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Bild von Reiffenstein
Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893)
Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist
Reiffensteins „Sammlung Frankfurter Ansichten“ gehört zum Gründungsbestand des Historischen Museums. Der Künster verkaufte sie 1877 der Stadt. In 2.000 Aquarellen und Zeichnungen sowie auf 2.400 Manuskriptseiten hielt er das alte Frankfurt fest.

Band 10 - Buchstabe S

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Saalgasse
[kein Datum]
Band 10, Seite 1
Saalhof
Saalgasse 31 | Saalgasse 33
I.68
29. Mai 1865
Der alte Saalhof fesselte von jeher meine Aufmerksamkeit und Einbildungskraft in hohem Grade, und meine ersten mit künstlerischem Bewußtsein ausgeführten Darstellungsversuche habe ich an seinen verschiedenen Gebäuden ausgeübt. Immer zog es mich unwiderstehlich durch das Thor in den stillen Hof; und obgleich ich damals (1835-36) kaum wußte, daß es ein historisch so wichtiges Gebäude sey, kehrte ich doch stets dahin zurück.
Damals war es leicht und bequem, in dem Hofe Studien zu machen, indem die weitläuftigen Gebäude beinahe unbewohnt lagen und der größte Theil der unteren Räume als Gewölbe und Waarenlager vermiethet, selten besucht wurde. Hohes Gras wuchs reichlich daselbst, und der Ort war einsam und abgeschlossen, indem das Geräusch des öffentlichen Lebens nicht so leicht hineindrang, überhaupt in der Stadt damals noch lange kein so lebhafter Verkehr herrschte wie heutzutage. Namentlich aber war der sogenannte dicke Thurm und die alte Kaiserkapelle, die ebenfalls als Waarenlager vermiethet war, der stete Gegenstand des Erstaunens und der Untersuchung, und es wurden von mir diese an malerischem Reiz unendlich reichen Gebäude, damals noch unbewußt ihres baugeschichtlichen Werthes, zu wiederholten Malen gezeichnet und gemalt. Wenn ich diese alten Abbildungen ansehe, beschleicht mich ein eignes Gefühl von Wehmuth wie bei dem Anblicke des Bildes ei-
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nes längst heimgegangenen geliebten Todten. Heimgegangen sind sie nun, die alten Bauten, wenigstens der größere und wichtigere Theil derselben und der schöne Nachruf und die vortreffliche Bearbeitung und Darstellung, welche ihrem Andenken mein Freund, der nun ebenfalls verstorbene General Krieg von Hochfelden in dem Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 1. Band, Heft 3 widmete, gibt ein so vollständiges Zeugniß ihres Werthes und ihrer Bedeutung ab, daß es kaum sich verlohnen dürfte, noch etwas Weiteres hinzuzufügen, und dennoch sind gewisse malerische Reize unberührt geblieben, deren nähere Darlegung der Zweck dieser Zeilen ist, welche übrigens nichts weiter sein sollen als erklärende Winke zu den Abbildungen.
Trat man durch das alte Thor in den Hof, so fand man sich sogleich von einer eigenthümlichen Stimmung angeweht, hervorgerufen durch die Einsamkeit, die daselbst herrschte und durch den Anblick der alten Gebäude, von denen er eingeschlossen war, und obwohl die meisten derselben dem Jahr 1604 und sogar der Hauptbau nach dem Main zu, mit seinem kleinen Höfchen noch einer späteren Periode, nämlich dem Jahre1717 ihre Entstehung verdankten, so lag doch ein gewisser Zauber der Unberührtheit über ihnen, der allerdings seinen Hauptgrund in dem etwas stark vernachlässigten Zustande derselben finden mochte.
