschrift auf einem Band „zum goldenen Traubel 1787“. Das Gemälde gehört der späten Renaissancezeit an, ist jedoch von geschickter Hand gefertigt.
Unter den gewaltig hervortretenden Ueberhängen stehen die kleinen schmalen Fenster im dunklen Schatten, ebenso herrscht in den inneren Räumen ein trübes trauliches Dunkel, welches eben immer den alten Gebäuden einen eigenen Reiz verleiht, der in einem neuen
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Hause stets fehlt. Da wo die Balkenköpfe vorstoßen, sind sie auf der äußeren Wand, durch eine Schiefersteinverdachung gegen den Einfluß des Regens geschützt; die Verdachung ist auf der unteren Seite mit Holz verschalt, und dieses Holz ist mit Ornamenten aus der Renaissance, Anfang 17. Jahrhunderts bemalt. Ebenso der Verschalung auf beiden Seiten des anstrebenden Dachgiebels. Die oberen Fenster im Speicher haben keine Scheiben, sondern sind durch ein sogenanntes Geräms verschlossen, welches man beliebig auf- und zuschieben kann. Die mittleren Tragsteine am Ueberhang des ersten Stocks und derjenigen am Eck nach der Sackgasse hin sind neuer, der am Eck der Neugasse jedoch ist alt und gleichzeitig mit der ersten Umgestaltung des ganzen Hauses.
Auf den Abbruch verkauft wurde das Haus am 7. April [1854]; derselbe begann im Inneren bereits am 5. Mai [1854] und ist gegenwärtig in vollem Gang. Das Haus steht mit der Vorderseite nach der Schnurgasse, mit der Westseite in die Sackgasse und mit der Ostseite in die Neugasse. Hinten stößt es an die Behausung Lit. L. No. 109 [L.109]. Bei dem Abbruch fand man, als im ersten Stock die Tapeten weggerissen wurden, eine oben an der Decke auf den Wänden herum-
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laufende Schrift, Bibelsprüche, roth auf schwarzem Grund gemalt und vortrefflich erhalten. Sie lautet wie folgt und ist ohne Zweifel der sonderbare abgebrochene Theil eines Bibelspruches, welchen das Gesimse des Kamins trägt, entweder als die Wand nicht ausreichen wollte, auf dem Kamin fortgesetzt worden, oder aber bei einer Baureparatur ein Stück jener Bretter, welche die Inschrift in dem Zimmer trugen, zur Herstellung jenes Gesimses verwendet, denn die Schrift stimmt genau in ihrem Charakter sowohl als auch dem Zusammenhang, in welchem jedoch noch ein Stück fehlt, überein. Sirach 6. v. 6-9.
6. Halte es mit jedermann freundlich, vertraue aber unter Tausenden kaum Einem.
7. Vertraue keinem Freund, du habest ihn denn erkannt in der Noth.
8. Denn es sind viele Freunde, weil sie es genießen können, aber in der Noth halten sie nicht.
9. Und ist mancher Freund, der wird bald Feind; und wüßte er einen Mord auf dich, er sagte es nach. -
Ferner kam bei dem Abbruch eine kleine spitzbogige Thüre im ersten Stock zum Vorschein, welche mit Lehm ausgefüllt und erst beim Einschlagen des Fachwerkes sichtbar wurde. Soviel ich bis jetzt bestimmen konnte, hat das Haus folgende Bauveränderungen erlitten. Dem Kellergewölbe nach, was das älteste ist, gehört der
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erste Anfang der jetzt noch vorhandenen Ueberreste in das Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrh., etwa 1619, wie wir an dem Kamin sehen, sodann scheint 1689 eine durchgreifende Reparatur vorgenommen worden zu seyn und wurde dieselbe wahrscheinlich 1787 wiederholt nöthig, wie auch die Jahreszahl auf dem Schild beweist. Folglich gehört der steile Giebel dem Neuaufbau von 1689 an, was auch vollkommen mit der damals üblichen Bauweise übereinstimmt.
Ferner wurden bei dem Abbruch Geldstücke gefunden, in welcher Anzahl blieb unbekannt, eines davon habe ich gesehen, es trägt die Jahreszahl 1531. Auf der einen Seite das Augsburger Wappen, auf der anderen den doppelköpfigen Adler. Gehört also in die Regierungszeit Carl V. -
Verte
[Die beiden folgenden beschriebenen Seiten sind zusammengeklebt und nicht trennbar, allerdings wurden sie auch nicht paginiert S. E.]
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Der jetzige Besitzer des noch vorhandenen Stückes ist Herr Carl Milani.
