Häufig ist nur meinem geübten und scharfen Auge eine Form oder das Vorhandenseyn eines Ornamentes, Inschrift u.s.w. erkennbar. Uneingeweihte hatten es dann hier und da versucht, meine Bestrebungen dahin zu verdächtigen, daß ich meiner Einbildungskraft zu viel nachgegeben. Es sind dieß meistens solche Leute, die zu faul sind, ein Ding selbst genau zu untersuchen und doch gerne mit vornehmer Herablassung prahlende Phrasen darüber verbreiten, wie Alle, deren Wissen nicht auf selbstständiger Forschung beruht; ihnen darf man am wenigsten trauen, denn in der Regel vermögen sie einen Eichbaum von einem Kalbe nicht zu unterscheiden und können sich nur in gestohlenen Kleidern sehen lassen. Es ist mir nicht einmal, sondern oft vorgekommen, daß ich Dinge, die längst in berühmten und verdienstlichen architektonischen Werken als erschöpfend abgehandelt betrachtet wurden, durch die erste genauere Befragung die Hauptsache abgewann, welche bis dahin gefehlt hatte oder übersehen worden war.
Seltener ist mir das Gegentheil vorgekommen, nämlich, daß wir an einem Gebäude, nach einer von mir vorgenommenen Untersuchung, etwas verborgen geblieben wäre. So war ich der Erste, welcher im Jahre 1856 [von anderer Handschrift auf 1848 berichtigt S. E.] die kleinen ausgebüchsten Oeffnungen am Eschenheimerthurm entdeckte, und welche dummen Vermuthungen mir von sogenannten Gelehrten darüber gemacht wurden, will ich hier Gar nicht erwähnen; erst im Laufe des vorigen Jahres Oct. 1864, als ich Herrn von Cohausen von der Sache Mittheilung machte, enthüllte sich deren Bedeutung.
Cohausen nämlich hatte gleich sehr richtig behauptet, daß es Rüstlöcher seyen, was ich ihm Anfangs lebhaft bestritt, wegen des thönernen Futters, das ja bei dem Einführen eines Balkens oder Eisens, denn für Balken wären sie zu enge gewesen, sofort bei der geringsten Belastung zersprungen wäre; da fand sich in den Baurechnungen des [die Hälfte der Zeile ist durchgestrichen, von anderer Handschrift ergänzt: Römers S. E.] ein Posten über so und soviel Krüge von gebranntem Thon, von denen er glaubte, daß diese in die Oeffnungen eingesetzt wären, um so die Rüstlöcher offen und trocken zu erhalten, da man sie betreffenden Falles nur