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Die Fenster mit den runden Scheiben waren meistens erblindet, auch fehlten der Scheiben manche, und an Spinnweben war kein Mangel. Der jetzt noch stehende Vorbau mit der Thorhalle, welcher neueren Ursprungs ist, war das einzige, was auf eine störende Weise an die Neuzeit erinnerte, schon durch seinen hellen reinlichen Anstrich, und die stets blank gescheuerten Messingknöpfe an der Thüre und dem Klingelzug. Er führt zu dem modernen bewohnten Theile. Wenden wir uns deßhalb von ihm ab, so gewahren wir, durch die Halle hindurch sehend, gleich den alten Ziehbrunnen mit dem verzierten Hakensteine und der Eisenrolle daran. Er stand in der Ecke, und der ganze Bau, dem er angehörte, nebst dem anstoßenden mit den alten Fenstern und Thüren und dem mit Schiefersteinen beschlagenen ersten Stock war höchst malerisch. Es mußte im Sommer sein, so etwa gegen 4 Uhr Nachmittags, alsdann war der Hof ziemlich im Schatten, die Sonne berührte nur noch einen kleinen Theil des Pflasters vor dem dicken Thurm. Dieses sonnenbeschienene Plätzchen wurde immer kleiner, bis endlich der Schatten anfing, an der Wand des Thurmes hinaufzusteigen, allmälig hüllte sich nun der untere Theil der Gebäude in Dunkelheit, und nur oben das Dach und obere Stockwerk des Thurmes prangten und glühten in dem Lichte der sinkenden Sonne. Das war der Moment,
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in welchem jede Erinnerung an die Gegenwart erlosch, und in dem Zauberlichte stiegen die ehemaligen Bewohner, die deutschen Kaiser, vor uns herauf, die längst versunken sind, und deren Glanz erblichen ist, wie das Tagesgestirn jetzt ebenfalls versinkt. -
Der dicke Thurm war ein merkwürdiges Gebäude, an dem die Baukunst beinahe eines jeden Jahrhunderts ihreSpuren zurückgelassen hatte. Alte Bauten nehmen leicht das Aussehen der Unberührtheit wieder an, sobald sie nur einige Jahrzehnte verlassen sind. Alle Entweihungen erlöschen meist mit der lebenden Generation; Wind und Wetter behaupten bei einiger Vernachlässigung sogleich ihr Recht, und man gibt sich gar leicht dem Gefühle hin, als sey zwischen der Entstehungsperiode und der Gegenwart nur eben erst ein paar Tage verschwunden. Und doch, was hat ein solcher Bau Alles erlebt und erleben müssen. Ich nenne nur den dreißigjährigen Krieg und den letzten Krieg gegen die Franzosen im Anfang dieses Jahrhunderts. Die furchtbar dicken Mauern waren theilweise gebrochen, namentlich in den oberen Stockwerke[n], die im 14ten Jahrhundert aufgeführt wurden, doch war im Innern das Mauerwerk vortrefflich erhalten, und an dem im Erdgeschoß liegenden, an die Kapelle stoßenden Gewölbe keine Spur von Zerstörung zu bemerken.
Die Fenster mit ihren tiefen Blenden in den dicken Mauern ließen nur spärlich Licht ein, und waren auch theilweise mit
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mancherlei seltsamem Geräthe verstellt. Aber die Kapelle: Welch ein Schauer durchrieselte mich, als ich sie zum erstenmale betrat, die ich lange gekannt vorher aus den Erzählungen und Zeichnungen meines verehrten Freundes und Lehrers Hessemer. Der Eindruck war nicht zu beschreiben, und ich werde mich wohl hüten, mit Worten es zu thun; es ist unmöglich. Es war ein trüber Regentag und die Beleuchtung durch das kleine Fensterchen aus dem engen Höfchen sehr schwach. Kaum konnte man die Meißelarbeit an den Capitelen erkennen, und erst nachdem sich das Auge an die herrschende Dunkelheit gewöhnt hatte, war man im Stande, die einzelnen Dinge darin genauer zu unterscheiden. Es herrschte eine Todtenstille darin, und ein eigenthümlicher Modergeruch trug nicht wenig dazu bei, den Eindruck zu verstärken. Der Boden, auf dem wir stehen, ist karolingisch im Sinne des Wortes, denn der halbrunde Thurm und das Stück Ringmauer sind im Unterbau die einzigen und höchst seltenen Ueberreste karolingischer Befestigung. Obgleich Krieg v. Hochfelden dieß zur Evidenz nachweist, so habe ich das damals im Jahre 1836, also 6 Jahre früher doch auch schon gewußt, woher weiß ich allerdings nicht mehr, allein es mußte in der Luft geschwebt haben, denn wir Architektenschüler betrachteten es als eine ausgemachte Sache, die sich traditionell von einem Semester in das andere auf die Neueintretenden fortpflanzte. Ja, wir waren
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sogar im Besitze von Gypsabgüssen der vorzüglicheren Säulencapitelen dieses alten Baues, und lange Zeit war ich in dem Irrthum geblieben, es seyen diese Ornamente der Ausdruck der karolingischen Periode, während sie der Hohenstaufen‘schen Zeit angehören. Erst einige Jahre später, als Kallenbach mit seiner vortrefflichen Modellsammlung hierherkam, entschwand mir durch seine Belehrung dieser unbewußt eingeschlichene Irrthum (1842).