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Frankft. Intelligenzblatt 1740, Num. 17.
Das Zollikoferische renommirte Handelshaus in der Schnurgaß an dem Eck der Neu- und Sackgasse gelegen, zum goldenen Traubel, sonsten aber zum großen Palmeck genannt soll den 10 Mart. Nachmittag von 2-4 Uhr an den Meistbietenden weil die Erben gesonnen sich zu separiren, und kann 6 bis 8000 fl. als einen erst. Kauff Schilling darauff haften bleiben, öffentlich versteigert und verkaufft werden.
Es hat die Behausung 30 Schuh Breitung, 85 aber in der Tieffe, hinten so breit als fornen, und mit einer Brandmauer beschlossen, hat einen wohlgewölbten Keller mit doppelten Stiegen zu 40 Stück Wein, ein großes Waaren Gewölbe, ein dito von Holz, 6 große Stuben, 2 große Küchen, ein Kamin, 8 große Kammern, ansehnliche Vorplätze 3 über einander, räumlich große Speicher, grossen Hoff, tieffen Brunnen, Cysterne, Waschkessel und 2 s. v. Privat darneben ein separirtes Nebenhauß von einem laden Stuben, Küche etliche Kammern und Speicher wird apparte bewohnt und zahlt fl. 54 Zinß, und kann beytes täglich Morgens von 10 biß 12 Uhr in Augenschein genommen werden.
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Alter Kaiser | Geyersberg
Schnurgasse 9
L.38
April 1872
Heute fand ich Gelegenheit, dieses höchst interessante Haus zu untersuchen und das Bemerkenswertheste darin zu zeichnen, was schon lange mein Wunsch gewesen. Ich wurde vor einigen Jahren schon durch Herrn Architekten Klein darauf aufmerksam gemacht, welcher bauliche Reparaturen darin vorzunehmen hatte und die sogenannte Capelle darin entdeckte. Es ist dieß ein feuerfester gewölbter Raum, aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des 15. Jahrh., wie die Form der Schlußsteine sowie das Profil der Gewölberippen genügsam darthun, s. Ab.
Welcher Familie die darauf dargestellten Wappen und Marken angehören, konnte ich bis jetzt noch nicht ermitteln, zu religiösen Zwecken hat übrigens dieser Bau niemals gedient, weit eher zu technischen und könnte der in dem einen Wappenschild angebrachte Schlüssel sowie die drei ineinandergeschlungenen Ringe wohl auf die Erbauung durch einen Schlosser deuten. Der Treppenthurm im Hofe, welcher vom Johanniterhofe aus gut sichtbar ist, gehört einer viel späteren Zeit an, wie der am Fuße der Treppe sitzende Löwe als Wappenhalter zeigt. Auch die Marke auf dessen Schild ist mir unbekannt. Der an diesen Thurm rechts anstoßende Bau hat mit demselben wohl gleiches Alter und bewahrt ein hier ziemlich seltenes Beispiel von Holzconstruction in seinem Fachwerk, das in der Ab. nachzusehen ist. Das Vorderhaus gehört in dieselbe Zeit und ist vielfach verändert, s. Ab.
Band 10, Seite 297
Esel | Schadeck
Schnurgasse 13 | Borngasse 30
L.40 | L.41
Mai 1858
Ueber der Hausthür beifolgende Wappen.
In der Mitte dieser Beiden ein Schild mit den Buchstaben J. L.
Unterbau massiv von Stein.
Band 10
16. Juni 1879
Wird soeben im unteren Stock zu Läden eingerichtet und ist zu diesem Behufe das eine der Wappen über der dem Hause 11 zunächst gelegenen Hausthüre weggehauen worden, ohne Noth, wenn man den anzupassenden Erkerverschlag oben ein wenig ausgeschnitten hätte, was aber die Faulheit der mit dieser Arbeit betrauten Schreiner nicht zuließ.
Das eine erhaltene Wappen trägt einen Baum und zu beiden Seiten desselben zwei Lilien. Neben dem Wappenschild die Jahreszahl 1749.
Band 10, Seite 299
Glaseck
Schnurgasse 35
L.79
April 1859
Am Eck mit der Mausgasse unter dem ersten Stock ein Tragstein mit der Jahreszahl 1747 und einer Hausmarke deren Buchstaben I. C. S. heißen.
Durch den Holzbeschlag der Balkenköpfe ist der Tragstein halb verdeckt und deßhalb die Inschrift schwer zu entziffern.
Band 10, Seite 301
Bieberstein
Schnurgasse 39 | Eck mit der Rattengasse
L.80
10. Juli 1864
Ein Haus, das vielfache Veränderungen durchgemacht hat, namentlich an den Fenstern bemerkbar, doch hat es seine Hauptform behalten, wozu namentlich der Nasengiebel gehört, unter dem sich die Jahreszahl 1561 eingehauen findet. Unter dem Tragstein des ersten Stocks ist in ziemlicher Größe ein Bieber ausgehauen, von jedoch roher Arbeit; er hält einen Fisch zwischen den Vorderläufen und sieht eigentlich eher einer Ratte ähnlich.
Darüber an der Fläche des Steines die Inschrift
Dies haus steht in Gottes hand, zu dem biberstein ist es genannt.
Band 10, Seite 303
Gross Palmeneck
Schnurgasse 49 | Neugasse 32
L.105
Mai 1858
Ueber der Hausthür im Schlußstein folgendes Wappen. Ein Mann mit einem doppelten Fischschwanz, dessen beide Enden er in den beiden Händen hält.
Unter den auf der hiesigen Stadtbibliothek in der Gerning‘schen Sammlung aufbewahrten Zeichnungen von Häusern findet sich auch die Facade dieses Hauses mit der Bezeichnung Meermann‘sches Haus. Rauschner inv. 1753.
Wahrscheinlich also bedeutet das Wappen eine Anspielung auf den Namen des Hausbesitzers, welcher es durch den Architekten und Stuccateur Rauschner im Jahr 1753 neu erbauen ließ.
Sodann auf der Seite des Hauses, welche in die Neugasse steht, an einem mit dem Nachbarhause 30 gemeinschaftlichen Tragstein unter dem Ueberhang des ersten Stocks G. J. M. 1737 M. H. und noch einmal das Wappen sehr roh in Stein gehauen.
Band 10, Seite 305
Stein | Wonneberg | Wohnberg | Wunnenberg
Schnurgasse 43 | Kruggasse 15
L.108
Mai 1860
Das mit der Giebelseite seines hohen Pultdaches in die Schnurgasse stehende Haus stammt wahrscheinlich seiner ganzen jetzigen Gestalt und Anlage nach aus dem Anfang des 17. oder Ende des 16. Jahrhunderts. Es war noch zur Zeit meiner Erinnerung gegen Ende der 30er Jahre mit Fresken bemalt, deren Spuren bis auf die einzelnen Formen unter dem Oelanstrich, den es später bekommen, erkennbar sind und welche an dem hintersten Theil des Hauses in der Kruggasse sich noch erhalten haben. Das Erdgeschoß ist massiv von Stein aufgeführt mit reicher Bildhauerarbeit an den Fenstern und Thürstürzen, welche alle im Rundbogen erscheinen, sowie mit außerordentlich zierlichen Tragsteinen unter dem Ueberhang des ersten Stocks, s. Abb. [R0518]
Der Giebel ist mit Schiefersteinen beschlagen, ich habe jedoch allen Grund, zu vermuthen, daß das ganze Haus früher in Kalkputz mit geschnitzten sichtbaren Balken und Holzwerk stand, und daß der Anstrich desselben sowohl wie der Schiefersteinbeschlag des Giebels erst dem vorigen Jahrhundert seine Entstehung zu verdanken hat. An dem links nach dem Hause 45 hin gelegenen Fenster über dem Bogenaufsatz desselben findet sich ein Schild angebracht, auf dem eine Harfe dargestellt ist, nebst den Buchstaben A. M., s. Abb. [R0525] - Das Schild über dem gegenüberliegenden Bogenaufsatz ist leer. Trotz aller Bemühungen war es mir bis jetzt nicht möglich gewesen, den Namen des Erbauers des Hauses oder der Familie, welcher es angehört, zu ermitteln, und ebenso-
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wenig war es mir gelungen, eine Jahreszahl an dem Hause zu entdecken. Die einzige Familie, welche, soviel mir bekannt ist, eine Harfe im Wappen führt, ist die der Landschade von Steinach, s. Humbracht. Zierde Deutschlands, p. 4. - Sollte dieselbe ein Haus hier besessen haben?