Am malerischsten und verlassensten aber zeigte sich die kleine Capelle von dem kleinen Höfchen aus, das auf der Südseite vor ihr lag; es war dieß ein gar heimliches stilles Plätzchen mit altem Pflaster und stark mit Gras bewachsen durch die von allen Seiten hineingeleiteten Dachtraufen. Hier konnte man sich so recht in die alteZeit versetzt glauben und wurde durch nichts in diesem Eindruck gestört.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die Capelle im Jahre 1208 erbaut, und zwar aus den Ueberresten eines älteren anderen Baues, wie Krieg v. Hochfelden vortrefflich und klar darthut. Der obere Aufbau aber mit der Säulenstellung und dem gekuppelten Fenster gehört wahrscheinlich in das 15. Jahrhundert.
Der Unterbau des viereckigten Thurmes stammt aus dem Ende des 10ten oder Anfang des 11ten, das oberste Stockwerk aus dem Ende des 14. Jahrhunderts.
Die Gebäude nach dem Main hin gehören ihrem jetzigen Bestande nach (1836) dem Jahre 1604 an, denn auf dem Plane von Merian
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sind sie bereits ganz in der Form vorhanden, wie sie eben dastehen. In ihnen findet sich ein höchst seltsames Gewinkel von Gängen, Stuben und Treppchen und ihr unterer Theil, dessen äußere nach dem Maine zu gerichtete Wand die alte Stadtmauer ist, zeigt im Erdgeschoß noch ganz deutlich von innen die zugemauerten Schlitze und Zinnen, die allerdings auch von außen sehr sichtbar sind. In dem Theil des Hofes, welcher rechts vom Eingang nach dem Fahrthor hinzieht und ebenfalls von Gebäuden des Jahres 1604 eingeschlossen wird, finden sich weniger bemerkenswerthe Dinge, doch ist derselbe ebenfalls malerisch genug wie die Abb. s.d. bezeugt. Von ihm aus gelangt man neben einem Brunnen mit schönen Verzierungen in Stein gehauen, in ein kleines Höfchen. Ueberall liegt heute noch uraltes Pflaster, zum Theil sogar noch rothe Sandsteine, dazwischen wuchs reichliches Gras und verlieh dem Ganzen einen höchst malerischen und poetischen Reiz, der nunmehr in unsern Tagen zum Theil verschwunden ist. Die Nachricht, der Saalhof wird abgebrochen, traf uns Alle wie ein Donnerschlag und brachte unter uns damals noch ganz jungen Leuten eine merkwürdige Aufregung hervor. Wir hatten uns theilweise an den Studien und den damit verbundenen Eindrücken großgezogen und sollten das nun Alles mit einemmal vor unseren Augen fallen sehen. Alles lief hin und zeichnete und maß. Wo die Sachen alle hingekommen, weiß ich nicht. Was ich damals rettete, befindet sich in meiner Sammlung. Einzelne Stellen existiren noch, allein die Hauptgebäude fielen. Nur die Kapelle blieb
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stehen, wurde aber auch in ihrem Aeußeren ziemlich modernisirt. Im Jahre 1842 im Frühling begann der Abbruch der oben erwähnten Gebäude und wurde ein neues Haus an deren Stelle gesetzt, die Ecken des viereckigten Thurmes an der nördlichen Seite desselben sowie diese ganze Seite blieben mit der östlichen Wand, an welche die Capelle angelehnt ist, stehen, so daß noch heute der Umfang, den das Gebäude einnahm, genau zu sehen ist. Die nach dem Maine zu gelegenen, auf die alte Stadtmauer aufgesetzten Gebäude aber wurden nebst dieser bis auf den Grund abgebrochen. Das Thor, welches den Eingang in den Hof bildet, war früher überdacht, neben ihm befindet sich eine Cisterne für Regenwasser. Die mehrfach erwähnten, ebenfalls im Jahr 1604 erbauten, nach der Saalgasse liegenden Häuser haben durch die Veränderung ihrer Fensterstellung viel von ihrem ursprünglichen Aussehen eingebüßt. Die geschnitzten und gemalten Holzgiebel rettete ich glücklicherweise im Bilde indem am 3. Mai 1863 behufs einer Reparatur derselben der alte Kalkputz herunter geschlagen wurde, wodurch die Ornamente, welche ich schon lange daselbst vermuthet hatte, zum Vorschein kamen. Nun aber sind sie auch für immer verloren, indem man die Ausbessereung, wie dieß hier in Frankfurt gewöhnlich der Fall zu seyn pflegt, den Handwerkern überließ, welche ohne alles Verständniß der Formen die Ausladungen in einer Weise veränderten und dann alles, mit einem jede Spur von früher verhüllenden Kalkputz überkleisterten,
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daß selbst das geübteste Auge nicht mehr im Stande ist, den früheren Werth darin wiederzufinden. Man sehe meine genau nach der Natur gefertigte Abbildung [R0669] und vergleiche sie mit dem jetzigen Bestand. -
Nach gleichzeitigen während des Abbruchs gemachten Notizen und Beobachtungen.
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11. April 1878
Im gegenwärtigen Augenblick werden in dem im Hofe gelegenen Mittelbau eine Menge umfassender und durchgreifender Reparaturen vorgenommen, bei denen ein großer Theil der alterthümlichen Charakterzüge leider verloren geht; es werden, wie man sagt, Arbeiterwohnungen darin eingerichtet. Die runden Scheiben in den Fenstern verschwinden, das alte Holzwerk verliert seinen charakteristischen rothen Anstrich u.s.w. Thüre wurde zugemauert, Fenster verändert, kurz alles umgestaltet.
Bei dieser Gelegenheit soll auch ein alter Kamin, auf welchem sich die Jahreszahl 1591 eingehauen fand, entfernt worden seyn; gesehen habe ich ihn nicht selbst, sondern wurde mir sein Dasein durch Herrn Dr. jur. Haag, dem langjährigen Bewohner und Verwalter der Bauten mitgetheilt. Auch in dessen nach der Saalgasse hin gelegenen, nunmehr von ihm verlassenen Wohnung finden sich eine Menge alterthümlicher Einrichtungen vor, ein altes aus dem Anfang des 17. Jahrh. stammendes Treppengeländer, verzierte Decken u.s.w. Namentlich erregte meine besondere Aufmerksamkeit ein altes Stück Mauer, das nach den Häusern gegen das Fahrthor hin den Saalhof abgrenzte; eine an derselben befindliche alte Bogenstellung oder Verblendung bedarf einer besonderen Aufmerksamkeit, s. Abb. Viel ist zu Grunde gegangen und viel wird noch zu Grunde gehen, retten wir dem
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Andenken, was zu retten ist, und soweit es in unseren Kräften steht, vielleicht wird es mir die Nachwelt danken.
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28. April 1878
Wie mir soeben mitgetheilt wird, sollen die Bruchstücke des oben erwähnten Kamins erhalten worden seyn und unten in einem Gewölbe verwahrt werden; ich bin sehr begierig, dieselben zu sehen und zu zeichnen.
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29. April 1878
Den Kamin habe ich heute gesehen, er hat ganz einfache Renaissancegliederung und trägt auf dem Gesimse, wie schon erwähnt wurde, eine Jahreszahl, welche jedoch 1695 und nicht wie oben erwähnt wurde, 1591 heißt.
Weiter fand sich noch eine Figur des Hl. Gallus vor, die aus dem vorigen Jahrh. stammt, sie ist ungefähr 3 Fuß hoch und ohne künstlerischen Werth.
Herr Zoller, der Sohn der jetzigen Eigenthümerin, zeigte mir mit der größten Freundlichkeit bereitwillig alle Räume und ließ mir sogar stellenweise den Bauschutt wegräumen um zu den Steinen des bewußten Kamins zu gelangen.
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17. August 1879
Seit ungefähr vier Wochen hat die Veränderung der nach der Saalgasse gerichteten Seite der Häuser begonnen, sie bestand aus einem ziemlich langen Gebäude mit Quergiebeln, welche zierlich in Holz geschnitzt waren. s. A. und eine Menge von Fenstern und Thüren unregelmäßig durcheinander gestellt, theils mit Spitzbogen, theils mit Rundbogen überdeckt, auch mehrere mit Segmentbogen, kurz aus den verschiedensten Zeiten zusammengewürfelt, höchst eigenthümlich und charakteristisch für das alte Frankfurt, das
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durch diese Veränderungen wieder ein Hauptkennzeichen verliert. Goethe beschreibt diese Häuser in Dichtung und Wahrheit so lebendig, daß jedes weitere Wort als Ueberfluß erscheint.