An der Giebelseite nach der Kruggasse hin tritt im Hofe ein steinerner Treppenthurm vor, mit einem spitzen Schieferdach und schrägwinkeligten, in ihrer Richtung die Lage der Treppensohle gleichlaufend mitmachenden Fenstern, welcher bis zum Anfang des Giebels hinaufreicht. Der Hof liegt um mehrere Stufen höher als die Straße und ist von derselben durch eine 14 ‘ hohe Mauer geschieden, in welcher sich die Eingangsthüre befindet; alsdann folgt in der Kruggasse der zweite Bau, mit höchst geschmackvollen, durch Löwenköpfe verzierte Tragsteine, und unten im Erdgeschoß mit vergitterten Fenstern versehen; dann kommt abermals ein Hof mit einem Einfahrtsthor, an dem die im spitzen Winkel eintretenden Verschneidungen der Profile scharf und bestimmt markirt sind, und nach diesem ein drittes Gebäude No. 15, welches die sehr lange Seite nach der Kruggasse hin, abschließt.
In diesem letzteren Hofe ist über dem Thor auf der inneren Seite eine Bombe eingemauert, die wahrscheinlich bei irgend einer Belagerung dahin geschleudert wurde. Vielleicht 1552. , s. Bomben. Sodann findet sich eine freiliegende, offene, in die oberen Stockwerke führende Treppe mit zierlichem
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Holzgeländer. Der Bau, welchem sie angehört, steht im Erdgeschoß auf zwei freistehenden, mächtigen hölzernen Trägern, die eine Art von offener Halle bilden. Unter einem Schoppendach, das später an das Haus 15 links im Hofe angebaut wurde und bis an den Ueberhang des ersten Stockes reicht, finden sich im Erdgeschoß zwei äußerst fein profilirte Thüren, deren schönste abgebildet ist, s. Abb., sie sind von ganz verschiedener Construktion, gehören aber trotzdem einer und derselben Bauperiode an, liegen nebeneinander und werden von dem Schoppendache beinahe ganz verdeckt und unsichtbar gemacht.
Der untere Stock dieses Hauses ist so lange mir denkt, unbewohnt gewesen und hat nach der Kruggasse hin einen Eingang, welcher durch eine ziemlich reich verzierte eiserne Thüre, zu der man über einige Stufen hinaufsteigen mußte, abgeschlossen wurde, s. Abb. [R0520] - Neben dieser Thür befand sich an einem Fenster ein Vertheidigungsgitter von der hier vielfach vorkommenden bekannten Form. Der innere Raum, den dieses Fenster erhellte, hatte etwas Unheimliches und Geheimnißvolles, was wohl daher kommen mochte, daß er nicht bewohnt gewesen, wie ich mich denn auch erinnere, die eiserne Thüre nach der Straße zu niemals offen gesehen zu haben, ebensowenig wie das oben erwähnte Fenster, dessen Scheiben vor Alter ganz erblindet im Bunde mit Staub und Spinnweben beinahe gar kein Licht hereinließen. Nach außen hatte dieses Haus noch seine alten Frescomalereien, wie denn auch früher das Haus in der Schnurgasse
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ebenfalls bemalt war, seine Grundfarbe war roth, die des Hauses in der Schnurgasse, grau. Die Abb. Zeigt rechts einen Theil des Hauses Wonneberg, das Eck mit der Schnurgasse sodann den Hof mit dem zweiten Haus und endlich auch noch, wenn auch sehr verkürzt, den zweiten Hof, nämlich den, durch das etwas weitere Hervortreten des letzten Hauses bemerkbaren Zwischenraum. Große Veränderungen außer dem Anstrich und dem Einsetzen von Spiegelscheiben statt runder, haben sämmtliche Bauten bis dato nicht erlitten, sondern befinden sich beinahe noch ganz im Originalzustande und geben somit ein ziemlich treues Bild von dem Aussehen in ihrer Entstehungsperiode.
Band 10
20. Februar 1866
Soeben sind die in der Kruggasse liegenden, oben bemerkten Häuser im vollen Abbruch begriffen. Das Eck Wonneberg soll bis nach der Messe stehen bleiben, um alsdann ebenfalls zu verschwinden; mit ihm verschwindet eine meiner liebsten Jugenderinnerungen. Es werden diese alten behaglichen Familienhäuser jetzt immer seltner, und bald wird gar nichts mehr davon übrig sein. Auch das Nebenhaus Schildkopf, Schnurgasse 45 ist dem Untergang geweiht.
Bei dem rasch voranschreitenden Abbruch hat sich ergeben, daß die eingemauerte Bombe eine steinerne Kugel ist, die ungefähr 1 ‘ im Durchmesser hat und folglich bei der Belagerung von 1552 hereingeworfen sein muß. Auch fanden sich einzelne verzierte Bodenplättchen vor, die jedoch nur bekannte Muster trugen. Die Brand-
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mauer, welche das Haus von dem Nebenhause 45 trennt, war außerordentlich dick und im Erdgeschoß auf Bogen gestellt.