Band 10
28. Juni 1880
Mittlerweile sind die Wiederherstellungsarbeiten vollendet und lassen an Geschmacklosigkeit und Unverständniß der Bauformen nichts zu wünschen übrig, der leitende Architekt hat sich da ein sonderbares Denkmal gesetzt, dessen Eindruck nur dadurch abgeschwächt wird, daß man dahier an derartige Schöpfungen gewohnt ist.
Band 10
23. Juni 1879
Soeben wurden die nach der Saalgasse hin gelegenen Räume im Inneren durchaus verändert, Wände herausgenommen u.s.w. und das ganze untere Geschoß zu Läden eingerichtet, auch wird später die Außenseite nach der Straße zu dementsprechend verändert. Sie ist unregelmäßig vielfach umgebaut und entstellt, aber trotzdem auch reich an interessamtem Detail, namentlich Holzschnitzerei an den Giebeln, die leider total überkleistert und verdeckt sind. Die vielen Thüren sind theils mit Rundbögen, theils mit Spitzbögen oder wagerechtem Sturz überdeckt, Fenster nach Bedürfniß hineingebrochen u.s.w. Mit ihrer Veränderung fällt ein Stück Alt Frankfurt.
Band 10
26. Oktober 1879
Heute wurde das alte mit einem Spitzbogen überdeckte Eingangsthor des Hofes in Folge der Veränderung des oben benannten Gebäudes eingeschlagen. Die nach
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der Saalgasse hin sehende oben erwähnte Seite mit den Giebeln und den unregelmäßigen Thüren und Fenstern ist in einer Weise verändert, die alles, was mir bis jetzt von Unverständnis der Bauformen vorgekommen ist, weit hinter sich zurückläßt.
Band 10
8. November 1879
An die Stelle des alten Thores ist nun ein neues getreten, das mit einem Rundbogen überwölbt ist.
Ein auf dem Dache angebrachtes Zwerghaus neben den alten schönen Giebeln überlasse ich der Beurtheilung der geneigten Leser, ebenso wie die Wappen mit ihrer Umgebung, welche nun über dem Thore angebracht sind.
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Horneck
Saalgasse 36
I.69
12. Juni 1858
Ein Haus mit massivem Unterbau, die Kellergewölbe werden von einer achteckigten Säule getragen, an deren Kopfende oder besser Kopfstein die Jahreszahl 1645 eingehauen ist.
In einem Zimmer des ersten Stocks befindet sich ein steinerner Wandschrank mit einer eisernen reich verzierten Thüre, über derselben in Stein gehauen zwei Wappen, welche sich auch in den Schlußsteinen der Thüre im Erdgeschoß wiederholen. s. Abb. [R0651] [R1140] [R1503]
An einem Horststein der Brandmauer die Jahreszahl 1709 eingehauen.
Dieses Haus bildet das Eck mit dem engen dunklen Gäßchen, das spottweise die kleine Zeil genannt wird.
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Cronenberg | Landeck | Kl. Blumenstein
Saalgasse 44 | Römerberg 8 | Bendergasse 45
I.77 | I.78
4. Juni 1858
Ein Haus mit massivem Unterbau, dessen Thüröffnungen im Erdgeschoß nach dem Römerberg und der Bendergasse hin mit Rundbogen, nach der Saalgasse hin mit Spitzbogen überdeckt sind. Die Rundbogen sind zierlich mit Stäben profilirt, die sich am Bogenansatz mit den senkrechten durchdringen. Letztere endigen unten in einem verzierten Sockel. Auf der Vorderseite des Hauses über den Bogenöffnungen in Stein gehauen das Wappen der Familie Fladen mit der Jahreszahl 1544 [MZ_10-1]. Auf der Seite des Hauses nach der Saalgasse hin dasselbe Wappen noch einmal, ebenfalls mit der Jahreszahl 1544, die Zahl aber anders geschrieben.