Weiter hat sich bei dem Abbruch ergeben, daß sämmtliche Balken und Holzwerk des Hauses geschnitzt waren, wie ich immer richtig vermuthet hatte, und daß die Frescomalereien sowie der Schiefersteinbeschlag dem vorigen Jahrh. angehören und das Haus früher in seinem Originalzustande in Holzarchitektur dastand. Die meisten Häuser unserer Stadt wurden im vorigen Jahrh. bemalt, und bei allem trug diese Malerei, welche auf eine schreckliche und sinnentstellende Art durch falsche Anwendung der Perspektive die Wandflächen gräßlich zerriß und unruhig machte, denselben Charakter. Namentlich war es der Maler Conrad Unsin, welcher ohne allen Geschmack und Feinheitsgefühl Sünden auf Sünden häufte, wie es sich denn von einem Menschen, der kaum seinen eignen Namen zu schreiben vermochte, gar nicht anders erwarten ließ. s. Rother Engel, Hirschgraben. Ich für meinen Theil konnte es mir anfänglich gar nicht zusammenreimen, daß eine Bauperiode, die so fein in der Erfindung wie diejenige war, welcher das Haus seine Entstehung verdankte, und die mit soviel Geschmack und Reiz aufzutreten wußte, zu so abgeschmackten äußeren Mitteln eines falschen Schmucks sollte greifen können und begrüßte deßhalb vor Jahren schon mit Jubel die Entdeckung meines Irrthums in dieser Beziehung, als ich zum Erstenmale fand, daß unter diesen Malereien stets alte
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ächte Holzarchitektur steckt, die nur überkleistert war, und welche man in der Zopfzeit in unbegreiflicher Verblendung auf diese Weise zu vernichten und dem Auge zu entziehen strebte. -
Die Abb., welche das ganze Haus zeigt, ist von dem Ecke der Vogelgesangsgasse aus, genommen und stellt den Zustand des Hauses gegen das Ende der dreißiger Jahre dar. Die unteren Räume waren gewöhnlich ganz geschlossen und nur in den beiden Messen vermiethet, wie überhaupt die meisten Magazine und Waarenräume in der Schnurgasse, später jedoch wurden sie, um sie nutzbringend zu machen, in ständige Miethe gegeben und großentheils zu Läden eingerichtet.
Die Erinnerung an dieses Haus durchzieht mein ganzes Jugendleben wie ein silberner Faden, weil ich bis zu meinem 23. Jahre in meinem elterlichen Hause, in der benachbarten Graupengasse wohnte; alle davon gegebenen Notizen sowie die Abb. sind durchaus zuverlässig.
Nie hätte ich damals geglaubt, daß ich dazu auserlesen wäre, ihm einmal noch diese Grabrede zu halten.
Band 10, Seite 311
Schildkopf | Schliedekopf
Schnurgasse 45
L.107
29. April 1866
Das Haus ist soeben im Abbruch begriffen und soll gleich dem Nebenhause zum Wonneberg, s.d. neu auferbaut werden. Es hat auf der Vorderseite, welche mit dem Giebel nach der Straße hin gekehrt ist, nichts Bemerkenswerthes, wie die Abb. zeigt, welche ich bei dem Hause Wonneberg mit aufgenommen habe, s.d. und scheint im vorigen Jahrh. durchgreifend reparirt zu sein. Ein Bogen über der zunächst dem Hause Wonneberg gelegenen Thüre trägt ein Gitter, das unzweifelhaft dem 17. Jahrh. angehört, dagegen findet sich in dem Affengäßchen die Eingangsthüre zu dem kleinen Höfchen mit einem Spitzbogen überdeckt, s. Abb. [R0455] nebst einem zierlichen Klopfer, s. Abb. [R0456], welche jedenfalls noch Ueberreste eines weit älteren Hauses sind, das früher auf diesem Platze stand und deßhalb alle Beachtung verdienen.
Merian gibt zwischen der Kruggasse und dem Affengäßchen nur ein Haus an, dagegen zwischen dem Affengäßchen und der Neugasse drei, deßhalb scheint mir, daß es ein Irrthum ist, indem der Raum, welchen das Haus Wonneberg und das Haus Schildkopf zusammen einnehmen, unmöglich jemals ein Haus gewesen sein kann, und noch dazu mit so schmaler Vorderseite, wie er auf dem Plan angiebt, und ebenso unwahrscheinlich ist es, daß die verhältnißmäßig geringe Breite des Hauses Gross Palmeneck früher drei Häuser repräsentirt haben soll. Mir scheint es eine von den vielen Unzuverlässigkeiten und Oberflächlichkeiten, die man bei Merian so oft findet, und es ist, wie ich bereits in
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meiner Einleitung erwähnte, sehr gefährlich, ihnen allzuviel zu trauen. Merkwürdigerweise gibt der sonst so zuverlässige Ulrich auf seinem Grundriß der Stadt vom Jahr 1811 das obenerwähnte Höfchen gar nicht an, was jedenfalls ein nicht zu entschuldigender Fehler ist, ebenso hat Batton vergessen, zu erwähnen, daß das Haus das Eck mit der Schnurgasse und dem Affengäßchen bildet.
Es gibt eine alte Abbild. der Schnurgasse, auf der alle diese Häuser dargestellt sind, leider aber ist dieses Blatt so außerordentlich selten, daß ich es in meinem Leben bis jetzt nur ein einziges Mal gesehen habe, und als ich später bei dem Freunde, welcher es besaß, Erkundigungen darüber einziehen wollte, war es verloren gegangen und ist spurlos verschwunden. - Soviel ich mich erinnere, war es ein guter Stich.
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Schöne Aussicht
[kein Datum]
Band 10, Seite 313
Alte Stadtmauer
Schöne Aussicht
April 1870
An der Fundamentmauer sind noch eine Menge Schießscharten aus der alten Zeit erhalten und beweisen, wie hoch der Grund aufgefüllt wurde, indem sie tief unter dem jetzigen Pflaster liegen.
Auch ist daselbst eine steinerne Bombe eingemauert.
Band 10, Seite 315
Schöne Aussicht 17
1. Februar 1878
In diesem Hause verstarb Arthur Schopenhauer. Einer Anzeige nach werden seine verschiedenen Wohnungen folgendermaßen angegeben: von 1831-1836 alte Schlesingergasse 16, von da bis 1. April 1840 Untermainquai 2, alsdann bis zum 1. März 1843 Neue Mainzerstraße 16, dann bis 1. Juli 1859 Schöne Aussicht 16, wonach die hier angebrachte Inschrift falsch ist, und endlich bis zu seinem 1860, 21. Sept. erfolgten Tode in dem Nachbarhaus Schöne Aussicht 17.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Schüppengasse
[kein Datum]
Band 10, Seite 317
Faulpumpe
Schüppengasse 20 | Schüppengasse 22
F.120 | F.121
11. Juni 1858
An einem Tragstein des ersten Stocks auf einem Schild eine Hausmarke mit der Jahreszahl 1625.
Band 10
April 1864
1645. Wird das Brauhaus zur goldnen Birne in der Schüppengasse neu aufgebaut.
O. U. den goldenen Apfel betreffend.
Band 10, Seite 319
Schüppengasse | An der Faulpumpe 18
F.122
18. März 1871
An einem mit dem Nebenhause 16 gemeinschaftl. Tragstein: 1589
Band 10, Seite 321
Schüppengasse | An der Faulpumpe 16
F.123
18. März 1871
An einem mit dem Nebenhause 18 gemeinschaftl. Tragstein: 1589.
Band 10, Seite 323
Gross Rosenthal
Schüppengasse 8
F.128
9. Oktober 1877
Im Anfang dieses Jahrh. neu erbaut. Als Ueberreste eines älteren Hauses unter dem 2. Stock eine schön geschnitzte Knagge aus dem Ende des 16. Jahrh.
Band 10, Seite 325
Grosser Heydentanz | Kleiner Heydentanz
Schüppengasse 6
F.129
22. Juni 1876
An einem Tragstein unter dem ersten Stock auf dem Eck ein kleines Schild und auf demselben zwei sich durchkreuzende Schlüssel nebst einem Hammer und den Buchstaben J. S. Wahrscheinlich von einem Schlosser um das Ende des 17. Jahrh. erbaut. Der besagte Tragstein ist ziemlich reich und hat in seiner Ornamentik Elemente, denen ich noch nicht begegnet bin, dieselben sind nämlich theilweise vertieft eingehauen, ungefähr so wie die in Holz geschnittenen Formen, in welchen man Gebäckteig auszudrücken pflegt.
Band 10, Seite 327
Mittlerer Speicher
Schüppengasse 2
F.131
11. Juni 1858
Ueber der Hausthür 1766 F. W. S.
Unterbau massiv.
Band 10
22. Mai 1871
Im ersten und zweiten Stock des Hauses liegen noch viele Fußbodenplättchen von dem hier allbekannten Muster.