Auf dem Eck ein schöner Tragstein, welcher den Uebergang aus dem runden Eck in das Viereck vermittelt und welcher folgende Inschrift trägt, die sich neben der Rundung auf dem Stein noch theilweise fortsetzt:
HAS.DV.GEWALT.SV.RICHT.RECHT.
GOT.IST.DEN.HER.VND.DV.SEIN.KNECHT.
RICHT.NICHT.VF.ENS.MANS.K.H.W.A.S.A.
Die Inschrift ist durchaus genau und alle anderen Lesarten falsch.
Ich lese: Richt nicht uf ens mans klagen
Hör was andere sagen.
Band 10
6. Januar 1879
Seitdem das Erdgeschoß des Hauses zu einem Wirthschaftslocal eingerichtet ist, hat es einen großen Theil seiner Eigenthümlichkeit eingebüßt.
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Storch
Saalgasse 1
M.111
12. Juni 1858
Massiv bis in die Giebel. Ueber der Hausthüre ein Schild „Gasthaus zum Storch 1798“. In den beiden Giebelfeldern sind runde Medaillons von Stein eingesetzt, deren eines das Brustbild eines Mannes, das andere, halb zerstörte, das einer Frau zeigt, von dem Letzteren sind nur die beiden Brüste erhalten. Auf dem Eck steht ein Storch von Blech als Schild des Hauses; im Hofe unter dem Durchgang eine Thüre, mit einem Spitzbogen überwölbt, welche in das Hinterhaus führt, dessen Fenster nach dem Leinwandhause sehen.
Am Hauptbau im Hofe eine große mit einem Rundbogen überwölbte Thüre, zur Hälfte durch den Anbau eines Seitenflügels wieder verstellt, s. Abb. [R1145], sodann alte Holzgiebel mit Schiefersteinen beschlagen und mit alten Wetterfahnen gekrönt, überall runde Scheiben in den Fenstern und am zweiten Stock des Seitenbaus im Hofe links ein Tragstein mit einem Storch und der Jahreszahl 1686, ebenso ein ganz gleicher nach der Straße hin, ebenfalls mit einem Storch und der Jahreszahl 1686.
In den beiden Wetterfahnen der geschweiften Giebel des Vorderhauses die Hausmarke, s. Abb. [R1415] Leider wurde eine der schönen Fahnen vom Sturmwind vor einiger Zeit herunter geworfen und nicht wieder an ihre Stelle gebracht. Im Hofe findet sich noch ein Säulensockel von rothem Sandstein vor.
Band 10
3. Juli 1870
In früherer Zeit war auf der Giebelseite des
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Hauses neben den Fenstern des ersten Stocks das Bild eines Storchs angemalt, dessen deutliche Spuren in den letzten Jahren recht erkennbar wieder zum Vorschein gekommen waren, bei der vor einiger Zeit vorgenommenen Reparatur und Uebertünchung des Hauses verschwand dieses Bild sowie die obenerwähnten beiden Medaillons.
Siehe auch:
Band 10, Seite 19
Goldstein | Alter Goldstein
Saalgasse 11
M.116
26. Juni 1858
Ueber der Hausthür eingetieft:
[MZ_10-2]
Band 10, Seite 21
Schinken, drei | Schenken
Saalgasse 13
M.117
22. Juni 1858
Das Haus ist bis unter das Dach massiv. Es ist das einzige Haus in der Stadt, das einen steinernen Ueberhang hat.
In den Zimmern des ersten Stocks befinden sich Stuckdecken von ausgezeichnet schöner Anordnung und Ausführung, es sind die schönsten, welche dahier vorhanden sind.
Auf einem Tragstein unter dem ersten Stock ist beifolgendes Wappen eingehauen, s. Abb. 1. [R1141] Die Hausmarke ist neben der Eingangsthüre auf einem Schild angemalt.
Unter den Fenstern des ersten Stock sind die Brüstungen mit schlechten landschaftlichen Fresken bemalt und darunter eine, die ganze Länge des Hauses durchziehende Inschrift, die ich vor ungefähr 8 Tagen zum erstenmal bemerkte.
Band 10
3. Juli 1858
Als ich heute Morgen hinging, um die Inschrift abzuschreiben, da gerade helles Wetter war, das ich eigends dazu abgewartet hatte, um sie entziffern zu können, war dieselbe unter einem neuen Anstrich, den man mittlerweile dem Hause gegeben hatte, leider spurlos verschwunden.

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