Band 10, Seite 329
Schüppengasse 3
I.129
August 1859
An einem Tragstein, der mit dem Hause 5, Eck der Blauehandgasse wahrscheinlich gemeinschaftlichen Brandmauer B. F. 1712 eingehauen. Das Haus hat ziemlich das Aussehen eines älteren Baues, etwa 80 Jahre jünger, doch ist es nicht mit Gewißheit zu bestimmen. Vielleicht bedeutet die Zahl das Jahr der Erbauung der gemeinschaftlichen Brandmauer bei Gelegenheit des Neubaus 5, und das alte Haus blieb stehen, was wahrscheinlich ist.
Band 10
4. Juni 1864
In dem Zwerchhause des ziemlich steilen Daches finden sich noch einige vollkommen erhaltene Schiebfenster mit runden Scheiben, was als eine große Seltenheit anzusehen ist und einen deutlichen Begriff von dieser eigenthümlichen Construktion gibt.
Das ganze Haus hat ein sehr alterthümliches Aussehen und ist ziemlich unverändert geblieben und weder durch Anstrich noch durch sonstige Veränderungen entstellt. Wie lange es sich noch behaupten wird, wissen die Götter.
B. F. 1712. An einem Brandmauerstein.
Band 10, Seite 331
Schüppengasse 5
I.130
1. Juni 1876
Das Eck mit der Blauehandgasse hat auf der Seite nach der Letzteren sehr alte Bauten, die meistens einstöckig sind und in ihrem Erdgeschoß mehrere vermauerte Thüren haben, von welchen einige mit einem Spitzbogen überwölbt sind. Vielfache Veränderungen sind über diese Gebäude dahingegangen und ihre eigentliche Grundform schwer und nur für das geübte Auge zu erkennen. Jedenfalls haben die sämmtlichen Bauten die Bestimmung von Ställen, Lagerräumen oder sonst derartige Verwendung gehabt.
Seit der Anlage der Bankgebäude und der damit verbundenen Umgestaltung der Gegend hat die nächste Umgebung auch manche Veränderung erlitten, die in Rede stehende Seite der Häuser aber ihr altes Aussehen vollkommen beibehalten.
Im Augenblick sind sie Eigenthum der Familie v. Bethmann.
Band 10, Seite 333
Grosser goldner Apfel
Schüppengasse 7
I.131
April 1864
In dem Schlußstein über dem Eingang
B. G. 1729.
Band 10, Seite 335
Pomeranze
Schüppengasse 9 | an der Faulpumpe
I.132
August 1859
An einem Tragstein unter dem ersten Stock das Wappen der Familie Uffstainer mit der Jahreszahl 1608, welche die wahrscheinliche Erbauungszeit des Hauses angiebt.
Band 10, Seite 337
Schüppengasse 11 | An der Faulpumpe
I.133
11. Juni 1864
Ueber der Hausthür auf einem Schild Ein Arm, der einen goldenen Schlüssel hält. 1783.
Band 10, Seite [unpaginiert]
Seckbächergasse
[kein Datum]
Band 10, Seite 339
Seckbach
Seckbächergasse 11
I.237
6. Juni 1858
An einem Brandmauertragstein sind die beiden Wappen ohne Helme wiederholt. Ueber dem Portal zwei sitzende weibl. Figuren, die eine hält ein Kreutz und einen Kelch, die andere ein Schwerdt und ruht mit dem Arm auf einem Helm. vid. Abb.
Ein mit großem Geschmack und Reichthum ausgeführtes Haus, etwa aus dem Anfang des vorig. Jahrh., eine Jahreszahl konnte ich nirgends entdecken. Man sehe die Abb. der Thür Band V und man wird finden, daß vielleicht kein zweites Exemplar hier mehr existirt, und solcher Thüren finden sich in dem Hause eine ganze Menge. Auch die steinerne Säule im Hof ist von großer Zierlichkeit, wie überhaupt das ganze Haus aus einem Guß hervorgegangen ist. Wer es gebaut und wem es gehört, konnte ich bis jetzt noch nicht in Erfahrung bringen. Wahrscheinlich ist jedoch, daß die Straße von diesem Haus ihren Namen führt. In neuerer Zeit hat das Haus im Inneren durch Reparaturen und Anstrich viel von seinem eigenthümlichen Aussehen eingebüßt. Der nach der Weißfrauenkirche gelegene Theil des Hauses ist viel älter und ist an ihm unter den Fenstern des ziemlich hohen Parterrestocks ein Stein eingemauert, welcher folgende Inschrift trägt, in deutscher Minuskel, vid. Ab. [R0616]
Band 10, Seite [340]
Das Haus stammt wahrscheinlich auch aus jener Zeit, seinem ganzen Aussehen nach.
Maria barbara steht fest, über die beiden ersten Zeichen meint mein gelehrter und kundiger Freund Dr. Franz Roth ms oder ins wäre ziemlich sicher, dagegen aus dem letzten [MZ_10-9] wisse er nichts zu machen.
1. Dr. Böhmer gestand mir ebenfalls, daß er das Ende obiger Inschrift nicht zu deuten wisse. Er verfolgte die Sache mit großem Interesse, aber ohne Erfolg.
2. Bei der im vorigen Jahrh. vorgenommenen Restauration blieb dieser Theil des Hauses verschont, wie die alte Fensterstellung beweist und nur das Nebenhaus mit dem Höfchen wurde davon berührt, oder eigentlich von Grund neu aufgebaut.
Band 10
1. September 1869
Seit ungefähr 3 Monaten ist leider bei einem Neuanstrich des Hauses der alte obenerwähnte Stein mit Kalkputz beworfen, so daß seine Stelle nicht mehr zu finden ist, ebenso im Inneren des Hauses die obenerwähnte Thüre, welche aus farbigem Holz wundervoll hergestellt war, sammt ihren Schwestern mit Oelfarbe dick überstrichen.
Band 10, Seite 341
Weinkanne
Seckbächergasse 13
I.239
31. Mai 1864
Das Haus selbst hat nichts Bemerkenswerthes, es bildet das Eck mit der Weißfrauenstraße und hat ein kleines nach der Seckbächergasse hin liegendes, durch eine ungefähr 10 ‘ hohe Mauer von derselben getrenntes Gärtchen. In dieser Mauer befindet sich eine seit langer Zeit vermauerte Thüre und über derselben auf der inneren Seite, von der Straße aus nicht sichtbar, ein eingemauertes Steinbild oder Terra cotta. Eine Heiligenfigur, welche ihren Kopf in der Hand trägt, dabei zwei Wappen, s. Abb. [R0612] Darunter eine schwer leserliche Schrift folgenden Wortlautes:
Georgius . dei . gratia . eps. wormatiensis . et.
perpetuus . magunt . diviquae . albani .
canonicus has aedes ruinosas re
anno 1592.
Das Haus I.238, Papageigasse 10 heißt zum Albaniterhof, und es könnte jenes Bild und jene Schrift vielleicht eine Beziehung darauf haben.
Zwischen diesem Hause und dem daranstoßenden Hause Seckbach befindet sich ein schmales Alliment, wem es gehört, weiß ich nicht. Ob das Steinbild immer über dieser Thür eingemauert war, wäre noch zu ermitteln.
Auf dem Merian‘schen Plan von 1628 findet sich das Gärtchen bereits vor. Ich vermuthe, daß die Figur den H. Albanus vorstellen soll.
Band 10, Seite 343
Heiligenstock
Seehofsweg
4. Mai 1866
An der Stelle, wo der von dem Mühlberge herunterkommende Weg sich mit dem Seehofsweg vereinigt, steht der in Abb. [RS0081] beigefügte Heiligenstock. Er lag lange Jahre unbeachtet im Grase und ist erst in neuerer
Band 10
1864.
Zeit wieder aufgerichtet worden. Die Vorderseite trägt das Wappen der Familie ?? [Leerstelle] mit der Jahreszahl 1512. Die Inschrift auf der Nebenseite spottete lange Zeit meinen Versuchen, sie zu entziffern, bis es mir endlich gelang. Ich lese sie Got droste min und al glaubigen seln.
Die Schwierigkeit entstand nur durch die höchst sonderbare Raumeintheilung und Trennung der Sylben, sowie durch die mangelhafte Darstellung der Buchstaben, welche noch dazu so durch Verwitterung und Moos entstellt sind, daß man sie kaum mehr erkennen kann.
Lersner ewähnt diesen Heiligenstock bei Gelegenheit der Wahl und Krönung Königs Maximilian im Jahr 1562. I. pag. 166.
Als Ihro Maj. mit dem neu-erwählten König Maximiliano von Oberrad hero nacher Frankfurt gezogen, und der Rath Ihro Maj. der Stadt Schlüssel in einem Körblein an dem Heilgen Stock da das Mühlwasser vom Ferß-Born sich zur Mühl zum hohen Rad lenkt, dargebotten. s. Abb.
Auf dem Wappenschilde befindet sich ein Mühleisen, ein ähnliches findet sich auf dem Wappen des Hauses Sandhof, Kleine Sandgasse, s.d. sowie in Goldhutgasse u.a. O.

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